Trug wohlmöglich heute letztmals die Arbeitskleidung von Eintracht Frankfurt: Stefan Aigner
Trug wohlmöglich heute letztmals die Arbeitskleidung von Eintracht Frankfurt: Stefan Aigner

Die Suche nach weiteren Innenverteidigern gestaltet sich bei Eintracht Frankfurt zu einer kleinen Hängepartie. Dabei besteht auf der Position in der Abwehrzentrale im Moment am meisten Handlungsbedarf bei den Hessen. Nach dem Abgang von Carlos Zambrano zu Rubin Kazan und der Tumor-Erkrankung von Marco Russ, klafft dort eine Riesenlücke, die man zunächst versucht hat mit dem Neuzugang Jesús Vallejo zu schließen. Zwar zeigt der Spanier vielversprechende Ansätze, doch steht er aufgrund eines Ödems derzeit im Training nicht zur Verfügung. Wann Bamba Andersson nach seiner langwierigen Knieverletzung zurückkehrt, steht weiterhin in den Sternen. So ist David Abraham derzeit der letzte Mohikaner unter den Innenverteidigern der SGE.

Aufgrund dieser Umstände war Trainer Niko Kovac in den bisherigen Testspielen dazu gezwungen, in der Verteidigung zu improvisieren. So stellte er schon die im defensiven Mittelfeld beheimateten Johannes Flum und Makoto Hasebe in die Viererkette und auch die U19-Spieler Noel Knothe und Furkan Zorba durften dort ihren Mann stehen. Im letzten Test gegen den SV Wehen Wiesbaden musste sogar Rechtsverteidiger Timothy Chandler auf der derzeit vakanten Postion aushelfen. In der FNP äusserte sich Kovac zu dieser Situation mit einer Prise Humor und sagt: „Zurzeit kriegen wir gerade mal zwei Innenverteidiger zusammen, mein Bruder Robert eingerechnet.“

Also geht die Suche nach einem passenden Kandidaten für die zentrale Defensive weiter. Dabei muss der Trainer aber keinen Druck ausüben. Sowohl Sportvorstand Fredi Bobic als auch Sportdirektor Bruno Hübner wissen, wo der Schuh drückt und arbeiten im Hintergrund „ganz fleißig“ an einer passenden Lösung, um die Schwachstelle im Kader der SGE zu beseitigen. Dabei schaut sich die wirtschaftlich eher klamme Eintracht weiterhin im Ausland um.

Um dies zu ändern, müssten die Hessen erst Geld aus Spielerverkäufen erlösen. Dabei konzentriert man sich wohl darauf, einen Spieler aus der Offensivabteilung zu veräußern. Nachdem Luc Castaignos seine Zukunft aber bei der Eintracht sehe und auch Harris Seferovic die Frage nach einem Vereinswechsel für „unnötig“ erklärte, wurde in den Morgenstunden das Gerücht um Stefan Aigners Rückkehr zum TSV 1860 München wieder heiß aufgekocht. Wie verschiedene Medien berichten, liege ein unterschriftsreifer Vertrag über drei Jahre vor und der Wechsel zu den Löwen sei damit so gut wie durch. Als Ablösesumme stehen demnach rund 3 Millionen Euro im Raum. Im Anschluss an das heutige Mittagstraining reagierte der Rechtsaußen genervt auf Autogrammwünsche und stapfte wortlos in die Kabine. Dieses ungewohnte Verhalten des gebürtigen Müncheners könnte ein Indiz für einen möglichen Abgang sein. Der Blondschopf selbst dementiert das Wechseltheater aber und bezeichnet die Gerüchte am Nachmittag in der FNP als „völligen Schwachsinn“ und sagt weiter: „Alles was geschrieben wurde, ist zu hundert Prozent falsch.“ Er „habe noch zwei Jahre Vertrag bei der Eintracht“ und bereite sich „so gut wie möglich auf die neue Saison vor.“ Aigner ließ jedoch ein Hintertürchen offen, in dem er hinzufügte, dass man nie wisse, „was noch passiert.“ Womöglich könnte ein Wechsel von Aigner an die Isar also gar nicht im Interesse des Spielers sein, als vielmehr auf Begehren der handelnden Personen geschehen, die durch diesen Verkauf erstmals in diesem Sommer einen höheren Millionenbetrag in die Kassen der Frankfurter spülen würden. Noch vor der Abreise ins Trainingslager nach Südtirol soll eine Entscheidung fallen.

Doch bevor dieser oder ein anderer Deal noch nicht unter Dach und Fach ist, sind deutsche Spieler für die SGE derzeit nicht bezahlbar. „Wir können nicht stemmen, was andere stemmen“, weiß Kovac zu berichten. Deutschsprachige Spieler mit Bundesligaerfahrung an Land zu ziehen, ist in dieser Verhandlungsposition kaum möglich. So ist sich Kovac im Klaren darüber, dass es nicht so viele Spieler aus der Bundesliga gibt, „die uns helfen könnten auf diesem Markt.“

Es gibt viel zu tun für Sportdirektor Bruno Hübner (l.) und Sportvorstand Fredi Bobic
Es gibt viel zu tun für Sportdirektor Bruno Hübner (l.) und Sportvorstand Fredi Bobic

