Dino Toppmöller war im Umfeld der SGE nicht immer gänzlich unumstritten. Nach einem zähen ersten Jahr für den damals unerfahrenen Trainer, wünschten sich nicht Wenige einen neuen Mann an der Seitenlinie. Rund 16 Monate später sieht das anders aus. Der Saarländer führte den hessischen Traditionsverein zum ersten Mal über die Liga in die Champions League. „Wenn du siehst, was Eintracht Frankfurt für ein besonderer Klub ist, fühle ich mich hier einfach genau richtig und total wohl. Mega-Tradition, unfassbare Fans, eine brutale Energie. Wir sind gerade auf dem Weg, was ganz Besonderes zusammen zu gestalten. Und damit meine ich jetzt nicht nur eine Spielzeit, sondern vielleicht eine Ära, die wir prägen können“, sagte der 44-Jährige im „Sport-Bild“-Podcast „Phrasenmäher“ vor dem ersten Spiel der neuen Königsklassen-Saison gegen Galatasaray Istanbul.
Der Coach betonte die Vorfreude auf das Aufeinandertreffen mit dem türkischen Rekordmeister am heutigen Donnerstagabend und gab die Marschrichtung vor: „Wir wollen mit einer gewissen Lockerheit, aber gleichzeitig mit einem Fokus frei von der Seele spielen und das Spiel ein Stück weit genießen.“ Sein Team wisse, dass es ein schwieriges Spiel wird. Der türkische Double-Sieger reist mit dem Schwung von fünf Siegen aus fünf Spielen an. Die Adlerträger mussten mit der Niederlage gegen Leverkusen (1:3) einen ersten Dämpfer des sonst gelungenen Saisonstarts hinnehmen. Die Istanbuler fügten ihrem Kader in diesem Sommer mit Leroy Sané und Ilkay Gündogan weitere internationale Erfahrung hinzu. Solche Profis zu verpflichten, würde nicht zum Frankfurter Weg passen. Das geben Philosophie und Finanzen nicht her, so die Einschätzung des Eintracht-Trainers. „Ich wünsche mir gar keinen anderen Spieler, sondern meine Spieler. Sie sollen das jetzt erleben, genießen und an den Aufgaben wachsen“, gab er an.
In der Mainmetropole verpflichtete man in der Vergangenheit vor allem Talente und Profis, die noch nicht ihr volles Potential ausschöpfen konnten, um sie zu Topspielern zu formen. Danach ging der Weg aus Hessen oftmals zu den größten Vereinen Europas. Toppmöller wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft für seine Fähigkeiten gelobt, besonders solche Spieler fördern und zu Bestleistungen kitzeln zu können. Er selbst sehe sich als „Karrierebegleiter, der den Jungs hilft, den bestmöglichen Weg einzuschlagen.“ Am Ende liege es aber niemals am Trainer allein. Dahinter stehe ein Team aus Trainern, Scouts und die sportliche Leitung. Nur gemeinsam könne man das Maximum erreichen, bewertete der Fußballlehrer. Letztlich muss aber auch der Spieler selbst mitarbeiten.
Beispiel Marmoush und Ekitiké: Spieler müssen wollen
Das verdeutlichte der 99-fache Frankfurt-Coach am Beispiel Omar Marmoush, der neben seinen unumstrittenen fußballerischen Qualitäten noch eine andere Komponente mitbringe, die es braucht: „Dieser unbedingte Wille, Dinge aufzusaugen und umzusetzen, zuzuhören und zu lernen. Man sieht irgendwann, ob ein Spieler versucht es umzusetzen. Nach einer gewissen Zeit habe ich bei Omar gemerkt, dass er immer alles wissen will. Er war total wissbegierig. Er hat eine intrinsische Motivation sich weiterentwickeln zu wollen.“ Insgesamt anderthalb Saisons spielte der Ägypter am Main, bevor er im vergangenen Winter den Weg zu Manchester City antrat.
