SchaafAm gestrigen Abend erlebten die Fans des FC Bayern München im Hinspiel des Champions-League Viertelfinales etwas für sie völlig ungewöhnliches. Das Weltklasseteam von Pep Guardiola, gebeutelt durch Verletzungen diverser Leistungsträger, ermöglichte dem Gegner aus Porto mit krassen individuellen Abwehrfehlern einen 3:1 Heimsieg. Der Anhang von Eintracht Frankfurt kennt sich mit einem solchen Defensivverhalten bestens aus. Immer wieder brachten unerklärliche Patzer das Adlerteam aus dem Takt. „Es gibt aber auch festzuhalten: da sind Bereiche, in denen wir uns verbessern können, und in denen wir uns steigern müssen. Dazu gehört das Schützen des eigenen Tores„, erklärt Thomas Schaaf im Gespräch mit BILD. Angesichts von 57 Treffern besteht in dieser Disziplin tatsächlich noch viel Luft nach oben. Man wünsche sich zwar immer wieder, dass jeder Spieler sein optimales Leistungsvermögen auf dem Feld abrufe. Dies misslinge aber zu häufig. Der Trainer kennt den Grund und untermalt diesen mit einem Beispiel: „Wenn ein Verteidiger die Spieleröffnung macht, ist seine Arbeit damit nicht vorbei. Er geht nun von einer direkten in eine indirekten Handlung: Er hat dafür gesorgt, unser Offensivspiel anzuregen. Nun muss er vorausschauend agieren – was könnte passieren? Denn wir verfolgen ja eine Idee, die wir auch täglich trainieren.“

Schaaf erwartet von seinen Spielern, dass sie vorausschauend agieren und nicht nur im Ballbesitz die Konzentration hochhalten. Fehler können auf dem Feld immer wieder passieren, weshalb man jederzeit wachsam sein müsse. „Ist bei Ballverlust ein Gegner in meinem Umfeld, der angespielt werden könnte, den ich dann bekämpfen könnte? Das ist die erste Defensiv-Arbeit, die jeder leisten muss„, erklärt der Coach der Hessen das Dilemma treffend. Denn es fällt auf, dass einzelne Akteure immer wieder abschalten, wenn sie nicht direkt in eine Aktion involviert sind oder das nach Ballverlusten im gemählichen Tempo zurückgetrabt wird. Auch bei Einwürfen oder nach Fouls halten sich einzelne Spieler zu lange mit lamentierenden Gesten auf. Es sind genau diese Kleinigkeiten, die immer wieder dafür sorgen, dass dieselben Fehler, aus den Gegentreffer resultieren, passieren. „Wir sind noch zu sehr gefangen in der Aktion und zu sehr der Zuschauer, anstatt die Aufgaben weiter umzusetzen„, geht der Trainer weiter in seiner Analyse bei der Suche nach den Fehlern in der Defensive. Dadurch entstehen immer wieder Lücken, die dann so groß sind, dass sie nicht mehr gestopft werden können.

Kevin Trapp AuswechselungAm System mit nur einem Sechser liege das aber nicht, wie Schaaf mit Nachdruck betont. Gerade bei den Partien, wo nach Führung noch Punkte verspielt wurden, kam die Kritik auf, dass der Übungsleiter doch die Defensive hätte verstärken müssen, etwa durch einen weiteren Sechser. Der Coach aber verteidigt seine Vorgehensweise: „Wenn Sie sich unsere Gegentore anschauen, werden sie oft feststellen: Da war eine Überzahl im Abwehrbereich; sie hat aber nichts genutzt. Es hat nichts mit der Anzahl zu tun, sondern mit der Aktion des Spielers.“ Als Musterbeispiel dafür kann das 2:2 gegen Hannover 96 von vor zwei Wochen herangezogen werden. Die Hessen führten im heimischen Waldstadion mit 2:0 und bekamen trotzdem zu keinem Zeitpunkt einen Zugriff auf die Begegnung. Immer wieder kombinierten sich die Niedersachsen durch die Abwehrreihe, obwohl die Adler eigentlich in Überzahl standen. Und doch wurden die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen immer größer, die Kompaktheit schwand minütlich mehr und mehr. In diesen Momenten vermisst manch einer den ehemaligen Kapitän Pirmin Schwegler. Der Schweizer, inzwischen in Diensten der TSG Hoffenheim, wusste, wann er das Spiel beruhigen, die Kugel einfach auch mal festhalten musste. Diese Ballsicherheit ist, vor allem im Defensivbereich, kaum noch vorhanden, weshalb auch die nötige Balance in den entscheidenden Situationen fehlt. „Ich kann abwägen, ob ich den Ball mit 60 Prozent Risiko nach vorn spiele oder mit 5 Prozent! Wenn Sie jetzt unser 2:2 gegen Hannover nehmen, finden Sie genau da den Ansatz: Ball erobert, Ball sofort nach vorne gespielt, obwohl das gar nicht nötig war. Ich brauche da nicht dieses hohe Risiko gehen, wenn ich führe.“

