Am 26. Januar 2026 wird die Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt in der Jahrhunderthalle Frankfurt stattfinden (ab 17:30 Uhr), bei der auch die Vereinsgremien neu gewählt werden. Der Frankfurter Ultraszene zugeschriebene Personen könnten im Zuge dessen an Einfluss im Verein gewinnen. Der „kicker“ berichtete am Donnerstag.
Anfang des Jahres werden unter anderem der Verwaltungsrat (besteht aus acht Mitgliedern) und der Wahlausschuss (elf Mitglieder) neu gewählt. Beiden Gremien kommt die Macht zu, alle vier Jahre Präsidentschaftskandidaten vorzuschlagen. Dazu heißt es in der Satzung des Vereins: „Jeder vorgeschlagene Kandidat bedarf der Mehrheit von jeweils zwei Dritteln der Mitglieder beider Gremien.“ Daneben begleitet der Verwaltungsrat die Arbeit des Präsidiums, wirkt an der Bestellung weiterer Präsidiumsmitglieder mit, soll die Interessen der Mitglieder wahren und hat Einfluss auf größere finanzielle Entscheidungen. Der Wahlausschuss hingegen macht auf der Mitgliederversammlung Vorschläge zur Besetzung des Verwaltungsrats und ist ebenfalls an der Bestellung weiterer Mitglieder des Präsidiums beteiligt.
Laut Informationen des Sportmagazins liegen für den Verwaltungsrat aktuell 15 Bewerbungen vor. Drei der Bewerbungen sollen von Personen aus der Ultraszene stammen. Sollten diese drei Kandidaten also tatsächlich gewählt werden, hätten sie laut Satzung einen nicht geringen Einfluss auf die Präsidentschaftskandidaten. Sie könnten Kandidaten verhindern oder Zugeständnisse für ihre Stimmen einfordern.
Viele Ultras besuchen die Versammlung
Dass sich die drei Kandidaten aus der organisierten Fanszene Chancen auf eine Wahl ausrechnen können, liegt daran, dass die organisierten Anhänger häufig zahlenmäßig stark bei den Versammlungen vertreten sind. Gut möglich, dass sie vorrangig Personen aus den eigenen Reihen wählen. Laut „kicker“ sitzen bereits jetzt zwei Personen aus Ultrakreisen im Wahlausschuss und eine im Verwaltungsrat. Der mögliche Einfluss der Gruppierungen auf den Verein könnte also weiter ansteigen.
Ohnehin kommt nur ein Bruchteil der mittlerweile über 150.000 Vereinsmitglieder zu den jährlichen Versammlungen. Bei der wichtigen Abstimmung zur geplanten Kapitalmaßnahme im letzten Februar waren lediglich rund 1.500 Mitglieder und Gäste anwesend. In die Veranstaltungshalle im Frankfurter Stadtteil Höchst passen etwa 5.000 Menschen. Es ist also von keiner prozentual großen Beteiligung zu rechnen. Da können die Stimmen aus den organisierten Fanlagern einen erhöhten Anteil ausmachen.
Zu mehr Beteiligung aus allen Teilen der großen Mitgliederschaft könnten digitale, beziehungsweise hybride, Formate beitragen. Vorstandssprecher Axel Hellmann erkannte das Problem bereits in einem Interview mit dem „kicker“: „Wir können nicht sagen, dass Partizipation der Legitimationsfaktor für 50+1 ist, wenn nur zwei Prozent der Mitglieder an der Mitgliederversammlung teilnehmen.“ Der erleichterte Zugang könnte vermehrte Partizipation fördern. In diesem Jahr wird es aber noch keine hybride Veranstaltung geben. Zudem soll im Verein mit einem Antrag gerechnet werden, der eine Abstimmung über zukünftig ausschließlich in Präsenz zu haltende Mitgliederversammlungen initiieren könnte.
Deutschlandweit Debatten um Einfluss von organisierten Fanszenen
Die Debatte um den Einfluss der Ultras, aktiven Fanszenen und Fanbündnisse auf Vereine und Verbände wird deutschlandweit geführt. Das zeigen die aktuellen Stimmungsboykotts und Proteste im Vorfeld der Innenministerkonferenz in Bremen. Jüngst schaltete sich FC Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß prominent bei einer Gesprächsrunde in der Münchner Olympiahalle in die öffentliche Debatte ein: „In erster Linie wollen sie [die Ultras; Anm. d. Red.] den Fußball selbst bestimmen. Und sie haben noch gar nicht gemerkt, dass alle Vereine, wo diese Ultras das Sagen haben, zweitklassig geworden sind: Nürnberg, Frankfurt, Schalke. Und überall, wo vernünftige Geschäftsleute den Verein führen, ist es gut.“ Klar, die Frankfurter spielen nun seit über 13 Jahren am Stück nicht nur erstklassig, sondern bewerben sich seit einigen Jahren kontinuierlich für die internationalen Ränge. Dennoch wird das Thema besonders im Umfeld der Hessen diskutiert.
