Spielte und kämpfte zwei Saisons für die Eintracht und wurde als "Iron-Maik" von den Fans gefeiert: Maik Franz
Spielte und kämpfte zwei Saisons für die Eintracht und wurde als „Iron-Maik“ von den Fans gefeiert: Maik Franz

Obwohl Maik Franz nur zwei Saisons (2009/10 & 2010/11) in Frankfurt spielte, avancierte er innerhalb dieser kurzen Zeit zu einem der Publikumslieblinge. Der Abwehrspieler überzeugte durch seinen unbändigen Sieges- und Einsatzwillen. Diese Qualitäten wurden von den Fans geliebt und von seinen Gegnern gefürchtet. Außerdem zeigte der gebürtige Merseburger, vor allem in der Hinrunde seiner ersten Saison am Main, fast schon Torjägerqualitäten, als er fünf Treffer erzielte. Nachdem er die letzten Spiele der Saison 2010/11 verpasste und der Abstieg der Eintracht im Mai 2011 besiegelt war, zog es Franz nach Berlin, da sein Vertrag in Frankfurt nicht verlängert wurde. In der Bundeshauptstadt beendete er dann auch aufgrund von andauernden Kniebeschwerden seine Karriere im Januar 2015. Nach einiger Zeit beim Pay-TV-Sender Sky ist Franz nun in seiner alten Heimat für den Drittligisten FC Magdeburg als Assistent der Geschäftsführung tätig.

Im Interview mit SGE4EVER.de erzählte der Ex-Adler unter anderem, was seine genauen Aufgaben in Magdeburg sind, an welche Spiele mit der Eintracht er besonders gern zurückdenkt, und wie er die aktuelle Situation der SGE bewertet.

SGE4EVER.de: Hallo Maik, du bist aktuell Assistent der Geschäftsführung beim 1.FC Magdeburg. Hilft dir deine Erfahrung als Profifußballer bei deiner jetzigen Arbeit weiter?
Maik Franz:
Ich hoffe, beziehungsweise ich bin sicher, dass ich hier viel von meiner Erfahrung einsetzen kann, weil ich bei tollen Vereinen gespielt habe, die die komplette Palette abgedeckt haben. Zum einen der VfL Wolfsburg, wo die Strukturen optimal ausgebaut und die finanziellen Mittel ausgiebig vorhanden waren. In Karlsruhe, wo wir aufgestiegen sind und allgemein aus relativ wenig viel gemacht wurde. Dann die Eintracht – in dieser Hinsicht ein Zwischending. Ein gestandener Bundesligaverein, zu dieser Zeit wieder länger in der Bundesliga, mit einer riesigen Tradition. Das war ein Verein, der im finanziellen Aspekt in der Mitte war. Mit Hertha BSC habe ich bei einem Verein aus einer Medienstadt gespielt, der auch ein riesen Potenzial hat und dies ja jetzt gerade auch abruft. Was ich damit sagen will ist, dass ich bei Vereinen gespielt habe, die in allen möglichen verschiedenen Bereichen angesiedelt waren. Da konnte ich natürlich extrem viel mitnehmen, besonders für meine jetzige Arbeit bei einem Verein wie Magdeburg. Hier ist durch den Aufstieg eine riesen Euphorie im Laufe. Da kann ich meine Erfahrungen und das, was ich als Fußballer sehr intensiv erlebt habe, dann natürlich gut mit einbringen. Ich war 14 Jahre Profi und da kriegt man natürlich schon sehr viel mit.

Was genau sind deine Aufgaben, bei denen dir deine Erfahrung hilft?
Im Optimalfall ist das Ziel, dass ich in Magdeburg zum sportlichen Leiter aufgebaut werde. Es gibt hier aktuell noch keine direkte Scouting-Abteilung. Wir wollen eine Abteilung entwickeln und das Scouting allgemein optimieren. Meine Aufgabe dabei ist, Informationen darüber zu sammeln und zusammenzutragen, welche Möglichkeiten es dahingehend gibt. Hier hilft mir natürlich auch mein Netzwerk. Ich kann dadurch zum Beispiel mit den unterschiedlichsten Chef-Scouts reden und mir dort Input holen. Eine weitere Aufgabe hängt mit meinem Fernstudium „Sportmanagement“ zusammen. Hier schnuppere ich parallel zu meinem Studium in alle Bereiche, was das Management angeht, hinein.

