Niko Kovac war nach dem Spiel gegen den HSV, seinem letzten Heimspiel, sichtlich bewegt. Ein letztes Mal verabschiedet er sich von den Heimfans.

Unabhängig von dem, was die letzten Wochen bei Niko Kovac und der Eintracht schief gelaufen ist. Unabhängig davon, was man hätte wie besser machen können. Der Kroate ist und bleibt auch Mensch. Und diese Seite, die man nach dem bekanntgewordenen Wechsel zum FC Bayern so schmerzlich vermisst hatte, zeigte er auch nach dem Heimsieg über den Hamburger SV.

Wenn zwei Männer weinen…

Bewegende Szenen, die sich nach dem Abpfiff in der Frankfurter Commerzbank-Arena abspielten. Präsident Peter Fischer und Trainer Niko Kovac eng umschlungen, für eine gefühlte Ewigkeit. Beide mit Tränen im Gesicht. Fernab der Kameras spielte sich diese Szene ab, waren doch alle Augen auf Alex Meier gerichtet. Und doch zeigte dieser Moment: Der Mensch Niko Kovac existiert immer noch. Die ganze Debatte um seine Person hat für eine harte Schale gesorgt. Über Nacht wurde er zum eiskalten Karrieristen. Glaubwürdigkeit, Menschlichkeit, Sympathien – alles binnen weniger Momente verloren gegangen. Für jeden Menschen dürfte das nach zwei Jahren erfolgreicher Arbeit, unabhängig von der eigenen Schuld daran, nur schwer zu verkraften sein. Das Heimspiel gegen den HSV war Kovacs letztes. Es gab keine Pfiffe. Sein Name wurde aber auch vom Stadionsprecher vergessen. Und doch hätte er sich sein letztes Mal sicher anders vorgestellt. Gerne hätte er womöglich mit Alex Meier getauscht, der sich minutenlang von den Fans in der eigenen Kurve feiern ließ.

Der ein oder andere Fan wird ihm diesen Abgang nicht vergessen. Peter Fischer allerdings möchte die zwei Jahre davor nicht vergessen: „Mein Respekt wird auch immer bei dem Trainer sein, weil ich jemand bin, der nicht vergisst. Ich vergesse weder Nürnberg noch die letzte Saison.“ Dass es nach den letzten Wochen, Monaten und Jahren zu einer solchen Szene nach dem Spiel kam, ist für den Vereinsboss mehr als verständlich: „Ich glaube, dass ich mir einbilden kann, dass ich Niko gut kenne, die letzten drei Wochen miterlebt habe und mit ihm gegangen bin. Da dürfen dann auch ein etwas kleinerer und ein etwas größerer Mann mal weinen.“ Schließlich haben auch 40.000 Fans bei der Einwechslung von Meier Tränen in den Augen gehabt. „Wenn wir da beide nicht weinen, weiß ich auch nicht wann“, ringte Fischer erneut mit den Tränen. „Das ist das, was bleibt. Und es bleibt für immer. Ich bin keiner, der ein Kurzzeitgedächtnis hat.“

100 Prozent bis zum Schluss – mit einem „Kübel“ zum Abschluss?

Von der ersten großen Liebe, die einen verlässt, sprach Fischer im Nachgang über den Kovac-Abgang. „Ich glaube, dass er zu alt ist dafür, dass es die erste Liebe ist“, musste Kovac schmunzeln, als er nach seinen Gefühlen und der Szene mit Fischer auf der Pressekonferenz befragt wurde. Dass er ein emotionaler Typ sei, wüssten die Menschen, die mit ihm zusammenarbeiten. „Dass mir das alles nahe geht, ist doch klar. Ich habe hier zwei tolle Jahre erleben dürfen.“ Und auch Kovac muss an dieser Stelle mit den Tränen kämpfen und bekommt wässrige Augen. „Ich habe hier zwei tolle Jahre erleben dürfen. Wir haben sportlich den Verein auf ein anderes Niveau gehoben. Ich sage wir, nicht ich, dazu zählen wir alle. Wir sind alle dafür zuständig“, gibt sich Kovac demütig, wie man ihn eigentlich kennt. „Ich habe ein Herz, ich bin Südländer, ich habe Temperament, Feuer in den Adern. Und das kann an keinem spurlos vorbei gehen. Auch nicht an mir.“ Manche hätten einen solchen Emotionsausbruch nicht erwartet, „aber so bin ich. Ich bin einer, der zeigt auch seine Gefühle.“ Deshalb habe er auch große Freude an der Stimmung im Stadion gehabt. Die, so viel sei erlaubt zu sagen, wird er in München wohl ohnehin schmerzlich vermissen.

