Jan Zimmermann freut sich über seine Rückkehr: „Ich bin voller Euphorie und Ehrgeiz!“

Positiv denkend, reflektierend und humorvoll – Jan Zimmermann ist kein Profi, der sich in eine Schublade stecken lässt und mit Floskeln um sich wirft. Der 32-Jährige, der die Frankfurter Eintracht 2010 verließ und vor wenigen Wochen nach den Stationen SV Darmstadt 98, 1. FC Heidenheim und TSV 1860 München zurückkehrte, fällt nicht nur wegen seiner stattlichen Größe von 1,90 Meter auf. Beide Arme des Mannes, der die Nummer 17 erhält, werden mit Tattoos bedeckt: Rechts stehen lateinische Sätze, endend mit den Wörtern „amo familia“, was übersetzt „ich liebe Meine Familie“ bedeutet, auf dem linken Oberarm prangert der mythische Vogel Phoenix – als Symbol für den Aufstieg aus der Asche.

Ein Foulspiel rettet das Leben

Es war im Dezember 2014, als der FC St. Pauli gegen Heidenheim spielte und Angreifer Ante Budimir Zimmermann unabsichtlich am Kopf traf. Eine Gehirnerschütterung war die Folge, bei einem MRT am nächsten Tag, den er eigentlich nicht für nötige empfand, wurde eine Tumor-Erkrankung erkannt. Ein Foulspiel mit anschließender Verletzung rettete dem damals 29-Jährigen demnach das Leben. „Durch meine Kopf-Operation sehe ich heute viele Dinge anders. Ich dachte davor, die Krankheit kann mich nicht verändern – zwei Monate danach habe ich gesagt: ‚Was war ich für ein Vollidiot.‘ Meine gesamte Lebensweise hat sich geändert, das war natürlich ein sehr gravierender Einschnitt“, erklärte er mit fester Stimme. Viele Dinge nehme er jetzt anders wahr, ein Beispiel dafür seien etwa die tägliche Trainingseinheit: „Während viele meiner Kollegen völlig erschöpft sind und stöhnen, freue ich mich einfach darüber, dass ich dabei sein darf – obwohl ich auch K.o. war. Ich schätze es einfach.“

In den kommenden Tagen muss der Torhüter jedoch pausieren. Grund dafür ist eine Naht, die unter der Haut gerissen ist. Die Muttermahlnarbe musste genäht werden, die Dermatologin duldete keinen Aufschub mehr. „Es war eine ganz doofe Aktion. Aber jetzt ist das Hautkrebsrisiko komplett gebannt“, bleibt Zimmermann ganz entspannt. Seine Euphorie, wieder in der Heimat zu sein, wird dadurch nicht getrübt. Der gebürtige Offenbacher, der 1994 zur Eintracht kam und dort im Herbst 2005 gegen den VfL Wolfsburg und FC Schalke 04 (jeweils 0:1) seine ersten beiden von insgesamt fünf Bundesligaspielen (die er allesamt verlor) absolvierte, ist nach dem letzten Jahr beim TSV 1860 München froh, wieder in der Heimat zu sein. „Du weißt oft erst, was du an der Heimat hast, wenn du mal weg bist. Trotzdem freue ich mich, dass ich die Mentalität von den Schwaben, auf der Ostalb und den Münchenern kennenlernen durfte. Außerdem weiß ich nicht, ob der Tumor so jemals erkannt worden wäre, wenn ich immer hier geblieben wäre“, so Zimmermann.

Schwere Zeit bei 1860

Dennoch: Die außerhessische Tour endete mit einer chaotische Spielzeit bei den Löwen, die in der Relegation gegen Jahn Regensburg chancenlos waren (1:1/0:2) und in der Regionalliga neu starten müssen. Es war der Untergang eines Traditionsvereins, der sich seit Jahren schon anbahnte. Zimmermann selbst musste Geschichten miterleben, „die ich Abends bei einem kühlen Bier erzählen könnte.“ Er sollte beim TSV ein Leistungsträger werden und an seine starke Zeit bei Heidenheim anknüpfen, der Trainerwechsel von Kosta Runjaic zu Daniel Bierofka verhinderte diesen Plan nach 13 Spieltagen. Bierofka setzte, wie auch Nachfolger Vitor Pereira, auf Stefan Ortega. Zimmermann konnte dafür kaum Verständnis entwickeln, er vermutet gar eine politische Entscheidung innerhalb des Vereins. „Auf einmal waren Spieler, die im Sommer neu kamen, aussortiert“, wundert er sich im Nachgang.

