Ab heute treten 95 neue Fußballregeln in Kraft.
Ab heute treten 95 neue Fußballregeln in Kraft.

Das International Football Association Board (IFAB) legt die internationalen Spielregeln für den Fußball fest. Das Gremium beschloss schon im Frühjahr, diese zu ändern. Zum 1. Juni, also heute, treten gleich 95 Regeländerungen in Kraft, die damit schon bei der Europameisterschaft 2016 Anwendung finden, gleichfalls aber natürlich auch für die Bundesliga ab der neuen Saison gelten. Betroffen sind unter anderem der Anstoß, die korrekte Ausführung von Elfmetern und vor allem die „Dreifachbestrafung“. SGE4EVER.de hat die wichtigsten Neuerungen im Fußballregelwerk zusammengetragen.

1.) Notbremse wird zur Auslegungssache
Alte Regel: Foult ein Abwehrspieler als letzter Mann im eigenen Strafraum den Gegenspieler und verhindert somit eine klare Torchance, zückten die Unparteiischen bislang in den meisten Fällen die Rote Karte und gaben Elfmeter. Der Übeltäter wurde somit gleich dreifach bestraft, da er mit dem Platzverweis und dem drohenden Elfmetertor seine Mannschaft nicht nur für den Moment schwächte, sondern in den nächsten Spielen ziemlich sicher eine Sperre absitzen musste.

Neue Regel: Diese „Dreifachbestrafung“ können Schiedsrichter ab sofort abschwächen, indem sie anstelle der Roten Karte für die Notbremse lediglich den gelben Karton zücken. Allerdings ist dies nur dann möglich, wenn der Angriff klar dem Ball und nicht dem Gegenspieler galt. Laut dem IFAB sei die durch die Notbremse verhinderte Torchance für den Gegner mit dem Strafstoß wiederhergestellt. Es liegt also nun im Ermessen der Schiedsrichter, wie sie die Verhinderung einer klaren Torchance auslegen.

2.) Kein Abstoppen beim Elfmeter
Alte Regel:
Bei Strafstößen wird immer wieder diskutiert, ob es seitens des Schützen fair sei, den Anlauf zu verzögern oder gar komplett abzustoppen. Bislang erlaubten die Regeln beides.

Neue Regeln: Ab sofort ist das komplette Abstoppen beim Anlauf zum Elfmeter allerdings verboten. Der Schütze darf lediglich noch verzögern. Wird gegen diese Regel verstoßen, gibt es einen indirekten Freistoß für den Gegner. Gleiches gilt, wenn der Strafstoß von einem Spieler ausgeführt wird, der nicht als ersichtlicher Schütze auszumachen war und, wenn ein Spieler den Elfer nach hinten ausführt. Letzteres war bislang noch gar nicht geregelt.

3.) Rote Karte vor Spiel möglich
Alte Regel:
Kommt es in der Halbzeit oder nach Abpfiff zu Undiszipliniertheiten von Spielern, die während des Spiels auch bestraft worden wären, können Schiedsrichter dieses Fehlverhalten entsprechend mit Gelben oder Roten Karten ahnden. Eine Regelung, wie mit solchen Fällen vor Anpfiff umgegangen wird, gab es bislang nicht.

Neue Regel: Nun haben die Unparteiischen ab der Spielfeldinspektion die Möglichkeit, dieselben Maßnahmen, wie oben beschrieben, zu ergreifen. Ab sofort können Spieler also auch vor dem Spiel von jenem ausgeschlossen werden. Die betroffene Mannschaft darf aber dennoch mit elf Mann antreten. In der Premier League kam es 2005 zu einem Vorfall, bei dem die neue Sanktionsregel Anwendung gefunden hätte. Damals gerieten Patrick Vieira von Arsenal London und Roy Keane von Manchester United vor Anpfiff im Spielertunnel aneinander.

4.) Kleidung komplett unifarben
Alte Regel:
Die Schiedsrichter kontrollierten vor Spielbeginn bislang lediglich, ob die Spieler Schmuck oder Werbung an sich trugen, die nicht sein darf. Für das, was die Jungs drunter tragen, interessierten sich die Unparteiischen bisher nicht.

Neue Regel: Das ändert sich mit dem neuen Regelwerk. In diesem ist nämlich festgelegt, dass jedes Kleidungsstück, das unter dem Trikot getragen wird – also beispielsweise langärmelige Unterhemden oder sichtbare Shorts – exakt die gleiche Farbe wie die Spielkleidung haben müssen. Gleiches gilt für Verbandsmaterial und Socken über den Stutzen. Hat ein Trikot mehrere Farben, müssen sich alle Spieler auf einen einheitlichen Farbton für Shorts, Verband etc. einigen. Fällt die Missachtung dieser Regel erst während der Partie auf, wird diese deswegen nicht unterbrochen. Der betroffene Spieler muss allerdings das Spielfeld verlassen und seine Ausrüstung in Ordnung bringen. Bevor der Spieler wieder auf den Platz darf, muss die Richtigkeit der Kleidung durch den Unparteiischen gecheckt werden.

