Wenn es die Zeit erlaubt, dann findet man Kammel in den Stadien dieser Welt

Matthias Kammel moderiert seit 2016 gemeinsam mit seinem Kollegen Ron Kühler das Nachmittagsprogramm auf „1Live“, der jungen Welle des Westdeutschen Rundfunks. Vor allem Exil-Adlern aus Nordrhein-Westfalen ist das Moderatoren-Duo „Kammel und Kühler“ ein Begriff. Neben seiner Erfahrung am Mikrofon und einer gehörigen Portion Unterhaltungstalent, fällt der regelmäßigen Zuhörerschaft vor allem seine Liebe zu Eintracht Frankfurt auf. Selten kann er in seinem Programm das Leid und die Freude über seinen Herzensverein verbergen.

Im großen SGE4EVER.de-Interview erzählt Kammel, wie er in den 90er-Jahren in Rheinhessen Fan von Eintracht Frankfurt, statt dem 1.FCK wurde, welchen Wert die Anhängerschaft trägt und wie man als SGE-Anhänger in Köln und in München wahrgenommen wird. Außerdem verrät er, wie es sich anfühlt ein Europa-League-Halbfinale im Live-Ticker zu verfolgen, welche Sorgen man als Nachwuchsadler-Papa mit sich herumträgt und warum Martin Hinteregger mit seiner Aussage „Wir sind Eintracht Frankfurt!“ den Kern trifft.

SGE4EVER.de: Hallo Matthias, wie heißt es so schön in dem Lied: „Auf dem Mars, auf dem Mond, überall ein Hesse wohnt!“ Stell dich unseren Leserinnen und Lesern doch kurz einmal vor. Wie hat dich das sogenannte Eintracht-Gen gepackt?

Matthias Kammel: „Es gibt ja dieses berühmte Zitat von Nick Hornby, sinngemäß: ‚Niemand sucht sich seinen Verein aus, sondern der Verein sucht dich aus.‘ Und tatsächlich war es bei mir ein bisschen so. Das Eintracht-Gen hat mich tatsächlich eher zufällig gepackt. Weder mein Vater noch meine älteren Brüder waren oder sind besonders fußball-affin, also familiär war das schon mal nicht bedingt. Auch geografisch hätte es näherliegende Optionen gegeben: Ich komme aus Selzen, einem kleinen Weinbau-Ort in Rheinhessen, 20 Kilometer von Mainz entfernt. Damals, Anfang und Mitte der 90er, gabs dort fast nur FCK-Fans – neben den natürlich auch bei uns obligatorischen Bayern-Fans und einer erstaunlich großen Gladbacher Fangemeinde im Dorf. Wer damals zu den 05ern gegangen ist, und das waren nicht viele, der hatte wirklich gravierende persönliche Probleme. An den Bruchweg haben sich zu jener Zeit wirklich nur ein paar wenige Hanseln verirrt. Seltsamerweise hat aber auch die SGE, obwohl Frankfurt näher war als Kaiserslautern, in unserer Ecke nicht sonderlich viele Fans gezogen. Der Bezug zu Lautern war da definitiv ausgeprägter und der FCK damals bei uns im Eck wirklich fantechnisch die Macht. Dieser Machtfaktor hatte aber auch zur Folge, dass man für den Betzenberg nur ziemlich schwer an Tickets kam – im Gegensatz zum Waldstadion. Die Älteren werden sich sicherlich an Zeiten erinnern, als es fast Standard war, sich an der Tageskasse seine Eintrittskarte zu kaufen und dann am Ende vor vielleicht 30.000 Leuten ein Bundesliga Spiel zu sehen. Zum ersten Spielbesuch kam es dann, als der Vater eines Kumpels Karten besorgt hatte. Das war in der Saison 1993/94. Ein Heimspiel gegen Borussia Dortmund, es war arschkalt und wir haben im November auf der Gegentribüne gefroren und sind ziemlich enttäuscht gewesen, dass Yeboah nicht gespielt hat. Dass wir damals souveräner Tabellenführer und so was wie ein Meisterschaftskandidat waren, ist mir damals gar nicht so bewusst gewesen. Am Ende hat die Eintracht 2:0 gewonnen, mein Kumpel und ich haben aus Unwissenheit ‚Tchibo‘ angefeuert, während das halbe Stadion den Schiri als ‚Schieber‘ beschimpft hat und irgendwie war’s an diesem kalten Novembertag im Stadtwald um mich geschehen – wenn ich hier mal den Fußball-Romantiker spielen darf. Ein halbes Jahr später waren wir tatsächlich auch nochmal gemeinsam auf dem Betze bei einem Spiel gegen den HSV und mein Kumpel hat skandalöserweise anschließend die Farben gewechselt. Aber mich hatte die Eintracht da schon zu sehr gepackt. Im Nachhinein fast erstaunlich, objektiv hat im Direktvergleich alles für Lautern gesprochen (die waren fußballerisch wesentlich besser und auch die Stimmung war damals in der Westkurve eine Klasse für sich, lang ist’s her). Aber mich hat die Eintracht, dieses Stadion, das ganze Drumherum einfach nicht mehr losgelassen. Das ist jetzt fast 30 Jahre her und seitdem hat sich das bei mir so entwickelt, mit Höhen und Tiefen, mit unterschiedlicher Intensität. Eine Zeit lang hat sich mein Vater erbarmt, mit mir ins Waldstadion zu fahren, weil es für mich noch zu weit weg war und ich schlichtweg zu jung war, um alleine mit Bus und Bahn hin zu fahren. Der Deal war dann: er geht in den K-Block und hat da seine Ruhe (er hat tatsächlich immer ein Reclam Heft dabeigehabt, um in der Halbzeit-Pause lesen zu können), ich durfte rüber Richtung Fanblock, erst H und dann später in den legendären G-Block. Das waren dann immer so zwischen sieben und zwölf Heimspiele pro Saison plus mal eine Auswärtsfahrt in der Region. Irgendwann bin ich dann auch immer öfter selbst gefahren. So hat man dann auch nach und nach andere Eintracht Fans kennengelernt, es standen ja letztendlich doch immer die gleichen Gesichter in Mainz am Bahnsteig und haben in Eintracht-Montur auf die S-Bahn zum Stadion gewartet. Daraus ist dann ein fester, bis heute bestehender Freundeskreis geworden, wobei einige davon bis heute Aktivposten bei der UF sind.“

Als 1Live-Moderator kennen dich vor allem Fans aus dem „Sektor NRW“ in Zusammenarbeit mit deinem Kollegen Ron Kühler. Wie schlägt man sich dort als Eintracht-Fan so durch, wenn das Umfeld Vereinen wie Köln, Gladbach oder Dortmund die Daumen drückt?

„Es ist bei mir tatsächlich noch komplizierter, denn neben dem Job bei 1LIVE und dem Kontakt mit den Sektor Vereinen und seinen Anhängern, lebe ich seit einigen Jahren auch noch in München. Das heißt auch da hat man dann die ‚Front‘ mit Bayern- und Sechzig-Fans. Also was das Thema angeht, bin ich sozusagen Kummer gewohnt. Aber man stellt auch immer wieder fest, was für ein umtriebiges Völkchen die Hessen sind und letztendlich ist es fast egal, wo in Deutschland man landet, irgendwann wird man andere Eintracht Fans finden. Immer dem Ebbelwoi- und Handkäs-Geruch nach, dann kann nix schiefgehen 😉 Und tatsächlich finde ich gerade das immer wahnsinnig sympathisch und das schweißt auch zusammen, wenn man in Städten wie Köln, München oder sonst wo Eintracht-Fans trifft und man direkt eine gemeinsame Basis hat. Was jetzt FC, Gladbach, Dortmund oder was auch immer für Fans angeht – es läuft ehrlicherweise alles recht entspannt ab. Da drückt sich jeder mal einen dummen Spruch, das gehört ja auch dazu und macht die Sache erst interessant. Aber unter ’normalen‘ Fans, uns Stadiongängern, ist das alles in einem sportlichen Rahmen. Ehrlich gesagt bin ich manchmal eher irritiert, was die Entwicklung in den letzten zwei bis drei Jahren angeht. Wenn Leute kommen und sagen: Ich bin eigentlich Fan von XY, aber die Eintracht finde ich schon auch geil. Das merkt man verstärkt seit unserer Europa-Pokal-Saison, ist mein Eindruck. Da ist ja gefühlt ein regelrechter Eintracht-Hype entstanden. Ich brauche jetzt nicht zwangsläufig diese Millwall ‚No one likes us, we don’t care‘-Attitüde – aber irgendwie fühle ich mich in der Rolle wohler, dass man als Eintracht-Fan Ecken und Kanten hat, dass man nicht Everybody’s Darling ist, dass einem vielleicht auch ein gewisser Assi-Ruf anhaftet (was ja unsere Fanszene trotzdem nicht davon abhält, regelmäßig für Obdachlose in Wiesbaden zu kochen oder mehrere Zehntausend Euro für gemeinnützige Zwecke zu spenden), als dass einem plötzlich jeder auf die Schulter klopft und zum Eintracht-Fansein beglückwünscht. Wenn ich weiß, ich kann mit ’nem FC-Fan ein Bierchen (oder was er dafür hält) trinken und ein gutes Gespräch führen, aber eigentlich kann er die Eintracht nicht ausstehen, dann ist mir das am Ende lieber, als zu viel Harmonie. Eine gesunde Rivalität gehört dazu und deshalb ist ein Spiel gegen Köln oder Dortmund ja auch so viel reizvoller, als ein Kick gegen Augsburg oder Wolfsburg.“

Und sieht man dich, sofern es die Situation wieder erlaubt, auch im Waldstadion oder bei einer Auswärtsfahrt?

„Definitiv, im Waldstadion in der Regel im Oberrang Nordwestkurve, Block 35. Auswärts im Gästeblock. Oder am Bierstand, je nach Spielstand 😉 Aber wie schon gesagt, es ist leider echt weniger geworden. Mit der Pendelei zwischen München und Köln liegt Frankfurt zwar perfekt auf dem Weg, aber es lässt sich leider nicht bei jeder Fahrt ein Zwischenstopp einlegen, der dann auch noch einen Spielbesuch ermöglicht. Tatsächlich muss ich aber sagen, das hat auch seine Vorteile, wenn man nicht mehr zu jedem Spiel fährt. Schont den Geldbeutel und die Leber… Und es macht ein Bundesligaspiel auch mal wieder zu etwas Besonderem. Auch wenn’s vielleicht kitschig klingt, es bringt ein stückweit die Magie zurück. Sagen wir so: Schnitzel mit Bratkartoffeln und Grüner Soße ist zwar top – aber jeden Tag braucht man das auch nicht. Und auch, wenn der Vergleich hinkt, ein bisschen ist es so auch mit dem Fußball. Natürlich freut man sich, auf jedes Spiel, auf das man fährt. Und manchmal sind ja gerade die Spiele, von denen man am wenigsten erwartet, die besten… Ein verregneter Donnerstagabend in diesem miesen Auswärtsblock in Freiburg zum Beispiel kann auf einmal ein absolutes Highlight sein, obwohl man sich auf das Schlimmste eingestellt hat. Aber ich persönlich muss sagen, dass eine gewisse Abstinenz erst dafür sorgt, solche Spiele wieder zu schätzen. Man freut sich darauf und es fühlt sich nicht wie an, wie Pflichtprogramm. Ich kann nur sagen, dadurch, dass es bei mir leider vergleichsweise wenig Spiele geworden sind, ist jedes einzelne ein Highlight, egal, wie es ausgeht, weil es einfach den Reiz von etwas Besonderem hat. Aber, um das auch ganz klar zu sagen: Ich bin froh und dankbar für jeden, der wirklich immer und überall am Start ist und bei Wind und Wetter unsere Farben vertritt, denn diese Leute bringen eine Stabilität und Kontinuität rein, die natürlich niemals gegeben wäre, wenn Leute nur so sporadisch zum Fußball fahren würden, wie ich. Das ist schon enorm wichtig und diese Leute sind in meinen Augen das absolute Rückgrat von Eintracht Frankfurt.“

Kammel gemeinsam mit Ex-Adler Ansgar Brinkmann (Bild: privat)

Dein Puls bleibt stehen bei „dem äußerst unrealistischen Fall, Eintracht Frankfurt irgendwann mal in einem europäischen Endspiel zu sehen“ schriebst du einst in deiner Moderatoren-Beschreibung des Formates PULS, ein Programm des Bayrischen Rundfunks, bei dem du deine ersten Schritte als Radiomoderator durchlaufen hast. Wie nah warst du an diesen Ausnahmezustand, als die Eintracht 2019 im Europa-League-Halbfinale knapp an Chelsea scheiterte?

„Gut recherchiert, das muss ich in meinem jugendlichen Leichtsinn wohl wirklich mal gesagt haben… Konnte ja auch keiner wissen, dass wir ein paar Jahre später so kurz davor standen. Das hört sich vor diesem Hintergrund jetzt wahrscheinlich etwas verrückt an, aber tatsächlich hat mich gerade das Rückspiel in London irgendwie ziemlich kalt gelassen. Beim Hinspiel war ich in Frankfurt im Stadion, konnte am nächsten Tag kaum moderieren, so heiser war ich. Das war wirklich ein brutaler Abend, mit der riesigen Blockfahne über die komplette Kurve, mit einem Stadion, das komplett abgehoben ist beim Ausgleich, das war ein unfassbar grandioser und emotionaler Abend. Aber warum auch immer hat mich das Rückspiel dann gar nicht so gepackt. Vielleicht hab‘ ich insgeheim auch nicht wirklich dran geglaubt, dass wir es packen können. Ich war an dem Abend in Hamburg, weil ich auf einer Hochzeit eingeladen war, konnte also auch leider nicht nach London (was mich persönlich doch irgendwo geärgert hat. London ist meine Geburtsstadt und dort einmal ein SGE Spiel zu sehen, vorher durch die Pubs ziehen, das wäre schon Weltklasse gewesen). Vielleicht lag’s auch daran, so nach dem Motto: Wenn ich nicht dabei sein kann, dann zieh ich es mir auch nicht rein. Ums abzukürzen: am Ende hab‘ ich mir den Liveticker vom Kicker angeschaut und so mitbekommen, dass wir im Elfmeterschießen verloren haben. Erstaunlicherweise hat es mich nicht so emotional mitgenommen, wie erwartet. Klar, die Enttäuschung war groß, so kurz vorm Ziel. Aber ich kann mich erinnern, dass ich nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Dortmund 2017 geknickter war. Aber das kann auch daran liegen, dass ich da in Berlin live im Stadion war, das macht vielleicht doch den entscheidenden Unterschied. Aber das bedeutet natürlich alles nicht, dass, sollte die Eintracht irgendwann mal wirklich in einem internationalen Endspiel stehen, bei mir nicht die komplette Eskalation angesagt wäre. Die Chance, dass es dann völlig durch die Decke geht, ist tatsächlich eher groß.“

Du bist vor Kurzem Vater eines Junior-Adlers geworden. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch. Wie stehen die Chancen, die Liebe zur Eintracht an den Nachwuchs weiterzugeben?

„Danke für die Glückwünsche, es ist ja schon der zweite Junior-Adler im Hause Kammel. Die ältere Schwester ist zweieinhalb und bei ihr ist der Protest inzwischen tatsächlich groß, wenn die Saftschorle nicht im Eintracht Becher serviert wird 🙂 Ehrlich gesagt hab ich auf diese Frage gar keine richtige Antwort parat, auch wenn ich da schon drüber nachgedacht habe, wie das wohl sein könnte, mit dem Nachwuchs irgendwann mal selbst im Stadion zu stehen. Einerseits ist das eine coole Vorstellung und ich würde mich schon freuen, wenn die Eintracht-Leidenschaft auch bei den Kids geweckt wird. Aber ich will sie da auch zu nix pushen. Im Moment sind die beiden dafür sowieso noch viel zu klein. Aber auch später denke ich mir aktuell eher: Wenn sie von sich auch Bock draufhaben und sagen, Fußball und die Eintracht, das ist mein Ding, dann werde ich das definitiv unterstützen. Aber ich werde sie vermutlich nicht ins Stadion mitschleppen, wenn sie sich später mal für ganz andere Themen und Dinge interessieren. Tatsächlich denke ich mir manchmal sogar: Vielleicht ist es besser, wenn sie das Eintracht-Gen nicht vom Papa erben. Wenn ich so an die ein oder andere Situation zurückdenke, irgendwelche abstrusen Auswärtsfahrten, mittendrin bei massiven Pyro-Shows in Hannover oder auswärts in Essen den (Halb)starken markieren, was definitiv nicht gut ausgegangen wäre, wenn man da an die Falschen geraten wäre – das wünscht man sich für die eigenen Kinder dann doch nicht unbedingt beziehungsweise denkt sich mit etwas Abstand: Ja, war witzig, aber oft war auch mehr Glück als Verstand dabei. Gehört sicherlich alles zum Erwachsenwerden dazu. Aber ich selbst habe mein Fandasein für einige Jahre doch recht exzessiv ausgelebt – wenn ich mir das beim eigenen Sohnemann so vorstelle, im Mob in der Dunkelheit durch Dresden ziehend, dann bin ich vielleicht auch nicht unglücklich, wenn er eine Leidenschaft für Landschaftsarchitektur und Rosenzucht entwickelt 🙂 Was natürlich der Super-Gau wäre: der Nachwuchs entwickelt eine Fußballbegeisterung, und wird dann Dortmund, Bayern oder was auch immer für ein Fan. Dann müsste ich ernsthaft meine Erziehung in Frage stellen und mich nochmal in das Thema Adoptionsrecht einlesen…“

Und daran anknüpfend: Als Eintracht-Anhänger ist Freud‘ und Leid ein ständiger Begleiter. Wünscht man sich als Vater jetzt ein Stück weit Ruhe, um die Belastungsgrenze nicht überzustrapazieren?

„Die Ruhe kommt aktuell bei mir fast zwangsläufig, alleine dadurch, dass man nicht ins Stadion gehen kann. Ich persönlich muss sagen, die Geisterspiele, wie sie aktuell stattfinden (und unter rein wirtschaftlichen Aspekten wohl leider unabwendbar sind), lassen mich ziemlich kalt. Klar, ich freue mich genauso, wie vor Corona, wenn die Eintracht gewinnt. Daran hat sich nix geändert. Aber ich verfolge es nicht mehr so intensiv, wie davor. Stadionbesuch fällt flach, in der Kneipe mit den Kumpels kann man die Spiele auch nicht schauen – ich höre es inzwischen wieder ganz gerne als Konferenz im Radio (schönen Gruß an die Kollegen an dieser Stelle) und schaue mir die Zusammenfassung an. Aber es ist einfach nicht das Gleiche und weit weniger intensiv. Insofern ist es vielleicht gar kein so schlechter Zeitpunkt, um mal den Fokus auf ein kleines Baby zu lenken. Da gibt’s dann nicht so viele Störgeräusche links und rechts, weil einfach alles gerade in so einem gefühlten Delirium stattfindet – egal ob beim Fußball oder im ’normalen‘ Leben und Alltag. Insofern hat man diese Ruhe fast automatisch, wenn auch auf eine Art und Weise, wie man sie sich sicherlich nicht gewünscht hat und von der ich – und wahrscheinlich auch jeder und jede andere – hoffen, dass sie bald vorbei ist und so manches wieder seinen gewohnten Gang geht. Aber ich denke, so wirklich Ruhe hat man gerade als Eintracht-Anhänger sowieso fast nie, dafür ist immer zu viel los rund um diesen Verein, im positiven wie im negativen Sinne. Und das macht es ja irgendwie auch aus. Wenn man solides Arbeiten, Ruhe und wenig Aufregung gerne hat, dann gibt es definitiv bessere Vereine als die Eintracht.“

Die Verpflichtung von Luka Jovic hat der Mannschaft und dem Umfeld noch einmal einen Aufschwung verpasst. Wie stehen die Chancen, dass du die Eintracht doch noch einmal in einem europäischen Endspiel siehst? Und dein Tipp: Wo landet die Mannschaft am Saisonende?

„Dass Jovic jetzt, zumindest bis Saisonende, wieder für uns aufläuft, das ist schon ein ziemlicher Knaller. Der Einstand gegen Schalke war definitiv gleich mal ’ne ordentliche Duftmarke und ich denke, es steht außer Frage, dass er uns in der Offensive noch mehr Durchschlagskraft gibt. Jetzt würde ich gerne noch Haller wieder bei uns sehen, den Typ finde ich nach wie vor einfach überragend, aber das wird wohl ein Traum bleiben… Ich denke, wir können durchaus nach oben schielen. Wie hat Martin Hinteregger so schön gesagt: ‚Wir sind Eintracht Frankfurt, natürlich schauen wir nach Europa.‘ Ist zwar ein Stück weit Frankfurter-Hybris, aber im Kern hat er schon recht. Warum nicht mit breiter Brust auftreten? Der Kader gibt es auf jeden Fall her und die Ergebnisse der letzten Wochen sprechen ja auch für sich. Allein, dass wir mal in Mainz gewonnen und dann nicht für Schalke als Aufbaugegner fungiert haben, das ist ja in der Vergangenheit auch schon mal anders gelaufen bei uns. Insofern, ich bin da aktuell ziemlich zufrieden mit der sportlichen Bilanz, trauere allerdings den vielen verschenkten Punkten durch all die unnötigen Unentschieden nach. Sechs Punkte mehr könnten es locker sein und dann würden die Bayern unseren Atem im Nacken spüren 😉 Ich denke, Platz sechs ist drin am Saisonende. Noch wichtiger wird es meiner Meinung nach aber sein, dass das nicht vor leeren Rängen stattfindet. Sieht zwar leider im Moment nicht danach aus und ich persönlich bin eher pessimistisch, ob wir diese Saison nochmal ein Spiel live im Stadion verfolgen werden beziehungsweise, wann es wieder so sein wird, wie vor Corona. Das wird vermutlich noch eine ganze Weile dauern, bis die Unbeschwertheit zurückkehrt, wenn sie es überhaupt tut. Aber das ist für mich doch die wichtigste Botschaft dieser Saison: Fußball ohne Fans ist nicht halb so schön und es fehlt ein integraler Part, der das alles erst zu dem macht, warum man sich irgendwann mal in dieses Spiel verliebt hat.“

Wir danken Matthias Kammel an dieser Stelle für das Gespräch mit SGE4EVER.de.

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26 Kommentare

  1. Cooles Interview! Ich kann wirklich die eine oder andere Parallele entdecken als Fan der Eintracht in einem kleinen Dorf am Niederrhein. Es gibt hier eigentlich nur Schalker, ein paar Dortmunder und noch weniger Gladbacher, Kölner und watt weiß ich. Aber in unserer 14.000-EW-Gemeinde ist da auch noch EIN anderer SGEler, mit dem ich schon legendäre Fahrten mit dem hiesigen S04-Fanclub nach Gelsenkirchen zum Auswärtsspiel hatte. Nach einem 1:1 haben wir auf dem Rückweg im S04-Bus so laut Eintracht Lieder gesungen (aber NICHTS gegen Schalke!), dass uns einer mal ans Leder wollte. Aber alle anderen Schalker sind dazwischen gegangen. Danach waren wir leiser :-D.

    Aber ist richtig, man wird immer irritiert angeguckt wenn man in unserer Gegend Eintrachtler ist. Gewöhnt man sich dran.

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  2. Der legendäre G Block. Da hats mich auch erwischt… In den mittleren 90ern gabs da schon einige schräge Gestalten, aber das es halt ausgemacht.

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  3. @rob: das finde ich auch, genau die schrägen Vögel haben es so ausgemacht. Kann mich gut noch an den „Hüpfer“ erinnern… so ein Typ Forrest Gump. Der ist die ganzen Spiele immer nervös zwischen 2-3 Stufen wild hin und her gehüpft. War ein echter Mega Eintracht Freak und ist Mitte der 90er alleine in nem schäbigen Ford Fiesta zum Auswärtsspiel nach Moskau gefahren… überragender Einsatz!

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  4. Off Topic:
    Hertha trennt sich von Preetz und Labbadia. Bin da mal gespannt, wer da den Laden übernimmt.

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  5. @3. Scheppe Kraus

    Ich erinnere mich an den Typen mit Überbiss und Segelohren, der grundsätzlich hackedicht und gelegentlich mit leerer Macdonalds Plastik-Salatschüssel auf dem Kopf da rumgeiert ist. Hey der war Teil des Blocks. Ich zitiere „Euopakaaal, Euopakaaaaaal“.

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  6. Ich werde nie vergessen als ein Krieger aus Afrika hier zu Gast war und im Waldstadion die alte Gegentribüne hoch und runter gerannt ist, dabei auf seine Trommel gehauen und sang:
    Salou , Salou, Salou lou lou lou lou
    Guie-Mien, Mien mien mien mien

    Was hab ich mich damals als Halbstarker, im G-Block wartend, über den amüsiert 🙂

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  7. @5. rob: Heilige Scheiße, jetzt erinnere ich mich an den Salatschüssel Vogel..Hackedicht war Pflicht bei ihm!
    Danke dir für diese vergessene Erinnerung, werde heut ein paar Kumpels anrufen und mal ein paar 90er Blockerinnerungen auffrischen!

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  8. @Paul: heut‘ net… hab gestern nicht mit 5 Toren (=5 Mispelchen) gerechnet…de Calvados ist tatsächlich alle, das fünfte Mispelchen war schon kein vernünftiges mehr. 🙂

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  9. 11. sge1899: Ich zieh’s durch…am Ende der Saison werden die Leberwerte gecheckt. Die sind dann wahrscheinlich auch auf CL Niveau! 🙂

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  10. St. Pauli führt übrigens zwei zu null. Beim ersten Tor kam der vorletzte Ball von Salazar, beim zweiten Tor der Assist. Läuft gut für den Jungen

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  11. Bisschen Off topic am Rande:

    Neven Subotic hat seinen Vertrag in der Türkei aufgelöst. Vielleicht würde er ja als Backup in der Abwehr Sinn machen. Falls mal 1 oder 2 Abwehrspieler gleichzeitig ausfallen sollten. Der ist nicht teuer und alleine, weil er so n geiler Typ ist, fände ich den stark bei unserer Eintracht. Auf der anderen Seite gibt es jetzt eh immer eine Woche Pause bei unseren Spielen, von daher weniger Belastung als in den letzten Jahren. Was meint ihr?

    FORZA SGE!!!

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  12. Ist soweit, oute mich: Bin auch aus NRW und wohne sogar da. Mit 12 im Auto, wahrscheinlich Pokalfinale 1974 gegen den HSV im Radio… und dann für immer. Ich denke auch der Verein sucht Dich aus.

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  13. @ sgebn,Kazuyoshi Miura hat gerade mit 53 Jahren seinen Vertrag verlängert.
    Wäre doch neben,,Subotic,,auch einer oder?
    Schade……..

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  14. Apropos: Hasebe hat angeblich den schnellen Sprint aller Spieler der Partie Bielefeld gegen Frankfurt hingelegt (33,3 kmh). Sehr ordentlich.

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  15. Was sgebn unter 15 schreibt, erscheint mir grundsätzlich nicht verkehrt. Jedoch sollte es kein NS sein, der den Backup gibt. Ich denke aber, dass Fredi in dieser Angelegenheit bereits aktiv ist.

    DDC und Kohr haben so gut gespielt wie Durm und Kamada. Das freut und ich werde erstmals wünschen, dass die
    den Klassenerhalt schaffen. Das erhöht die Marktwerte (Hoffentlich keine festgeschriebene KO zum Laupreis) und zudem erscheint mir eine Trainingsgruppe 2, die kein oder wenig Geld verschlingt, recht sinnvoll. 🙂

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  16. Bin in Frankfurt in den 1950ern und 60ern aufgewachsen und seit damals Eintracht-Fan. Mein Großvater war FSV-Fan, mein erstes Live-Spiel war eine Partie am Bornheimer Hang, dann aber ging’s zur Eintracht. Die Straßenbahnfahrten nach Offenbach sind mir noch in lebhafter Erinnerung. Die Vorrunde zur Meisterschaft (gab’s damals) hab ich fast vollständig live gesehen, nur das Endspiel am Fernseher eines Bekannten, mein erstes Highlight war der 6:1-Europapokal-Sieg gegen die Glasgow Rangers. Dreimal beim DFB-Pokalfinale dabei gewesen (die Niederlage gegen 1860 München in Stuttgart war bitter), bei beiden Uefa-Cup-Finals dabei. Highlights. Inzwischen wohne ich seit einigen Jahren im Münchner Exil, bin aber noch bei vielen Heimspielen dabei. Erstaunlich: der Pokal-Film in einem großen Münchner Kino, wir alle mit Schal und so, da sah man erst, wie viele SGE-Fans in München wohnen. Kann’s nicht erwarten, bis wir wieder ins Stadion dürfen.

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  17. DDC hatte die besten Zweikampfwerte und DK die meisten Ballkontante aller restlichen Karnevalisten im Spiel gegen Rasenball L.
    Helau und Gern geschehen 05
    DawaiSGE

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  18. Ich bin 1974 von Amerika nach Ober Eschbach gezogen und wurde 1975 Eintracht Fan. Es war halt so entweder warst Eintracht Fan oder es gab Dresche oder du warst Bayern Fan, dann gab’s erst recht eine drauf. 🙂

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  19. @Scheppe & Rob. An den Typ mit den Segelohren kann ich mich auch noch erinnern. Bin in den 80ern ein paar mal von Wiesbaden mit der Bahn nach Frankfurt zum HBF. Der war immer im Zug 🙂

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