Marc Stendera (li.) und Sonny Kittel (re.) stammen beide aus dem Nachwuchsleistungszentrum der Eintracht
Marc Stendera (li.) und Sonny Kittel (re.) stammen beide aus dem Nachwuchsleistungszentrum der Eintracht

Der Fußball hat sich in Deutschland grundlegend verändert. Seit der Jahrtausendwende wird die Talenteförderung in der gesamten Republik radikal ausgebaut. Und dieser strukturelle Wandel trägt bereits seit Jahren Früchte. Fußballer wie Mario Götze oder Julian Draxler, die im Alter von 17 Jahren ihr Profidebüt feierten, haben den Markt und die Kaderzusammenstellung der Vereine mittlerweile grundlegend verändert. Dementsprechend ist talentierter Nachwuchs mehr denn je gefragt. Bereits in den Jugendmannschaften zwischen der U16 und der U19 fängt das Buhlen um Talente so richtig an. Dabei soll der Prozentteil der Spieler, die es aus dem Leistungszentrum eines Vereins in den Profikader schaffen, bei nicht einmal 10 % liegen – laut einem Bericht des „Handelsblatt“ vor gut einem Jahr. Wir reden also bei einem 30-Mann starken Kader von gerade einmal drei Spielern, die somit aus dem eigenen Nachwuchs stammen.

Um diese These zu überprüfen, haben wir, in Anlehnung einer Zusammenstellung des kicker, die 18 Bundesligisten überprüft und in einer Tabelle alle Jugendspieler der Clubs festgehalten, die jeweils nach 2012 aus dem Nachwuchs stammen und in dieser Saison bereits zum Einsatz kamen:

Verein Anzahl Jugendspieler Gesamt-Einsätze 15/16
 FC Schalke 04  9 Ayhan, Draxler, Friedrich, Kehrer, Kolasinac, Meyer, Platte, Reese, Sané  72
VfB Stuttgart  5 Baumgartl, Ferati, Ristl, Vlachodimos, Werner  48
Eintracht Frankfurt  5 Gerezgiher, Kittel, Rinderknecht, Stendera, Waldschmidt  37
 Werder Bremen  5 Eggestein, Fröde, Grillitsch, Hilßner, Zander  29
 TSG Hoffenheim  4 Amiri, Ochs, Süle, Toljan  56
 Hertha BSC Berlin  4 Brooks, Mittelstädt, Regäsel, Schulz  26
 1. FC Köln  3 Gerhardt, Hartel, Horn  47
 Borussia M’Gladbach  2 Dahoud, Schulz  31
VfL Wolfsburg  2 Arnold, Putaro  24
 Bayer Leverkusen  2 Frey, Henrichs  7
 FSV Mainz 05  2 Parker, Serdar  7
Borussia Dortmund  2 Passlack, Pulisic  5
 Hannover 96  2 Anton, Bähre  2
 Bayern München  1 Pantovic  1
 FC Augsburg  –  –
Hamburger SV
 FC Ingolstadt 07  –  –
 SV Darmstadt 98  –  –

An der Spitze steht der FC Schalke 04. Die Gelsenkirchener sind bereits seit Jahren für ihre gute Jugendarbeit bekannt und haben in dieser Saison bisher bereits neun Spieler eingesetzt. Insgesamt 72 Einsätze sind dabei ebenfalls Liga-Bestwert. Eintracht Frankfurt landet immer noch auf dem Treppchen. Die Hessen setzten zusammen mit dem VfB Stuttgart insgesamt fünf Spieler ein. Die Spieler der Schwaben kamen 48 Mal zum Einsatz, die der SGE 37 Mal.

Auch die Jugendarbeit der Hoffenheimer zahlt sich langsam aber sicher aus. Zwar kamen hier „nur“ vier Spieler zum Einsatz, die standen aber gleichwohl bisher ganze 56-mal auf dem Platz. Damit Bestwert hinter dem S04. Die beiden Meisterschaftskandidaten Bayern München und Borussia Dortmund haben in dieser Saison eine eher magere Ausbeute. Während der BVB zwei Spieler mit fünf Einsätzen verbuchen darf, kann sich der Rekordmeister mit Milos Pantovic nur einen Jugendspieler-Einsatz anrechnen lassen.

Summa summarum kann man sich am Main in diesem Jahr vieles vorwerfen lassen, aber nicht, dass man es im Vergleich zum Rest der Liga nicht mit dem eigenen Nachwuchs versucht hätte. Denn in der Bundesliga setzt ein Großteil der Vereine viel seltener auf junges Blut aus den eigenen Reihen, als es die Eintracht tut.

- Werbung -

13 Kommentare

  1. Und der VFB Stuttgart macht scheinbar ne gute Jugendarbeit. Kolasinac ging aus der U19 zu Schalke und Kehrer aus der U17 zu Schalke.

    Schalke macht das schon gezielt und gut. Die beiden und Marvin Friedrich ( aus der U17 von Paderborn ) werden geholt und aufgebaut. Das kostet erstmal Geld. Kommt aber nur einer davon durch, zahlt sich das aus.

    Isgesamt müssen wir uns da nicht verstecken. Aber man kann immer dazulernen von denen, die es ( wenn auch manchmal nur in Teilbereichen ) besser machen

    0
    0
  2. Unsere Jungendarbeit ist bei weitem nicht so schlecht wie
    sie gerne dargestellt wird!
    Man darf dabei nicht ausser acht lassen das wir sehr
    vielversprechende Talente in letzter Zeit verloren haben!
    Die Itter-Zwillinge nach VW, Renat Dadashov und Julian Chabot nach Brause Leipzig,
    in der Vergangenheit Can an die Bayern nur um mal ein paar zu nennen!
    Natürlich weiß man nicht ob diese jeweils bei uns was werden/geworden sind!
    Und ja unsere Jungendabteilung handelt ähnlich nur mit dem Unterschied das
    wir die Talente in der Region suchen!
    Wolfsburg, Leipzig, Schalke usw. fischen sich halt die Filetstücke aus der Jugend!

