pezzeyDer Bruno war einer der ganz Großen. Er wird immer im Herzen der Eintracht bleiben.“ Charly Körbel, am 1. Dezember dieses Jahres 60 geworden, teilte vor mehr als 30 Jahren das Zimmer zusammen mit Bruno Pezzey. Der am 3. Februar 1955 in Lauterach geborene Österreicher  hätte in fünf Wochen ebenfalls seinen runden Geburtstag feiern dürfen. Doch am 31. Dezember 1994 starb Pezzey mit gerade einmal 39 Jahren bei einem Jux-Hockeyspiel. „Er hat gesagt, dass er noch zwei Stunden Eishockey spielen geht und ich inzwischen die Raketen organisieren soll„, erinnert sich sein langjähriger Innsbrucker Freund Robert Trankwalder, der heute US-Star Lindsay Vonn trainiert, in der Frankfurter Rundschau. Doch Pezzey, der fünf Jahre lang die Schuhe für die Hessen schnürte, brach während des Spiels zusammen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Plötzlicher Herztod lautete die Diagnose. 

Körbel ist voll des Lobes, wenn er an die Zeit zurückdenkt, in der er zusammen mit Pezzey verteidigte: „Er war nicht der Schnellste, aber er hatte ein unglaublich gutes Auge, war ein gewiefter Taktiker und ein Meister des Tacklings. Viele Gegenspieler haben Angst vor ihm gehabt, weil er mit seinen langen Beinen eine immense Reichweite hatte.“ Es waren erfolgreiche Jahre der Eintracht, die 1980 Uefa-Cup-Sieger und 1981 Pokalsieger wurden. Und der Österreicher hatte großen Anteil daran, dass diese Pokale in die Luft gestemmt werden durften. Am 22. April 1980 bestritten die Hessen das Uefa-Cup-Halbfinalrückspiel gegen den FC Bayern München. Das Hinspiel verlor man mit 0:2 im Olympiastadion – und schon da spielte Pezzey, dem ein reguläres Tor aberkannt wurde und der den Elfmeter zum Endstand verursachte, eine tragende Rolle. Doch im Rückspiel, vor 50.000 Zuschauern im Waldstadion, erzielte der Verteidiger die beiden wichtigen Treffer, die zur Verlängerung führten. Hier gewannen die Frankfurter schlussendlich mit 5:1 das Spiel und einen Monat später im Finale gegen Borussia Mönchengladbach auch den Pott (2:3/1:0, Tor durch Fred Schaub, ebenfalls schon am 22. April 2003 verstorben).

12 Monate später darf der damals 26-Jährige den nationalen Pokal ebenfalls in die Höhe stemmen. Auch zu diesem Erfolg trug der Lockenkopf mit einem wichtigen Tor im Viertelfinale gegen den VfB Stuttgart bei. In der zweiten Halbzeit spielte der Österreicher gegen die Schwaben im Sturm und erzielte in der Nachspielzeit den erlösenden Siegtreffer zum 2:1. Nur zwei Jahre später dann aber der Schock für den Anhang der Eintracht: Der 84-fache Nationalspieler, auch der „Beckenbauer vom Bodensee“ genannt, wurde 1983 zum SV Werder Bremen transferiert. Die Frankfurter kamen damals finanziell gewaltig in Schwierigkeiten, weshalb beim Personal gespart werden musste. Das Pezzey auf den Transfermarkt geschmissen wurde, empfanden „viele Fans als schäbig„, so Museums-Leiter Matthias Thoma in der aktuellen Ausgabe des österreichischen Fußballmagazins „ballesterer“.

Nichtsdestotrotz sorgten die erfolgreichen fünf Jahre dafür, dass Pezzey bis heute in den Herzen der Fans weiterlebt. Als 2011 die Legenden der Eintracht gewählt wurden, stand der mit so großem Offensivdrang (27 Treffer für die Eintracht) ausgestattete Verteidiger im All-Star-Team und wurde auf einer Säule der U-Bahn-Station Willy-Brand-Platz verewigt. In seinem Heimatland Österreich allerdings geriet der Wuschelkopf rasch in Vergessenheit, obwohl er 1978 mit dafür verantwortlich war, dass in Deutschland auch heute noch immer von der „Schmach von Cordoba“ gesprochen wird. Bei der WM in Argentinien hätte das DFB-Team beim Stande von 2:2 (Bernd Hölzenbein traf) das Spiel um Platz 3 bestreiten müssen, doch der kleine Nachbar sorgte durch den 3:2 Siegtreffer dafür, dass die Deutschen mit im Flieger Platz nehmen durften. All dies trug aber nicht dazu bei, dass Pezzey in Österreich Legendenstatus erlangen konnte. Im Gegensatz zu Hans Krankl und Herbert Prohaska spielte der Verteidiger nie für einen der Wiener Vereine, weshalb im Nachbarland heute kaum noch über ihn gesprochen wird. „In Deutschland werden Fußballer über den Tod hinaus verehrt, in Österreich werden ihre Leistungen vergessen„, kritisierte Werner Kriess, ein langjähriger Mitspieler des vor 20 Jahren verstorbenen Linksfußes. Nicht so in Frankfurt, wo der Name Pezzey auch nach mehr als 30 Jahren nicht in Vergessenheit geraten ist – und nicht nur durch die Säule im Zentrum von Frankfurt in Erinnerungen bleiben wird!

(Bild-Quelle: www.kicker.de)

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6 Kommentare

  1. Ein legendärer großer Eintracht Spieler, seine Tore gegen die Bayern damals einfach unvergesslich!

    Ein gutes neues Jahr an alle hier, mögen wir viel Spaß mit unserer SGE haben 🙂

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  2. Wenn ihr schon beim Korrigieren seid: ‚am 1. Dezember dieses Jahres‘, nicht ‚diesen Jahres‘.

    Ich verstehe nicht ganz den Teil mit der WM 1978 – was meint ihr mit qualifiziert? Bei Unentschieden oder Sieg hätte Deutschland das Spiel um die goldene Ananas erreicht (=Spiel um Platz 3), durch die Niederlage durften sie früher nach Hause fliegen.

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  3. @HomerJay: Vielen Dank! Da hat sich bei der Recherche der Fehlerteufel eingeschlichen. Es war ja die 2. Runde, der WM-Modus war damals noch ein ganz anderer. Es war sozusagen eine Zwischenrunde und die beiden Gruppenersten haben die Partie um den WM-Sieg ausgetragen. Deshalb war die „Schmach von Cordoba“ für die Deutschen in dem Sinne natürlich keine Schmach, weil das Spiel um die goldene Ananas vermieden wurde ;-).

    Habe es korrigiert.

    LG
    Christopher

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