David Kinsombi spielt seit Kurzem ja beim 1.FC Magdeburg. Hattest du bei dem Transfer durch deine Beziehungen zur Eintracht deine Finger im Spiel?
Ja, ein bisschen schon. Das ist auch das Schöne: Ich durfte von Anfang an voll mit dabei sein. Mario Kallnik, der Geschäftsführer des 1.FC Magdeburg, nimmt mich sehr an seine Seite und lässt mich überall mit teilhaben. Das ist natürlich gleich zu Beginn ein großer Vertrauensbeweis und ich versuche das in mich gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen. Beim Transfer von David habe ich einen gewissen Anteil gehabt. Die Eintracht allgemein, besonders Bruno Hübner und Armin Veh, haben sich da absolut super und vorbildlich verhalten, indem sie David die Chance gegeben haben, Spielpraxis zu sammeln. Ich habe David persönlich kennengelernt. Er ist ein sehr angenehmer Mensch und ein junger lernbegieriger Spieler, mit großen Qualitäten.

Was hat den Ausschlag für deinen Wechsel vom Karlsruher SC zur SGE gegeben?
Trainer Friedhelm Funkel wollte mich damals unbedingt bei der Eintracht haben. Ich habe mir dann auch alles in Frankfurt angeschaut, und hatte ein richtig gutes Gefühl. Meine Karlsruher Zeit war was ganz besonderes, da wir nach unserem Rekordaufstieg im ersten Bundesligajahr die Liga gerockt haben und im zweiten Jahr leider sehr unglücklich abgestiegen sind. Ich habe nach unserem Abstieg gesagt, dass ich von meinen acht Profijahren sieben in der 1. Liga gespielt habe und ich mich als Erstligaspieler sehe. Ich habe dann einige Angebote bekommen, darunter das von der Eintracht. Eintracht Frankfurt ist ein riesen Traditionsverein mit grandiosen Fans in einer tollen Stadt. Der Verein hat sich außerdem sehr um mich bemüht und es war für mich eine runde Sache. Ich wurde in Frankfurt sehr gut aufgenommen und wir hatten ein tolles erstes Jahr. Nachdem das zweite Jahr auch gut begonnen hatte, endete es extrem unglücklich – leider habe ich die letzten Spiele aufgrund meines Fußbruches verletzungsbedingt verpasst. Es tat verdammt weh, in den entscheidenden Spielen zuschauen zu müssen.

Daran denkt Franz noch heute gern zurück: Der 3:2-Sieg in Dortmund - hier wurde der Siegtreffer von Alex Meier bejubelt
Daran erinnert sich Franz heute noch gern: Der 3:2-Sieg in Dortmund – hier wurde der Siegtreffer von Alex Meier bejubelt

Mit welchen Gefühlen denkst du heute an die Zeit in Frankfurt zurück?
Im Nachhinein kann ich ganz klar sagen, dass Karlsruhe und Frankfurt meine besten Stationen waren. Von daher denke ich immer gerne an Frankfurt zurück und bin auch noch oft in der Stadt, weil ich noch viele Freunde dort habe. Es ist schön, immer noch angesprochen zu werden, wenn ich in Frankfurt bin. Das zeigt, dass es keine schlechte Zeit gewesen sein kann, wenn man nach so vielen Jahren immer noch positiv empfangen wird. Die Eintracht ist einfach ein cooler Verein. Wenn man meine sozialen Netzwerkseiten verfolgt, sieht man, dass ich mich noch immer für meine Ex-Vereine interessiere. Ich hatte zu allen Klubs eine enge Beziehung. Es war eine wunderschöne Zeit in Frankfurt.

