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Ansgar Knauff traf zwar für die SGE, konnte die Niederlage aber auch nicht verhindern. Foto: IMAGO / Pressinphoto

Stabil, mutig, aber nicht belohnt: Eintracht zeigt Fortschritte in Barcelona

Viele hatten vor dem Gastspiel der Frankfurter Eintracht beim großen FC Barcelona eine weitere schlimme Klatsche befürchtet, doch die Mannschaft zeigte im neu umgebauten Camp Nou, dass sie Herz hat, leiden kann und defensiv sehr wohl in der Lage ist, auf höchstem Niveau zu bestehen. Am Ende stand zwar eine 1:2-Niederlage, doch diese fühlte sich deutlich anders an als die jüngsten deutlichen Pleiten wie das heftige 0:6 in Leipzig. Die SGE verkaufte sich teuer und bewies, dass sie trotz aller Probleme noch Widerstandskraft besitzt. Hier kommt die SGE4EVER.de-Analyse.

Cheftrainer Dino Toppmöller überraschte mit einer klaren taktischen Anpassung und drehte der Dreier- bzw. Fünferkette den Rücken zu und stellte im Vergleich zu den letzten Spielen auf eine Viererkette um. Davor agierten mit Hugo Larsson und Ellyes Skhiri zwei klar defensiver denkende Sechser, nachdem am Wochenende noch Fares Chaibi und Mo Dahoud diese Rollen ausgefüllt hatten. Diese Maßnahme zahlte sich aus. Die Abwehr stand deutlich stabiler, auch weil Larsson und Skhiri im Zentrum viele Räume zuliefen, verschoben und immer wieder versuchten, Barcelonas spielerische Zentrale um Superstar Pedri aus dem Rhythmus zu bringen. Das gelang nicht in jeder Situation, aber erstaunlich oft, sodass Barcelona lange Zeit nicht die gewohnte Kontrolle über das Spiel entwickelte. Außerdem überzeugte die SGE in der Abwehr mit konsequenter Doppelung. Entweder einer der Sechser oder aber einer der Außenbahnspieler, in diesem Fall Fares Chaibi oder Ritsu Doan, halfen in der Abwehr mit aus um die starke Flügelzange Raphina und Lamine Yamal zu doppeln. Vor allem der hochgelobt Lamine Yamal machte gegen Nathaniel Brown auf der linken Abwehrseite der SGE keinen Stich. Brown zeigte einmal mehr, dass er auf dem Weg ist, ein internationaler Top-Außenverteidiger zu werden.

Offensiv war von Beginn an klar, dass Frankfurt nicht auf Ballbesitz, sondern auf Umschaltmomente und überraschende Konter setzen würde. Gerade in der Anfangsphase ging der Plan jedoch nur bedingt auf, da die SGE die Bälle häufig zu schnell verlor. Barcelona presste nach eigenen Ballverlusten extrem hoch und stellte die Frankfurter vor große Probleme im Spielaufbau. Die SGE konnte hier nicht mit der passenden Passschärfe und Passgenauigkeit antworten und verlor die Bälle zu schnell. Zu Beginn konnten hier weder Götze noch Chaibi oder Doan, der nicht seinen besten Tag hatte und offensiv wirkungslos blieb, für Entlastung sorgen und das Eintracht-Spiel beruhigen.

Mit zunehmender Spieldauer in der ersten Halbzeit wurde die Eintracht jedoch sicherer und schaffte es, für mehr Entlastung zu sorgen. Vor allem Chaibi, der diesmal eine Position weiter vorne spielte, fand deutlich besser ins Spiel und zeigte eine starke Leistung. Auch Mario Götze brachte seine enorme Erfahrung ein, beruhigte das Spiel in wichtigen Phasen und half dabei, die Angriffe sauberer auszuspielen. Der Lohn folgte in Form der Führung: Nach einem Ballgewinn von Nathaniel Brown, der zunächst stark verteidigte und sich dann mutig nach vorne dribbelte, schickte er Ansgar Knauff auf die Reise. Knauff schirmte den Ball clever ab und schloss überlegt zur Frankfurter Führung ab. In dieser Szene ging der Kniff mit dem schnellen, wenn auch körperlich nicht übermäßig robusten Knauff in der Sturmspitze voll auf. Es war ein sauber vorgetragener Konter, der zeigte, dass die SGE auch gegen ein Topteam wie Barcelona Nadelstiche setzen kann.

Bitter war, dass es die Eintracht in dieser Phase verpasste, nachzulegen. Es gab weitere gute Möglichkeiten, die jedoch nicht konsequent genug zu Ende gespielt wurden. Gerade in solchen Spielen muss man die wenigen Chancen nutzen, die sich bieten, um einen Favoriten maximal unter Druck zu setzen. Vor allem Skhiri hätte die SGE mit 2:0 in Front bringen können.

So blieb Barcelona im Spiel. Und schlug schließlich eiskalt zurück. Vor allem die Einwechslung des starken Marcus Rashford machte der SGE Probleme, der Engländer war auf seiner linken Seite sehr auffällig und kam immer wieder in gute Situationen. Der Doppelschlag der Katalanen durch zwei Kopfballtreffer von Joules Koundé war zwar bitter, aber keineswegs unvermeidbar. Vor allem beim zweiten Treffer stand Jules Koundé bei einem Kopfball viel zu frei, das darf auf diesem Niveau nicht passieren. Wer nach diesen Gegentoren einen erneuten mentalen Einbruch der SGE wie in den Wochen zuvor erwartet hatte, sah sich getäuscht. Frankfurt fing sich, blieb ruhig und verteidigte weiterhin leidenschaftlich. Die Mannschaft zeigte Moral, hielt die Ordnung und ließ sich nicht auseinanderziehen.

Zwar erhöhte man in der Schlussphase den Druck, doch es fehlte die nötige Passschärfe und Genauigkeit im letzten Drittel, um Barcelona noch einmal ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Enttäuschend blieb der Einfluss der Einwechselspieler. Weder Elye Wahi noch Jean-Mattéo Bahoya oder Can Uzun konnten dem Spiel neue Impulse geben oder sich nachhaltig empfehlen – ein Problem, das sich vor allem bei den beiden Franzosen Wahi und Bahoya leider schon seit Wochen durchzieht. So brachte Barcelona, nicht zuletzt dank seiner individuellen Klasse, den knappen Vorsprung letztlich souverän über die Zeit.

Am Ende steht eine Niederlage, die zwar schmerzt, aber Mut macht. Die Eintracht hat gezeigt, dass sie defensiv stabil auftreten, taktisch klug agieren und auch gegen ein europäisches Schwergewicht bestehen kann. Die Leistung war ein Schritt nach vorne – auch wenn sie sich erneut nicht in Punkten widerspiegelte.

7 Kommentare

Avatar Ob Stehblock, VIP-Loge, Currywurst oder Handkäs-Häppchen - Hauptsache SGE4EVER.de! Denn der User unterstützt das Onlinemagazin mit einem monatlichen oder jährlichen Betrag und genießt zudem besondere Vorteile: Werbefreiheit, Gewinnspiele etc. 1. Frankyfurter 12. Dezember 25, 08:35 Uhr

Die nächsten 2 Spiele werden zeigen wohin die Reise geht!

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Fallback Avatar 2. JayJayDany 12. Dezember 25, 10:32 Uhr