5.) Kurze Behandlung – Spieler muss nicht vom Platz
Alte Regel:
Sobald ein Spieler von seinem medizinischen Team auf dem Spielfeld versorgt wurde, musste er bislang den Platz mit den Betreuern verlassen und durfte erst nach Erlaubnis des Schiedsrichters wieder mitspielen.

Neue Regel: Dauert die Behandlunsgpause des verletzten Spielers auf dem Feld nicht länger als 20 bis 25 Sekunden, muss der Spieler nun nicht erst den Platz verlassen, sondern darf direkt weiterspielen. Das IFAB betrachtet es als unfair, dass dem Team des Gefoulten für die Zeit der Behandlung zwangsläufig eine Unterzahl zugemutet wurde. Diese Regel findet allerdings nur dann Anwendung, wenn der foulende Spieler für sein Fehlverhalten verwarnt oder gar des Feldes verwiesen wurde.

6.) Anstoß in beide Richtungen möglich
Alte Regel:
Der Anstoß musste bislang nach vorne, also in die gegnerische Hälfte, ausgeführt werden.

Neue Regel: Die anstoßende Mannschaft kann den Ball nun auch in die eigene Hälfte spielen.


Weitere kuriose Neuerungen im Regelwerk

  • Es wurde wirklich an jede Unmöglichkeit bei der Ausarbeitung der neuen Fußballregeln gedacht. So ist desweiteren auch noch festgelegt, was passiert, wenn ein Spieler einen Eckball über das gesamte Spielfeld in das eigene Tor buxiert. In diesem – sehr unwahrscheinlichen – Fall gibt es einen Eckstoß für den Gegner.
  • Verliert ein Spieler während der Partie seinen Schuh, darf er ohne sein Schuhwerk bis zur nächsten Unterbrechung weiterspielen, bislang wurde das Spiel in solchen Fällen meist von den Schiedsrichtern direkt unterbrochen.
  • Sollte es während eines Elfmeterschießens zu einem Platzverweis kommen, muss die Mannschaft, die von diesem nicht betroffen ist, auch einen Spieler ausschließen – damit die Zahl der potentiellen Schützen wieder dieselbe ist.

Beruhigend inmitten all den Änderungen ist übrigens das zweite Gesetz im neuen Regelwerk des IFAB, das sich dem Spielgerät widmet. Dort steht: „Keine Änderungen“. Es wird also auch künftig mit einem Ball gespielt werden.

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9 Kommentare

  1. Einige durchaus sinnvolle Änderungen. Leider hat man an ein Thema nicht gedacht oder sich nicht rangetraut – Schwalben. Das ist wirklich schade, da Schwalben neben versteckten Fouls das hinterhältigste überhaupt sind. Es ist Betrug bzw. Betrugsversuch. Deshalb sollte der Schiedsrichter wenigstens die Chance haben, für Schwalben die rote Karte zu geben und zwar wenn damit Vergehen vorgetäuscht werden, die mit ebendieser bestraft würden (Tätlichkeit, Notbremse). Besser wäre es noch, wenn der Schiedsrichter in solchen Fällen sogar dazu verpflichtet wäre. Und sollte der Schiedsrichter so etwas nicht oder falsch sehen, dann sollte es die Möglichkeit geben, in Nachhinein eine Sperre auszusprechen.
    Außerdem wäre es gut gewesen, die „Tatsachenentscheidung“ bei der nachträglichen Verhandlung komplett abzuschaffen. Es handelt sich hier schließlich um Verhandlungen vor Gerichten. Dann sollte man wenigstens den Grundsätzen der Gerichtsbarkeit genügen und auf Beweise setzen.
    Wenn der Schiedsrichter einem Spieler zu unrecht die rote Karte gegeben hat, dann ist er zumindest im Nachgang von einer Sperre zu befreien. Es ist schon schlimm genug, dass die Mannschaft zu unrecht in Unterzahl spielen musste, dann sollte man das ganze nicht noch ungerechter machen. Genauso gilt es einen Spieler zu bestrafen, wenn der Schiedsrichter ihn zu unrecht NICHT bestraft hat. Bisher ist das ja nur möglich, wenn der Schiri angibt, die Szene nicht gesehen zu haben. Wenn er die Szene aber falsch bewertet (Ohrfeige als Schubser, absichtlicher Tritt als Unfall etc.) gibt es danach nicht mal die Möglichkeit den Spieler zu bestrafen.
    Und damit werden die Schiedsrichter keineswegs geschützt. Man hat doch schon eingesehen, dass Schiedsrichter nicht alles sehen können. Deswegen wurden die Linienrichter eingeführt, deswegen wurde die Torlinientechnologie eingeführt und deswegen wird jetzt sogar der Videobeweis getestet. Dann sollte man die Schiedsrichter doch wenigsten von der Bürde befreien, durch eine falsche Entscheidung auch für die Folgen, die über die Spielzeit hinaus gehen verantwortlich zu sein.

