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Jonathan Burkardt (li.) und Nathaniel Brown stehen derzeit für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Platz. Foto: IMAGO / Jan Huebner

Brown über Stürmertyp Burkardt: „Macht das überragend!“

Jonathan Burkardt und Nathaniel Brown sind die beiden aktuellen deutschen A-Nationalspieler der Frankfurter Eintracht. Beide zeigen seit langer Zeit und vor allem auch in dieser Saison starke Leistungen und verdienten sich so die Einladungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Außerdem sind beide noch verdammt schnell. Burkardt hat eine Spitzengeschwindigkeit von 34,75 km/h, Teamkollege Nathaniel „Nene“ Brown sogar 35,78 km/h. „Man kommt an Nene nur ganz schwer vorbei“, lobt Burkardt im Doppel-Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ – und zeigt damit, wie groß die Wertschätzung innerhalb des Teams ist. Geschwindigkeit, Zweikampfstärke, Technik: Für Burkardt ist Brown ein seltenes Gesamtpaket. Umgekehrt weiß Brown genau, was sein Sturmpartner draufhat. „Wie er aus halben Chancen Tore macht, frage ich mich selbst“, sagt der 21-Jährige. Gerade in Phasen, in denen die Eintracht wenige klare Torchancen herausspielt, glänzt Burkardt mit Effizienz – wie zuletzt gegen St. Pauli, als ein schwieriger Ball über Brustannahme, Körperbehauptung und eiskalten Abschluss im Netz landete.

Gemeinsame Zeit haben die beiden Adlerträger nicht nur am Riederwald oder im Deutsche Bank Park, sondern auch in der Nationalmannschaft. Das schweiße zusammen, sagt Burkardt. Nach dem Ligaspiel am Sonntag reisten beide mit dem Zug zum DFB-Lehrgang – allerdings ohne Sitzplätze nebeneinander. „Wir hatten es nicht selbst gebucht“, grinst Brown. Beim letzten Mal sei mehr Zeit zum Austausch gewesen, erzählt Burkardt, damals war auch noch SGE-Kapitän Robin Koch dabei gewesen. Brown betonte, dass er auf eine Rückkehr Kochs in den Kreis des Nationalteams hoffe: „Ich hoffe, er ist nächstes Mal auch wieder dabei.“

Was schätzen die beiden aneinander? Brown beschreibt Burkardt als „bodenständig, nett und mit jedem gut“. Burkardt wiederum hebt Browns Gelassenheit hervor – und seine Fokussierung, sobald er den Rasen betritt. Verbesserungspotenzial sieht Burkardt vor allem in Browns Luftzweikämpfen. Der entgegnet: „Ein, zwei Muskeln mehr würden nicht schaden – aber geschmeidig bleiben muss man trotzdem.“ Brown, der US-amerikanische Wurzeln besitzt, macht außerdem unmissverständlich klar, dass seine sportliche Zukunft einzig in Deutschland liegt. „Für mich stellt sich die Frage gar nicht“, sagt er über eine mögliche Zukunft im Team der USA, was rein regeltechnisch nach seinem Einsatz in der vergangenen Länderspielpause in der WM-Qualifikation ohnehin ausgeschlossen ist. Mit Blick auf die anstehenden WM-Qualifikationsspiele gegen Luxemburg und die Slowakei sind sich beide über die Ziele einig: „Zwei Siege, ganz klar“, sagt Burkardt. Der Zusammenhalt im DFB-Team sei ausgezeichnet und vieles erinnere an die Atmosphäre bei der Eintracht: top organisiert, professionell und offen im Umgang miteinander. Nagelsmanns direkte Kommunikation kommt bei beiden gut an. Burkardt hatte im September selbst eine öffentliche Kritik einstecken müssen, betont aber auch: „Ich mag es, wenn man mir ehrlich sagt, was Sache ist.“

Sportlich wollen beide beim DFB weitere Schritte gehen. Brown lernt im Abwehrverbund viel von erfahrenen Kräften wie Jonathan Tah oder Nico Schlotterbeck. Burkardt arbeitet an der Rolle des modernen Stürmers: mehr als nur Vollstrecker, sondern auch Verbindungsspieler, Pressingauslöser und Raumöffner. Hier seien Videoanalysen und gezielte Trainingsarbeit die Mittel, die ihm helfen sollen, die neuen Anforderungen zu verinnerlichen. Auch das schnelle, direkte Spiel nach vorne ist ein Schwerpunkt des aktuellen Lehrgangs. One-Touch-Fußball sei zwar schwer in wenigen Tagen zu trainieren, sagt Brown – „aber wir müssen es hinbekommen.“  Dabei sind sich beide darüber im Klaren, dass sie bei der DFB-Elf eher in der Rolle der Herausforderer sind: „Ich will einfach Gas geben, zeigen, was ich kann und mich nicht verstecken. Aber klar: Ich weiß, dass ich ein paar Konkurrenten habe“, so Brown. Auch Teamkollege Burkardt stimmt zu: „Bei mir ist es ähnlich. Ich möchte ein paar Minuten sammeln und mich präsentieren. Erstmal aber bin ich in der Herausforderer-Rolle und versuche, im Training mitanzuschieben.“

Besondere Momente erleben die jungen Adler auch abseits des Platzes. Begegnungen mit Größen wie Rudi Völler hinterlassen Eindruck. Brown beschreibt Völler als „sehr nett und entspannt“, Burkardt schwärmt von der Ausstrahlung und Erfahrung des DFB-Sportdirektors: „Man kann viel aufschnappen, wenn er spricht.“ Die Debatte um den „echten Neuner“ sieht Burkardt gelassen. Entscheidend sei nicht die Körpergröße, sondern ob ein Stürmer der Mannschaft helfe. Er selbst sei mit 1,80 Metern näher an Völler als an einem klassischen Hünen – und hofft dennoch, eines Tages an dessen Niveau heranzukommen.

Zum Schluss wird’s humorvoll: Brown erklärt, warum die linke Seite manchmal der angenehmere Arbeitsplatz ist – viele Ballkontakte, viel Spielfreiheit. Defensiv hingegen sei es „schwieriger, wenn plötzlich Weltklasseangreifer auf dich zulaufen“, gibt er zu. Burkardt kontert lachend: „Sein Job ist auf jeden Fall leichter!“ Egal ob schneller Außenverteidiger oder effizienter Mittelstürmer – deutlich wird: Diese beiden verstehen sich blind. Und sowohl Eintracht Frankfurt als auch die Nationalmannschaft können davon nur profitieren.

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