Jörg Berger rettete Eintracht Frankfurt 1999 vor dem Abstieg.
Jörg Berger rettete Eintracht Frankfurt 1999 vor dem Abstieg.
Wenn Niko Kovac am Samstag in Mönchengladbach erstmals auf der Bank von Eintracht Frankfurt sitzt, beginnt für ihn die Mission Klassenerhalt. Nach bislang enttäuschenden 25 Liga-Spielen verbleiben dem Kroaten neun Partien, um die SGE noch in der Liga zu halten. Der erste Vereinstrainer-Job des 44-Jährigen verlangt eine Rettung. Die Mutter aller Rettungen liegt bei der Eintracht inzwischen 17 Jahre zurück. Es war die Saison 1998/99 als die Frankfurter mit Trainer Horst Ehrmantraut eine für einen Aufsteiger ordentliche Hinserie spielten, der Coach wegen undurchsichtiger Intrigen im Vorstand aber dennoch seinen Plastikstuhl räumen musste. Es übernahm Reinhold Fanz, unter dem nichts besser, dafür aber vieles schlechter wurde. Die Hessen befanden sich nach 27 Spieltagen als Vorletzter mit 23 Punkten und damit vier Zählern Rückstand zu den Nichtabstiegsplätzen auf dem Weg in die 2. Liga, ehe Jörg Berger das Zepter übernahm.

Der viel zu früh verstorbene Fußballlehrer aus der ehemaligen DDR hauchte den Frankfurtern neues Selbstvertrauen ein und sollte am Ende den wohl spektakulärsten Klassenerhalt der Bundesliga-Geschichte schaffen. In seinem ersten Spiel gegen den direkten Konkurrenten aus Rostock deutete damals noch nicht viel auf den Klassenerhalt hin. Vor eigenem Publikum kam die Eintracht nicht über ein 2:2 (0:1)-Unentschieden hinaus.

Etwa 33.000 Zuschauer fanden am 28. Spieltag den Weg ins Waldstadion, um ihre Frankfurter in dem schweren Spiel gegen den FC Hansa zu unterstützen. Die Rostocker, die in Andreas Zachhuber im Saisonverlauf bereits ihren eigenen Feuerwehrmann verpflichtet hatten, gingen kurz vor der Pause durch einen Treffer von Peter Wibran (42.) in Führung. Nur wenig deutete nach den ersten 45 Minuten darauf hin, dass das verkorkste Jahr der Eintracht noch gerettet werden könne.

Nach dem Seitenwechsel gab sich die SGE immerhin nicht auf und kam durch Bernd Schneider (55.) zum Ausgleich. Die Rostocker konterten in Person von Victor Agali und legten die erneute Führung nach (69.). Der erhoffte Befreiungsschlag gegen die Hanseaten – das war inzwischen längst abzusehen – würde nicht gelingen. Um wenigstens noch einen Zähler zu retten, erhöhte Berger, der bereits zur Pause Ansgar Brinkmann und Thomas Sobotzik gebracht hatte, mit der Einwechslung von Christoph Westerthaler nochmals das Risiko und wurde belohnt. In der Schlussminute war der Österreicher zur Stelle und traf zum 2:2-Endstand.

Auch in den folgenden Partien lief die Rettung der Eintracht eher schleppend an. Erst nach einem weiteren Unentschieden und einer Niederlage schien Berger den richtigen Ansatz gefunden zu haben und startete mit seinem Team eine fulminante Aufholjagd. Vier Siege aus den letzten vier Spielen, darunter das legendäre 5:1 gegen Kaiserslautern, erhielten den Frankfurtern im letzten Moment die Klasse. Nach 34 Spieltagen stand die Eintracht letztlich bei 37 Zählern. Eine Punktzahl, mit der Niko Kovac und seine Mannschaft wohl auch 17 Jahre später die Liga halten würden.

Tore: 0:1 Peter Wibran (42.), 1:1 Bernd Schneider (55.), 1:2 Victor Agali (69.), 2:2 Christoph Westerthaler (90.).

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Houbtchev, Pedersen, Bindewald, Kutschera, Zampach (46. Brinkmann), Weber (76. Westerthaler), Gebhardt (46. Sobotzik), Schneider, Fjörtoft, Yang. Trainer: Berger.

Hansa Rostock: Pieckenhagen – Emara (46. Majak, 84. Dowe), Ehlers, Weilandt, Lange, Breitkreutz, Wibran, Yasser, Agali (89. Fuchs), Neuville, Rehmer. Trainer: Zachhuber.

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5 Kommentare

  1. Und der Anstosspunkt Rasen nach dem 5:1 wächst seitdem im Garten meiner Eltern!
    Eines der geilsten Spiele ever!
    H-Block (weil G-Block schon ausverkauft war) aber im H Block wars wie im G-Block( was sonst nur gg Bayern der Fall war)
    #nostalgie

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  2. In der Tat Reinhold.
    Habe danach 3 Tage nicht geschlafen.
    War auch Straßenfest in Bad Vilbel.
    Das 5.1 von Jan war weltklasse.Das hätte keine ander so „nonchalant“ hinbekommen.
    RIP Joerg Berger

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  3. Das beste Abstiegs-Saisonfinale aller Zeiten ist in dieser Zusammenfassung zu Gunsten der Bayern-Meisterschaftsfeier ausgespart. Man muss also nicht weiter schauen.

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  4. Welch ein Tag, diese Stimmung ein Wahnsinn. Abends mit den Cops auf dem Brunnenfest getanzt…. unvergessen.
    RIP Jörg Berger 🙁

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