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Eintrachts Hoffnungsträger auf einem Bild: Can Uzun, Jean-Matteo Bahoya und Nathaniel Brown sorgen in dieser Saison für Furore. Foto: IMAGO / osnapix

Zwischen Hoffnung, Spektakel und Defensivchaos – Eintracht nach neun Pflichtspielen im Realitätscheck

Eintracht Frankfurt hat die ersten neun Pflichtspiele der neuen Saison hinter sich. Der DFB-Pokal wurde souverän überstanden, in der Bundesliga stehen nach sechs Spielen solide, aber nicht begeisternde Resultate und in der Champions League wechselten sich Euphorie und Ernüchterung in kürzester Zeit ab. Zeit für eine erste Bilanz: Wo steht die Eintracht wirklich? SGE4EVER.de hat den bisherigen Saisonstart noch einmal für euch analysiert:

Offensiv endlich wieder mit Ideen – die jungen Wilden zünden

Was in der vergangenen Saison teilweise noch Mangelware war, scheint nun zumindest teilweise zurück: Mut, Tempo und Kreativität im letzten Drittel. Besonders die Entwicklung von Can Uzun und Farès Chaïbi, aber auch Jean-Matteo Bahoya sorgt für frischen Wind im Offensivspiel. Uzun wirkt, als hätte er die Champions-League-Bühne seit Jahren gebucht, technisch stark, mutig, mit klaren Entscheidungen und einer erstaunlichen Reife. Zudem unfassbar stark im Abschluss und auch fleißig beim Sammeln von Assists. Auch Bahoya bringt endlich jene Unberechenbarkeit, die dem Frankfurter Spiel so lange fehlte. Burkardt, zu Beginn noch nur ein Hoffnungsträger, kommt langsam an. Er läuft viel, öffnet Räume, arbeitet gegen den Ball und wird zunehmend in die Abläufe eingebunden. Noch fehlt die Selbstverständlichkeit vor dem Tor, aber die Dynamik stimmt. Zudem erarbeitet er sich allmählich auch das nötige Spielglück und ist endlich auch an Toren beteiligt. Die Eintracht hat in der Offensive wieder Spieler, die Unterschiedsmomente erzeugen können, aber diese Offensivpower birgt auch Gefahren.

Die Kehrseite: zu offen, zu wild, zu leicht zu knacken

So ansprechend die Offensive phasenweise agiert, so offen präsentiert sich die Defensive. Die SGE stellt nach den ersten sechs Ligaspielen die schwächste Abwehr der Bundesliga und auch international war das 1:5 in Madrid ein schmerzhafter Fingerzeig. Noch gravierender: Das 3:4 gegen Union Berlin, ein Spiel, das symptomatisch für die Saison steht. Immer wieder verliert die Mannschaft die Kontrolle über Rhythmus und Raum. Toppmöllers mutiger Ansatz hoch stehen, früh pressen, aktiv agieren, verlangt nach Präzision und Balance, die aktuell schlicht fehlt. Das Team wirkt phasenweise überfordert, wenn es den Ball verliert. Die Abstände zwischen Mittelfeld und Abwehr sind zu groß, die Rückwärtsbewegung zu zögerlich. Gegner kommen zu leicht in gefährliche Zonen. Der Wille, dominant aufzutreten, ist da, die defensive Reife dafür noch nicht.

Kaderplanung mit Lücken – fehlende Alternativen rächen sich

Die Probleme sind nicht nur taktischer Natur, sondern auch strukturell. Der Ausfall von Rasmus Kristensen hat ein Vakuum hinterlassen, das weder personell noch systematisch geschlossen wurde. Es fehlt ein verlässlicher Ersatz in der Innenverteidigung, jemand, der Arthur Theate und Robin Koch auch intern Druck macht. Beide stehen aktuell sinnbildlich für das defensive Wanken, formschwach, oft fehlerhaft im Stellungsspiel, selten mit echter Präsenz. Ebenso deutlich wird das Fehlen eines echten Sechsers. Ellyes Skhiri ist ein laufstarker Arbeiter, aber kein klassischer Abräumer, der dem Team in Phasen des Drucks Stabilität gibt. Diese Rolle kann auch Hugo Larsson nicht einnehmen. Toppmöllers 4-2-3-1-System gerät dadurch leicht aus der Balance, wenn der Gegner Tempo aufnimmt oder die Eintracht selbst zu hoch steht. Und vorne? Burkardt kämpft, doch hinter ihm klafft eine Lücke. Elye Wahi bleibt ein Dauerthema, viel Potenzial, aber wenig Verlässlichkeit und Michy Batshuayi ist keine echte Konkurrenz. Ein zweiter, robuster Stürmer, der sowohl im Pressing als auch als Zielspieler funktioniert, fehlt weiterhin.

Zwischen Lernprozess und Anspruch – wohin führt der Weg?

Das Spannungsfeld zwischen Entwicklung und Ergebnis wird für Toppmöller zur größten Herausforderung. Er hat die Mannschaft spielerisch verbessert, keine Frage, doch der Preis dafür ist hoch. Wer mutig nach vorne spielen will, muss defensiv abgesichert sein. Das ist die Eintracht derzeit nicht. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Trainer in der Lage ist, die Balance zu finden, die seinem Ansatz Stabilität verleiht. Fest steht: Die Qualität im Kader ist vorhanden, das Talent im Offensivbereich beeindruckend, doch ohne Struktur im Rückraum droht aus dem Aufbruch schnell ein Rückschritt zu werden. Die Eintracht steht an einem Scheideweg zwischen Entwicklung und Ergebniskrise.

