Nelson Mandela und Armin Kraaz  Foto: Eintracht Frankfurt
Nelson Mandela und Armin Kraaz
Foto: Eintracht Frankfurt

Er ist erst 16 Jahre alt und hat in seiner kurzen Fußballerkarriere bisher schon einiges erleben dürfen. Nelson Mandela Mbouhom, so sein voller Name, spielt in der U17 von Eintracht Frankfurt. Der kleine Dribbler, der 2014 die Hessen mit drei Treffern zur Süddeutschen Junioren-Meisterschafft schoss (4:3 im Finale gegen Bayern München), ist nun endlich angekommen in der Welt des Fußballs – die Zwischenstationen und Hürden der Bürokratie scheinen endgültig genommen. Seit wenigen Monaten herrscht Gewissheit: der junge Kameruner besitzt seit dem 13. August eine gültige Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik und darf seinem großen Traum, der Karriere eines Profis-Spielers, im Dress der Eintracht-Jugend nach und nach näher kommen. Das Online-Magazin des Spiegels hatte unlängst einen interessanten und lesenswerten Artikel zum schwierigen Werdegang des nur 1,50 Meter großen Jungspunds und zur Situation des „Kinderhandels“ im Fußball veröffentlicht. Eintracht-Präsident Peter Fischer äußerte sich unlängst, über die Machenschaften diverser Clubs, die mit dem „Geldkoffer“ auf dem Spielfeld direkt die Talente abwerben würden. Der Werdegang des jungen Eintracht-Kameruners war geprägt von solchen Tatsachen und könnte es auch zukünftig werden, wenn sich der Stürmer weiter durchsetzt und dem schnellen Geld folgen möchte.

Welches Kind hat noch nicht davon geträumt? Neben Berufen wie Polizist, Feuerwehrmann oder Astronaut ist der des Fußballers doch einer der lukrativsten und erstrebenswertesten in den Augen eines Minderjährigen. Messi, Ronaldo und Co – so Fußball spielen, das wäre traumhaft. Wird sich sicherlich auch der junge Mandela gedacht haben, als er im zarten Alter von 9 Jahren seine Heimat Kamerun verließ. Er wurde in Douala geboren und wuchs in einer Großfamilie mit sieben weiteren Geschwistern auf. Im Alter von acht Jahren wurde der Straßenfußballer zu einem Probetraining der Eto´o-Stiftung eingeladen. Die Organisation des ehemaligen Weltstars des FC Barcelona wurde zuvor bei den Eltern des Jungen vorstellig und erläuterte diesen, dass es notwendig sei, die Vormundschaft an einen Mitarbeiter der Eto´o-Stiftung zu übertragen, als Voraussetzung für den Aufenthalt des jungen Mandela im Fußball-Internat des FC Barcelona. Schenkt man den Aussagen des Kultfilmes „Der Pate“ Glauben, so war es ein Angebot, was man unmöglich aussschlagen konnte. Schließlich würde eine große Karriere des eigenen Kindes auch für die Familie sicherlich Wohlstand bedeuten. Somit wurde es ein Abschied von seiner Familie, Freunden und Verwandten und das Abenteuer Spanien begann.

Wie der Spiegel berichtet, wird durch die Hilfsorganisation „Foot Solidaire“ geschätzt, dass jährlich bis zu 15.000 Jugendspieler aus Afrika in Sportinternate der großen Top-Clubs aus England, Spanien oder auch Deutschland transferiert werden. Die Hoffnung auf eine Rendite, die in den Millionen liegt, macht sich bei den Beratern der Jugendlichen breit. Der Spiegel vergleicht es mit einem schlichten Glücksspiel: Spekulation auf Millionen – Ausgang ungewiss. Auch der junge Mandela, bekam die Schnelllebigkeit und Rücksichtslosigkeit gepaart mit den Tücken des Geschäftes deutlich zu spüren: fast zwei Jahre trainierte und spielte er mit den Jugendmannschaften des FCB. Eines Tages wurde ihm durch einen Jugendtrainer mitgeteilt, dass es nicht mehr reichen würde. Er müsse sich einen neuen Verein suchen. Man bedenke: Mandela war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 11 Jahre alt und seine Heimat 5.500 Kilometer entfernt.