Diese fehlende Konstanz im Spiel prangert Schaaf immer wieder an. Die Offensive müsse gar nicht vernachlässigt werden, sie mache die Mannschaft ja so stark. Hier könne man die Mannschaft für ihre gute Entwicklung loben. Der Coach aber legt sogleich den Finger in die offene Wunde: „Auf der anderen Seite müssen wir auch sehr unzufrieden sein mit uns. Weil wir sehr oft die Chance hatten, einen noch besseren Zustand zu erreichen.“ Und doch können die Hessen weiterhin von dem Einzug in die Europa-League träumen. Zusammen mit dem FC Augsburg, der TSG Hoffenheim, dem SV Werder Bremen und Borussia Dortmund liefert man sich ein Schneckenrennen um die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb. „Wir sind also im erlauchten Kreis… Es ist nicht so, dass wir nicht wollen„, nimmt Schaaf sein Team in Schutz und formuliert die Marschrichtung: „Natürlich wollen wir.“ Nach dem Ausfall von Toptorjäger Alex Meier ist die Zuversicht allerdings bei einigen im Umfeld der Eintracht gewichen. Auch der Coach weiß, wie schwer es wird, den 19fachen Torschützen zu ersetzen: „Die Eigenart, die Alex hat, die werden wir im Kader so nicht mehr finden. Deshalb sind wir ja froh, dass wir ihn bei uns haben“, weiß Schaaf. „Aber: wir werden versuchen, an unserem Spiel festzuhalten, weiter nach vorn spielen, schnell spielen und Tore schießen.“ Und vielleicht erreichen die Hessen im Endspurt die nötige Konstanz – damit es doch noch mit Europa klappt.

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71 Kommentare

  1. Christopher:

    Das mag sein, aber ein Gegentorschnitt von sagen wir mal 1,1 ist für mich ein guter Wert.

    Mir würde das für unsere Zukunft völlig reichen! :O)

    Tja, ich nicht…. :O)

    LG!

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  2. @eagle:

    „Es gibt auch noch andere Punkte als Deine Mutmaßungen (zumal es Quatsch ist zu sagen die Spieler könnten es nicht umsetzen, weil es ihre gewählte und gewünschte Taktik ist die wir seit einem halben Jahr spielen!)
    Es könnte auch einfach daran liegen, dass bei einigen die Handlungssschnelligkeit fehlt (hatte Schaaf in dem Interview auch angemerkt); die merken manches mal erst wo sie stehen müssen wenn der Ball schon längst dorthin unterwegs ist und dann isses natürlich zu spät…“

    Wenn ihnen die Handlungsschnelligkeit fehlt, dann ist es doch genau so, dass sie es nicht umsetzen können. Sie können, nicht das umsetzen, was der Trainer von ihnen verlangt, weil ihnen die Handlungsschnelligkeit fehlt. Weiß nicht, was daran Quatsch sein soll. Nur weil die generelle Ausrichtung und Herangehensweise geändert wurde, kannst du doch nicht behaupten, das ganze System und die komplette Taktik, wäre die gewünschte. Da gehört doch viel mehr dazu. Wieso sollten denn Spieler eine Taktik spielen sollen, für die ihnen die Handlungsschnelligkeit fehlt?

    Wenn ihnen die Handlungsschnelligkeit fehlt und die Anweisungen des Trainers auszuführen, dann muss der Trainer darauf reagieren. Entweder er findet andere Spieler in der vorhandenen Mannschaft, die es können, oder er muss dieTaktik so umstellen, dass die Spieler mit ihrer eingeschränkten Handlungsschnelligkeit klarkommen.

    @Adlertussi:

    Ab jetzt kommen meiner Meinung nach nur noch Mannschaften, gegen die wir gewinnen und verlieren können. Ich wage daher keine Prognos, wie die einzelnen Spieler ausgehen. Es ist für mich ebenso wahrscheinlich, dass wir gegen Gladbach oder Dortmund gewinnen, als auch, dass wir gegen Hertha oder Werder gewinnen.