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  2. Bin da ganz bei dir, elde!
    Darüberhinaus wünsche ich mir seit langer Zeit eine Regel, die das ärgerliche Zeitspiel aus der Welt schafft.
    Das wird immer unerträglicher…dieses Getue des Torwarts beim Abstoss z.B. oder die lächerliche Schauspielerei wenn die dann bei jedem Rempler liegenbleiben und all die Marotten. Das ist einfach unfair und unwürdig…das kann man doch mit einer einfachen Stoppuhr unterbinden. Nur wenn der Ball rollt, läuft die Zeit…basta. Dann macht all dieses unfaire Getue auch keinen Sinn mehr. Vielleicht muss ja nicht die ganzen 90 Minuten die Stoppuhr zum Einsatz kommen. Wenn man generell ab der 75.Minute eine Stoppuhrphase einführen könnte, wäre das ein Anfang im Kampf gegen diese lästige Unart.

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  3. Das mit dem Zeitspiel ist nicht so einfach. Wenn Du nur die Nettospielzeit nimmst, dauert ein Spiel dann halt 2-3 Stunden. Die effektive Spielzeit in der Bundesliga beträgt ca. 57 Minuten. Allerdings kann der Schiedsrichter ja dementsprechend nachspielen lassen. Das ginge auch heute schon. Es ist auch nicht immer so, das die Grenze zum Zeitspiel gut zu erkennen ist. Hab schon öfter in der zeitlupe bei ienem Foul erst dann erkannt, dass das wirklich weh tat und keine Show ist. Außerdem kann der Schiri ja auch gelb und beim zweinten Mal geb-rot geben. Das ginge alles jetzt schon.

    Ich finde die Regelänerung vor allem bei der Dreifachbestrafung und der Verletzungspause gut und richtig.

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  4. 95 Regeländerungen. Überall ließt man nur die wichtigsten,also 10-12.
    Wenn jemand nen Link kennt wo die restlichen (un)wichtigen einzusehen sind. Immer her damit.
    😉
    Sieht mal ganz ok aus die Änderungen. Mus halt auch umgesetzt werden von den Schiris. Die alten wurden auch nicht immer gut umgesetzt.

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  5. Das mit dem Abstoppen beim Elfer find ich krass, bzw. dass es bei Fehlverhalten indirekten Freistoß für den Gegner gibt. M.W. ist es bisher immer so, dass bei fehlerhafter Ausführung der Elfmeter wiederholt wird. Ich bin schon gespannt, was los ist, wenn das das erste Mal so gepfiffen wird…

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  6. Das mit dem Abschaffen der Dreifachbestrafung ist ne gute Sache. Das man bei Behandlungen nicht mehr vom Platz muss kann evtl. im Sinne des Zeitspiels ausgenutzt werden. Ab wann gelten denn die 20-25 Sekunden? Ab dem Foul oder ab dem Zeitpunkt wo der Schiedsrichter aufs Foul aufmerksam wird, die Sanis ruft, diese ggf. auf die andere Platzseite gerannt sind und sich ein erstes Bild vom Opfer machen konnten (da können gut und gerne mal 1-2 Minuten ins Land gehen). Außerdem finde ich es immer ganz gut, wenn die Regeln einfach gehalten werden und man möglichst von der Kreisklasse bis in die BL mit den gleichen Regeln spielt. Das ist bei der Torlinientechnik nicht möglich aber bei der Spielkleidung? Muss man sich als Spieler in der Kreisklasse jetzt schon 3 Satz Handschuhe und Unterzieh-Shirts bzw. lange Hosen vorhalten, damit diese zu Heim- und Auswärtstrikots passen? Und der Betreuer braucht Verbandsmaterial in allen Farben? Ich komme zwar auch noch aus ner Zeit in der man sicherlich ausgelacht worden wäre, wenn man mit langen Hosen, ner Mütze und nem Schal auf einem Hartplatz spielt aber heutzutage gilt ja selbst bei beheiztem Rasen und Funktionstrikos die oberste Priorität der gut sitzenden Frisur…
    Ach und das Pilotprojekt Videobeweis….wann sollte das noch gleich starten? Hatte gehofft schon zur neuen Saison :-/

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  7. Wurde als zu schwer erachtet. Wird jetzt geprüft ob die Bayern ne eigene Liga gründen können und dann der Derzeitigen verwiesen.

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  8. @1 Klasse Kommentar da geb ich dir Recht.
    @6 Da gehts dir ja noch gut, wenn du zwei bis drei farbe Sportunterwäsche oder Handschuhe brauchst… Bei den Amateur Mannschaften wo ich bisher gespielt haben wurde meistens direkt vor Anpfiff entschieden ob wir in z.b. weiss, rot, blau, schwarz oder gold spielen (manche trikots auch noch aus den 90igern) und da fängt es schon mal an, dass man solche Radlerhosen gar nicht in z.b. Gold findet und dann muss ich dir auch Recht geben selbst wenn man die Sachen in den Farben findet, ist es doch sehr übertrieben zu verlangen das man als Amateur Spieler zu jeder Trikot Farbe passendes Equipment hat. Andererseits hab ich schon gegen Mannschaften gespielt die verschieden farbige Hosen trugen „weil das trikot ham ja alle an“ also da sollte man vllt mal einen Extra Pharagraphen für den Amateursport einführen.

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