Du hast gesagt, dass du noch viele Freunde in Frankfurt hast. Sind da auch ehemalige Teamkollegen dabei?
Auf jeden Fall. Es sind zwar viele inzwischen bei einem anderen Verein. Aber ich habe aus der Mannschaft noch viele Freunde, beispielsweise Patrick Ochs – der ja jetzt wieder in Frankfurt lebt – Alex Meier, Pirmin Schwegler, Sebastian Jung, Martin Fenin, Franco Lionti. Aber auch außerhalb der Eintracht sind es noch einige Freunde in Frankfurt. Es war einfach eine schöne Zeit und deswegen reißt der Kontakt auch nicht ab.

Gibt es ein Spiel, an das du besonders zurückdenkst? Wenn wir den Namen Maik Franz hören, denken wir immer an ein Spiel gegen Leverkusen: 86. Minute, Fallrückzieher 3:2!
Nee, nicht 86. Minute. Es war die 90.! (lacht) Ja klar, das ist eines von den ganz besonderen Spielen, an die man sich gerne erinnert. Das war natürlich ein absolutes Highlight, obwohl das Spiel an sich gar nicht so gut von uns war. Durch den Verlauf war es in der Summe aber natürlich schon ein unvergessliches Spiel für mich. Aber da gibt es ganz viele weitere solcher Spiele.

Welche noch?
Zum Beispiel das Spiel 2010 in Dortmund, als wir 3:2 unter Flutlicht gewonnen haben. Oder 2009 das 2:0 in Mainz. Oder das Pokalspiel gegen die Bayern, welches wir 0:4 verloren haben und ich einen absoluten Grottenkick abgeliefert habe. Dann kommt Michael Skibbe am nächsten Tag und sagt: „Maik, du spielst das nächste Spiel gegen Bochum wieder.“ Das Spiel geht los und ich mache ein Eigentor und denke: „Ja leck mich am Arsch, das kann doch gar nicht wahr sein.“ Dann machen wir das 1:1 und ich den Siegtreffer. Da ist mir ein richtiger Stein vom Herzen gefallen, das war ganz sicher auch eins der besonderen Spiele. Es war einfach immer toll in Frankfurt, wenn die Hymne los geht und du gehst raus und mehr als 40.000 jubeln dir zu. Es war immer wieder ein Highlight, jedes zweite Wochenende in Frankfurt auflaufen zu dürfen.

Du hast gerade gesagt, dass deine letzte Saison in Frankfurt sehr schwer war und du die Eintracht noch immer verfolgst. Jetzt ist die aktuelle Saison auch keine leichte für den Verein und die Mannschaft ist in einer schwierigen Situation. Was denkst du über die aktuelle Situation der Eintracht und würdest du, nachdem du einen Einblick in das Management usw. erhalten hast, etwas anders machen?
Ich bin nicht in der Position, jemandem Ratschläge geben zu können, weil ich erst neu auf der „anderen Seite“ bin und merke, wie komplex das alles ist. Daher ziehe ich auch meinen Hut vor all den Leuten, die diesen Job schon so lange ausführen. Ganz besonders vor Herrn Bruchhagen, der mit seiner Souveränität und eiskalten Art den Kahn „Eintracht“ schon seit Jahren steuert. In der Summe denke ich, dass die Eintracht eine gute Mannschaft zusammen hat. Man benötigt immer das Quäntchen Glück, weil die ganze Liga sehr ausgeglichen ist. Es kann immer in alle Richtungen gehen. Ich denke, dass die richtigen Leute am Werk sind und die Frankfurter die Saison am Ende unbeschadet überstehen werden. Man darf auch die Fans nicht vergessen. Solch ein Publikum kann immer ein paar Prozent mehr ausmachen. Die Eintracht wird auch weiter ihren Weg gehen, der meiner Meinung in den letzten Jahren definitiv positiv war und in der Zukunft auch weiter positiv sein wird!