Interessenten gab es bereits im Sommer 2024. Damals überzeugte Toppmöller seinen Stürmer nach eigenen Angaben davon, noch ein Jahr in Frankfurt zu bleiben. Er prophezeite dem Ausnahmespieler eine noch bessere zweite Saison. Danach würden noch spannendere Vereine am ägyptischen Nationalspieler interessiert sein. So kam es auch. Durch eine überragende Hinserie mit 15 Toren und zehn Vorlagen in der Liga, kam der Wechsel nach England bereits ein halbes Jahr eher zustande. Toppmöller habe seinen Angreifer gerne bis zum Ende der Saison behalten, aber: „Ich habe mich ehrlich für ihn gefreut, weil unser Plan aufging. Natürlich ein halbes Jahr früher. Aber es war klar, dass ich ihm keine Steine in den Weg lege.“
Eine ähnliche Erfolgsgeschichte stellt der Werdegang von Hugo Ekitiké dar, den es vor der laufenden Saison für rund 95 Millionen Euro zum FC Liverpool zog. Wie der Ex-Profi erzählte, kannte er den Franzosen bereits aus seiner Zeit als Co-Trainer beim FC Bayern München. Damals habe sich der deutsche Rekordmeister schonmal mit dem heute 23-Jährigen beschäftigt. Toppmöller selbst sei direkt vom Potential des Stürmers überzeugt gewesen. „Er liebt es Fußball zu spielen, seine Tricks zu machen und in einem positiven Sinne als Entertainer auf dem Platz eine Show zu machen. Er hat die Qualitäten dafür. Ich liebe es, wenn Offensivspieler sich ausleben können. Du darfst ihnen diese Momente nicht nehmen. Trotzdem brauchst du als Spieler ein Gespür für die richtigen Momente“, beschrieb Toppmöller. Der französische Nationalspieler sei in diesen Aspekten immer lernwillig gewesen.
Toppmöller definiert seine erste Bundesliga-Saison als Erfolg
Nach der ersten Saison der sechste Platz in der Liga und ein frühes Aus in den Pokalwettbewerben. Im zweiten Jahr der dritte Platz und das Europa League-Aus im Viertelfinale. Dass sich die Eintracht und der junge Trainer konstant weiterentwickelten, hat laut Toppmöller mehrere Gründe. Mannschaft und Trainer müssten sich erst aneinander gewöhnen. Das sei schwieriger gewesen, weil der Umbruch vor seiner ersten Saison größer ausgefallen sei. Dementsprechend konnte der Verein vor dem zweiten Toppmöller-Jahr Anpassungen vornehmen: „Nach dem ersten Jahr haben wir gesehen, auf welchen Positionen wir noch etwas Anderes brauchen. Im zweiten Jahr war der Umbruch relativ gering. In diesem Jahr noch geringer. Auch die gemeinsamen Erfolge, Misserfolge und die ein oder andere Veränderung im Trainerteam waren Faktoren.“ So kamen die beiden Co-Trainer Xaver Zembrod und Jan Fießer erst nach dem ersten Jahr hinzu.
Ohnehin: Der Sohn von Ex-Trainer Klaus Toppmöller definiert seine erste Liga-Saison mit dem hessischen Bundesligisten, unter Beachtung der Vorzeichen, für sich ebenfalls als Erfolg. Mittlerweile ist auch das Vertrauen des Umfelds da. Der historische Erfolg in der letzten Spielzeit gibt dem jungen Übungsleiter Recht. Der Startschuss in die Königsklasse ist einerseits Ertrag der guten Arbeit im Verein. Andererseits ein Meilenstein für Eintracht und seinen jungen Trainer. Ob noch mehr dazukommen, wird sich zeigen.






26 Kommentare
Vorsichtig mit Äußerungen dieser Art! In der Vergangenheit immer schief gelaufen vor wichtigen Spielen!
Was meint er mit "Ära prägen"?
a) Eine Ära der profitablen "Jugendarbeit" mit hohen Rekorderlösen? In der Ära lebt Toppmöller bereits und arbeitet kräftig an ihr mit...
b) Eine Ära eines überzeugenden und berauschenden Systemfussballs? Wohl eher nicht mit ihm als Trainer, dafür ist das noch immer viel zu viel taktisches Stückwerk nach über 2 Jahren. Stürmer aktivieren sollte doch eigtl machbar sein, oder?
c) Eine Ära von Titelgewinnen und Triumphen? Wohl auch eher nicht mit ihm als Trainer, denn in den harten Spielen sind wir unter ihm bisher zu oft abgesoffen, in der Liga wie auch International.
Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren. Heute zuhause gegen Gala, den zweitleichtesten Gegner unserer Auslosung. Da will ich die Mannschaft brennen sehen!
Forza SGE!
Ich hätte es nicht besser sagen können.
