Luca Waldschmidt wollte in dieser Saison den großen Schritt nach vorne machen - und kommt über die Rolle des Ergänzungsspielers nicht hinaus.
Luca Waldschmidt wollte in dieser Saison den großen Schritt nach vorne machen – und kommt über die Rolle des Ergänzungsspielers nicht hinaus.

Die neue Saison fing eigentlich gut an für Luca Waldschmidt. Die Frankfurter Nachwuchshoffnung machte die komplette Vorbereitung mit und wurde von Trainer Armin Veh häufig gelobt. In der ersten Pokalrunde beim Bremer SV kam der 19-Jährige nach 62 Minuten auf das Feld und schloss in der 71. Minute mit einem entschlossenen Linksschuss zum 3:0 Endstand ab. Der Bundesligist zog souverän in die nächste Runde ein und Waldschmidt grinste über beide Backen. Zwei Wochen später im Heimspiel gegen den FC Augsburg rückte der Angreifer erneut in das Blickfeld. Einen von Aleksandar Ignjovski erkämpften Ball nahm er blitzschnell mit in Richtung Grundlinie und passte präzise in den Hinterraum auf Marco Russ, der nur noch zum 1:1 einschieben musste.

Waldschmidt schnupperte in diesen Sommertagen an der Startelf, Veh erkannte dessen großes Talent und setzte regelmäßig – wenn auch nur als Einwechselspieler – auf seine Dienste. Doch dann kam die Partie gegen Hertha BSC Berlin. Die Eintracht führte nach ordentlicher erster Halbzeit verdient mit 1:0 und Waldschmidt kam bereits nach 54 Minuten für Vaclav Kadlec rein. Der Stürmer konnte allerdings keine Akzente und ging mit unter, als die Berliner minütlich stärker wurden. Die Konsequenz: Nach dem Ausgleichstreffer nahm ihn Veh vorzeitig wieder runter – die Höchststrafe für einen Fußballer. Der ehemalige Coach sagte danach nur trocken: „Ich bin für das Große und Ganze verantwortlich und kein Jugendtrainer.“

Für Waldschmidt bedeutete dieser Sonntag im September einen herben Rückschlag in der Entwicklung. Er ging zwar selbstkritisch mit sich und seiner Leistung um – dennoch: Die Zweifel wuchsen an, die Einsatzzeiten gingen zurück. Während die U19-Kollegen Jonathan Tah, Leroy Sané oder Timo Werner bei ihren Vereinen in Leverkusen, Schalke und Stuttgart durchstarteten und Stammspieler sind, kommt der gebürtige Siegener nicht vom Fleck. Sein Vater und Berater Wolfgang Waldschmidt suchte deshalb das Gespräch mit Veh und Bruno Hübner. Fortuna Düsseldorf und der SC Freiburg hatten angeklopft und mit mehr häufigeren Einsatzzeiten gelockt. Die Hessen machten jedoch die Tür zu und signalisierten „mehr Einsatzzeiten„, wie der Vater dem Kicker sagte. „Dass es um den Abstiegskampf geht, war damals bereits klar. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Luca mit seiner Geschwindigkeit und Qualität der Eintracht helfen kann, die Klasse zu halten.“

Luca Waldschmidt konnte im neuen Jahr erst rund 60 Spielminuten sammeln, wurde zuletzt von Veh am 25. Spieltag gegen den FC Ingolstadt zur Pause eingewechselt (1:1) und überzeugte mit einer engagierten Leistung, vergab allerdings auch zwei große Möglichkeiten. Es zeigt sich in diesen Momenten: Die nötige Praxis fehlt. Den kleinen Stürmer nervt die aktuelle Situation, er ist ein Spieler, der „am liebsten immer spielen will„, unter Neu-Coach Niko Kovac allerdings noch keine Sekunde zum Einsatz kam. Der Trainer bat zwar um die Freistellung des Youngster und erwirkte damit, dass dieser nicht zur U20 reiste sondern mit im „Trainingslager Light“ auf den Abstiegskampf vorbereitet wurde. Dennoch: In diesen Momenten wird sie wieder größer – die Frage danach, weshalb die U23 vor zwei Jahren abgemeldet wurde.

