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Ein seltenes Bild: Lukas Hradecky muss bei einem hohen Ball eingreifen.

Hradecky brennt auf Revanche gegen Bremen

Es ist nicht so, dass Lukas Hradecky bei Eintracht Frankfurt eine schlechte Saison spielt. Im Gegenteil: Wenn der Finne gebraucht wird, ist er regelmäßig zur Stelle und lenkt einen Ball, wie gegen Borussia Mönchengladbach passiert (0:0), an die Latte oder holt einen Kopfball, wie den des Kölners Yuya Osako (1:0), aus dem bedrohten Eck. Viel mehr allerdings hatte der Schlussmann der Frankfurter in den letzten Wochen nicht auf sein Tor bekommen. Ähnlich beschäftigungslos sind sonst nur noch Manuel Neuer vom FC Bayern München oder Peter Gulacsi von RB Leipzig. Sollte die Eintracht auch gegen den SV Werder Bremen am Sonntag zu Null spielen, wäre ein Vereinsrekord gebrochen. Viermal in Folge ohne Gegentor – das gab es noch nie in der 117-Jährigen Vereinsgeschichte. Der Keeper hat mit seiner neuen Situation, wie er im Gespräch mit “Bild” erzählt, keine Probleme: “Letzte Saison habe ich viel halten müssen, aber das brauche ich nicht immer. Ich will nicht der große Star sein.”

Sollten die Frankfurter in der Hansestadt gewinnen, wäre dies ein ganz besonderer Erfolg. Die Erlebnisse vom 34. Spieltag der vergangenen Saison sind noch präsent. Schon auf der Fahrt zum Stadion wurde der Bus der Hessen mit Eiern beworfen, die Spieler lautstark von den Bremer Fans beschimpft. “So extrem habe ich das noch nie erlebt”, gibt Hradecky im Gespräch zu und vermutet: “Es kann schon sein, dass sich der ein oder andere davon etwas beeinflussen hat lassen.“ Die Frankfurter waren in der Anfangsphase in diesem Abstiegsgipfel sogar überlegen und hatten durch Änis Ben-Hatira und Makoto Hasebe zwei große Chancen. Anschließend übernahmen die Gastgeber das Kommando und gewannen durch einen Treffer von Papy Djilobodji in der 88. Minute nicht ganz unverdient. “Das war ein Schlag”, erinnert sich der Schlussmann zurück und will sich am Sonntag dafür revanchieren: “Da wollen wir etwas zurückzahlen. Ich hoffe, meine Mitspieler denken genauso. Vielleicht sollten wir darüber noch mal konkret sprechen, damit wir uns dessen alle bewusst sind.”

Der schlechte Start der Werderaner – Rang 16 mit sieben Punkten – in die neue Spielzeit überrascht nicht nur Experten, sondern auch Hradecky: „Okay, da war der Trainer-Wechsel, einige verletzte Spieler. Trotzdem wundert mich das, denn sie haben eine starke Mannschaft.“ Mit Max Kruse und Claudio Pizarro kehren zwei Hoffnungsträger nach langer Verletzungspause zurück, ferner konnte Serge Gnabry bei der deutschen Nationalmannschaft nicht nur dank seiner drei Treffer gegen San Marino viel Selbstvertrauen tanken. Auf die bärenstarke Abwehrreihe der Eintracht wird vermutlich einige Arbeit zukommen. Das Innenverteidigerduo David Abraham und Jesús Vallejo zeigte sich jedoch im bisherigen Saisonverlauf so sattelfest, wie selten zuvor ein Abwehrpärchen in der langen Historie des Vereins.

Hradecky gerät bei Vallejo ins Schwärmen: “Er ist einer der besten Innenverteidiger, mit denen ich bisher gespielt habe.” Etwas Sorgen bereitet ihm hingegen, auch wenn er dabei lächelt, Michael Hector. Der Jamaikaner brauche ab und zu Ansagen, vor allem dann, “wenn er ein paar krumme Dinger macht und versucht, die Gegner hinten zu tunneln.” Die Leihgabe des FC Chelsea muss sich noch immer an das Tempo in der Bundesliga, wie nicht nur seine beiden Platzverweise in den ersten Pflichtspielen bewiesen. Hector, der am Mittwoch das Training wegen Schmerzen im Rücken frühzeitig abbrechen musste, braucht noch Zeit und Geduld. Hradecky tadelt den Abwehrmann: “Er ist immer ein bisschen chaotisch. Wie ein Problem-Magnet.” Der 24-Jährige wird sich aktuell noch hinten anstellen müssen. Schließlich spricht nicht nur Keeper davon, dass er solch eine Qualität noch nie vor sich hatte – und das, obwohl “ich mit Brönby einmal 17 oder 18 Spiele zu Null gemacht habe, aber Dänemark ist auch eine andere Liga.”

Der Schlussmann kann die Beschäftigungslosigkeit dennoch nutzen, um sich weiterzuentwickeln. Er bleibt selbstkritisch und sieht bei der persönlichen Ausstrahlung und Souveränität noch Steigerungsbedarf. Mit Torwarttrainer “Moppes” Petz arbeitet der 26-Jährige mit “Maß und Ziel” und in der Nationalmannschaft gibt es Übungen, “bei denen es um Gehirn-Training geht. Das bringt ebenfalls eine Menge.” Mit den finnischen Kollegen, etwa dem Bremer Innenverteidiger Niklas Moisander, hinkt er in der Qualifikation mit nur einem Zähler aus vier Spielen weit hinterher. Hradecky kann dies aber scheinbar problemlos verkraften: “Wenigstens läuft es bei der Eintracht gut, und das ist mir fast lieber.”

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5 Kommentare

Avatar 1. wutzespeck 18. November 16, 10:44 Uhr

Den Rekord brechen und siegen, das wär's doch. In den letzten drei Jahren stand man mit 18 Punkten nach zehn Spielen immer auf Platz vier. :(

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Fallback Avatar 2. Reebok 18. November 16, 12:13 Uhr

Puh, ganz klare Ansage zum Kollegen Hector. Muss meiner Meinung nach nicht zwingend über die Presse erfolgen.

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Fallback Avatar 3. EintrachtKafka 18. November 16, 12:14 Uhr

Die gesamte Mannschaft, nein auch die Trainer und wir Fans brennen auf eine Revanche. Zu sehr schmerzt die Niederlage aus der letzten Saison.
Bitte kein angsthasenfussball sondern aggressiv nach vorne. Änglich wie gegen Köln in der ersten Halbzeit.
Bremen ist schlagbar!

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Fallback Avatar 4. EintrachtKafka 18. November 16, 12:22 Uhr

@Reebok
Sehe ich ähnlich nur wer Hrady kennt und weiß wie er tickt, weiß dass er viel mit einem verschwitzten lächeln und zwinkerndem Auge sagt. Der Mann steht für Spaß und Heiterkeit. Daher ist die Kritik eher als ein freundschaftliches sticheln oder gar als Motivation zu sehen.
Zudem sehen wir Fans doch auch, wie "chaotisch" Hector manchmal agiert.
Anders als die Presse denke ich aber, dass nicht die Bundesliga als Neuland der Grund ist, sondern sein Charakter. Seine Art zu spielen.

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Fallback Avatar 5. Adlerherb 18. November 16, 12:40 Uhr

Rache ist ein Gericht das am besten kalt serviert wird :-)

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