Vorher muss er seinem künftigen Arbeitgeber aber noch wehtun. Im Finale in Berlin braucht es sicher einen Kraftakt, um dem FC Bayern Paroli bieten zu können. Aber nachlassen wird der 46-Jährige auf den Zielgeraden in keinem Fall: „Das, was ich mache, mache ich hundertprozentig. Von der ersten bis zur letzten Sekunde. Das werde ich auch noch die nächsten zwei Spiele machen.“ Und auch Peter Fischer glaubt an das Unmögliche: „Ich weiß, dass es für Niko so wichtig ist, weil er sagt, wir fahren nach Berlin und wollen verdammt nochmal so einen Kübel mit nach Hause bringen.“ Auch die Mannschaft sei noch hungrig. Sollte Kovac und seinem Team am Ende tatsächlich der große Coup gelingen, würde das wohl kein Eintracht-Fan vergessen und die vielgesagte Versöhnung zwischen Trainer und Fans könnte Realität werden. Wer weiß. Hollywood-Geschichten lassen sich in Frankfurt derzeit ja ganz gut schreiben. Und Kovac zeigte am Samstag erstmals wieder das Gesicht, das er, so schien es, an jenem Donnerstag verloren hatte. Vielleicht erinnert sich so der ein oder andere Anhänger doch noch an die zwei Jahre zuvor.

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12 Kommentare

  1. Rein als Trainer und Mensch betrachtet, wird Niko Kovac in guter Erinnerung bleiben.
    Das Wechseltheater wird in meiner Nachbetrachtung nur einen marginalen Stellenwert einnehmen.
    Wir hatten schon unrühmlichere Trainer und Trainerabgänge……
    Jetzt den Abschied noch veredeln und ein schönes Ende generieren….. Auf Jetzt!!!

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  2. ist eh nur ein krojanisches pferd das wir den bazis untergejubelt haben damit wir zum 60-jaehrigen jubileaum naechstes jahr meister werden!

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  3. Es ist eigentlich recht einfach, da es nur zwei Szenarien gibt:

    1. wir qualifizieren uns für Europa (egal ob über Liga oder Pokal), dann wird Kovac herzlichst vom Umfeld erabschiedet. Man wird sich seiner guten Leistungen in den letzten Jahren und den letzten (dann) erfolgreichen spielen erinnnern.

    2. wir qualifizieren und nicht für Europa. Dann wird er vom Hof gejagt und es werden die drei verlorenen Spiele in den Fokus rücken, an denen dann Kovac schuld ist und die uns Europa gekostet haben werden.

    Das kann man aus der allgemeinen Berichterstattung zuletzt (auch bei Sge4ever) entnehmen.

    Das ist in meinen Augen sehr schade, da Kovac uns in den letzten zwei Jahren und sieben oder acht spielen im Jahr zuvor, weit vorangebracht hat. Er hinterlässt dem nachfolgenden Trainer ein bestelltes Feld….das sollte viel mehr in den Fokus rücken.
    Wartin? Weil es viel nachhaltiger ist, als ob wir jetzt einmal siebter werden.

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  4. So oder so, bei mir wird unabhängig vom letzten Spiel in Schalke und dem Wechseltheater schlußendlich immer der verhinderte Abstieg, das Pokalfinale letztes Jahr und dieses Jahr in schöner Erinnerung bleiben. Und das ist zuerst der Verdienst von Kovac gewesen (… im Verbund mit FB, BH & Co.).