Ein persönliches Wort zum Abschied

Viele von euch werden sich vielleicht gefragt haben, warum es in letzter Zeit keine Analysen von mir auf SGE4EVER.de gab. Der Grund ist einfach und fällt mir doch schwer zu schreiben: Nach über neun Jahren werde ich die Redaktion schweren Herzens verlassen. Beruflich kann ich die Zeit und die Intensität, die jede Analyse verdient, nicht mehr so aufbringen, wie ich es mir selbst immer als Anspruch gesetzt habe. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei euch bedanken, für die vielen spannenden, leidenschaftlichen und manchmal auch kontroversen Diskussionen unter meinen Texten, für das Feedback, das Lob, aber auch die Kritik, die mich oft weitergebracht hat. Es war eine großartige Zeit, die ich nicht missen möchte. Ganz verschwinden werde ich aber sicher nicht, vielleicht melde ich mich irgendwann mit einer Gastanalyse zurück.

Bis dahin bleibt mir nur zu sagen: Danke euch allen und natürlich: Nur die SGE!

10 Kommentare

Fallback Avatar 1. frankfurter jung 12. Oktober 25, 10:17 Uhr

Laura geht, das ist absolut schade.
Laura's Kommentare waren kompetent, objektiv, punktgenau, analytisch und erfrischend offen. Sie wird sehr vermisst werden. Es bleibt leider nur noch, ganz lieben Dank zu sagen. Alles Gute für ihren weiteren Weg, beruflich und darüber hinaus.

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Kann ich mich nur anschließen. Danke Laura für deine tollen Analysen und dir alles gute, lass was hören und bleib immer unserer Eintracht treu.

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Danke Laura...einmal Adler...immer Adler! 🦅

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Auf wiederkäuen Laura, eine der besten geht…mach’s gut!

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Fallback Avatar 5. dieseeledesadlers 12. Oktober 25, 13:14 Uhr

Danke Laura für die Leidenschaft und aufgebrachte Zeit. Es wäre Wünschenswert das eine Frau deinen Platz einnimmt. Nur Männer am Werk ist mir in der heutigen Zeit zu Einheitlich.
Parität auf allen Ebenen ist wichtig für ein ausgeglichenes Gesamtbild. Nur die SGE !

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Fallback Avatar 6. dieseeledesadlers 12. Oktober 25, 13:33 Uhr Zitat - dieseeledesadlers Danke Laura für die Leidenschaft und aufgebrachte Zeit. Es wäre Wünschenswert das eine Frau deinen Platz einnimmt. Nur Männer am Werk ist mir in der heutigen Zeit zu Einheitlich. Parität auf allen Ebenen ist wichtig für ein ausgeglichenes Gesamtbild. Nur die SGE ! Path

Derjenige der das nicht versteht oder akzeptiert (Dislikes) , dem ist nicht zu helfen. Erbärmlich im Jahre 2025.

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Danke Laura für deine erneute gute Einordnung der Lage. Das habe ich die letzten Wochen etwas vermisst. Danke für deine ehrlichen Worte zum Abschied. Das zeigt wieder mal, welche Arbeit die Redaktion hier immer leistet und unterstreicht wie aufwendig das alles ist. Danke Laura für deine Arbeit und alles Gute für deine Zukunft.

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 25 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 8. SGE74 12. Oktober 25, 13:47 Uhr

Danke Laura für deine wunderbaren und zumeist treffenden Analysen. Schade das du gehst. Ich wünsche dir viel Erfolg für deinen weiteren beruflichen Werdegang.
Freue mich aber dann, wenn du hier und da eine Gastanalyse schreibst 👍

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Fallback Avatar 9. weschedereintracht 12. Oktober 25, 14:25 Uhr

Da freut man sich dass endlich mal wieder ein Artikel von Laura Krüger erscheint und dann ist es der Abschiedsartikel... Wie gewonnen, so zerronnen ;). Alles Gute Dir für was auch immer du jetzt tust und nochmal danke für all die Jahre Engagement.

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Avatar Ob Stehblock, VIP-Loge, Currywurst oder Handkäs-Häppchen - Hauptsache SGE4EVER.de! Denn der User unterstützt das Onlinemagazin mit einem monatlichen oder jährlichen Betrag und genießt zudem besondere Vorteile: Werbefreiheit, Gewinnspiele etc. 10. handkaesbubele 12. Oktober 25, 15:03 Uhr Zitat - dieseeledesadlers Derjenige der das nicht versteht oder akzeptiert (Dislikes) , dem ist nicht zu helfen. Erbärmlich im Jahre 2025. Path

Erbärmlich ist nur eins. Paritäten zu fordern. Hier verabschiedet sich eine gute ehrenamtliche Redakteurin und du wünschst dir was, vor allem was du dir wünschst. Wenn nun für Laura ein Mann folgt der ihre Aufgaben übernimmt? Dann? Weinst du dann? Jesus Maria… Echt. Und dann auch noch die anmachen die deinen Quatsch nicht Gut finden. Diese Zeiten sind doch rum… zum Glück

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