Die SGE4EVER.de-Redakteure blicken zurück auf ein turbulentes Jahr. (Foto: imago images / Jan Huebner)

Zugegeben, Eintracht-Fans haben schon ereignisreichere Jahre hinter sich. Doch auch 2020 hatte es in sich, Corona bestimmte das Geschehen bei den Adlern. Und damit auch das der SGE4EVER.de-Redaktion. Unsere Redakteure blicken nochmal zurück und nehmen euch mit in ein turbulentes Jahr 2020.

Januar

Sonnenschein und Unbeschwertheit in Florida (Nadine Peter)

Wenn ich jetzt an die Zeit vor ziemlich genau einem Jahr denke, wirkt alles total surreal. Anfang Januar 2020 stiegen die Eintracht-Spieler, Trainer, Verantwortliche und eine Hand voll Journalisten in den Flieger nach Florida. Im amerikanischen Sunshine State sollte sich das Team unter besten Bedingungen auf die Rückrunde der Saison 2019/20 vorbereiten. Es war ein schönes und sportlich intensives Trainingslager. Nicht selten ließ ich den Feierabend am Strand ausklingen, zum Vormittagstraining musste man sich bereits mit Sonnencreme einreiben und in der Mittagspause ging es mit mitgereisten Fans oder Kollegen lecker Burger essen. Nur wenige Wochen später schien all dies plötzlich undenkbar. Und ich denke oft und gerne an diese sonnige und unbeschwerte Zeit in Florida zurück. An die Zeit, als Corona noch ein Fremdwort war und keiner ahnte, dass dies erst einmal das letzte Trainingslager der Frankfurter Eintracht sein sollte.

Februar

Alternativprogramm in Salzburg (Florian Bauer und Marcel Storch)
Sechs Stunden sind wir unterwegs, als wir endlich das schöne Salzburg erreichen. Kaum das Stadteingangsschuld passiert, ploppt die Nachricht auf dem Handy auf: „Europa-League-Spiel kann wegen Orkan-Warnung nicht stattfinden“. „Was?!“, denken wir uns. „Das muss doch ein Aprilscherz sein“. Mitten im Februar eher unwahrscheinlich, stellen wir fest. Wir checken trotzdem erstmal ins Hotel ein – und hoffen auf Nachrichten. Und tatsächlich ist schnell klar: es soll am Folgetag gespielt werden. Wir erkunden ein wenig die Stadt, treffen andere Adler. Plötzlich heißt es, dass viele der angereisten Eintracht-Fans ein Eishockey-Match als Alternativprogramm auserkoren haben. Auf geht’s also! Red Bull Salzburg Juniors empfangen Klagenfurt 2 – das klingt nach einem Klassiker in der Alps Hockey League. An der Eishalle angekommen, wimmelt es schon von Fans, Eintracht-Fans wohlgemerkt. Kassierer, Bierverkäufer und Ordner sind sichtlich überfordert mit dem plötzlichen Ansturm. Mit Fahnen und Trommeln haben sich knapp Tausend Eintracht-Anhänger zusammengefunden. Die Sympathien sind auch schon beim Warm-Up der Teams klar. An diesem Abend wird Klagenfurt supportet. Und der Außenseiter aus Kärnten gewinnt am Ende eines unvergessenen Abends tatsächlich völlig überraschend im Penaltyschießen. Am nächsten Tag wird dann auch noch Fußball gespielt. Die Eintracht bringt die 4:1-Führung aus dem Hinspiel mit einem 2:2 über die Runden. Aber darüber spricht heute im Gegensatz zum Eishockey-Duell kaum einer mehr.

März

Geisterspiel gegen den FC Basel (Folke Müller und Arthur Presle)