Der spanische Erstligist Real Valladolid konnte eine Verwendung für das Talent finden – jedoch kam der Spieler nicht mit den Umständen dort zurecht. So ließ er sich kurzerhand ein Ticket ins schöne Frankreich kaufen und landete in Paris, wo sein älterer Bruder wohnt. Durch intensive Suche durch einen beauftragten Spielerberater, konnte dieser nach wochenlanger Suche ein Probetraining bei Trapp-Club Paris St. Germain aushandeln. Durch dieses fiel er prompt durch, da er nach eigenen Aussagen „zu aufgeregt“ gewesen sei. Der beauftragte Berater meldete sich im Übrigen nicht mehr – die Reaktion des enttäuschten Mandelas nur verständlich: „Ich habe Vertrauen verloren. Zu viele Menschen haben versucht, mich auszunutzen.“ Den Kontakt zur Eto´o-Stiftung hat er mittlerweile abgebrochen, nur bruchstückehaft existieren noch Erinnerungen an seine Spanien-Zeit. Nach dem Reinfall von Paris ging die Reise weiter nach Deutschland: über Waldhof Mannheim zur TSG nach Hoffenheim. Als es auch dort nicht klappt, wechselte der Kameruner schließlich zur Frankfurter Eintracht. Armin Kraaz, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Eintracht, erinnert sich: „Wir haben alle gesehen, dass der Junge richtig gut kicken kann.“ Bisher hat der nun 16-Jähre eine Saison im Trikot der Hessen gespielt. Dann sollen sich fast zeitgleich die Ausländerbehörde aufgrund eines fehlendes Passes bei Armin Kraaz gemeldet haben und auch Mandelas Bruder, der den Leiter über die Tatsache informierte, dass nun ein Spielerberater die Interessen des Stürmers vertreten würde.

25.11.2014, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtWas dann folgte, war das bereits erwähnte Finale der Junioren-Liga gegen Bayern München. In diesem legte er ein überragendes Spiel an den Tag und erzielte nach zwischenzeitlichem Rückstand mit dem Siegtreffer zum 4:3-Endstand das letzte von drei Toren. Die Telefonleitungen liefen heiß, „der Junge müsse nun doch endlich ein ordentliches Gehalt bekommen…“ – die Rede war zwischenzeitlich von 17.000 Euro pro Monat. Man bedenke: für einen 15-Jährigen. Auch Berater von Manchester City, Wolfsburg und Juventus Turin meldeten sich nun und verdrehten Mandela und seinen Beratern mächtig den Kopf. Zuviel für Armin Kraaz, der den jungen Spieler kurz danach aus dem Spielbetrieb nahm. Er solle sich zuerst um persönliche Dinge kümmern, wie sein Bleiberecht in Deutschland. Eine lange Zeit des Wartens begann und Mandela, der seit dem vergangenen August kein Pflichtspiel mehr absolviert hatte, war angesäuert. Seinem Berater hat er es zu verdanken, dass er nun wieder spielen darf und eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung für die Bundesrepublik besitzt. Nach zahlreichen Wechseln, der Hoffnung auf das große, schnelle Geld, ist Mandela bei Eintracht Frankfurt geblieben und nun für seine Geduld belohnt worden.

Das Beispiel dieses Spielers wirft viele Fragen auf. Für einen jungen Kerl, der Fußball spielen möchte und einen großen Traum besitzt, sind die Chancen, die sich einem bieten zu nutzen. Fraglich bleibt hier jedoch die Rolle der Berater im Raume stehen. Dass es nicht nur um das Wohl des Spielers geht, hat das Beispiel Mandelas zementiert. Fußball und Kommerz – in der heutigen Zeit nicht mehr voneinander zu trennen. Spielerverkäufe hin oder her, heuchlerische Bekenntnisse zum eigenen Club – das alles gehört zur heutigen Zeit dazu. Die Karriere eines Spielers neigt sich meist mit 35 Jahren dem Ende entgegen. Viel Zeit bleibt da nun wahrlich nicht, um auf sich aufmerksam zu machen und großes Geld zu verdienen. Aber wo sollte dieser Wahnsinn beginnen? Steht irgendwann ein Scheich von Manchester in einer Geburtsklinik vor einer soeben Mutter gewordenen Frau und wirbt um die Vormundschaft des Neugeborenen? Die FIFA hat Transfers mit unter 18-Jährigen ausgeschlossen und versucht diese einzudämmen. Die Clubs finden jedoch immer noch Möglichkeiten, diese Regel zu umgehen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich Mandela nun auf seine Aufgabe bei Eintracht Frankfurt fokussiert und den Traum hegt, eines Tages vor euphorischen Zuschauern, bei geiler Stimmung und in einem gut geführten Verein zu spielen. Wobei er dann eigentlich auch bei der SGE bleiben könnte…

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2 Kommentare

  1. Kinderhandel! Und der Berater scheint ja alles richtig gemacht zu haben. Hat für mich alles „Geschmäckle“, ob er nun für uns oder sonst wen spielt!

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  2. Der Junge hat schon viel erlebt. Es lohnt sich noch mehr über ihn zu lesen ( habe ich getan). Interessante geschichte und wenigstens ein guter Berater war dabei, der ihm geholfen hat. Ansonsten is das mies und einfach nur Menschenhandel.

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