Der Knackpunkt der Saison? Waldschmidt wird nach Einwechslung kurz vor Schluss wieder ausgewechselt.
Der Knackpunkt der Saison? Waldschmidt wird nach Einwechslung kurz vor Schluss wieder ausgewechselt.

In der Regionalliga Südwest hätte Waldschmidt Praxis sammeln können – teilweise auch gegen starke Gegner wie den 1. FC Saarbrücken, Waldhof Mannheim, den SV Elversberg oder auch in den Derbys gegen die Kickers aus Offenbach. Junioren-Nationaltrainer Frank Wormuth sagte: „Es ist vielleicht nicht immer richtig, die U23 abzumelden.“ Es sei nicht förderlich für junge Spieler, wenn sie permanent auf der Bank sitzen würden und sich somit nicht weiterentwickeln könnten. Wormuth erklärte: „Volker Finke hat mal gesagt, dass die Jungs bis 25 gerade eins brauchen: Praxis. Das große Geld können sie auch mit 25, 26 Jahren noch verdienen. Diese Meinung hab ich von ihm übernommen. Training ist nicht Spiel, es fehlt die Wettkampfatmosphäre.“

Die Eintracht hatte die Abmeldung der U23 damit begründet, dass über diesen Weg in den zehn Jahren zuvor kein Spieler den Sprung in die Bundesliga geschafft hätte. In der Tat wirkte das Konzept für die zweite Mannschaft in Frankfurt reichlich unausgegoren. Keine Struktur, wenig Linie, keine Identifikation und nicht im Blickfeld der Verantwortlichen am Riederwald trainierend und spielend. Armin Kraaz, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, ist dennoch nach wie vor überzeugt davon, dass „es die richtige Entscheidung“ war. „Aus Sicht wird man das aber erst in vier, fünf Jahren abschließend bewerten können.“ Die freigewordenen Mittel, rund 750.000 Euro, fließen seitdem direkt in die U19, die in dieser Spielzeit erstmals Spieler von anderen Nachwuchsleistungszentren abwerben konnte. Die besten Spieler kämen, so Kraaz, sowieso „direkt aus der U19 in den Profikader.“

Doch schaffen sie es auch direkt, diesen gewaltigen Sprung zu meistern? Die Talente werden weiter eingeschränkt in ihren Möglichkeiten und kommen noch weniger zur Entfaltung. Immerhin: Bei Joel Gerezgiher haben die Hessen erstmals einen jungen Akteur verliehen und hoffen, dass er in der zweiten Liga beim FSV Frankfurt Spielpraxis bekommt. Ein Modell, mit dem Bayer 04 Leverkusen seit Jahren schon gut fährt und jetzt erst wieder bei Christoph Kramer belohnt wurde, der über die Umwege VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach zu einem gestandenen Bundesligaspieler reifte. Doch wie lange braucht es, um ein solch funktionierendes Netzwerk aufzubauen, wie es bei den Leverkusenern, die ebenfalls ihre U23 abgemeldet haben, der Fall ist? Aktuell hat die Werkself wieder sieben Akteure zwischen 19 und 21 Jahren verliehen. Ein Konzept, von dem die Hessen aktuell noch weit entfernt sind – sehr zum Ärger für Waldschmidt, der höchstwahrscheinlich auch in den nächsten Wochen unter Kovac nur selten Bundesligaluft wird schnuppern dürfen.