Für das Europa-League Hinspiel gegen den FC Basel am 12. März waren Arthur Presle und ich, Folke Müller, akkreditiert. Die Woche vorher war es für uns recht stressig, denn niemand konnte sagen, ob das Spiel stattfinden würde oder nicht. Fast täglich gab es neue Meldungen dazu. Ich persönlich ging davon aus, dass die Europa-League ohnehin recht bald abgesagt werden würde, weswegen ich nicht so recht Feuer für das Spiel entwickeln konnte. Am 9. März wurde dann aus der Schweiz berichtet, dass das Rückspiel coronabedingt bereits abgesagt wurde, bevor das Hinspiel überhaupt erst ausgetragen werden konnte. Und wenige Tage vor dem Spiel-Termin hieß es auf einmal, das Spiel könne ganz normal mit Zuschauern stattfinden. Einen Tag darauf wurde dann doch revidiert und entschieden, die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen. Am Tag des Spiels selbst kursierte auf einmal das Gerücht, das Ganze werde abgesagt. Sinnbildlich für das Chaos, das in diesen Tagen herrschte. Eine unschöne Situation, auch für uns Redakteure. Für Arthur sollte es der erste Reporterauftrag im Stadion werden und keiner konnte uns gewissenhaft sagen, ob oder in welcher Form das Spiel denn nun stattfinden würde. Erst als ich ins Auto gestiegen war und die Skyline von der A5 aus erblickt hatte, stellte sich bei mir langsam die Gewissheit ein, dass nun wohl doch keine Absage mehr kommen würde. Das Spiel selbst war eine Katastrophe aus Eintracht-Sicht. Die Männer aus Basel schienen viel besser auf die Geisterspiel-Situation eingestellt und gewannen, auch in der Höhe völlig verdient, mit 3:0. Damit stand das Europa-League-Aus für die Eintracht schon beinahe fest. Dennoch war das an diesem Tag irgendwie nebensächlich. Auch vor meiner Tätigkeit als Redakteur für SGE4EVER.de war ich sehr häufig im Stadion. Ich kenne die Stimmung gut, die an Spieltagen so elektrisierend auf jeden wirkt, der sich dem Stadtwald nähert. Umso seltsamer war dann die Situation als niemand da war beim Europa-League-Spiel. Keine Budenverkäufer um das Stadion herum, keine Hundertschaften der Polizei, keine überfüllten S-Bahnen. Kein Fan kam an diesem Tag auf das Stadiongelände. Ich persönlich fand den Ausdruck „Geisterspiel“ irgendwie immer ein wenig seltsam, aber als wir dann im Stadion an unseren Presse-Plätzen saßen und nur gähnende Leere vor uns sahen auf den Rängen, keine Gesänge und kein Gewusel um das Stadion herum, da empfand ich die Atmosphäre tatsächlich als gespenstisch. Eine Erfahrung war es auf jeden Fall wert, so ein Geisterspiel mitzumachen, aber ich ersehne den Tag, an dem die Schwarz-Weißen Schals wieder zum Polizeichor in die Höhe gereckt werden und es heißt: „Im Herzen von Europa liegt mein Frankfurt am Main…“

April & Mai

Corona legt die Liga lahm: RKI-Dashboard statt Taktiktafel (Marcel Storch)
Plötzlich ruht auch der Ball. Das Geisterspiel gegen Basel ist für Monate das letzte Spiel der Adler. Corona hat den Spielbetrieb zum Erliegen gebracht. Es gibt plötzlich wichtigeres als Doppelpässe, Viererketten oder Ergebnisse. Statt auf die Bundesligatabelle schaut die Nation plötzlich auf das die RKI-Zahlen und die Zahl der Corona-Toten. Corona bestimmt unweigerlich auch den Redaktionsalltag von SGE4EVER.de. Statt der Ansprache von Adi Hütter lauschen wir gespannt den Worten des Gesundheitsministers, ob und wann es wieder weitergehen kann in der Bundesliga. Doch es gibt auch in dieser schwierigen Zeit positives zu vermelden. Die Solidarität von Verein und Fans ist bemerkenswert. Mit der „Auf jetzt!“-Kampagne kommt am Ende über eine Millionen Euro für den guten Zweck zusammen. Auch die Ultras stehen moralisch ihren Freunden aus Bergamo, die besonders schwer getroffen sind von der Pandemie, bei und packen bei der Frankfurter Tafel selbst tatkräftig mit an. Das ist Eintracht und macht einen als Berichterstatter und Fan zugleich fast so stolz wie ein DFB-Pokalsieg. Mitte Mai kann es endlich weitergehen. Die Eintracht verliert gegen Gladbach – aber das ist doch irgendwie nebensächlich.