Wir haben neulich in einem Facebook-Kommentar gelesen: Uns fehlt jemand wie Maik Franz, der immer alles gegeben hat und gekämpft hat „wie ein Schwein“. Denkst du, dass der Eintracht wirklich so jemand fehlt und in der aktuellen Situation weiterhelfen könnte?
Nein, nicht wirklich. Man hat ja zum Beispiel mit Zambrano jemanden, der sich in alles reinwirft, was sich bewegt. Das ist auch gut und wichtig. Aber allgemein denke ich, dass die Mannschaft der Eintracht gut und ausgewogen ist. Natürlich ist das schön, wenn jemand so etwas schreibt, weil ich dann auch merke, dass die Leute gesehen haben, dass ich immer alles gegeben habe. Aber ich denke wirklich, dass jetzt auch die Spielertypen da sind. Der eine macht das introvertierter, der andere zeigt es mehr. Was aber sicher ist: Jeder möchte das Spiel gewinnen. Jeder ist enttäuscht, wenn man die Punkte nicht holt. Niemand verliert absichtlich oder spielt gegen den Trainer. So etwas gibt es nicht. Man hat immer den Leistungsgedanken in sich. Jeder Leistungssportler will gewinnen und vor allem die eigenen Fans nicht enttäuschen. Darüber hinaus muss man so ehrlich sein und sagen, dass es auch um viel Geld geht. Keiner verschenkt absichtlich Prämien.

Franz sah in 50 Bundesligaspielen für die Eintracht 23 Mal Gelb und 1 Mal Gelb-Rot (in der 90. Minute in Hannover)
Franz sah in 50 Bundesligaspielen für die Eintracht 23 Mal Gelb und 1 Mal Gelb-Rot (in der 90. Minute in Hannover)

Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Könntest du dir auch einen Trainerposten vorstellen oder ist der Bereich „Management und Vorstand“, in dem du jetzt bist, eher das, was du dir vorstellen könntest?
Das kann ich euch offen und ehrlich noch gar nicht genau sagen. Wenn man mit dem Fußball aufhört, muss man sich erst mal neu orientieren und ich muss das auch. Fußball ist mein Leben und deshalb ist klar: Ich werde auf jeden Fall im Sportbereich bleiben und aktuell macht mir meine Position extrem viel Spaß und ich kann mir sehr gut vorstellen, diese länger auszuüben. Wenn wir in fünf Jahren noch mal sprechen, kann ich euch mit Sicherheit klarere Antworten zu dieser Frage geben.

Morgen Abend spielt unsere Eintracht in Berlin. Du hast für beide Vereine gespielt, bist du während des Spiels neutral oder schlägt dein Herz dann für einen der Vereine?
Das ist eine knifflige Frage. Grundsätzlich bin ich bei Spielen zwischen meinen Ex-Clubs immer neutral. Aber in dieser angespannten Situation wäre ein Dreier für die Eintracht schon wichtiger als für Hertha, da die Hertha ja eine perfekte Saison bis jetzt spielt und am Ende so oder so im internationalen Geschäft landen wird.

Vielen Dank für das Interview und dir alles Gute für deine Zukunft.
Super, hat mir Spaß gemacht und viele Grüße an alle SGE4EVER.de-Leser und Eintracht-Fans.

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1 Kommentar

  1. Ein super Kämpfer damals, der auch mal auf dem Platz den Mund aufgemacht und Mitspieler wachgerüttelt hat! Zambrano ist sich zwar auch für nichts zu schade und haut alles um, was ihm in die Quere kommt, aber bei ihm sieht man leider nicht, dass er seine Mitspieler mal zusammenstaucht. Das unterscheidet ihn von Franz, weshalb uns so einer auf dem Platz in der aktuellen Situation schon fehlt. Habe damals auch nicht verstehen können, weshalb man nicht versucht hat, ihn in die 2. Bundesliga mitzunehmen.

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