Christoph Daum zeigte auch in Frankfurt vollen Einsatz, blieb allerdings erfolglos.
Christoph Daum zeigte auch in Frankfurt vollen Einsatz, blieb allerdings erfolglos.
Christoph Daum ist zweifelsfrei einer der erfolgreichsten deutschen Trainer der vergangenen Jahrzehnte. Mit seiner durchaus unkonventionellen Art der Motivation hat er es verstanden, überall wo er gearbeitet hat, innerhalb kürzester Zeit Erfolge zu feiern. Ob beim VfB Stuttgart, bei Bayer Leverkusen, in der Türkei oder beim kommenden Eintracht-Gegner 1. FC Köln. Groß war also die Hoffnung, als die Frankfurter im Frühjahr 2011 Michael Skibbe nach einer haarsträubend schlechten Rückrunden-Bilanz entließen und durch Daum ersetzten. Die Eintracht, so waren sich Fans und Experten gleichermaßen einig, würde sich nun zeitnah aus dem Abstiegskampf verabschieden und mit Daum sogar einen Trainer verpflichtet haben, der die Hessen in naher Zukunft wieder in höhere Tabellenregionen führt. Es sollte anders kommen.

Die sieben Spiele und nur knapp zwei Monate Zeit, die dem Hoffnungsträger blieben, waren zu wenig, um aus einem Trümmerhaufen in katastrophalem Fitnesszustand doch noch eine Mannschaft zu formen, die den totalen Absturz verhindern konnte. Zwar blitzte in den Partien gegen Wolfsburg, Bremen und Bayern München (jeweils 1:1) die Leidenschaft auf, für die der Trainer Daum noch heute steht, unter dem Strich war die Eintracht aber auch durch den – zu späten – Trainerwechsel von Skibbe zu Daum nicht mehr zu retten.

Das Ende aller Hoffnungen brachte ausgerechnet das Heimspiel am 33. Spieltag gegen Daums große Liebe, den 1. FC Köln. Im Vorfeld hatte Eintrachts Feuerwehrmann mit einem Kurztrainingslager nochmals alles versucht, um die 0:3-Pleite der Vorwoche in Mainz vergessen zu machen und den Fokus der Spieler auf das Endspiel gegen Köln zu richten. Mitten in diese Konzentrationsphase ließ ein großer Konkurrent im Abstiegskampf, der VfL Wolfsburg, allerdings die Meldung platzen, dass Eintracht-Kapitän Patrick Ochs für die kommende Saison verpflichtet werden konnte. Für die nötige Unruhe bei der SGE war nun trotz der Abschottung im Trainingslager gesorgt.

Ohne Alexander Meier, Ioannis Amanatidis und Halil Altintop in der Startelf versuchte die Eintracht gegen die ebenfalls kriselnden Kölner den überlebenswichtigen Erfolg vor dem Saisonfinale beim neuen Deutschen Meister in Dortmund einzufahren. Der Auftritt vor ausverkauftem Haus war jedoch von offensiver Harmlosigkeit, einer überforderten Defensive und einem leblosen Frankfurter Team geprägt. Ohne Probleme gewann der FC nach Treffern von Adil Chihi (24.) und Lukas Podolski (90.+3) mit 2:0 in der Commerzbank-Arena und vergab Chancen auf einen höheren Erfolg teilweise kläglich. Der Abstieg der SGE war somit nahezu besiegelt und auch die Beteiligten gaben sich keinerlei Illusionen mehr hin. Ausgerechnet der 1. FC Köln, Daums Herzensverein, hatte dem Erfolgstrainer die schmerzhafteste, sportliche Stunde seiner Karriere beschert.

Noch heute zeigt sich Daum unglücklich über seine Zeit bei den Frankfurtern, wie er vor kurzem in einem Interview auf dem Online-Portal fussball.news verriet. „Für die Eintracht konnte ich den Abwärtstrend leider nicht mehr stoppen. Dazu kam ein unbeschreibliches Pech in spielentscheidenden Situationen. Obwohl wir 24 Stunden am Tag für die Spieler und den Verein alles versucht haben, um den einen rettenden Sieg einzufahren, musste ich erkennen, dass die Leistung eines Trainers letztendlich nur durch Resultate definiert wird. Oft habe ich mich gefragt, ob ich diese Entscheidung nicht hätte treffen sollen, doch Heribert Bruchhagen und die Spieler haben mich überzeugt, dass es trotz des Abstiegs eine gute – leider nicht vom Erfolg gekrönte – Zeit war. Ich hätte gerne mit der Eintracht eine dauerhafte Zusammenarbeit angestrebt. Noch heute schmerzt mich dieser Abstieg“, so Daum gut fünf Jahre später.

Tore: 0:1 Adil Chihi (24.), 0:2 Lukas Podolski (90.+3/FE).

Eintracht Frankfurt: Fährmann – Jung, Russ, Dudda, Köhler, Ochs, Schwegler, Heller, Caio (90. Altintop), Gekas, Fenin (75. Amanatidis). Trainer: Daum.

1. FC Köln: Rensing – Brecko (71. Andrezinho), Geromel, Mohamad, Eichner, Pezzoni, Petit (78. McKenna), Chihi, Jajalo, Podolski, Novakovic (86. Sanou). Trainer: Finke.

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5 Kommentare

  1. tja, wenn Gekas das leere Tor (Bayern?) getroffen hätte,…
    wäre Daum heute noch hier Uaaaaaaaaaahhhhhhh!

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  2. Zum Glück ist es dieses mal noch nicht das „Endspiel“ gegen den FC und auswärts noch dazu.
    Die Mannschaftsaufstellung der SGE von damals (von Dudda mal abgesehen), liest sich aber genauso namenhaft wie die heutige, jedoch insofern ich mal den direkten Vergleich ziehe, aktuell mit deutlich mehr Offensivpower.

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  3. Ich hoffe auf 3 Punkte in Köln….ist lange her das wir in Köln das letzte Mal gesiegt haben. Laut FNP.de sind es bereits 21 Jahre vergangen seit dem letzten Sieg in Köln; Torschützen: Yeboah, Gaudino und Weber.
    Es wird wieder Zeit, Jungs!!!

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  4. Christoph Daum kam, als es nichts mehr zu retten gab. Skibbe hatte die Mannschaft in einem absolut desolaten Zustand hinterlassen, konditionell auf dem Niveau einer Hobbymannschaft. Bruchhagen hatte es erkannt und entließ den Dilettanten dann aber zu spät, ausgerechnet nach einem Sieg gegen Pauli. Grausame Leistung, ich war im Stadion. Daum bolzte dann gleich erstmal, antizyklisch wenige Spiele vor Saisonende, zu seinem Amtseintritt bei Eintracht, Kondition, weil er schnell den schlechten Zustand der Mannschaft erkannte. Er musste auf den lucky Punch setzen und war in einigen Spielen dicht am Sieg. Schirientscheidungen, Verletzungspech, alles Negative kam dazu. Schade, Daum arbeitete mit höchstem Einsatz absolut professionell, im Gegensatz zum dem Stümper Skibbe.

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