Die Frauen der Frankfurter Eintracht verabschiedeten sich am Montag, einen Tag nach dem Saisonfinale in Leipzig, bei einem gemeinsamen Grillen in die Sommerpause. Am Ende steht der dritte Platz in der Tabelle und die erneute Teilnahme am internationalen Wettbewerb. „Wir haben jetzt das vierte Mal in Folge Platz 3 erreicht. Die Kluft zu den großen Teams der letzten Jahre wurde kleiner. Wir sind noch nie so dominant in den Spielen gewesen, wie in diesem Jahr. Das zeigt eine Entwicklung“, zog Cheftrainer Niko Arnautis im „hr-heimspiel“ ein positives Fazit nach der Saison.
Tatsächlich stehen am Ende die Play-offs für die Champions League und 50 Punkte auf der Habenseite, nur einer weniger als Wolfsburg. Nach der Herbstmeisterschaft sprang am Ende aber wieder keine direkte Qualifikation für die Champions League heraus. Bereits sechs Abgänge sind sicher, es könnten noch mehr werden. Trainer Arnautis und die Technische Direktorin Katharina Kiel, haben bis zum Start der neuen Saison einiges zu tun.
Intern scharfe Kritik am Kader
Das stelle aber kein außergewöhnliches Problem dar: „Ich sehe die Situation wie in jedem Jahr. Es haben uns immer eine Hand voll Spielerinnen verlassen und wir haben es geschafft, punktuell die richtigen Spielerinnen für uns zu gewinnen und den nächsten Schritt zu gehen“, sagte der Eintracht-Trainer noch vor dem letzten Saisonspiel in Leipzig. Neben den bereits bestätigten Abgängen, könnten weitere Leistungsträgerinnen, aufgrund der noch nicht sicheren Qualifikation für die Ligaphase der Königsklasse, einen Wechsel anstreben.
Ein solcher Umbruch im Kader scheint in Frankfurt aber nicht unbedingt als Problem angesehen zu werden. Laut der „F.A.Z.“ schätze man das Team intern auf Führungsebene als „nicht konkurrenzfähig auf höchstem Niveau“ mit „strukturellen Defiziten“ ein. Ein vernichtendes Urteil, was erklären würde, warum ein Umbruch auf mehreren Ebenen mitunter gewollt sein könnte. Im Zuge dessen denkt man bei der Eintracht offenbar auch über die Installation eines Sportdirektors nach. Bisher füllte der 45-jährige Übungsleiter selbst diese Rolle aus. Demnach wolle man vermehrt auf Top-Talente setzen und diese gewinnbringend verkaufen, um so Transfererlöse zu erwirtschaften. So könnte der Kader sich grundlegend ändern und verjüngt werden. Fraglich bleibt, ob signifikante Gewinne durch Transfers erwirtschaftet werden können. Bisher wechseln die meisten Spielerinnen ablösefrei oder für Summen deutlich unter einer Millionen Euro.
„Wollen überlegen, woran wir noch wachsen können.“
Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, soll das Budget für den Frauenfußball (soll bei rund sechs Millionen Euro liegen) jedenfalls nicht erhöht werden. In die ab nächster Saison mit 14 Teams an den Start gehende Frauen-Bundesliga steigen mit dem Hamburger SV, dem 1. FC Nürnberg und Union Berlin jedoch drei weitere Vereine auf, die an Lizenzvereine gekoppelt sind. Es wird innerhalb der Liga immer mehr Geld im Umlauf sein. Mit Leipzig, Wolfsburg und Leverkusen stehen bereits jetzt Vereine mit großen Konzernen im Hintergrund in der Spielklasse. Die Konkurrenzsituation wird größer werden. Am Main möchte man mit einem Honorierungssystem, wie die „F.A.Z.“ berichtete, locken. So sollen attraktive Bonuszahlungen bei entsprechenden Erfolgen zu Bestleistungen motivieren. Nicht nur der Kader der Hessinnen steht vor einem Umbruch, sondern die Strategie und Struktur des Frankfurter Frauenfußballs könnte sich verändern.
Darauf vor dem Leipzig-Spiel angesprochen, äußerte sich der Fußballlehrer, der zusammen mit Kiel auch die Transfers verantwortet, nur vage: „Es gilt immer gewisse Bereiche auf und neben dem Platz zu entwickeln. Wir sind immer interessiert, kluge Wege zu gehen. Der Frauenfußball generell entwickelt sich, daher gilt es, sich weiter zu überlegen, woran wir noch wachsen können.“ Die Aufarbeitung der Saison wird also hinter den Kulissen umfassend ausfallen, mögliche Schlüsse aus den Ergebnissen der Saison gezogen.
4 Kommentare
Junge Spielerinnen ausbilden, mit Gewinn verkaufen, keine Erhöhung des Budgets...
Hört sich für mich nicht nach einem Plan an.
Das kann ein Teil eines Konzepts sein aber nicht Das Konzept. Schade, dass nicht strukturell auch das Budget erhöht wird. Das wird auch notwendig sein wenn man konkurrenzfähig bleiben will.
Ich habe nicht den Eindruck, dass im Frauenfußball große Erlöse durch Transfers erzielt werden können... Ich bin gespannt... Glaube einfach dass wie überall hohe Gehälter am meisten ziehen. Wo kommt das Geld dafür her? Zuschauer und TV Geld. Sponsoren.
So geht mit Sicherheit ein bisschen das Familiäre verloren. Allerdings ist es noch weniger ein Plan, Spielerinnen immer ablösefrei oder im letzten Jahr des Vertrages ziehen zu lassen. Um wirtschaftlich zu arbeiten, um tolle, neue Spielerinnen auch von anderen abwerben zu können, muss man auch Plus machen, ganz einfach. Ich sehe diese "Kommerzialisierung" nicht zwangsläufig als etwas Negatives an. Die Professionalisierung schreitet durch den Aufstieg großer Vereine weiter voran. Um konkurrenzfähig zu bleiben, muss man nicht zwangsläufig das Budget erhöhen. Das Frauenteam sollte sich auch selbst tragen können. Erfolgsprämien anstatt eines hohen Grundgehalts finde ich super, da muss mehr Druck dahinter sein. Es ist ein völliger Trugschluss, das Weibchen per se einfach "lieber" als Männer wären. Die sollen beißen und kratzen wie eine Tigermama, die ihre Jungen verteidigt. :)
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