Sehe ich genauso.
Vielleicht die Ära, in der wir in die Phalanx der großen Vier gestoßen und zu einem konstanten CL-Anwärter geworden sind.
Es hat nur eine Niederlage gebraucht um die Toppmöller Hater wieder zu beschwören 😂 Auf eine erfolgreiche Champions League Saison mit dem ersten Eintracht Trainer, der es geschafft hat, sich über die Liga für die CL zu qualifizieren ❤️
Glückwunsch an die Youth League ! Souveränes 4:0 unserer Eintracht.
Ich sehe es gar nicht so. Ja, gegen individuelle besser besetzte Mannschaften sehen wir wirklich dauerhaft schlecht aus, sodass nichtmal die berühmte Überraschung drin ist.
Allerdings erkenne ich sehr wohl ein System und Spieler, die sich dafür hergeben. Vergessen wir bitte nicht wo wir herkommen.
Nein, das letzte Jahr lasse ich mir nicht schlecht reden. Ich hatte riesigen Spaß.
Es ist irgendwo eine defensive Achse entstanden, unser Spiel über die Außen gefällt mir sehr. Unser Problem sehe ich klar im Mittelfeld.
Toppmöller macht Spieler definitiv besser, dieses Jahr sind Uzun und Bahoya die besten Beispiele.
Kein anderer Trainer der Liga kann das in dem Maße vorweisen.
Sein Vater nahm einst den Mund zu voll... "Bye, Bye Bayern."
Dino war nach Leverkusen froh, dass das Gerede vom Bayern-Jäger Nr.1 beendet werden konnte.
Jetzt will er ein Ära prägen. Was denn nun?
Mit reicht eine Ära ohne Diva und mit regelmäßiger Teilnahme an europäischen Wettbewerben.
Gruß SCOPE
OT: IN der UEFA Youth League hat die SGE 4:0 gewonnen. Wenn ich es mir malen oder wünschen dürfte, ... dann bitte heute Abend das gleiche Ergebnis.
Zum Thema: Eine Ära basiert - so wie ich das verstehe - auf einer Kontinuität. Vielleicht ist das ja so gemeint, dass man mit dem Erreichten und den erwarteten, zukünftigen ... positiven Ergebnissen ein wenig von dem Image des Ausbildungs- und Verkäufervereins abrücken will. Das fände ich persönlich sehr gut.
Erstmal abwarten, wie das Spiel heute läuft.. Wenn wir eine Klatsche kriegen, brauche ich solche Sprüche nicht. Taktisch/strategisch unklug. Nach einem Sieg kann man so was leichter sagen
Da spielte auch der Bruder von Jean-Mattéo, nämlich Paul Bahoya.
Irgendwie ist an mir vorübergezogen, dass wir ein halbes Jahr nach dem Bahoya-Transfer den Bruder auch noch von Angers holten.
Paul ist übrigens Rechtsverteidiger und 17 Jahre alt. Wenn Jean-Matteos Wunsch, mit ihm zusammenzuspielen, in Erfüllung gehen soll, dann sollte er noch n bissi länger bei der SGE bleiben ;)
Natürlich macht Dino die Leute besser, ich kann mich noch daran erinnern als wir einen gewissen Omar Marmoush geholt haben.
Naja dachte ich mir, der kann zwar kicken aber irgendwie dachte ich mir das ihn alle über schätzen.
Den Rest wissen wir ja.
Das selbe wie bei Hugo, eine knauff haben viele auch schon weg gesehen.
Der Trainer macht einen sehr guten Job.
Natürlich kann es auch sein das bei einen jungen Trainer auch mal eine Fehleinschätzung da ist.
Das haben wir mit kaua und vielen jungen auch.
Verzeiht einfach mal kleine Fehler.
Vor ein paar Jahren haben wir gegen den Abstieg gespielt...
Der Nachwuchs hat 4:0 gewonnen.., schönes Ding für die Jungs.., im Seniorenbereich können Sie gerne so weitermachen 2 x 2:0 wäre geil.. die Mädels wären weiter in der CL dabei und die Jungs haben einen tollen Start
Verstehe nur ich das so - mit Ära prägen meint er doch vor allem, dass er gerne lange bleiben möchte, oder? Und natürlich eine gute Entwicklung nehmen. So wie Streich in Freiburg eine Ära geprägt hat.. finde darin jetzt keinen Zusammenhang zum Spiel oder irgendwas übermütiges...
kann man die jungs auch irgendwo anschauen??????
