Es sieht hier so aus, als würde Alex Meier im Regen sitzen – womöglich fühlt er sich derzeit auch so…

Alex Meier hat es in seinen inzwischen 13 Jahren bei Eintracht Frankfurt nicht immer leicht. Es war keine Liebe auf den ersten Blick zwischen Fans und dem 1,96 Meter großen Stürmer. Im Gegenteil: Der im hohen Norden geborene Offensivmann spaltete das Lager, die Stimmung im Waldstadion war lange Zeit extrem frostig, wenn sein Name genannt wurde. Meier aber  blieb beharrlich, brachte seine Leistung klettere nach dem „Abstieg der Schande 2011“ Stück für Stück zum „Fußballgott“ empor. Unter Trainer Armin Veh blühte der 34-Jährige endgültig auf und war Initiator dreier erfolgreicher Jahre: Aufstieg, Einzug in die Europa League, das Erreichen des Sechzehntelfinales gegen den FC Porto und Torschützenkönig im Sommer 2015 – #AM14FG, wie sein Kürzel in sozialen Netzwerken lautet, hatte sich in diesen Jahren endgültig in die Herzen der Fans gespielt. Diesen Kampf hatte Meier also für sich entschieden.

Verknackster Knöchel als Knackpunkt

Doch wie sieht es diesmal aus, wenn sich im Ring der Kapitän der Eintracht und die sportlichen Verantwortlichen gegenüberstehen? Inzwischen gibt es eine mediale Schlammschlacht rund um den Toptorjäger der Frankfurter. Doch was war überhaupt passiert? Meier knickte im Urlaub um, verletzte sich schwerer als zunächst angenommen und brach seinen Aufenthalt in Miami ab. Nach der Rückkehr in Frankfurt setzte er sich sofort in Bewegung zum Arzt seines Vertrauens, Dr. Bernhard Segesser. Am 13. Juni fand bereits die Operation am verletzten Knöchel statt, einen Tag später telefonierte er mit Trainer Niko Kovac und Sportvorstand Fredi Bobic. Doch worüber sprachen die Beteiligten in diesem Moment? Was wurde vereinbart?

Hier ist der große Knackpunkt bei der ganzen Geschichte: Es muss einen Grund dafür gegeben haben, dass über die Verletzung und die bereits vollzogene Operation des Angreifers seitens des Vereins nicht informiert wurde. Erst rund acht (!) Tage später deckte ein Bericht der „Bild“-Zeitung den ganzen Vorfall auf, rund 24 Stunden später folgten Genesungswünsche des Vereins – verpackt in einen scharfen Wortlaut und mit dem Vorwurf versehen, dass Meier nicht richtig über den Verlauf und die Ausfalldauer kommuniziert habe. Der wochen-, möglicherweise sogar monatelange Ausfall war auf einmal in den Hintergrund gerückt. Jeder hat etwas zu dieser Personalie zu sagen: Diejenigen, die die Eintracht im Recht sehen und diejenigen, die sich auf die Seite von Meier stellen.

Verein contra Meier

Eine unglückliche Rolle in dieser Thematik nehmen Präsident Peter Fischer und Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing ein. Sie kritisieren ihn öffentlich und tragen so dazu bei, dass die Identifikationsfigur Schaden davon trägt. „Es ist für jeden aus Reihen der Eintracht befremdlich, wenn er die Sache mehr oder weniger am vergangenen Donnerstag aus den Medien erfährt“, sagte Steubing der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und legte nach: „Der Alex hat sich ja nicht den Finger gebrochen, um nicht eine SMS an die Sportliche Leitung schreiben zu können.“ Allerdings ist dieser Vorwurf falsch bzw. ungerechtfertigt. Meier hatte sich bei den Verantwortlichen gemeldet und sie in Kenntnis gesetzt. Daher noch einmal die Frage aller Fragen: Warum gingen die Frankfurter damit nicht sofort an die Öffentlichkeit und begründen die verspätete Pressemeldung damit, dass die medizinische Abteilung nicht vollumfänglich über die Verletzung informiert wurde?

Ihr Verhältnis gilt als angespannt: Meier und Sportdirektor Bruno Hübner.