Morsche,
also ich weiß nicht, ob das Barcelona-Spiel wirklich als Gradmesser oder "Schritt nach vorne" angesehen werden kann.
Im Grunde hat man sich, wie gegen Neapel, hinten reingestellt und vorne auf das Beste / Konter gehofft. So würde ein Drittligist auch gegen einen Erstligist antreten. Das sollte eigentlich nicht unser Maßstab sein, aber alle sprechen im Nachgang jeweils von einem guten Spiel. Eher irgendwie bedenklich finde ich.
Grundsätzlich ist es natürlich positiv zu bewerten, dass man diesmal keine 4-6 Gegentore kassiert hat, aber ich sage es nochmal: das kann nicht unser Anspruch sein. Auch vermeintlich schwächere Teams haben gegen Liverpool, Atletico, Atalanta, Leipzig, etc. nicht "die Hucke" voll bekommen und sich blamiert.
Auch positiv finde ich die Rückkehr zu zwei defensiven Sechsern (Larsson/Skhiri). Hat bisher meistens super funktioniert und spricht ganz klar für eine Abkehr der bisherigen Variante mit einem DM + Chaibi der größtenteils nur in der Offensive "rumtrabt".
Grundsätzlich glaube ich, dass die vielen individuellen Fehler, die DT nicht abgestellt bekommt, durch die fehlende klare Mittelfeld-Strategie kommt. Zumeist laufen da die Gegner durch wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter. Da ist kaum eine Hürde und Welle auf Welle kommt auf die Abwehr zu.
Ich bin davon überzeugt, wenn DT an dieser Planstelle den Turnaround schafft und im Winter die Neuzugänge gleich eine Hilfe sind, dass wir eine deutlich bessere Rückrunde spielen können. Forza SGE!

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 3. SchobbeindeKopp 12. Dezember 25, 11:01 Uhr

Wollte hier gerade kommentieren, aber ich sehe gerade, es wurde bereits alles gesagt.

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Fallback Avatar 4. frankfurter jung 12. Dezember 25, 11:11 Uhr

Zu oft gab es nach guten Leistungen unerwartete Rückschläge. Die Herausforderungen morgen gegen Augsburg sind jedoch ganz andere, als in Barcelona. Hier sind wieder Kreativität im Spielaufbau, Flexibilität und insbesondere auch die technischen Fähigkeiten gefragt, zusätzlich mit dem gleichen Einsatz, Kampfgeist wie gegen Barca. Ein Sieg erscheint alternativlos.

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 50 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 5. keineahnungvieldavon 12. Dezember 25, 12:38 Uhr

An Veränderungen glaube ich nur wenn ich mal über Strecke in der Bundesliga den gleichen Spirit und Mentalität mit Ball und gegen den Ball erleben dürfte.
In einem bis zwei Festspielen in der CL langt mir nicht.

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. Der User ist ein Dauersupporter und drückt seine Wertschätzung gegenüber SGE4EVER.de durch einen monatlichen oder jährlichen Betrag aus - der Bembel ist also stets gefüllt - Prost! 6. zeno 12. Dezember 25, 13:26 Uhr

Der Nachteil der 5er Kette, die DT (in vorher auch schon OG/AH nutzte) bevorzugt, ist ihre defensive Grundausrichtung - für die Stabilisierung gut, aber ohne Larson und Shkiri keine starke Mittenkontrolle. 5er bindet halt mehr Ressourcen defensiv, was die offensive Flexibilität reduziert.

Die 4er Kette würde uns finde ich mehr Möglichkeiten für schnelle, breite Spielweise bieten, erfordert aber höherere Koordination.

Selbst OG wollte eigentlich lieber die 4er Kette aber das ging damals nicht. Jetzt haben wir doch das Personal dafür.

Aber wie 5. schon anmerkt - ohne richtige Einstellung ist die Taktik eh Wurscht

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Fallback Avatar 7. lebbegehtweida 12. Dezember 25, 13:37 Uhr

Gegen Augsburg erwarte ich ein komplett anderes Spiel - allerdings mit einem noch größeren Problem als gegen Barcelona: Gegen die Katalanen konnte DT noch mit einem Knauff als schnellem Konterspieler pokern. Gegen Augsburg wird das kaum die passende Lösung sein. Und es ist halt so, wie es ist: Wir haben im Moment keinen Stürmer. JB und MB verletzt, Wahi keine Alternative. Deshalb halte ich alles für möglich - aber mit Sicherheit keinen Kantersieg. Irgendwie muss die Kugel vorne halt reingemurmelt werden. Aber dafür müsste der Sechszehner im Augsburger Strafraum offensiv gut besetzt werden. Daran aber haperte es auch oft schon, als Jonny noch aufm Platz war. Und Kopfballwunder haben wir auch keine in der Mannschaft. Also ich hoffe einfach mal auf Glückstreffer nach einer Doan-Hereingabe oder einen überraschend präzisen Weitschuss.

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