Haller: "Wechsel ein wichtiger Schritt für mich!"

Mit symphatischem Lächeln, sehr entspannt und bodenständig – so präsentierte sich Sebastien Haller bei seinem ersten Auftritt im Bauch des Waldstadions. Der 1,90 Meter große Franzose, der die zuvor von Haris Seferovic getragene Rückennummer 9 erhalten wird, ist eine imposante Erscheinung. “Meine körperliche Robustheit ist meine große Stärke”, verriet er sogleich. Als Stürmer könne er die Bälle gut halten und den nachrückenden Spielern dadurch etwas Zeit und Raum verschaffen. “Ich bin ein Teamplayer und spiele nur selten egoistisch”, schätzte er seine eigene Qualitäten ein. Eines wird schnell sichtbar: Haller ist kein Lautsprecher präsentiert sich mit 23 Jahren als reifer Zeitgenosse. Obwohl Dolmetscher Stephane Gödde dabei war und als Stütze diente, kommunizierte er in fließendem Englisch mit den Medienvertretern. “Guten morgen”, “ich bin glücklich”, “sehr gut” und “Tor” – diese deutschen Worte sind in seinem Sprachschatz bereits vorhanden.

Das es nicht bereits mehr sind, verhinderte seine Schlafmützigkeit zu Schulzeiten. “Ich war elf Jahre alt und es war sehr schwierig für mich”, rief die Erinnerung daran ein Schmunzeln bei ihm hervor. Zusammen mit seiner Frau und dem dreieinhalb Monate alten Töchterchen Ciara will er daran etwas ändern. Ein Appartement in der Nähe der Stadt ist bereits gefunden und soll am 1. August bezogen werden. Haller hat großes Interesse daran, sich zügig zu integrieren und komplett auf das neue Kapitel Bundesliga einzulassen. “Es ist ein wichtiger Schritt für mich, eine große Aufgabe in einem großen Team”, sagte er. Das Treffen mit Trainer Niko Kovac überzeugten ihn davon, dass ein Wechsel nach Frankfurt die beste Option sei – obwohl Klubs aus England, China und Deutschland angeklopft hatten: “Die Gespräche gaben mir ein gutes Gefühl. Ich will mich weiterentwickeln und meine Qualitäten einbringen. Kovac sagte mir genau, woran ich arbeiten muss.”

Druck durch hohe Ablöse? “Ich bin deshalb kein Ronaldo oder Messi!”

Haller ist der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Medienberichten zufolge soll der Wechsel vom FC Utrecht nach Frankfurt rund sieben Millionen Euro gekostet haben, manch ein niederländischer Experte spekuliert gar mit einer noch höheren Summe. Er will sich davon jedoch nicht unter Druck setzen lassen: “Das ist eine Sache zwischen den Klubs. Ich bin deshalb kein Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi.” Haller will Haller sein und bleiben und Spuren in der Bundesliga hinterlassen. Beim DFB-Pokal-Finale zwischen Borussia Dortmund und den Hessen saß er auf der Tribüne und konnte einen ersten Eindruck von seinem neuen Team und vor allem den Fans gewinnen: “Ich war überrascht. Sie sind wichtig und geben dir in den richtigen Situationen die nötige Power.”

Vor seinem Wechsel aus den Niederlanden nach Deutschland führte er auch Gespräche mit seinen Landsleuten, die bereits in der Bundesliga spielen. “Niemand hat etwas schlechtes über die Liga gesagt und mir prophezeit: ‘Du wirst es lieben, in dieser Liga zu spielen!'” Im Vergleich zur Eredivisie sei das Niveau in Deutschland deutlich höher: “Alles ist etwas größer: Die Stadien, die Gegner und die Atmosphäre.” Der Schritt nach Frankfurt sei daher perfekt um den Wettbewerb näher kennenzulernen. Sein Vorteil: Da die U21 Frankreichs die Europameisterschaft in Polen verpasste, kann er die Vorbereitung von Beginn an bestreiten und benötigt keinen Sonderurlaub. Freilich rufe dies ein seltsames Gefühl in ihm hervor. Haller wusste zu dem Zeitpunkt der verfehlten Qualifikation noch nicht, dass er nach Frankfurt wechseln würde. “Natürlich ist es schade, dass ich das Turnier nur im Fernsehen verfolgen kann. Allerdings will ich nicht zurück blicken und kann mich voll auf meine neue Aufgabe konzentrieren”, zog er dennoch ein positives Fazit.

Nach schwerer Zeit in Auxerre folgte der Wechsel nach Utrecht

Doch wie verlief der Weg in Richtung Frankfurt überhaupt? Seine Profikarriere startete er 2012 bei AJ Auxerre. Zuvor spielte Haller in der Jugendabteilung des Vereins, der Schritt nach oben misslang allerdings: “Das war ein schwieriger Start für mich. Ich hatte eine gute Zeit in der Jugendabteilung, aber in der ersten Mannschaft lief es dann nicht mehr so gut.” Jeder Trainer habe ihm etwas anderes erzählt, zudem saß er häufiger auf der Bank. Das Angebot aus Utrecht kam im Januar 2015 demnach zum richtigen Zeitpunkt, nach einer halbjährigen Leihe wechselte er für 750.000 Euro fest in die Niederlande. Dort blühte er auf und erzielte in zweieinhalb Jahren in 82 Pflichtspielen 41 Tore. Eine Bilanz, die ihn auf dem Transfermarkt begehrt machte und dafür sorgte, “dass ich jedes halbe Jahr nicht mehr wusste, ob ich weiter da bleiben werde.” Jetzt also zog es ihn nach Frankfurt! Sollte der Franzose sich auf dem Feld so bewegen, wie es am Mittwochvormittag im Pressesaal gelang, könnte den Verantwortlichen ein echter Coup gelungen sein.