Nach seiner langen Verletzungspause gibt es für Paciencia endlich wieder Grund zum Jubeln (Foto: imago/Xinhua).

Ulm, Hoffenheim und Düsseldorf – gegen diese Mannschaften erzielte Gonçalo Paciencia für Eintracht Frankfurt seine bis jetzt drei Saisontore. Zwischen Ulm und Hoffenheim liegt über ein halbes Jahr, in dem der Portugiese aufgrund eines Meniskusrisses ausfiel. Umso schöner ist die Geschichte, in der Paciencia bei seinem Comeback am 24. Spieltag vor 49.500 Zuschauern als Joker das 3:2-Siegtor in der Nachspielzeit köpfte. „Es bedeutet mir eine Menge, weil es mein erstes Tor nach meiner langen Verletzung und mein erstes Tor in unserem Stadion war. Das Tor war ein unglaublicher Moment für uns alle. Ich glaube, ich habe bisher nicht viele Spiele bestritten, die bis zur 96. Minute gelaufen sind“, erzählt der 24-Jährige.

Sportlicher Erfolg als Motivationsschub in der Reha

Zu Beginn der Saison schoss Paciencia beim bitteren Pokalaus in Ulm als Einwechselspieler den 2:1-Anschlusstreffer, doch in den ersten beiden Ligaspielen in Freiburg (2:0) und gegen Bremen (1:2) stand er nicht im Kader und zog sich kurz darauf im Training einen Meniskusriss zu. Zunächst hieß es, er würde für sechs Wochen pausieren müssen, aber es dauerte dann doch sechs Monate, bis der Stürmer wieder auf dem Feld zu sehen war. Dieses halbe Jahr war für ihn keine einfache Zeit, aber Paciencia versuchte, die Verletzung zu akzeptieren und positiv zu denken. Der sportliche Erfolg der Eintracht half ihm zusätzlich und motivierte ihn. „Wenn die Mannschaft gut spielt und die Mehrheit ihrer Spiele gewinnt, gibt dir das für der Reha einen zusätzlichen Motivationsschub, weil du unbedingt ein Teil des Teams sein und endlich wieder auf dem Platz stehen möchtest“, verrät er. In dieser Phase lernte er auch Timothy Chandler besser kennen, der sich im Sommer 2018 am Knie verletzte und den Hessen seitdem fehlt. „Wir haben in der Reha viel Zeit miteinander verbracht. Er ist ein super Typ, der genauso positiv eingestellt ist, wie ich. Seit meiner Ankunft hier in Frankfurt hat er mich immer super unterstützt. Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen und ist sehr hilfsbereit“, sagt der Portugiese über seinen Teamkollegen.

Auf der Suche nach neuen Herausforderungen

Seit seinem Comeback läuft es wieder für Paciencia, denn nach seinem ersten Bundesliga-Tor gegen die TSG Hoffenheim erzielte er eine Woche später direkt das nächste: in Düsseldorf netzte er kurz nach Wiederanpfiff zum 0:1 für die Adlerträger ein und ebnete damit den Weg zum 0:3-Auswärtssieg. „Das ist für mich wie ein Neustart. Alle Leute wissen über meine Leidenszeit Bescheid, doch jetzt ist meine Zeit gekommen. Ich habe jetzt die Möglichkeit, ein Teil der Mannschaft sein und ihr zu helfen zu können. Das ist das, was ich seit meiner Ankunft wollte und darüber bin ich sehr glücklich“, verkündet der 24-Jährige. In seiner Vergangenheit spielte er überwiegend beim FC Porto, seinem Heimatverein aus Portugal, kam dort aber nie richtig zum Zug. „Während meiner Zeit in Porto habe ich als junger Spieler wenig Perspektive gesehen. Deshalb habe ich nach neuen Herausforderungen in Portugal gesucht, um Spielminuten sammeln zu können. So kamen insgesamt vier Leihgeschäfte zustande. Speziell meine Zeit bei Olympiakos Piräus in Griechenland war eine gute Erfahrung, weil ich mich zum ersten Mal außerhalb meiner Heimat zurechtfinden musste. Als 19-Jähriger war es anfangs etwas schwierig für mich alleine zu wohnen, aber es war dennoch eine wertvolle Zeit“, erinnert sich Paciencia zurück.