    0
    0
  3. Noch was zu Schalke!
    Die haben mit Norbert Elgert einfach einen absoluten Top-Mann, ich will nicht
    überteiben aber für mich der beste Nachwuchstrainer überhaupt!
    Er ist das i-tüpfelchen um aus einem Talent ein Buli-Spieler zu machen!
    Ich konnte mich mal im Rahmen eines Events rund um den Film „Wunder von Bern“ mal
    unterhalten und wenn er über Fußball redet ist das schon beeindruckend!

    0
    0
  4. Naja, nicht umsonst bringen die so viele raus. Selbst wenn sie sich einen Teil der Guten schnappen, die machen in Gelsenkirchen schon nen top Job. In dem Bereich für mich national die Nummer eins

    0
    0
  5. Ein Schelm der böses dabei denkt. 😉
    Noch ein Fingerchen in die Wunde der SGE dazugelegt.

    0
    0
  6. Interessante Aufstellung und in der Tat spricht hier einiges für uns. Man muss jedoch auch fragen: Wann ist ein junger Spieler ein „eigener“ Spieler. Muss er in der F-Jugend begonnen haben oder reicht es wenn er in der B-Jugend zum Verein gewechselt ist? Dann gibt es so Vereine wie Bayern mit z.B. Gaudino – Spieler also, die vermutlich bei zumindest 16 anderen Bundesligisten auch gespielt hätten aber für die Bayern reichts dann halt doch nicht (also zumindest nicht in dieser Vorrunde). Ein weiterer Punkt ist unsere fehlende U23. Schon im A-Jugend Alter aber gerade nach der A-Jugend muss man den Spielern Perspektiven bieten um sie halten zu können. Das kann durch einen Kurzeinsatz in der 1 BL durchaus geschehen. Ein Gerezgiher, Kinsombi (auch wenn er erst später aus Mainz kam) usw. wären ideal für eine U23 gewesen um aufgebaut zu werden. Wir sind leider nie in der Situation, dass der Tabellenplatz schon 5 Spieltage vor Saisonende zementiert ist und wir dann noch Experimente wagen können. Ob ein Rinderknecht unter allen Umständen wirklich gespielt hätte wage ich zumindest zu bezweifeln. Schade finde ich übrigens, dass Bunjaki weder in dieser Liste noch generell bei der Eintracht auftaucht/auftauchen wird. Das wäre für mich der nächste vielversprechende Kandidat gewesen. Dann warten wir halt auf Nelson Mandela.

    0
    0
  7. Von Mandela verspreche ich mir in der Tat viel . Da bin ich auch gespannt.

    Und bei der U23 bleibe ich dabei. Auch bei Schalke ( und die sind da für mich der Verein an dem man sich orientieren sollte ) schaffen es die Jungs aus der A-Jugend ( ich nenn das schon aus Tradition nicht U19) in den Profikader oder gar nicht. Ist auch interessant zu sehen, wie das bei Schalke läuft. 19 neue Leute , davon 9 aus der eigenen B-Jugend und 10 aus Deutschland und Resteuropa.

    0
    0
  8. Ist doch mal ne gute Nachricht, dass nicht alles schlecht bei der Eintracht ist (… nur ein Scherz).

    Aber die U23 hätte ich trotzdem gerne wieder. Dann hätte der BuLi Trainer die Möglichkeit, seinen Leuten (egal ob Youngster oder Bankdrücker oder wiedergenesene) eine hochwertige Wettkampf- und Spielpraxis zu geben. Es geht ja nicht immer nur um den 17-jaehrigen „Superstar“ der so mir nichts dir nichts in den BuLi-Kader aufsteigt.

    0
    0
  9. Ich sehe es so, das wir die 700.000 Euro die die U23 kostet anders nutzen können im Jugendbereich. Daher ist es aus meiner Sicht in Ordnung.

    0
    0
  10. Ich wäre auch für ne U23. Da sind 700.000 EUR doch wirklich Peanuts im Vergleich (dachte es ging mal um ne Million aber auch egal). Das ist einmal weniger Bengalo zündeln oder mal gegen nen Drittligisten im DFB Pokal bestehen. Ob man tatsächlich bei jedem 19 jährigen schon komplett absehen kann ob er es jemals in die 1. Mannschaft schafft bezweifle ich. Die Wettkampfbedingungen könnten bei einem so großen Kader den Spielern aus der 2. Reihe oder den wiedergenesenen wirklich enorm weiterhelfen.

    0
    0
  11. Naja, ich bleibe dabei. Mir fällt kein Spieler ein, der nicht direkt nach der Jugend im Profikader war und es später geschafft hat. Und mit 700.000 können wir den ein oder anderen Spieler aus der Jugend halten der ansonsten in Leipzig oder Wobu landet. Und die Kosten der Strafen werden wir nie senken 😉

    0
    0
  12. Vergessen sollte man bei einer solchen Betrachtung auch nicht, dass es natürlich für Vereine wie Schalke, Bayern, BVB etc. auch einfacher ist einen jungen Spieler zu bringen. Es ist für die Jungs einfacher in ein starkes Team zu kommen wo Fehler nicht gleich bestraft werden. Für Vereine wie unsere SGE ist das schwer, da die Jungs mehr oder weniger direkt funktionieren müssen.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -