Frostig, kalt, verregnet und windig war es im Frankfurter Stadtwald, als die Eintracht zum letzten Tanz in diesem Jahr lud. Zu Gast war die Mannschaft vom FSV Mainz 05, die eine gute Hinrunde verzeichnete und mit fünf Punkten und vier Tabellenplätzen Abstand zur SGE reiste. Zuletzt kriselte die Eintracht nach einer herausragenden Hinrunde etwas. Ein Trend von vier sieglosen Spielen in Folge galt es umzustoßen. Im Kontrast dazu kamen die Mainzer motiviert bis in die Haarspitzen nach Frankfurt, denn die Mannschaft von Bo Henriksen konnte vier der letzten fünf Spiele gewinnen, darunter ein fulminanter 2:1 Sieg gegen den FC Bayern am letzten Spieltag.
Cheftrainer Dino Toppmöller veränderte seine Startformation auf 5 Positionen, seit dem letzten Spiel gegen RB Leipzig, das nach einem beherzten Auftritt trotzdem 1:2 verloren ging. Unter anderem bekam Oscar Hojlund sein Startelfdebüt und Kaua Santos ersetzte überraschend den erkrankten Kevin Trapp.
Wegen des schrecklichen Anschlags in Magdeburg in der Nacht von Freitag auf Samstag wurde die Partie mit einer Schweigeminute eröffnet.
Und direkt in der ersten Spielminute kamen die Hausherren zur ersten Gelegenheit. Ellyes Skhiri nahm sich nach mangelnder Zuordnung der Mainzer Hintermannschaft ein Herz und zog von der Strafraumkante aus ab. Der Ball segelte knapp über das Toreck. Einen ersten Aufreger gab es in der dritten Minute, als Omar Marmoush im gegnerischen Strafraum durchaus strafstoßwürdig zu Boden gebracht wurde. Referee Florian Badstübner entschied sich aber gegen den Strafstoß. Kategorie: Kann man pfeifen, muss man aber nicht zwingend. Die SGE begann energisch, presste früh und zwang die Mainzer somit immer wieder zu Ballverlusten. In der siebten Minute kam die Eintracht wieder zwingend vors Tor. Nnamdi Collins setzte sich auf dem rechten Flügel durch, statt aber selbst abzuschließen legte er quer auf Omar Marmoush. Dieses Zuspiel konnte Mainz-Verteidiger Dominik Kohr aber zur Ecke klären. Da war definitiv mehr drin für die Hausherren.
Santos verteilt Weihnachtsgeschenke, Amiri fliegt vom Platz
Doch dann fiel das 1:0 für Mainz und das, obwohl nicht mal ein Mainzer beteiligt war. Nach einem Rückpass auf Santos spielte dieser den Ball blauäugig in das Zentrum seiner Abwehr auf Skhiri, der von hinten angegangen wurde. Der Ball landete im hohen Bogen im eigenen Gehäuse. Klarer Torwartfehler und ein krasser Dämpfer in einem eigentlich komplett Eintracht-dominierten Spiel. Sehr ärgerlich, denn der FSV kam bis dahin nicht einmal gefährlich vors Frankfurter Tor. Ein Weihnachtsgeschenk der Eintracht für ihre Gäste.
Kurz darauf, in der 19. Minute köpfte Kristensen den Ball an den Querbalken. Die Eintracht blieb im Spiel, aber der Treffer steckte etwas in den Knochen von Toppmöllers Elf. Auf die Knochen ging es dann wenig später bei Ellyes Skhiri: Nadiem Amiri stieg überhart ein gegen den Tunesier und sah völlig verdient die Rote Karte. Die Eintracht war also ab der 21. Minute in Überzahl. Skhiri konnte danach weiterspielen. Mainz verlegte sich nach der Roten Karte komplett aufs Verteidigen. Die SGE tat sich aber dennoch schwer, zwingende Torsituationen zu kreieren und so schlug Mainz erneut zu: Paul Nebel schoss in der 27. Minute aus etwa 20 Metern auf das Tor und traf. Gegen den abgefälschten Schuss war Santos machtlos. Das 2:0 der Mainzer zeigte jetzt Wirkung bei der Eintracht, die sichtbar verunsichert war. Die Eintracht versuchte weiter nach vorne zu spielen, wirkte aber mittel- und ideenlos. Meist wurden Flanken in den Strafraum geschlagen, die von den Mainzern gut wegverteidigt wurden. Ein Schuss von Chaibi in der 37. Minute landete in den Armen von Mainz-Keeper Robin Zentner. Insgesamt fehlte der Eintracht deutlich das Tempo und die Offensive wirkte statisch. Die Eintracht kontrollierte zwar das Spiel, lag aber 0:2 zurück. In der 42. Minute kam Ekitiké aussichtsreich zum Abschluss. Der Schuss selbst war aber viel zu schwach geschossen, sodass Zentner keinerlei Abwehrprobleme hatte. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit setzte Marmoush das Spielgerät noch knapp über das Mainzer Tor, dann bat Schiedsrichter Badstübner zum Pausentee.
Erneuter Santos-Patzer besiegelt Heimpleite
Dino Toppmöller reagierte für die zweite Halbzeit und brachte Can Uzun sowie Hugo Larsson für Collins bzw. Skhiri neu ins Spiel. Und der eingewechselte Uzun hatte gleich den Anschlusstreffer auf dem Fuß. Nach einer klasse Hereingabe von Hojlund von rechts stand der Deutsch-Türke im Fünfmeterraum frei vor Zentner, scheiterte aber mit seinem zu harmlosen Schuss (49.). Nur zwei Minuten später konterte Mainz in Persona Nebel, der es links aus spitzem Winkel probierte. Sein Versuch wurde von Kristensen rechtzeitig ins Aus befördert. Besser wurde es aus Mainzer Sicht in Minute 57. Im Mittelpunkt stand wieder Frankfurts Schlussmann Santos, der mit dem nächsten Bock zur tragischen Figur wurde. Der Brasilianer spielte einen Ball genau in die Füße von Joker Nikolas Veratsching. Jae Sung Lee bekam daraufhin die Kugel, Santos konnte zunächst noch parieren, doch Nutznießer Nebel verwerte anschließend den Rebound ins rechte untere Toreck zum 0:3. Ein Tag zum Vergessen für den Torwart der Hessen. Was kam noch von der Eintracht? Ein nächster gut herausgespielter Angriff in der 69. Minute. Der eingewechselte Jean-Mattéo Bahoya kam über links und bediente im richtigen Moment den bereitstehenden Uzun, der abschloss und wieder in Zentner seinen Meister fand.
Der Ball wollte auf hessischer Seite nicht ins Tor. Nach einer Ecke versuchten die Spieler alles, den Ball irgendwie über die Linie zu drücken, aber die Gäste aus Mainz warfen sich mit allem, was sie haben in jeden Schuss rein (71.). Doch dann die Erlösung in Minute 75. Brown schlug eine perfekt getretene Ecke von rechts. Abnehmer Kristensen drückte die Murmel per Kopf an Zentner vorbei ins Tor. Neue Hoffnung für die SGE? Denn es waren immer noch ca. 15 Minuten plus Nachspielzeit zu spielen plus waren die Hausherren weiterhin in Überzahl. Der Druck wurde größer, Matanovic kam in der 82. Minute nach einer tollen Flanke von rechts frei zum Kopfball. Zentner wehrte den Versuch zur Ecke ab. Der Tabellendritte blieb auch in der Schlussphase die tonangebende Mannschaft, konnte aber die Dominanz nicht in weitere Tore ummünzen. Immer wieder war es Zentner, der seine Mannschaft vor dem nächsten Gegentor bewahrte. Es war für die Hessen wie verhext.
Mit einem sehr unglücklichen 1:3 geht das Team von Toppmöller in die Winterpause.