Das Tohuwabohu war viel größer, als es in Frankfurt rund um die Jahrtausendwende der Fall war: „Damals lag ich in der Mittagspause vor dem B-Jugend-Halbfinale gegen Hannover auf dem Zimmer und habe im Videotext gelesen, dass die Eintracht insolvent ist. Dann war da auch noch die Zeit mit Octagon, die echt spannend war. Dennoch kann ich das mit dem ganzen Trubel in München nicht vergleichen.“ Daran soll jetzt ein Haken gesetzt werden: „Ich habe nach dem Abstieg eine Woche gebraucht, um im Urlaub abzuschalten und runter zu kommen. Und jetzt beobachte ich das ganze Treiben interessiert aus der Ferne.“

Wichtiger ist das Hier und Jetzt bei der Eintracht. Er entschied sich schnell für die Vertragsunterschrift, auch wenn es während der laufenden Saison trotz Reservistenrolle keine Gespräche gab: „Ich bin da vielleicht nicht der typische Fußballer, aber ich könnte nicht in den Spiegel schaue, wenn ich mich intensiv mit der persönlichen Zukunft befasse, während wir im Abstiegskampf stecken. Das geht für mich moralisch nicht. Im Urlaub wurde es dann konkret und ich habe mich schnell entschieden.“

Moppes Petz genießt es, den Torhütern seine Schussqualitäten zu präsentieren.

Lob für Moppes Petz

Seine Rolle bei der Eintracht ist klar definiert, er kommt als Ersatz für Heinz Lindner und soll als Nummer 2 hinter Lukas Hradecky – den er sehr schätzt und als ersten Torhüter voll und ganz akzeptiert – den Konkurrenzkampf anheizen. Zimmermann musste dabei bereits Bekanntschaft mit dem harten Schuss von Torwarttrainer Moppes Petz machen: „Er hat Ansätze, die mich weiterbringen.“ Der Ehrgeiz, die Bälle zu halten, wachse stetig und wenn dies nicht gelinge, „dann könnte ich den Pfosten durchtreten.“ Einen Tag später überwiege jedoch die Anerkennung dafür, „dass Moppes sehr gut schießt.“ Zimmermann wird allerdings weiter daran arbeiten, sich zu verbessern und die Ratschläge nicht nur anzunehmen, sondern auch umzusetzen. Begeistert registriert er dabei den Umgang innerhalb der Mannschaft: „1860 war ein Beispiel dafür, wie Mentalität Qualität schlagen kann. Bei Darmstadt habe ich damals die andere Richtung erlebt, da kamen wir nur über die Mentalität. In München hatten wir viel Qualität, aber keiner wollte für den anderen rennen.“ 

Die Eintracht habe vergangenes Jahr vor allem in der Hinserie, als sie 29 Punkte sammelte, die richtige Einstellung gezeigt. In der Rückserie, die nur noch 13 Zähler einbrachte, fehlten häufiger Nuancen. „Das DFB-Pokal-Finale erreichst du aber nur, wenn alle füreinander da sind“, verweist Zimmermann auf den guten Charakter der Hessen. Auf der am Donnerstag startenden USA-Reise – mit den Testspielen gegen die Seattle Sounders (8. Juli), San Jose Earthquakers (14. Juli) und Columbus Crew Soccer Club (17. Juli) – soll die Mannschaft noch enger zusammengeführt werden. Der Torhüter freut sich auf die Reise und erinnert sich kurz zurück: „Wir haben mit der A-Jugend damals am Dallas-Cup teilgenommen und ich war auch einmal im Urlaub dort.“ Auf die Duelle gegen Teams aus der Major League Soccer ist er sehr gespannt, „das wird extrem interessant.“

- Werbung -

14 Kommentare

  1. Hätte gehofft wir spielen gegen Philladelphia bzw. Nikolov, wenn wir schon in die USA gehen.

    0
    0
  2. OT: de Guzman nach Kicker.de Info sogar ablösefrei, das ist klasse! Das ist mal eine Maßnahme!
    Quelle: http://www.kicker.de
    Jonathan de Guzman steht unmittelbar vor einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt. Nach kicker-Informationen soll der offensive Mittelfeldspieler des SSC Neapel einen Dreijahresvertrag unterzeichnen und keine Ablöse kosten. Der 29-Jährige ist ein sehr variabler Spieler, der als Achter, Zehner oder auf der offensiven Außenbahn agieren kann, wobei er trotz seiner Schnelligkeit nicht als Flügelstürmer gilt.
    Jonathan de Guzmán (29) wechselt nach ‚kicker‘-Informationen sogar ablösefrei in die Mainmetropole. Vertrag bis 2020.