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7 Kommentare

  1. Die entscheidende Passage ist für mich “ Die freigewordenen Mittel, rund 750.000 Euro, fließen seitdem direkt in die U19, die in dieser Spielzeit erstmals Spieler von anderen Nachwuchsleistungszentren abwerben konnte. Die besten Spieler kämen, so Kraaz, sowieso „direkt aus der U19 in den Profikader.“

    Tah, Sane und Werner spielen auch nicht in der U23. Die haben es direkt zu den Profis geschafft. Ich kenne in den letzten Jahren keinen Fall, der es aus der U23 zum Stammspieler in der Liga geschafft hat. Auch Marc kam aus der Jugend direkt in den Profikader. Und Spielpraxis holen, das geht in Testspielen, die ja immer wieder angesetzt werden. Wie man an Joel beim FSV sieht, ist die Leihe kein Alheilmittel. Und wer in der zweiten Liga beim FSV keinen Stammplatz oder zumindest regelmäßige Einsätze bekommt, dem hilft auch keine U23.

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  2. 750 000 euro fließen seitdem in die U19
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    Bezweifle ich …..es gibt keine offiziellen Aussagen die das bestätigen …..
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  3. Wenn die Abschaffung von der U23 eine Sparmaßnahme war dann haben Sie und angelogen.
    Ich fand die Logik mit der U19 direkt zum Profikader überzeugend.

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  4. Die U23 hat am Bornheimer Hang gespielt weil das Stadion am Riederwald nicht regionalligatauglich ist.
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    Kosten 100 000 euro Stadionmiete gingen an den FSV.
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    Eintracht Frankfurt besitzt nicht mal ein Stadion für die Regionalliga!!!!
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  5. Ich halte die Abschaffung der U23 weiterhin für nen Blödsinn. Was sind in dem Zusammenhang schon 750.000 EUR pro Jahr wenn auch nur ein Spieler den Weg über die U23 zu uns schafft. Fragt mal bei Thomas Müller an – ich weiß nicht ob der nach der A-Jugend noch geblieben wäre, hätte der FCB keine U23 gehabt. Jetzt ist er soviel Wert um ne U23 100 Jahre am Leben zu halten. Natürlich kann man das Personal outsourcen und an irgendwelche Clubs verleihen aber es ist doch viel besser, wenn man sich den Jungen jederzeit mal anschauen kann oder ihn mit ins Training nimmt – gerade in der Winter oder Sommervorbereitung. Auch während der Länderspielpause wären die Kovac’s sicher froh darüber gewesen, einen Gerezgiher usw. mittrainieren zu lassen – schon alleine um ein ordentliches Training machen zu können. Auch wird/bleibt die Bindung zum Verein eine ganz andere. Verletzte Spieler könnten man hier optimal wieder an den Wettkampf heranführen und keine Ahnung was Veh bei Gacinovic gesehen hatte aber vielleicht hätte ihm der Trainer von Team 2 gesagt, dass Mijat selbst wenn er im Training ne faule Socke sein sollte, im Spiel immer Vollgas gibt. Welchen A-Jugend Spieler kann ich den überzeugen zu uns zu kommen, wenn er weiß, dass er in 1-2 Jahren sofort die Aufmerksamkeit der Profitrainer auf sich ziehen muss, da es sonst vorbei ist – das ist ein Nachteil. Und last but not least rekrutieren andere Vereine Ihre künftigen Trainer aus der U23. Ein Schmidt in Mainz oder ein Schubert in Gladbach konnten genauestens beobachtet werden und wurden für gut befunden. Wenn ich mal 2-3 Jahre mit einem Team im Verein arbeite, kann man sich ein besseres Bild von mir machen als in einem zweistündigen Bewerbungsgespräch in dem es um Spiel-Philosophie usw. geht. Ich sehe nur Nachteile, die sich durch 750.000 nicht kompensieren lassen.

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  6. Dann zähle ich mal die anderen 16 Vereine auf, bei denen der Trainer nicht aus dem Nachwuchsbereich kommt. Und Schubert war eine Notlösung, der selbst jetzt noch in Gladbach umstritten ist. Wer bei uns hat es denn in den letzten jahren über die U23 geschafft. Kittel, Stendera, Bunjaki und Waldschmidt kamen alle direkt aus der Jugend zu den Profis. So ist das übrigens auch bei Schalke, die für mich der Vorzeigeverein bei der Jugendförderung ist,.