Jeder kennt die Eintracht

In seiner Zeit beim FC Porto spielte Paciencia (rechts) u.a. mit Torwart-Legende Iker Casillas zusammen (Foto: imago/ZUMA Press).

Irgendwann kam für ihn dann der Zeitpunkt weiterzuziehen: Ich glaube, es war einfach an der Zeit Porto zu verlassen. Ich habe dort meinen großen Traum vom Gewinn der Portugiesischen Meisterschaft mit meinem Heimatsklub verwirklichen können. Es war ein tolles Gefühl, mit dem Klub, von dessen Stadion ich nur wenige Meter entfernt gewohnt habe und für den auch mein Vater jahrelang gespielt hat, den Titel zu gewinnen und diesen anschließend gemeinsam mit meinen Freunden zu feiern. Als mir mein Berater jedoch von dem Interesse der Eintracht erzählte, musste ich nicht lange überlegen, ob ich gehe oder nicht. Eintracht Frankfurt ist ein großartiger Verein.“ Paciencia sah damals das Pokalfinale gegen den FC Bayern und sei von der SGE sofort fasziniert gewesen. Auch sein Vater riet ihm zu einem Wechsel an den Main, da sein Vater die Bundesliga, aber auch die Eintracht, schon kannte. „Ich glaube, jeder aus Europa, wenn nicht sogar aus der ganzen Welt, kennt die Eintracht. Der Klub ist in einer großen Stadt beheimatet und spielt dazu noch in einer großen Liga – das waren gute Gründe für meinen Wechsel zur Eintracht. Doch allem voran waren natürlich auch die Fans einer der ausschlagebenen Gründe. Ich habe sie damals in der Europa League live im Stadion erleben dürfen, als die Eintracht im Jahr 2014 zu Gast war. Wie sie damals durch die Straßen der Stadt gezogen sind, das war der Wahnsinn“, erzählt Paciencia. Der Portugiese zeigt sich von den Frankfurter Fans beeindruckt und sagt, dass er auch als Spieler auf dem Platz diese einzigartige Unterstützung spüre und sie für ihn enorm leistungsfördernd sei.

Nicht so schnell, dafür technisch begabt

Die Unterstützung der Fans ist mit Sicherheit mit ausschlaggebend für den aktuellen Erfolg der Adlerträger in dieser Saison: in diesem Kalenderjahr noch ungeschlagen, in der Bundesliga auf Europa-Kurs und in der Europa League erstmals seit 24 Jahren wieder im Viertelfinale. „Ich glaube, das Geheimnis besteht darin, nicht darüber zu sprechen, was noch möglich sein könnte. Wir spielen unser Spiel, gewinnen es, feiern für einen Tag und dann gilt es weiter zu arbeiten, um sich auf das nächste Spiel vorzubereiten – das ist unser Geheimnis“, meint Paciencia und weist daraufhin, dass nicht nur die Spieler für den Erfolg verantwortlich sind: „Alle Menschen in diesem Verein machen eine super Arbeit. Der Erfolg resultiert aus der guten Organisation des Klubs, denn wenn du keine gute Organisation innerhalb des Klubs hast, schaffst du es als Mannschaft langfristig nicht erfolgreich zu sein. Darüber hinaus verfügt unsere Mannschaft natürlich über enorme Qualität. Wir haben eine sehr ausgeglichene Mischung aus erfahrenen Spielern und uns jungen Spielern. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg, weil wir Jungen uns immer an die erfahreneren Spieler wenden und ihnen vertrauen können. So wissen wir immer, was wir tun und lassen sollten.“ Die Mannschaft nahm den 24-Jährigen sehr gut auf, er fühlte sich in Frankfurt schnell wohl und sagt, er könne nicht nur von den erfahrenen Kollegen profitieren: „Ich glaube, ich kann von allen Spielern aus der Mannschaft etwas lernen. Jeder Einzelne hat besondere Eigenschaften, von denen ich persönlich etwas mitnehmen kann, um weiter dazulernen zu können – das ist das Besondere am Fußball.“ Aber auch Paciencia selbst ist eine Verstärkung und bringt wertvolle Attribute mit. Er sei zwar nicht so schnell wie Luka Jovic oder Ante Rebic, dafür beschreibt sich der Portugiese als technisch begabt und robust.

