Nach fast einem Jahr des Wartens ist Mo Dahoud zurück auf dem Platz – und damit auch zurück im Fokus. Der Mittelfeldspieler der Eintracht war extrem lange außen vor und musste lange auf seine Chance in der Startelf warten, ließ sich davon aber nicht beirren. „Es war nicht einfach“, blickt Dahoud im Vereinsmagazin „Eintracht vom Main“ auf die vergangenen Monate zurück, „aber ich bin immer positiv geblieben, habe der Mannschaft geholfen, sodass wir unsere Ziele erreichen.“ Am Ende habe sich der gemeinsame Einsatz ausgezahlt: „Was wir dann auch im Sommer geschafft haben mit Platz drei in der Liga.“
Als Dahoud im Sommer nicht mit ins Trainingslager in die USA reiste, rechneten viele Außenstehende mit einem Abgang. Doch der 28-Jährige blieb – bewusst. „Für jeden Fußballer sind solche Phasen, in denen er nicht auf seine Spielminuten kommt, schwierig“, sagt er offen. Gleichzeitig weiß er, wie schnell sich im Fußball alles drehen kann: „Es kann im Fußball eben auch sehr schnell in die andere Richtung gehen.“ Sein Ansatz war klar: „Ich habe immer an mich geglaubt, Gas gegeben, auf mich geachtet und bin gesund geblieben.“ Entscheidend sei es gewesen, „positiv zu bleiben und auf den Moment zu warten“. Halt fand Dahoud vor allem im engsten Umfeld. „Vor allem meine Familie – meine Geschwister und meine Eltern“, sagt er. Doch auch die eigene innere Haltung spielte eine große Rolle: „Du musst auch selbst mit dir im Reinen sein. Jeden Morgen aufstehen, positiv bleiben, den Tag genießen.“ Gerade in schwierigen Phasen sei das nicht leicht, aber lehrreich: „Du wächst mit der Aufgabe.“ Sein persönliches Mantra: „Ich kann nur das beeinflussen, was in meiner Hand liegt. Den Rest lasse ich los.“ Dass Cheftrainer Dino Toppmöller öffentlich immer wieder betonte, Dahoud habe sich nie hängen lassen, kam beim Spieler an. „Das ist positiv. Es zahlt sich aus, wenn du dranbleibst“, sagt er, verschweigt aber nicht die Kehrseite: „Es ist eine Leidenszeit für jeden Fußballer, wenn er nicht spielt. Da müssen wir nicht drum herumreden.“ Auch intern blieb der Austausch klar. „Er hat mir gesagt, dass es nicht mehr lange dauert, bis ich meine Chance bekomme“, berichtet Dahoud. Er solle genauso weitermachen, „ich würde gut trainieren“. Es habe nur noch „der richtige Zeitpunkt“ gefehlt. Als dieser kam, wollte Dahoud liefern: „Jetzt habe ich meine Möglichkeit bekommen und versucht, der Mannschaft zu helfen.“
Die Liebe zum Fußball überstrahlt alles
Was ihn durch diese Phase getragen hat, beantwortet er ohne Zögern: „Die Liebe zum Fußball.“ Dazu kommt Dankbarkeit: „Ich bin dankbar, dass ich auf diesem Niveau spielen und trainieren darf.“ Wer Dahoud erlebt, sieht meist ein Lächeln – kein Zufall. „Das ist wichtig, für die Kabine, für die Jungs. Immer positiv bleiben!“ Der Moment der Rückkehr in die Startelf war entsprechend emotional. „Wenn du dieses Gefühl nicht mehr so kennst, gibt es nichts Schöneres, als auf dem Platz zu stehen und mit der Mannschaft zu gewinnen“, sagt Dahoud über den 1:0-Erfolg gegen Mainz. Die Nacht danach blieb kurz: „Du schläfst dann nicht in der Nacht danach und willst dieses Gefühl noch lange behalten. Das kannst du nicht kaufen!“