    Und zu den fehlenden Spielen: Es werden immer wieder Testspiele für die Reservisten gemacht. Und das gegen Bundes- und Zweitligisten. Da ist dann sogard der Trainer dabei. Und wenn dann einer der im training nicht alles gibt plötzlich Gas gibt, sieht er das ( bei der Gegelenheit hatte Veh zum Beispiel mal Gacinovic auf der Aigner Position ausprobiert ). Und bei jedem Bundesligisten auch bei uns kommen die Talente, weil sie die Chan ce haben wollen, in den Profikade zu kommen. Das reicht als Anreiz. Warum sollen wir denn diese 750.000 ausgeben für einen Kader der U23, bei dem es 20 von 23 nie ins Profigeschäft schaffen. Dann lieber das Geld für ne optimale A-Jugend ausgeben.

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  7. Ja Joe, es gibt auch Beispiele wie Nagelsmann oder Tuchel, wo man als Trainer der U19 den Sprung an die Aussenlinie der BL schafft. Das mit den Freundschaftsspielen ist auch ein Gerücht. Letztes Jahr unter Schaaf gab es da einige zusätzliche Spiele – fand ich nicht schelcht aber ist halt nicht der Alltag. Und wenn ich zum 100. Vereinsjubiläum als „Stargast“ bei nem Bezirksligisten spiele (das ist ein Großteil dieser Zusatzspiele) oder im Winter gegen Vereine aus Abu Dhabi (wo man sich ja durchaus auch blamieren kann) dann kommen die Spieler Nr. 15-23 auf 30 Min. Spielzeit unter Wettkampfbedingungen pro Halbsaison statt auf 1500Min. die sie vielleicht in der U23 spielen würden. Wenn du dannn noch nen Trainer wie Veh hast, der eh nur in allergrößter Not an der Stammformation rüttelt bist du eh raus – da ist maximal mal ein Hallenturnier drin. Ein Castaignos hätte schon seit 3-4 Wochen in Team 2 spielen können um sich Praxis zu holen – jetzt gibt er vermutlich sein Startelf Debüt gegen den FC Bayern, wird vermutlich nicht überzeugen und darf sich somit wieder hinten anstellen. Kittel, Waldschmidt, Gacinovic, Ayhan, Ben Hatira, Regäsel, Bunjaki, Gerezgiher, Kinsombi….die hätten sich alle deutlich besser anbieten können in Team 2. Was geschieht jetzt mit einem Rinderknecht? Fand den jemand bei seinen paar Minuten Einsatzzeit überzeugend? Eigentlich hat man jetzt noch maximal 2 Monate Zeit ne Entscheidung zu treffen ob er grundsätzlich bleiben darf. Würde auch nur irgendein anderer Verein anfragen, wäre die eigene Entscheidung klar. Jetzt hat er vielleicht noch ein wenig die Aufmerksamkeit in der A-Jugend auf sich gezogen und weil er schon im Kader der 1. Mannschaft war – allerdings weiß er, dass er nächste Saison sicher nicht von Anfang an spielen wird. Er gerät komplett in Vergesenheit und wird von der Liste sämtlicher Scouts gestrichen. Die Profikarriere ist vermutlich gelaufen (ich wünsche ihm dass es anders läuft). Bei jedem anderen Verein sind die Chancen zu spielen ähnlich groß wie bei uns aber er hat Woche für Woche die Chance sich über die U23 weiter anzubieten – egal ob seinem Stammverein oder anderen Scouts evtl. aus der 2. Liga.
    Und was will denn die A-Jugend mit 750 000 EUR zusätzlich – sei denen gegönnt aber wollen wir jetzt den Jugendspielern schon unmoralische Ablösen oder Gehälter zahlen? Ist das nicht der Weg, der bei anderen Vereinen aus Leipzig so stark kritisiert wird?

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