Abraham ließ ihm die Haare abschneiden

Als Paciencia nach Frankfurt kam, hatte er noch längere Haare (Foto: imago/Schüler).

An freien Tagen bleibt er gerne innerhalb seiner eigenen vier Wänden, schaut Serien und Filme oder liest Bücher. „Manchmal fahre ich auch in die Stadt, um ein bisschen spazieren zu gehen, aber ich bin keiner, der ständig unterwegs ist. Ich genieße meine Zeit zuhause auf meiner Couch“, verrät Paciencia. In der Stadt findet er sich inzwischen auch schon gut zurecht und sieht gewisse Parallelen zwischen der Mainmetropole und Porto: „Frankfurt hat eine gewisse Ähnlichkeit zu meiner Heimatstadt in Portugal. Im Zentrum findet man alles was man braucht und es ist alles sehr einfach gehalten. Anders als während meiner Zeit in Griechenland bei Olympiakos Piräus ist der Verkehr in Frankfurt etwas ruhiger. Mir gefällt es sehr gut hier und ich genieße die Zeit in dieser großen Stadt.“ Der stets gut aufgelegte Portugiese kam letztes Jahr mit langen Haaren nach Deutschland, mittlerweile ist seine Frisur deutlich kürzer. Dahinter steckt ein Streich, den ihn David Abraham spielte. „Das war ursprünglich gar nicht geplant. David Abraham hat mich ein wenig auf den Arm genommen. Als ich mit David beim Friseur war, sagte David mir, dass der Friseur mir bloß die Haare waschen wolle, doch in Wahrheit schnitt er mir einen Großteil meiner Haare ab. Danach sahen meine Haare schlimm aus und sie waren nicht mehr zu retten. Deswegen ließ ich sie mir kurz schneiden. Vielleicht werde ich sie mir in den nächsten Monaten aber nochmal länger als beim letzten Mal wachsen lassen“, erzählt der Stürmer. Solange er sich von seiner Frisur nicht vom Tore schießen abhalten und die Fans jubeln lässt, darf er mit seinen Haaren gerne machen, was er will.

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11 Kommentare

  1. Kovac hat doch hoch und heilig versprochen, keinen Spieler von der Eintracht zu holen. Ach, vielleicht war das der Stand „damals“

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  2. Na dann scheint die Meldung von Samstag ja doch zu stimmen ( siehe Jovicthread hier). Wollten ja einige nicht glauben, dass es schon konkret wird.
    Das Ziehen der Option ist nur Formsache, vielleicht ist es auch schon passiert.
    Ich bin der Meinung wenn das Angebot stimmt sollten wir auch mal was verdienen und in den vorhandenen Kader plus neue Spieler clever investieren.
    Der Artikel oben dreht sich gerade um Paciencia , ich denke wenn Rebic und Haller bleiben, hätten wir selbst ohne Verstärkungen ( ein Stürmer sollte trotzdem dann geholt werden) noch ein guten Sturm .
    Das Geld könnte man gut in Hinti, Rode, einen OM und einen neuen Stürmer gut anlegen

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  3. Also ein Verkauf von Jovic in diesem Sommer ist für mich das Logischste, da wir aufgrund von Leistung und Alter eine sehr hohe Ablöse einstreichen können. Mir wäre auch ehrlich gesagt die Gefahr zu groß, dass er nächste Saison einen Durchhänger bekommt oder sich Verletzt und der Marktwert wieder sinkt.

    Deshalb möglichst teuer Verkaufen!

    Ich denke 70 Mio. € sollten drin sein, wenn nichts Außergewöhnliches mehr passiert.