Dabei ist es nicht so, dass man nicht die Möglichkeit gehabt hätte, heimische und bundesligaerfahrene Spieler zu verpflichten. Zwei Lösungen standen, wie bereits im Frühjahr 2015, sprichwörtlich genau vor der Haustür der Eintracht. So hätte Hübner sich nur im eigenen Familienkreis umsehen müssen, wo es doch den einen oder anderen talentierten Innenverteidiger zu geben scheint. Doch die eigenen Söhne nach Frankfurt zu locken, kommt für den Manager nicht in Frage. Somit wechselte in dieser Transferphase der eine Filius, Benjamin Hübner, von Ingolstadt nach Hoffenheim. Florian Hübner zog es derweil von Sandhausen nach Hannover. Kovac macht aber keinen Hehl daraus, dass er die beiden gerne im Adler-Dress gesehen hätte. Es sei ihm egal gewesen, „ob einer Hübner, Rebic oder Vallejo heißt, Hauptsache der Spieler hilft uns“. Doch der Trainer verstehe auch die Argumentation des Managers, dessen Entscheidung in den Augen des Übungsleiters ein positives Licht auf „Bruno und seine Familie“ werfe.

Auch wenn Kovac keinen Druck auf die Verantwortlichen macht, so wünscht er sich natürlich, dass mindestens einer der gesuchten Defensivakteure im Trainingslager in Südtirol dabei sein kann. Dabei gehe es nicht um die Fitness, da die gesuchten Spieler „bei ihren Vereinen ja auch im Training stehen“. Viel mehr geht es darum, dass die Mannschaft sich einspielen kann. Zwar gibt der Chef an der Seitenlinie in der „Frankfurter Rundschau“ zu, dass er „die Neuen am Liebsten heute schon hier“ hätte, aber in Aktionismus verfallen will man deswegen noch lange nicht, denn Kovac weiß: „Wir dürfen keinen Schnellschuss machen. Die Leute müssen bezahlbar sein, und es muss auch sonst passen.“

Während Vorstand und Manager also im Büro aufgrund der Suche nach möglichen Neuzugängen ins Schwitzen kommen, ist dies bei der Mannschaft natürlich weiterhin auf dem Platz der Fall. Die Umfänge waren in der bisherigen Vorbereitung für die Spieler ungewohnt hoch. Sie sollen technisch sowie taktisch versiert, aber auch frisch in die Saison starten. Dennoch weiß Kovac dies richtig zu dosieren, weshalb er im Training immer wieder Pausen einlegt, die in der Dauer variieren. „Das ist wichtig, damit die Spieler wirklich runterkommen“, so der Kroate. Wegen der zunehmend sichtbaren Müdigkeit schickte der Coach seine Mannen also beim gestrigen Training zum Waldlauf, „zur aktiven Erholung“, wie Kovac diese Einheit umschreibt. Das hohe Pensum setzt den Fußballern ordentlich zu. „Wenn man da abends vom Training nach Hause kommt, will man eigentlich nur noch ins Bett, schlafen“, gibt Bastian Oczipka in der „Bild“ ehrlich zu. Vor allen Dingen die Neuzugänge, die aus anderen Ligen an den Main gewechselt sind, „haben brutale Probleme“ – ohne den Zustand der erfahrenen Bundesligaspieler schön zu reden: „Aber auch wir, die wir schon länger in der Bundesliga spielen, sind total am Anschlag.“ Deutlich wird diese Aussage am Beispiel von Taleb Tawatha. Dieser wurde, seit dem er von Maccabi Haifa ins Hessenland wechselte, mehr auf dem Ergometer gesichtet als auf dem Trainingsplatz. Dennoch ist Oczipka auf einer Linie mit dem Coach und geht diesen Weg mit. Man müsse „eben einiges tun“ damit es nicht wieder zu so einer verkorksten Saison wie in der letzten Spielzeit kommt.

Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen der Eintracht sowohl auf dem Platz als auch auf dem Transfermarkt den richtigen Weg finden, um die Mannschaft bestmöglich auf den Saisonstart, am 21. August, im DFB-Pokal gegen Magdeburg vorzubereiten und aufzustellen. Bis dahin sind aber noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen.

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51 Kommentare

  1. @49&50
    Nehmt einfach mal die Emotionen raus und betrachtet die Sachlage nüchtern. Geht als Fan manchmal schwer, ich weiss, aber es hilft um es zu verstehen. Geht am besten davon aus, dass wir der Club sind, der Aigner verpflichten will. Da fallen einem sofort Argumente ein warum man nicht mehr als 4 Mio zahlen sollte bzw. den Preis drückten sollte:
    1. Aigner wird in 3 Wochen 29 Jahre
    2. Er hat nur noch 2 Jahre Vertrag
    3. die letzte Saison war sehr schlecht
    4. deshalb könnte man vermuten, dass er auf dem absteigenden Ast ist
    5. bisher zeigen nur Zweitligisten Interesse an einer Verpflichtung
    7. der abgebende Verein braucht dringend Transfer-Einnahmen
    6. etc.

    Übrigens bei Kostic und Gerhardt wird nicht nur die bisher erbrachtet Leistung bezahlt, sondern das Potenzial, die zu erwartende Leistung, die möglicherweise zu erzielende Ablösesumme bei Weiterverkauf und das Versprechen für die Zukunft.

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