Immer wieder werden Vorwürfe laut, den Ultras wäre mehr an Selbstinszenierung als dem sportlichen Erfolg der Mannschaft gelegen. Gefüttert werden die Diskussionen durch wachsende Befürchtungen, die Ausschreitungen auf den Rängen könnten irgendwann beispielsweise Spielabbrüche nach sich ziehen und so dem sportlichen Erfolg direkt schaden. Beispiele wären die Feuer im Auswärtsblock in Köln, die geworfene Fahnenstange in Mainz oder der verzögerte Anpfiff in Bochum. Zudem würden einige Ultragruppen ein schlechtes Licht auf die SGE und ihre Fans werfen. Ein jüngstes Beispiel könnte ein Banner gegen eine szenekundige Polizistin sein, wegen dem die Polizei am Freitag Wohnungen von vier Eintracht-Ultras in Frankfurt, Wiesbaden, dem Kreis Limburg-Weilburg und Groß-Gerau durchsuchte. Dabei wurden laut Staatsanwaltschaft Datenträger sowie ein Fernzünder mit Pyrotechnik gefunden. Im Umfeld werden so Stimmen laut, der Verein müsse härter gegen die Täter vorgehen und der Einfluss dürfe nicht weiter wachsen.
Nächste Präsidentschaftswahl erst 2027
Ein neuer Präsident wird im kommenden Januar noch nicht gewählt. Mathias Becks (54) Amtszeit läuft noch bis 2027. Allerdings muss er sich 2026 die Zustimmung in Verwaltungsrat und Wahlausschuss sichern. Durch die neueren Entwicklungen könnte also auch die nächste Eintracht-Mitgliederversammlung wieder für Aufsehen sorgen. Bereits die letzten zwei Versammlungen lieferten ordentlich Gesprächsbedarf: 2024 löste Beck den damaligen Präsidenten Peter Fischer nach 23 Jahren im Amt ab. Im letzten Jahr fand die zukunftsweisende Abstimmung über die Kapitalmaßnahme statt, der die Mehrheit der anwesenden Mitglieder zustimmte. So kann wohl auch wieder der kommende Januar mit Spannung erwartet werden.



17 Kommentare
Es steht jedem Mitglied frei, zur Versammlung zu erscheinen und sein Stimmrecht wahrzunehmen. Wenn man den Abend natürlich lieber auf dem Sofa verbringt, darf man sich nicht darüber wundern, dass ein Abstimmungsergebnis rauskommt, das man nicht mag.
Demokratie lebt nun mal vom Mitmachen.
Sehr bedenklich das ganze. Wenn die Ultra-Kindsköpfe sich auch noch in die Vorstände und Aufsichtsräte einschleichen können.
Ich sag mal „Gute Nacht“!
Verbrecher werden hoffähig.
Ich fand folgende Doku ganz interessant:
https://www.mdr.de/sport/sport-im-osten/dokumentation-die-machtgier-der-ultras-100~amp.html
Stark vereinfacht: Wenn Gremien unterwandert sind VON Ultras und diese Gremien Probleme MIT einzelnen Ultras lösen sollen, dann gute Nacht. Wenn Vereinsmitarbeiter Angst haben, intern ihre Meinung zu sagen, da ihre Namen aus den Gremien in die organisierte Szene weitergegeben werden, dann gute Nacht…
(Disclaimer: Wenn jemand hier der Meinung ist, der Bericht wäre einseitig, lückenhaft oder sonstiges, danke für den Einwand, ändert wahrscheinlich aber an dem Kernproblem nichts)
Eine lautstarke Minderheit, aus deren Umfeld es wiederholt zu Gewalt, Straftaten, Entgleisungen und massiven Image-Schäden kam, verschafft sich institutionelle Macht.
Wenn dieselben Netzwerke, die Banner gegen eine Polizistin aufhängen und Pyrotechnik mit Fernzünder lagern, plötzlich Einfluss darauf haben, wie der Verein personell reagiert, entstehen krasse Interessenkonflikte.
Ein Verein, der demokratische Legitimation ernst nimmt, kann sich nicht damit zufriedengeben, dass 2% der Mitglieder entscheiden. Sonst ist jede „Machtübernahme“ durch organisierte Gruppen systemisch angelegt - egal ob Ultras, Wirtschaftslobby oder sonst wer.
Na ja ich sehe da kein Unterschied ob es 2 oder 14 Prozent sind.
Wenn es den anderen nicht passt dann ab zur Versammlung und mit abstimmen und wer nicht abstimmt darf später auch nicht jammern...
Es könnten sicherlich mehr Mitglieder teilnehmen, wenn die Versammlung nicht unter der Woche stattfinden würde. Es gibt Mitglieder, die sich am Dienstag nicht freinehmen können oder im Homeoffice sind. Ich persönlich schaffe es nicht, nach 01 Uhr noch aus Höchst zu kommen und nach nur 4 Stunden wieder fit zu sein.
