Daichi Kamada kann es kaum erwarten, wieder auf dem Rasen zu stehen. (Bild: Rhode)

37 Spiele, acht Tore und sechs Vorlagen – das sind die beeindruckenden Zahlen von Daichi Kamada in dieser Saison bei der Frankfurter Eintracht. Noch beeindruckender wird diese Statistik, wenn man bedenkt, dass der Japaner vor der Saison für viele als Wackel- und Wechselkandidat galt und in der letzten Spielzeit in die deutlich schwächer einzuschätzende belgische Liga ausgeliehen wurde. Doch der flinke Mittelfeldmann strafte vor allem in den Pokalwettbewerben seine Kritiker Lügen und hat in Frankfurt wegen seiner guten Leistungen schon den Spitznamen „Europapokamada“ bekommen. Doch auch der 23-Jährige wird derzeit von der Corona-Krise ausgebremst und befindet sich in Quarantäne.

Familienmensch Kamada

Während viele seiner Teamkollegen die Zeit alleine zuhause absitzen, ist Kamada zumindest nicht komplett allein. Der Japaner lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Frankfurt und hat so wenigstens etwas sozialen Kontakt und Ablenkung vom langweiligen Alltag in den eigenen vier Wänden. In einem Interview mit der Eintracht betonte der 23-Jährige, dass er über diesen Umstand sehr froh sei: „Wenn man alleine ist, ist das auch psychisch belastend. In dieser Saison waren wir viel auf Reisen und es war nicht immer Zeit für die Familie da. Umso mehr genieße ich die Zeit mit meiner Frau und meinem Kind. Ich schlafe jeden Tag zwölf Stunden, mache Sprachunterricht und spiele im Haus Fußball. Meine Frau kocht japanisches Essen. Und ab und zu übernehme ich auch das Kochen.“

Mit Hasebe und serbischer Connection über die Sprachbarriere

Niemand weiß, wann und ob die Saison in der Bundesliga fortgesetzt wird. Um für eine mögliche Fortsetzung – wann und wie auch immer – bestens gewappnet zu sein, darf natürlich auch das Training nicht zu kurz kommen. „Wir haben unseren Trainingsplan vom Verein, der die Arbeit auf dem Ergometer sowie Kraft- und Stabilisationsübungen beinhaltet“, so der Japaner, der betonte, dass er auch nach Ende der Quarantäne – wohl aus Respekt vor dem Virus – nicht viel aus dem Haus gehen wolle. Neben der eigenen Familie ist natürlich auch der Kontakt zu den Teamkollegen wichtig, auch wenn dieser derzeit über soziale Medien aufrechterhalten werden muss. Um die Sprachbarriere so niedrig wie möglich zu halten, lerne er weiterhin fleißig Deutsch und hole sich Unterstützung von Landsmann Makoto Hasebe: „Ich frage Makoto zum Beispiel, wenn ich etwas von den Nachrichten nicht verstehe. Wir stehen natürlich in Kontakt, so wie zu unseren anderen Mitspielern auch. Er ist nicht nur ein wundervoller Spieler, sondern auch ein wundervoller Mensch, für mich und meine Familie ganz besonders natürlich. Auch ohne meine Einschätzung wissen alle Deutschen, wie toll er ist.“ Auch die serbischen Kollegen kämen immer auf ihn zu und seien seine weiteren Hauptansprechpartner.

Natürlich hält der Rechtsfuß aber nicht nur Kontakt innerhalb der Mannschaft und seines Hauses, sondern auch in seine Heimat nach Japan. Hier betonte der Japaner, dass viele seiner Landsleute noch recht unbesorgt seien. „Das erinnert mich an die Anfänge der Coronakrise in Europa. Deshalb sage ich meiner Familie immer, dass sie nur aus dem Haus gehen sollen, wenn es unbedingt notwendig ist“, versuche er seine Liebsten zu sensibilisieren. Auch die Verschiebung der Olympischen Spiele, welche eigentlich im Sommer in der japanischen Hauptstadt Tokio hätten stattfinden sollen, begrüße er. Viele der Verantwortlichen hatten sich zunächst lange gegen eine Verschiebung gewehrt, vor rund zwei Wochen dann aber doch nachgegeben: „Ich denke, der Beschluss zur Verschiebung der Olympischen Spiele war die richtige Entscheidung, auch wenn es für die japanische Bevölkerung sowie alle teilnehmenden Athleten eine traurige Sache ist.“

Der Weg, der nicht zu Ende ist

Die Corona-Krise kam für den Japaner eigentlich zu einem eher ungelegenen Zeitpunkt, denn erst vor Kurzem hatte er sich durch einen Dreierpack im Europa-League-Heimspiel gegen Red Bull Salzburg wieder zurück in die Mannschaft geschossen, nachdem er davor etwas außen vor war. Er gab aber an, dass seine Entwicklung noch nicht zu Ende sei: „Ich erlebe es auch zum ersten Mal in meiner Profikarriere, dass so viele Spiele stattgefunden haben. Dadurch konnte ich mich körperlich entwickeln. Aber ich glaube, dass das noch um einiges besser werden kann. Für mich ist es noch zu früh, sagen zu können, dass ich im europäischen Fußball angekommen bin. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg.“ Wohin ihn dieser Weg führe sei ihm noch nicht bewusst. Allerdings liege darauf aktuell auch nicht sein Fokus. „Derzeit ist es auch nicht so, dass ich die Ruhe habe, großartig über meine weitere Zukunft nachzudenken. Aktuell mache ich mir eher etwas Sorgen wegen meiner Fitness. Man kann so viel trainieren wie man möchte, aber mit normalem Lauftraining und ohne richtige Spielpraxis fehlt einem schon die Match-Ausdauer“, so der Mittelfeldakteur.

Diese Spielpraxis kommt – wie es der Name schon sagt – nur durch Spiele direkt. Wenn die Akteure der SGE diese dann wieder bestreiten dürfen, freue er sich am meisten auf die Fans der Eintracht: „Ich freue ich mich schon sehr auf den Moment, irgendwann wieder vor unserem Publikum spielen zu dürfen. Die Eintracht-Fans sind sehr leidenschaftlich und etwas Besonderes. Ich mag sie gern. Ich hoffe einfach, dass wir Spieler uns alle ganz schnell wiedersehen und unserer gemeinsamen Leidenschaft auf dem grünen Rasen nachgehen können.“ Dagegen dürften auch die vielen Fans der Eintracht, die unter Fußball-Entzug leider,  nichts haben.

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