September

Frauen-Debüt im Deutsche Bank Park (Tom Krasel)
Der 6. September war ein historischer Tag: Eintracht Frankfurt absolvierte das erste Pflichtspiel in der Frauen-Bundesliga. Seit der Fusion mit dem 1.FFC Frankfurt im Juni trägt das Frauen-Team aus Frankfurt den Adler auf der Brust. Heimstätte des neuen Familienmitglieds ist nach wie vor das Stadion am Brentanobad, aber am 1. Spieltag der neuen Saison spielte die SGE bei ihrem Debüt im Deutsche Bank Park. Ursprünglich sollten die Männer einen Tag zuvor im Waldstadion ein Freundschaftsspiel gegen den 1.FSV Mainz 05 bestreiten, doch die Rheinländer mussten wegen Coronafällen im Team das Testspiel kurzfristig absagen. Im Deutsche Bank Park war aber bereits alles für ein Fußballspiel vorbereitet. Den Verantwortlichen kam schnell die Idee, das anstehende Frauen-Spiel spontan in die WM-Arena zu verlegen und dem Saison-Auftakt einen noch spezielleren Flair zu verleihen. Selbst die Frauen-Nationalmannschaft spielt nur selten bei großen Turnieren in einem so großen Stadion. So ging es spontan doch nicht nach Frankfurt Rödelheim, sondern in den Stadtwald. Coronabedingt verfolgten leider nur 250 geladene Gäste das allererste Pflichtspiel im neu umbenannten Deutsche Bank Park und sahen einen souveränen Auftritt der Frankfurter Eintracht. Ausgerechnet die Spielerin mit der Nummer 14 – die einst auch der Fußballgott Alex Meier trug – erzielte das erste Tor der SGE in der Frauen-Bundesliga. Die Eintracht siegte mit 5:1 gegen Aufsteiger Werder Bremen und feierte den perfekten Start in der Adler-Familie und auch in die Saison.

Oktober

Fans zurück – Gänsehaut vor dem Spiel (Florian Bauer)
Es gibt diese Spiele, bei denen das Sportliche schon vor Spielbeginn in den Hintergrund rückt und man einfach Gänsehaut hat. Genau solch ein Spiel war das Heimspiel der Eintracht gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 3. Oktober 2020. Dieses Mal liegt das aber nicht an der Verabschiedung eines Spielers oder einer unfassbaren Choreo der SGE-Fans, sondern an einem nicht einmal zu einem Fünftel gefüllten Waldstadion. Denn am Tag der deutschen Einheit 2020 spielt die SGE zum zweiten Mal seit der Beginn der Corona-Pandemie im März wieder im heimischen Waldstadion vor Fans. Es sollte zugleich das letzte Mal in diesem Jahr bleiben. Die Fans schmettern einen Gänsehautmoment par excellence hin, als „Im Herzen von Europa“ läuft und die Fans dieses Lied zelebrieren. Es ist ein echter Hoffnungsschimmer in Richtung Normalität, in dieser Zeit, in der eben jene Normalität unfassbar weit entfernt scheint. Als ich am Abend das Spiel nochmal im Kopf Revue passieren lasse, bleibt nicht der 2:1-Heimsieg im Kopf, sondern eben jene Momente mit Fans im Stadion. Und damit auch die Sehnsucht nach einem vollen Waldstadion – egal ob auf der Pressetribüne oder auf meinem Platz in der Nordwestkurve. Im Herzen von Europa liegt mein Frankfurt am Main…

Das Duell gegen Hoffenheim ist das letzte vor Fans. Und zugleich die Rückkehr von Mijat Gacinovic ins Waldtstadion.

Dezember

Weihnachtlicher Abgang von Bas Dost an Heiligabend (Folke Müller)
Dass es wohl kein Weihnachten werden würde wie sonst, war klar. Auch jetzt noch, am Jahresende 2020, bestimmt das Corona-Virus unseren Alltag. Somit stand auch das Weihnachtsfest unter anderen Sternen als sonst. Keine großen Familienfeiern, keine Gottesdienstbesuche etc. Ich war gerade dabei, die letzten Geschenke für die abendliche Bescherung mit meiner Familie zu verpacken, da fing auf einmal mein Smartphone an wie verrückt zu klingeln. Ich war durchaus verwundert, als ich sah, dass die ganzen Nachrichten aus unserer Whatsapp-Gruppe der Redaktion kamen, denn Weihnachtswünsche hatten wir schon am Vormittag ausgetauscht. Zudem war es gegen 18:00 Uhr am heiligen Abend, also was war passiert? Ich öffnete die Gruppe und sofort sah ich die Eilmeldung: Bas Dost war gewechselt. Für mich hieß das sofort alles stehen und liegen lassen und mich vor den Rechner schwingen – so eine Meldung muss so schnell wie möglich überall online gehen, wo SGE4EVER.de vertreten ist. Inmitten von Geschenkpapier, Paketen und Tesafilm schrieb ich die Transfernews. Dadurch verspätete sich die Bescherung um etwa 45 Minuten, aber der Weihnachtsabend wurde dann doch noch sehr schön.

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2 Kommentare

  1. Ein Trainingslager sollte ausschließlich der Vorbereitung dienen und nicht den Urlaubscharakter haben wie das in Florida war, dazu kommt der Jetlag. Die Ergebnisse waren, ich weiss es nicht mehr genau, danach auch entsprechend.

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  2. Woran kann man denn feststellen, dass die Beiträge von Nadine nach dem Trainingslager schlechter waren?

    Gruß SCOPE

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