Schrittweise Demontage

Obwohl Meier für den Verein so viel getan und ihm immer die Treue gehalten hat, musste er sich in der Öffentlichkeit in unregelmäßigen Abständen kritische Töne anhören. Es war im Februar 2015, als die Eintracht noch unter Thomas Schaaf beim 1. FSV Mainz 05 verloren und der Angreifer schwach gespielt hat. Sportdirektor Bruno Hübner sagte damals etwas nebulös erscheinend: „Wir wissen ja, wenn Alex nicht trifft, ist er eher unauffällig. Diese Kröte müssen wir schlucken. Die schlucken wir ja auch gerne.“ Die Antwort von Meier ließ tief blicken: „Ich weiß, warum das gemacht wird. Aber dazu möchte ich nichts sagen.“ Die Demontage – dieses Wort muss nach den letzten Entwicklungen in den Mund genommen werden – hat bereits vor einigen Jahren begonnen. Damals hatte Ex-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen noch den Deckmantel um Meier gelegt – diesen gibt es unter Bobic und Kovac nicht mehr.

Der Kapitän der Frankfurter hat mit Sicherheit in den vergangenen zwölf Monaten nicht fehlerfrei gehandelt: Seine Einstellung zum gemeinsamen Frühstück mit der Mannschaft ist bestens bekannt und nicht sonderlich positiv. Das Verständnis, auf der Bank Platz zu nehmen und für einen möglichen Generationenwechsel Stück für Stück Platz zu machen, hielt sich ebenfalls in Grenzen. Auch wenn er die Spitzen nur zwischen den Zeilen setzte: Meier fühlte sich nicht mehr wert geschätzt und scheinbar auch missverstanden. Hier hätte es helfen können, frühzeitig ein klärendes Gespräch zu suchen und eine eindeutige Lösung zu finden.

So ist passiert, was beiden Seiten nicht hilft. Meier nicht, der Eintracht allerdings noch weniger. Die aktuelle Debatte als „Sommerloch-Diskussion“ abzutun wird der Brisanz nicht mehr gerecht. Meier-Berater Jürgen Milewski stellt sich gegenüber der „Bild“-Zeitung schützend vor seinen Mandanten: „Es wird jetzt ein Bild gemalt, in dem Alex der böse Bube ist. Das ist nicht fair! Er wird zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt.“ Die Schuld alleine sucht er freilich nicht beim Klub: „Natürlich hätte Alex schon mal im Vorfeld anrufen können, selbst wenn noch gar nicht klar war, wie schlimm die Verletzung ist. Allerdings muss man sich auch fragen, warum Eintracht seine OP danach nicht kommuniziert hat. Das Ganze ist unglücklich gelaufen, aber daran hat jeder seinen Anteil.“

Doch war der Anteil von Meier tatsächlich so groß, wie es bei der hitzigen Debatte aktuell den Anschein erweckt? Freilich hätte die medizinische Abteilung voll informiert werden müssen. Dennoch: Kovac und Bobic wussten Bescheid. Es geht bei dieser Personalie – die natürlich die Gemüter erhitzt – um mehr. Aus einer anfangs scheinbar unbedeutenden Geschichte ist durch die öffentliche Schlammschlacht tatsächlich ein Politikum geworden. So hart es klingt: Das Interesse daran, Meier weiter im Trikot der Eintracht zu sehen, scheint auf Führungsebene im Verein nicht mehr sehr groß zu sein. Einen Gefallen tun sich die Verantwortlichen in diesen Tagen, wo der Ruf nach Identifikationsfiguren groß ist wie selten zuvor, nicht. Die Fans verehren ihren „Fußballgott“ auch weiterhin und lassen ihn – nachdem es erst die Liebe auf den zweiten Blick gab – nicht mehr fallen.

Autor Christopher

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105 Kommentare

  1. @euroadler: Um ganz kurz auf die Spitze einzugehen 😉 – es war bitter nötig, das solch eine klare Ansage kommt und die Freude darüber, dass diese kam, ist bei mir nicht kleiner als es bei allen anderen hier der Fall ist.

    VG

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  2. Immerhin hast du es geschafft eine lebendige Diskussion anzustoßen, denke auch etwas – wovon die Seite hier lebt.
    In diesem Sinne habe ich auch nichts gegen weitere Kommentare 😉
    VG zurück

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  3. … und alle haben sich wieder lieb! Ich bin ja sowas von begeistert. Oooops, ich habe das Gefühl mir hätte jemand etwas auf die Wange gemalt. Sieht aus wie ein “ F „

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