    Von diesem Geld, abzüglich der ca. 7 Mio. € für die KO, sollten wir dann Trapp (10 Mio. €), Hinti (12 Mio. €), Kostic (6,5 Mio. €) und Rode (3 Mio. €) kaufen. Blieben noch 31,5 Mio. € für 2 gute Spieler, Ausbildungsentschädigungen und Handgelder für Vertragsverlängerungen von Leistungsträgern.

    Ich könnte mir keine bessere Sommerpause vorstellen, denke allerdings, dass uns doch leider einige Spieler verlassen werden …

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  4. Jovic ist wohl der begehrteste Stürmer seiner Altersklasse (Mbappe wird von PSG so mit Geld vollgeworfen, dass man den da eh nicht loseisen kann). Da wird es bis zum Sommer immer wieder Gerüchte geben. Und die Zeitungen bauen sich aus ihren vagen Infos dann einfach ihre Artikel zusammen. Laut tm ist Jovic 55 Mio. wert. Die Medien sprechen von 50 bzw. 56 Mio-Angeboten. Dass alle großen Vereine Interesse haben, bei denen Bedarf auf der Position haben ist auch klar. Da schreibt sich der Artikel samt Details doch fast von selbst.

    Wie hoch die Angebote auch immer sein mögen, für uns umso besser, je mehr es werden – das treibt den Preis nach oben.

    Bisher scheint der Trubel Jovic nicht geschadet zu haben. Er hebt nicht ab, sondern fängt sogar an, mehr mit nach hinten zu arbeiten.

    Schaffen wir nicht die CL ist es für uns praktisch unmöglich ihn zu halten, mit Glück wird er für ein Jahr zurück verliehen. Aber wir werden wohl definitiv eine Menge Geld bekommen. Ob es 50, 70 oder gar 100 Mio. werden, wird der Verlauf der Saison und die Nachfrage bestimmen.

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  5. Wirtschaftlich sinnvoller und das gesamte Risiko beim HSV zu parken ist es selbstverständlich die KO erst im Jahr drauf zu ziehen. Aber ich bin ein Freund von „Was man hat, das hat man.“ Im Zweifel hat man dann auch mal die Seuche am Fuß 😉

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  6. @Schwabenadler77:

    Außer einem guten Gefühl bei ein paar Fans, hat es keine Vorteile die KO schon früher zu ziehen. Es kommen früher Vereine, die bagger, wir müssen früher mehr zahlen und – Gott bewahre – wenn er sich schwer verletzt oder etwas anderes passiert, haben wir nicht 6,5 Mio. umsonst ausgegeben.

    Die Verfahrensweise bei Jovic zeigt auch, dass die Verantwortlichen die Option ziehen, wenn ss wirtschaftlich am besten ist. Die einzige denkbare Konstellation, in früher zu verpflichtet, wäre, wenn der HSV ihn und im Sommer schon günstiger gibt, weil sie schnell Geld brauchen.

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  7. Finde es auch vollkommen richtig erst so spät wie möglich zu zahlen. Das Geld kann man doch in der Zeit für sich arbeiten lassen.

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  8. @3
    Ich „glaubt“ es auch jetzt noch nicht, weil ich es nicht weis!
    Einem Pressefuzzy „glaube“ich sowieso nichts.
    erst wenn es Eintracht Frankfurt offiziell bestätigt, DANN weis ich es

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  9. i ch finde es richtig gut, da´ß immer mal wieder so interessante Berichte über einzelne Spieler hier ins Forum gestellt werden. Danke, Tom. Der Bericht läßt sehr tief in das Seelenleben von Gonzo blicken, wie er sich eingelebt hat und wie er sich hier wohl fühlt.

    Ein bißchen schade ist nur, daß in Anlehnung an den sehr guten Bericht hier fast ausschließlich nur über Jovic und mögliche Kaufinteressenten, bzw. Kaufsummen geschrieben wird. Aber Gonzales Zeit wird bestimmt auch noch kommen, wo man sich über ihn die Münder zerreißt.

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