Gruß SCOPE
Prima, solche Leute werden dann vermehrt in den Gremien sitzen:
https://www.hessenschau.de/sport/fussball/eintracht-frankfurt/eintracht-frankfurt-news-ticker-durchsuchungen-bei-eintracht-ultras,bundesliga-ticker-104.html#f13538e2-dd86-406e-88e8-af4a3b93d338
Da kann einem nur Angst und Bange werden…
Man hat längst vor der Gewalt kapituliert!
Auch in der IMK keine personalisierten Tickets, keine Gesichtserkennung dafür die Clubs stärker in der Pflicht! In Verbindung mit diesem Artikel wird einem Angst und Bange.
Die Stadien werden endgültig zum komplett rechtsfreien Raum.
Genau das hätte es gebraucht, personalisierte Tickets und Gesichtserkennung, jeder der schon mal in Urlaub geflogen ist kennt das und es ist auch nicht schlimm und nichts außergewöhnliches, heute wo jeder in irgendwelchen sozialen Medien unterwegs ist und schon der ganze Weg zum Stadion überwacht wird durch ÖPNV, Zufahrten etc. und dann wird sich ausgerechnet daran gestört, wenn so was im Stadion eingeführt wird, zumindest mal vor den Fankurven der einzig wahren Fans…..
Klischee „Ich hab was zu verbergen“ perfekt erfüllt, dann muss man eben daheim bleiben und Sportschau gucken am Abend…wenn aus Sicherheitsgründen an Flughäfen irgendwas verschärft wurde hat sich auch niemand drüber aufgeregt…
Und das Argument das Stadien noch nie so sicher waren stimmt auch nur bedingt, weil gleichzeitig noch nie so viel Polizei, zivile Beamte und anderes Personal im Einsatz war, um das zu ermöglichen und die Zahlen entsprechend verhältnismäßig gering zu halten….aber wie so oft muss wahrscheinlich erst was passieren bis gehandelt wird…Massenpanik in einem völlig überfüllten Block wo du von weitem schon keine Stufen mehr erkennen kannst und die Leute trampeln sich gegenseitig Tod (Stichwort Love Parade), Pyro gerät außer Kontrolle und auf einmal brennen paar Leute…
Dann heißt es wieder „wie konnte das nur passieren“…für mich wurde hier wieder mal gekniffen, wie bei vielen anderen Dingen auch gilt auch hier wo ein politischer Wille ist, ist auch ein Weg…
Übrigens können Mitglieder der Fan und Förderabteilung nicht mit abstimmen. Macht es auch nicht einfacher
An alle Foristen, die hier über die Ultras schimpfen: wo wart ihr bei der letzten MV?
edit: sollte keine Antwort auf Dr. Hammer sein.
Ich glaube das bei weitem nicht alle Mitglieder bei der Eintracht nur aus Fußballfans bestehen, wir sind glaube ich was den Breitensport und diverse Sportarten betrifft sehr breit und groß aufgestellt, keine Ahnung, ob die Leute dann auch zwangsläufig Mitglieder sind, wenn sie bei der Eintracht im Verein einer Sportart nachgehen….
Unabhängig davon, sind vermutlich auch hier im Forum einige dabei die kein Mitglied bei der Eintracht sind, trotzdem seit Jahren, Jahrzehnte Fan und dabei, man muss auch nicht zwingend Mitglied sein, um eine Meinung pro oder contra gegen ein Thema zu haben…
Die welche Mitglied sind, sollten natürlich von ihrem Stimmrecht gebrauch machen und nach Möglichkeit bei der Mitgliederversammlung dabei sein und entsprechend abstimmen bei diversen Themen, gleichzeitig finde ich es in der heutigen Zeit fast schon armselig, dass man sich nicht auch digital anmelden und zuschalten kann, mal angenommen es würden die über 150.000 Mitglieder kommen, wo findet das statt, haben wir in Frankfurt überhaupt eine Halle für solche Kapazitäten..
Ich habe mal eine Frage an alle, die sich hier in den Kommentaren negativ geäußert haben:
Wie oft seid ihr in einer Saison bei der Eintracht im Stadion?
Das stimmt doch nicht. Lediglich Fördermitglieder können das nicht.
Vollwertiger Mitglieder der FUFA können abstimmen.
Mehr Übertreibung ging nicht, oder?
Erinnert mich irgendwie an den Brexit. Die, die dagegen waren, dachten, dass es nicht passieren wird, und es ist doch passiert, und alle haben blöd geschaut. Also, alle die den Einfluss der Falschen fürchten, müssen an der Mitgliederversammlung teilnehmen und ihr Recht zur Stimmabgabe nutzen. Es hat jeder in seiner Hand demokratische Prozesse zu nutzen.
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