    0
    0
  3. @ nicknackman
    Das klingt doch richtig gut! Und wenn man bedenkt, dass NK ein gutes Händchen mit als proiblematisch geltenden Spielern (z.B. Rebic) hat, ist darauf zu hoffen, dass de Guzmann nochmal aufblühen könnte, vielleicht wird er der bessere Huszti.

    0
    0
  4. Sollte man Fabian bei passenden Angebot ziehen lassen?
    Er konnte mit dem Tor gegen Deutschland auf sich aufmerksam machen.

    0
    0
  5. @nicknack
    Guezman hat bei Neapel noch Vertrag bis 2018. Sein Vertrag müsstr folglich aufgelöst worden sein. Habe auch schon mehrmals eine Ablösesumme von 2Mio gelesen.

    0
    0
  6. @eintrachtkafka
    Ich habe das wiedergegeben, was der kicker.de schreibt. Eine Vertragsauflösung könnte realistisch sein, denn er soll mit Jemanden aus dem Verein zusammen gerasselt sein und deshalb vielleicht auch eine Vertragsauflösung. Mir soll es recht sein, denn er könnte wunderbar die Huszti-Lücke schließen und wenn er noch ablösefrei wäre dann könnte die Eintracht noch für Verstärkung in der IV suchen. Zumindest steht auf Transfermarkt.de das die Wahrscheinlichkeit für den Wechsel bei 82% beträgt.

    0
    0
  7. @Nicknackman – Danke für die Info. Das freut mich.
    @BenGore: Ich vermute mal, NK sucht gerade nach Charakter“tieren“. Polarisierend, vor allem für unsere Gegner unangenehm. So’nen halben Chilenen vielleicht.

    Ich war gestern Nachmittag beim Training. Es wurde sehr viel 1-2 Touch Übungen auf dem Kleinfeld gemacht. Fernandes hat mir ganz gut gefallen, aber auch Hasebe, der viel fitter und belastbarer wirkt als erwartet. Letzterer war bei den gestrigen Übungen die zentrale Anspielstation. Kamada fehlen wohl noch 2-3 kg Muskeln, aber ansonsten ganz gut dabei.

    Als IV evtl. Koch aus Lautern.

    0
    0
  8. @ Dribbelsteadter
    Da wirst du recht haben. Der letzte Biss hat in der RR einige Male entscheident gefehlt. Da wo uns in der HR das Glück zur Seite stand, haben wir es in der RR nicht erzwingen wollen/können.

    Da helfen Spieler wie Fernandez, De Guzman etc.

    0
    0
  9. Glaubt ihr wir könnten Subotic ausleihen? Oder würde das unser Gehaltsgefüge sprengen?

    0
    0
  10. und der hat über 100 Spiele in der Erendivise, über 50 in der Serie A, über 50 in der La Liga + Champions League, Europa League und auch Nationalmannschaftseinsätze + ist unter 30…und schnell auf den Beinen.
    Wenn das wirklich ablösefrei klappt, dann bin ich begeistert.
    Wie oben bereits beschrieben, wären dann NKs Künste gefragt.

    0
    0
  11. @David: wäre bestimmt schön, nur endet sein Vertrag bei Dortmund 2018. Daher leider keine Leihe möglich. Auch wollen sie nicht mit ihm verlängern, sodass er wohl dieses Jahr verkauft wird. Was das Gehalt angeht, so ist er wohl selbst Dortmund als Ersatzspieler zu teuer. Da er mit 28 nochmal etwas verdienen möchte, gleich wenn er seinen Zenit schon überschritten hat, kommt wahrscheinlich nur so ein Team wie der HSV in Frage.

    0
    0
  12. Scheint solangsam Konturen anzunehmen….De Guzman grüßt Frankfurt!
    https://www.transfermarkt.it/napoli-de-guzman-ai-saluti-accordo-con-il-francoforte/view/news/280083
    Goggle-Übersetzung:
    Napoli: de Guzman Grüße nach Frankfurt
    Zuordnung

    Kurz gesagt, sollten Sie die Erfahrung von Jonathan de Guzmán in Italien schließen. Der Spieler noch unter Vertrag mit Napoli bis 2018 und in dieser Saison auf Leihbasis bei Chievo nach dem deutschen Magazin „Kicker“ würden die Vereinbarung mit Frankfurt. Der Kurz niederländischer Mittelfeldspieler unterzeichnet einen Dreijahresvertrag mit dem deutschen Unternehmen. Laut dem Leiter Napoli wäre bereit, den Vertrag des Spielers zu lösen und ließ ihn frei lassen.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -