Ein Bild mit Symbolcharakter: Willi Reimann (l.) und Andreas Möller fanden bei der Eintracht nicht zusammen.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Willi Reimann (l.) und Andy Möller fanden bei der Eintracht nicht zusammen.

Eintracht Frankfurt hat in seiner langen Geschichte schon einige Talfahrten, Krisen und Bundesliga-Abstiege hingelegt. Mal waren sie hausgemacht und unnötig, manchmal verdient und unvermeidlich. In eine nahezu hoffnungslose Saison startete die Eintracht im Jahr 2003, als zwar durch einen 6:3-Erfolg gegen Reutlingen sensationell der Aufstieg gefeiert wurde, der Verein aber weder sportlich noch wirtschaftlich in der Lage war, die 1. Liga überhaupt zu halten. So hießen die Neuzugänge im Sommer vor 13 Jahren beispielsweise Nico Frommer, Markus Kreuz oder Geri Cipi. Die Situation vor dem Start war eindeutig: Die Eintracht war bei allen Experten der Absteiger Nummer eins. Dieser Umstand und allerhand Überzeugungskraft des Hauptsponsors sorgten dafür, dass ein sich eigentlich schon im Ruhestand befindlicher Welt- und Europameister aus Frankfurt weich wurde und seinem Heimatverein Hilfe anbot. Andreas Möller kehrte nach elf Jahren sensationell zur Eintracht zurück und feierte am 5. Spieltag in Mönchengladbach einen Einstand nach Maß.

Mit gerade einmal einem mickrigen Zähler reisten die Hessen auf den Bökelberg und standen unter dem Druck, nicht schon frühzeitig in der Saison den Anschluss zu verlieren. Eben diesen Druck nahm an diesem Spieltag Möller von der Mannschaft, da er das komplette Interesse von Fans und Medien auf sich zog. Der verlorene Sohn begann im Mittelfeld, zusammen mit Spielmacher Ervin Skela, und machte einen erstaunlich guten Eindruck. Er forderte die Bälle, diktierte das Tempo und gab dem gesamten Team Sicherheit. „Es ist gut, dass Andi da ist“, meinte Skela, der nun nicht mehr allein für die kreativen Momente zuständig war.

Das Möller-Debüt verlief auch deshalb wunschgemäß, weil die Eintracht nicht nur gut spielte, sondern in der Offensive auch in den richtigen Momenten das Tor machte. Markus Kreuz schloss den ersten Konter zur 1:0-Führung ab (17.). Schon kurz zuvor war Skela per Freistoß am Aluminium gescheitert. In der Folge standen die Hessen defensiv kompakt und sicher. Mit einer Ausnahme: Nach einem leichtfertigen Ballverlust von Möller kamen die Borussen zu ihrer besten Chance, die aber ungenutzt blieb (51.). „Das war haarsträubend“, gestand der gebürtige Frankfurter im Nachhinein. An seinem vielversprechenden Debüt änderte der kleine Patzer nichts. Unter dem Applaus der knapp 5 000 mitgereisten Fans wurde Möller kurz vor dem Ende ausgewechselt. Wenig später schloss Henning Bürger einen weiteren Konter sehenswert zum 2:0-Auswärtssieg in Mönchengladbach ab.

Der weitere Saisonverlauf hielt dann nicht, was das verheißungsvolle Comeback Andi Möllers versprach. Zurückgeworfen von zahlreichen Verletzungen verlor der einstige „Turbo“ der Liga mehr und mehr Kredit bei seinem Trainer. Als er in der Rückrunde kaum noch spielte, obwohl er im Training häufig durch starke Leistungen auffiel, kam es zum Eklat. Möllers treuer Berater Klaus Gerster bezeichnete den Umgang von Trainer Willi Reimann mit seinem Klienten öffentlich als „stil- und respektlos“, womit das Tischtuch zwischen Möller und Reimann endgültig zerschnitten war.

Andreas Möller (l.) und Heribert Bruchhagen verkünden das Ende der Zusammenarbeit.
Andreas Möller (l.) und Heribert Bruchhagen verkünden das Ende der Zusammenarbeit.
Im Rückspiel gegen Mönchengladbach (3:1) düpierte Reimann Möller, indem er ihn für nur 60 Sekunden eingewechselt hatte. Zwei Tage später bat der damals 36-Jährige beim neuen Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen um die Auflösung seines Vertrages, womit auch sein in diesem Kontrakt versicherter Anspruch auf eine Vorstandsposition hinfällig war. Die ernüchternde Bilanz des Möller-Comebacks: elf Spiele, kein Tor, keine Vorlage. „Die Zeit bei der Eintracht habe ich mir anders vorgestellt. Man hat es versäumt, den Dialog mit mir zu suchen (…) Die Situation war nicht mehr tragbar. Ich will für die Eintracht keine Belastung mehr sein“, erklärte Möller auf einer abschließenden Pressekonferenz. Willi Reimann ging als Sieger aus diesem Machtkampf hervor, verlor bis zum Sommer jedoch seinen Kreidt bei Fans und Vorstand und musste nach dem unvermeidlichen Abstieg ebenfalls gehen.

Tore: 0:1 Markus Kreuz (17.), 0:2 Henning Bürger (90.).

Borussia Mönchengladbach: Melka – Korzynietz, Pletsch (44. van Lent), Strasser, Asanin, Kluge, J. van Hout (42. Kirch), Ulich, Kolkka, Skoubo (62. P. van Hout), Ketelaer. Trainer: Lienen.

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Wiedener, Bindewald, Tsoumou-Madza, Cipi, Schur, Preuß, Skela, Kreuz (88. Bürger), Möller (86. Günther), Cha (69. Frommer). Trainer: Reimann.

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4 Kommentare

  1. Vielen Dank für diese Art der Rückblicke. Nach 30 Jahren Eintrachtfan stelle ich dadurch immer mal wieder fest was die Eintracht doch für glorreiche Fussballer in ihren Reihen hatte…

    Namen wie Nikolov, Bindewald, Schur, Preuß sind natürlich jedem SGE Anhänger ein Begriff. Dann folgen Namen wie Wiedener, Tsoumou-Madza, Cha, Frommer und Skela bei denen man denkt: Achja, die gab es ja auch mal.
    Aber es gibt auch Namen die ich gänzlich aus meiner Erinnerung getilgt habe: Günther, Kreuz, Bürger und Cipi?!? Wer zum Geier ist denn das? Die haben mal für meine SGE gespielt? Ich kann mich nicht mal an die Namen errinnern, geschweige denn an ein Gesicht. Auf wie viele Spieler der vergangenen 30 Jahre das wohl noch so zutrifft 🙂

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  2. Geri Cipi, die Rache der Albaner? Groß wie ein Baum und entsprechend beweglich. In der Kicker-Rangliste der am schlechtesten bewertetste Spieler der damaligen Saison.

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  3. Henning Bürger war ein ganz Guter eigentlich 🙂
    Und Kreuz vom 1.FC Kölle der Linksfuss den fand ich auch net schlecht

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  4. “ Zwei Tage später bat der damals 36-Jährige beim neuen Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen um die Auflösung seines Vertrages, womit auch sein in diesem Kontrakt versicherter Anspruch auf eine Vorstandsposition hinfällig war. “

    … wie geil ist das denn? Die Marionette vom schwarzen Abt im Vorstand. Grusel … Stellt sich die Frage, ob one and a half man es damals geschafft hätten einem angeschlagenen Verein den endgültigen Rest zu geben.

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