Auf dem Platz besticht er vor allem durch seine Ballsicherheit. Dies habe er aus seiner Kindheit mitgenommen: „Ja, klar. Wir haben viel in der Siedlung gespielt. Mit allen möglichen Leuten“, erzählt Dahoud. Dazu kam Extraarbeit: „Gleichzeitig habe ich aber auch viel selbst trainiert und investiert – oft auch zusammen mit meinem Vater.“ Mitgenommen habe er vor allem eines: „Durchsetzungsvermögen. Und den Willen, immer zu gewinnen.“ Auch heute noch arbeitet Dahoud akribisch an sich. Spielszenen schaut er sich weiterhin an. „Auf dem Platz nimmt man bestimmte Situationen ganz anders wahr“, erklärt er. Erst im Video werde deutlich, „dass gewisse Szenen doch nicht so verliefen, wie du sie in dem Moment empfunden hast“. Sein Fazit: „Deshalb hilft das Video, um Entscheidungen und Wahrnehmungen nochmal klar einzuordnen.“
Wie weit seine Hingabe geht, zeigte sich auch während der Corona-Zeit. „Die Terrasse war groß genug“, erzählt Dahoud lachend. „Ich habe Kunstrasen ausgelegt und mir einen kleinen Soccer-Court gebaut.“ Wochenlang habe er dort allein trainiert: „Da war ich bestimmt drei Wochen fast komplett zu Hause und habe für mich trainiert.“ Vor allem früher habe er selbst nach Perfektion gestrebt, verriet er. „In der Jugend habe ich jede Kleinigkeit perfektionieren wollen“, sagt er. Sein Trainer habe ihm damals geraten: „Mo, du musst nicht jeden Trick machen.“ Doch für Dahoud war es wichtig: „Dieser Ablauf gibt mir Sicherheit.“
Weg über den Rhein nach Frankfurt
Abseits des Platzes zeigt sich der Mittelfeldspieler bodenständig. „Gesunde und bewusste Ernährung ist wichtig als Profisportler, ich achte darauf“, erklärt er und ergänzt: „Und koche auch gerne, wenn ich Zeit habe.“ Im Rückblick auf seine Karriere werden die Anfänge besonders emotional. „Das war noch auf Asche – richtig alte Schule“, erinnert er sich an seine Zeit beim SC Germania Reusrath. „Meine Eltern waren immer dabei. Das erste Training und das erste Spiel dort waren etwas ganz Besonderes.“ Der Weg über Leverkusen und Fortuna Düsseldorf war steinig. „Ich war zehn Jahre alt und dachte, meine Karriere sei vorbei. Ich habe so viel geweint“, erzählt Dahoud. Dass sein Vater schließlich bei Fortuna anrief und sagte: „Ich habe super Spieler für dich“, gehört heute zu den Geschichten, über die er lachen kann.
Auch die Zeit in Gladbach, wo er so richtig durchstartete hat ihn geprägt. „Wir hatten eine richtig starke Mannschaft“, sagt er. Trainer Thomas Flath habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Er hat uns sehr geprägt.“ Sein Profidebüt beschreibt Dahoud als besonders: „Eine tolle Sache, dass ich als 18-Jähriger mit dabei sein durfte.“ Unvergessen bleibt der Supercup 2017: „Mein erstes Mal im großen Stadion. Ich war nervös“, erinnert er sich schmunzelnd. Viele Städte, viele Eindrücke – doch ein klares Ranking hat Dahoud. „Düsseldorf ist meine Lieblingsstadt, da kommt nichts ran“, sagt er. Frankfurt folge und sei eine „richtig schöne Stadt.“ Ein Spiel wird er nie vergessen. „Ein unglaubliches Gefühl“, sagt Dahoud über das Europa-League-Wunder mit Gladbach in Florenz 2017. Ebenso wie den Pokalsieg mit dem BVB: „4:1, ich habe das 1:0 von Sancho vorbereitet.“ Und über die Eintracht-Fans findet er deutliche Worte: „Die sind keine normalen Fans – das ist eine Einheit.“
Für die kommenden Wochen bleibt er fokussiert. „Weiter Gas geben“, lautet der Plan. „Der Trainer entscheidet, wer spielt. Aber man muss ihm die Entscheidung so schwer wie möglich






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