    Insgesamt bin ich mir aber recht sicher, dass wir noch zwei Spiele gewinnen. Ich gehe daher von 6-7 Punkten aus. Wenn es richtig gut läuft, können es auch 9-10 Punkte werden, womit wir Chancen auf PLatz 7 und damit die EL hätten.

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  3. @elde:

    So einfach wie Du meinst ist es leider auch nicht. Man kann nicht einfach sagen der soll die anders spielen lassen; wir alle wissen doch sehr genau dass diese Mannschaft keine geordnete Defensive kann; dafür vielen ihr die passenden Spieler.
    Wir können nicht reagieren wir müssen agieren um unsere Stärken auf’s Feld zu bekommen!!

    Das heißt auf gut Deutsch für diese Saison (und bei dem Verletzungspech, was wir auch diese gesamte Saison leider wieder haben): Lieber 4:3 gewinnen als nur 1:0.

    Ruhig ein Spiel aufziehen, mit Übersicht und Raffinesse den Gegner locken, usw. – das konnten wir mit Jung,Schwegler,Rode noch einigermaßen (dabei auch sehr schnell umschalten); mit diesem Personal geht das leider nicht mehr.

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  4. @48 Christopher: aufgrund der letzten Auswärtsleistungen glaube ich nicht das wir gegen den BVB od Werder was holen (siehe VfB und Köln). Der Trend geht eindeutig bergab, obwohl wir momentan genauso viele Punkte (12) wie in der Hinrunde geholt haben. Aber in der HR da war Meier nicht verletzt und wir hatten eine super Phase auch mit Glück das zB der BVB noch mehr geschwächelt hat als jetzt. Ausserdem waren BVB und Werder Heimspiele in der HR. Jetzt haben wir Gladbach/Hoffenheim und Lev als Heimspiele. Alles Mannschaften die uns nicht liegen. Bleibt eigentlich nur ein Punkt gegen Hertha. Und das ist Auswärts !!!! Ich habe das mit dem Kicker Tabellenrechner mal durchgespielt mit worst case für die SGE (0 Punkte): Ergebnis war 15. Platz mit viel Glück vor H96/SCP/HSV und VfB auf dem 10. Platz.

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  5. @elde: ich halte deine Prognose für sehr optimistisch. Unsere SGE hat mittlerweile schon ein mentales Problem, das konnte man klar in den Spielen gegen VfB und H96 sehen. Das wird nicht besser (mit dem Kopf) wenn wir die nächsten Spiele verlieren. Gegen Gladbach morgen haben wir mM nach keine Chance (0:3)

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  6. @Adlertussi: Man hat manchmal echt das Gefühl, dass keiner mehr über den Tellerrand blickt. Siehst du denn nicht, dass andere Mannschaften ähnliche Probleme haben (BVB, Bremen, Hoffenheim, Augsburg)? Es ist für Mittelfeldmannschaften richtig schwer geworden, drei Punkte zu holen. Die Duelle sind eng und so ausgeglichen. Und wir sahen gegen Bremen fast immer gut aus, egal ob daheim oder auswärts. Ich sehe da keine 0-2 Zähler, sondern ein paar mehr. Das man so gar keinen Vertrauen mehr in unsere Mannschaft haben kann finde ich verwunderlich. Ich bin auch enttäuscht von den letzten 3-4 Wochen – aber ich schaue mir auch andere Teams an und muss sagen – da kann und wird unsere Mannschaft auch noch Zähler holen. Und zwar mehr als 2!

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  7. @koppweh, ich kenne das Restprogramm, trotzdem danke…..
    @Christopher, du hast Recht BVB, Bremen, Hoffe und Augsb haben ähnliche Probleme, aber Augsburg ist eh durch, Hoffe auch mit 37 Punkten und BVB und Werder sind Auswärtsspiele !!! Das alles erinnert mich extrem an den letzten Abstieg, da war auch jeder noch lange der Meinung das wir die punkte noch holen werden.
    Glaube mir ich wäre froh wenn es anders kommen wird und ich lasse mich sehr gerne überraschen, aber ich habe einfach ein schlechtes Gefühl, weil die Mannschaft immer wieder einbricht in den letzten Spielen.Ich sehe unsere Mannschaft hauptsächlich mental sehr angeschlagen.
    Rein spielerisch traue ich ihr das schon zu mit dem richtigen Selbstbewusstsein. Aber genau das ist mM das Problem..
    Mal sehen, nach morgen Abend bin ich dann vielleicht beruhigter (hoffentlich) und ich ändere meine Prognose weil wir Gladbach mit 1:0 vom Platz gefegt haben…

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  8. ich hab gestern mal einen tabellen rechner bemüht und hab uns bei 35 punkten belassen. dabei kam platz 16 raus und paderborn und freiburg sind abgestiegen. im prinzip ist das aber alles kalter kaffee. am einfachsten wäre es morgen einen dreier einzufahren und dann ist ruhe nach hinten. meine prognose: 3:2 und das entscheidenten tor macht kittel mit einem fulminaten distanzschuß in der berühmten 86. minute.

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  9. Jetzt werden Saisons herausgesucht die 10 Jahre her sind. Dein Ernst? – Zeigt nur das ich Recht habe. Nimm einfach die letzten 5 Jahre und man sieht, dass er es anscheinend vergessen hat wie Defensive funktioniert. Oder er kann nur mit Profis arbeiten, die qualitativ besser sind wie unsere derzeitige und die bremen in den letzten Jahren. So wie Meistertrainer Veh, der mit Stuttgart Meister wurde – weil es einfach n geiles Team war. Es gibt eben Trainer, die können aus Talenten neue Kräfte herausholen. Durch Training und Motivation. Und dann gibt es eben Trainer die ausgereifte Spieler brauchen um Erfolg zu haben. Wobei „Erfolg“ Auslegungssache ist. Sollten wir am Ende der Saison wirklich auf Rang 8-9 sein, was ich nicht glaube, so ist dies ansich schon ein Erfolg für uns. Gerade vor der Saison hätte ich damit net gerechnet. (Eher Platz 12-14). Aber da wir noch 6 Spieltage haben, glaube ich, dass wir da auch am Ende sein werden (Platz 12-14).

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  10. … also wenn einer das „3:2“ macht (ich frage mich nur wer die ersten zwei schießen sollte) dann wird es Chandler sein. Meistens jmd. der in der Kritik steht 😀

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  11. Tja alpi, da haste es nun schwarz auf weiß präsentiert bekommen.

    Deine Aussage ist somit widerlegt (die war nämlich Schaaf kann keine Defensive).

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  12. Dass es einfacher ist mit qualitativ besseren Spielern ist wohl unbestritten (schrieb ich ja selbst schon vorhin); daher ist ja auch so einfach zu erklären, warum das bei uns alles noch Zeit braucht um besser zu werden.

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  13. Thealpi!

    Eines muss man doch zur Kenntnis nehmen.
    Mit einem Trainerwechsel machen wir uns doch laecherlich vor der ganzen Liga .

    Aber eines sollte man ganz deutlich sagen .
    So wie der Kader momentan aussieht wird das fuer die naechste Saison nicht ausreichen um die Klasse zu erhalten.
    Ein Abgang von Piazon und Kadlec waere schon mal ein Schlag ins Kontor der Eintracht.
    Meine Prognose fuer die naechste Saison ist das Hasebe und Valdez Meier und wahrscheinlich auch Russ in ihren Leistungen extrem abfallen werden.
    Auch bei Stendera sehe die Gefahr als ziemlich realistisch an dass er in der naechsten Saison unter seinen Moeglichkeiten spielt.

    Die komplette Mittelachse müsste neu besetzt werden.

    Ein neuer Innenverteidiger. ………………….Huebner
    Ein neuer Defensiver Mittelfeldspieler…..Reinhartz, Neustaedter
    Ein neuer Offensiver Mittelfeldspieler…..Yabo
    Ein neuer Stuermer………………………………Kevin Kuranyi

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  14. Wir brauchen keine „Ausländer“ die die Liga nicht kennen. Wenn, dann müssen sie hier bereits gespielt haben. Sonst bringt das nix. Wenn Klopp kommt machen wir uns net lächerlich 😛 😛

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  15. naja, wenn klopp kommt, bringt er doch hummels, reus und gündogan mit. wenn die dann genauso oft verletzt sind wie dieses jahr, steigen wir dann aber wahrscheinlich ab.

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  16. das liegt aber dann sicher auch am trainer, weil der nicht in der lage ist so zu trainieren, das sich keiner verletzt bzw. den spielern das system des nichtverletzen nicht rüber bringen kann. also dann Klopp – raus

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  17. Da versucht jmd. witzig zu sein. Aber irgendwie …. klappts net. Schade Eintracht_Adler 😀

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