Krösche gibt Einblicke in Transfer-Überlegungen und Wahi-Gedanken

Es dürften bewegte Zeiten auf die Frankfurter Eintracht zukommen. Nach der Hinrunde stehen die Hessen zwar auf dem siebten Platz und haben Anschluss an die Europapokal-Plätze, trotzdem gibt es einige Baustellen im Kader der SGE. Sportvorstand Markus Krösche ordnet die aktuelle Situation rund um mögliche Transfers, Neuzugänge und einzelne Personalien in einem Interview auf der Homepage der SGE offen ein – und findet dabei klare Worte, ohne die langfristige Linie der Eintracht Frankfurt aus den Augen zu verlieren.

Grundsätzlich zeigt sich Krösche zufrieden mit der Breite des Kaders: „Ich glaube, dass wir eine wirklich gute Mannschaft haben, die eigentlich grundsätzlich auch in allen Bereichen gut besetzt ist.“ Gleichzeitig weiß der 45-Jährige aber auch, dass die kommenden Wochen eine hohe Belastung mit sich bringen werden: „Sicherlich ist es in der Offensive jetzt etwas dünner. Da werden wir sicherlich schauen, ob wir da noch ein bisschen Fähigkeiten und Qualität hinzufügen können, weil wir wieder intensive Wochen einfach auch haben und Johnny verletzt ist.“

Gerade der Ausfall von Jonathan Burkardt wiegt schwer, denn der Neuzugang hatte sich zuletzt schnell als Verstärkung erwiesen. Krösche lobt sowohl Burkardt als auch Ritsu Doan ausdrücklich: „Johnny Burkardt und Ritsu Doan machen das super und ich glaube, dass sie relativ schnell reingefunden haben. Das ist natürlich auch etwas einfacher, wenn du aus der Bundesliga kommst. Beide kennen die Bundesliga und haben sich zurechtgefunden und einen positiven Einfluss auf unsere Spiele gehabt.“

Verständnis für Wahi

Während diese beiden Transfers voll eingeschlagen haben, ist die Situation bei Elye Wahi deutlich komplizierter. Der Angreifer konnte sich bislang nicht nachhaltig durchsetzen und gilt als möglicher Abgangskandidat. Krösche zeigt – anders als viele Fans der SGE – viel Verständnis für die Lage des Spielers: „Die Situation von Elye Wahi tut mir ein bisschen leid. Am Ende braucht ein Stürmer Erfolgserlebnisse, um darüber Selbstvertrauen zu bekommen. Eine gewisse Leichtigkeit ist bei Offensivspielern immer dann wichtig und desto länger sie dann nicht treffen, desto verkrampfter wird es.“ Erschwerend seien bei Wahi mehrere Faktoren zusammengekommen. „Er hat Schwierigkeiten gehabt reinzukommen, hatte ein bisschen muskuläre Probleme am Anfang. Dann hat das mit Hugo Ekitiké im letzten Jahr super gepasst, die Mannschaft hat gut funktioniert. Das ist dann für Offensivspieler auch nicht so ganz einfach.“ Zwar habe Wahi in der Vorbereitung überzeugt – „er hat eine gute Vorbereitung gespielt und auch ein gutes Spiel gemacht gegen TSG 1899 Hoffenheim“ – doch mit Burkardts schnellem Durchstarten sei es erneut schwierig geworden: „Dann hat Jonathan Burkardt wenig Anlaufzeit gebraucht und getroffen. Dann wurde es für Elye wieder ein bisschen schwierig.“ Trotzdem stellt Krösche klar, dass es sich nicht um eine Qualitätsfrage handelt: „Manchmal muss man auch akzeptieren, dass vielleicht momentan die Dinge nicht so optimal zueinander passen. Aber er ist trotzdem ein richtig guter Spieler. Bei uns hat es jetzt noch nicht so funktioniert und ich wünsche ihm natürlich, dass er dann irgendwann mal wieder dieses Quäntchen Glück hat und dann wird er auch wieder seine Qualität zeigen.“

Bei allen Überlegungen auf dem Transfermarkt bleibt für den Sportvorstand ein Punkt zentral: die Entwicklung der jungen Spieler. „Gleichzeitig aber müssen wir trotzdem den jungen Spielern auch genug Raum geben zu wachsen. Wir haben sehr viele Spieler, gerade in der Offensive, die sich noch entwickeln können, die sehr viel Potenzial haben.“ Als Beispiele nennt Krösche Jean-Matteo Bahoya und Can Uzun: „Die natürlich jetzt schon die ersten Schritte in der Bundesliga gemacht haben, aber auch noch sehr viele Möglichkeiten haben, sich zu entwickeln. Diesen Raum darf man natürlich auch nicht begrenzen durch andere Spieler.“

Gerade Uzun steht sinnbildlich für diesen Ansatz: „Ich kann verstehen, wenn von außen Spieler gefordert werden. Trotzdem ist es letztendlich unsere Aufgabe, den jungen Spielern die Möglichkeit und die Zeit zu geben, ihren nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Can Uzun hat es im letzten Jahr schon sehr gut gemacht, aber dieses Jahr den nächsten Schritt gemacht. Warum? Weil er Spielminuten bekommen hat, weil er Spiele von Anfang an bekommen hat.“

Lob für Brown: „Er hat einen unglaublichen Schritt gemacht“

Ein weiteres Paradebeispiel für gelungene Entwicklung ist Nathaniel Brown. Krösche gerät hier fast ins Schwärmen: „Nathaniel Brown hat, wenn man das jetzt mal die letzten vier, fünf Monate betrachtet, einen unglaublichen Schritt gemacht. Er hat in den UEFA Champions League-Spielen diese Top-Spieler verteidigt. Mit dem Ball hat er sowieso immer seine Qualitäten gehabt.“ Besonders beeindruckt zeigt sich der Sportvorstand von Browns Defensiventwicklung: „Er ist ein sehr intelligenter Spieler, aber wie er auch das Verteidigen auf dem Niveau verbessert und gelernt hat – ich sage bewusst gelernt hat – das ist schon außergewöhnlich.“ Dabei erinnert Krösche auch an den schweren Start des Außenverteidigers: „Er hat letztes Jahr bis Oktober ja fast gar nicht gespielt und hat sich dann reingekämpft, hat an sich gearbeitet und hat dann später in der Saison schon super Spiele gemacht und hat auch einen großen Anteil daran, dass wir in die Champions League gekommen sind.“ Der Lohn folgte prompt mit der Nominierung für die Deutsche Nationalmannschaft. Für Krösche ist klar: „Jetzt hat er auch nochmal einen großen Schritt gemacht und ist jetzt auch zu Recht bei der Nationalmannschaft dabei. Wir schauen, dass er diese Entwicklung weitergeht, dass er gesund bleibt und dann werden wir noch viel Spaß an ihm haben.“

Unterm Strich zeigt sich: Die Eintracht steht vor wichtigen Entscheidungen – zwischen punktuellen Transfers, möglichen Abgängen und dem klaren Bekenntnis zur Entwicklung eigener Talente. Markus Krösche macht dabei deutlich, dass kurzfristige Lösungen nie auf Kosten der langfristigen Strategie gehen sollen.