Ich habe Dino mit Blick auf die PK vor Monsanto überschwänglich für seinen Duktus, seine ganze professionelle und klare Art, sein Auftreten gepriesen.
Was er jetzt mit Ära genau meint, verstehe ich nicht, auch nicht, weshalb er das nicht präzisiert.
Von Ära spricht man für gewöhnlich in Bezug auf Zeitspannen in denen ganz bestimmte Geschehnisse stattfinden. Auch im Fussball kann damit alles Mögliche gemeint sein. Z.B. eine Trainer-Ära kann eine im Positiven jahrelange große Zeit sein, siehe Kloppo in MZ, DO und in LIV oder Streich in Freiburg. Aber auch genau das Gegenteil, siehe Ten Hag bei Monsanto. Wenn also Dino nicht seine eigenen Ära als Trainer der SGE meint, dann wohl eine längere Abfolge von Spielzeiten, in denen wir souverän im oberen Tabellendrittel mit CL-Anwärterschaft residieren.
Und sorry, bei aller Hoffnung und Zuversicht, dass das auch in dieser - der 2ten - Saison der Fall sein wird, es kann durchaus auch anders kommen und wir finden uns am Spieltag 32 auf Platz 7, 8 oder 9 wieder - und finden das nicht einmal allzu verwunderlich.
Ich plädiere dafür, nach der Saison 28/29 Bilanz zu ziehen, ob und inwiefern das, was unter Fredi Bobic und Niko Kovac seinen Anfang genommen hat, sich konsolidiert und stetig aufwärts entwickeln konnte. Und dann wird sich dafür sicherlich schon ein treffender Begriff gefunden haben.
kann man die jungs auch irgendwo anschauen??????
Das Spiel wurde auf Eintracht TV übertragen.
Warum es aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit war, ist mir nicht bekannt.
Nichts gegen eine gesunde Euphorie, aber bitte keine Inflation bei Superlativen.
Wo fängt man an...
Es ist bei uns eine nahezu sensationelle Entwicklung entstanden, die uns begeistert.
Dass dies geschehen konnte, auch dafür brauchte es "Helden", die unsere Existenz gerettet haben und dies somit alles erst ermöglicht haben. Mir gucke weiter (schaun mer mal, sollen die Bayern) un wenn's schee werd, ist es gud, auch ohne neue Ära.
An die Glücklichen im Stadion, gibt es eine Choreografie?
Ich habe gelesen, dass es eine geben soll
Schon erstaunlich, wie die Leute auf Kritik reagieren.
Ich war und bin kein Fan von Toppmöller, aber ich "hate" ihn auch nicht. Ich habe doch geschrieben, dass er gute Arbeit mit jungen Spielern abliefert und nur deshalb können die für ein Heidengeld verkauft werden. In der "Ära" leben wir doch schon seit einiger Zeit, die würde ich allerdings auch eher mit Krösche, denn mit Toppmöller verbinden.
Taktisch und in der Teamführung (Bissigkeit etc.) finde ich Toppmöller auch weiterhin nicht wirklich überzeugend, aber für die hohen Sprünge (Ära?) sind eben auch nicht alle gemacht. Für das Level, dass die Eintracht momentan hat, macht er einen ziemlich guten Job, aber viel mehr eben auch nicht. Muss er ja auch nicht, wenn in der schwachen Liga trotzdem der dritte Platz rausspringt. Da muss man als Adler einfach zufrieden sein.
Und jetzt Daumen drücken!
Schade dass anscheinend keinem unserer 2 RV zugetraut wird da zu spielen. Vollins wird dann wohl die ganze Saison hin und hergeschoben werden. Könnte ne sehr bittere Saison für Baum werden, wenn er wohl nu nicht mal ran darf wenn Kristensen verletzt ist....
Was meinst du denn, wer wie mit Kritik reagiert? Eine Wortmeldung gab es ja gar nicht und falls die Daumen runter meinst, sind halt mehr eher nicht deiner Meinung. Andere, wenn auch weniger, stimmen zu. So what. Alles cool.
(wobei bei den Daumen auch immer kräftig Interpretationsspielraum ist)
Oh, und knauff auf la? Naja, hat ja schon oft sehr gut funktioniert...
Sehr ärgerlich....
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