    In diesem Sinne …

    Auswärtssieg!

    Forza SGE!

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  5. Kovac war hier sehr erfolgreich, egal wie die letzten beiden Spiele gegen starke Gegner ausgeht. Das ist, was am Ende bleibt.

    In den letzten beiden Spielen kann er noch mal richtig was gewinnen und ich finde man spürt, dass er es noch mal allen zeigen will.

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  6. Ich will jetzt keine weitere Unruhe schüren, aber Fredi Bobic scheint laut kicker in den Focus von WOB als Heldt Ersatz gerückt zu sein. ich hoffe mal, bei uns wird genauso standhaft geblieben, wie in Hannover. Die Wilderer in der Autostadt sollen zusehen, wer bei denen den Laden auf Vordermann bringt, aber uns in Ruhe lassen.

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  7. Ja alle vom Zeugwart über Busfahrer bis zu den Spieler werden jetzt wohl den Verein verlassen:-)

    Aber einen größeren Umbruch, besonders wenn Europa verpasst wird, erwarte ich schon. Hradecky sicher weg, Mascarell wohl so gut wie, Rebic und Boateng dürften schwer zu halten sein. Wenn Fabian & Tawatha sich zu höherem berufen fühlen und weg möchten, dann gerne. Und ein paar müssen sicherlich weg wie Hrgota.

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  8. Bei mir braucht es keine Versöhnung mit dem Trainer. Kovac und sein Team haben großartiges geleistet – auch wenn wir jetzt noch 2x richtig den Sack vollbekommen sollten. Egoistisch und charakterlos sind für mich nur die, die ihm den Wechsel zu Bayern nicht gönnen – eine Chance, die ganz ganz wenige nur einmal im Leben bekommen. Dagegen ist ein 6er im Lotto ein Massenphänomen. Ich gönne es ihm, denke aber, dass er es schwer haben wird.
    Bei uns wird es für einen neuen Trainer allerdings eine recht angenehme Situation. Ein breiter Kader mit guten Leuten und kaum jemanden, den man ablösefrei gehen lassen muss. Die Liga wird mit Düsseldorf, Nürnberg und vielleicht Kiel wieder etwas „einfacher“ (dieses Jahr wird schwer zu toppen sein). Niemand erwartet einen Top 7 Platz aber sollte der Kader halbwegs so zusammenbleiben, dann ist der auch in der neuen Saison nicht ganz unrealistisch. Vieles hängt vom Trainer ab aber wenn in der Gerüchteküche schon Namen wie Shaqiri kursieren, dann sind wir inzwischen schon auf einem ganz anderen Level als vor wenigen Jahren. Schade, dass diese Saison schon so gut wie vorbei ist. Die WM geht mir irgendwie komplett am Allerwertesten vorbei aber überbrückt vielleicht die Zeit ein wenig. Ich freu mich schon über jedes neue Gerücht und jeden tatsächlichen Transfer und wegen mir könnte man morgen schon die Saison 18/19 anpfeifen – Stand jetzt wären wir dann auch in Europa dabei!

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  9. Ich persönlich habe schon direkt das sportliche getrennt von den Umständen. Sportlich hat er die Mannschaft/Verein gerettet vor dem Abstieg gerettet und dann konsolidiert, aber den Abgang kann man auch nicht so einfach negieren.
    Unter anderen Umständen, hätte ich ihm den Karrieresprung natürlich gegönnt, aber sein Bild ist nun halt hier definitiv beschädigt. Das ist aber oft bei einer enttäuschten Liebe so, wenn ich mich hingegen an den recht emotionslosen seltsamen Abgang eines Thomas Schaaf entsinne…

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  10. @9: Ja aber wie es an die Öffentlichkeit gelangt ist, ist der Zeitung bzw. einem Maulwurf geschuldet. Man konnte das nicht mehr elegant vorbereiten obwohl ich eh nicht weiß, was und wann man es hätte sagen sollen, ohne dass Unruhe einkehrt. Ob, wie und wann er welche Gespräche mit dem FCB gehabt hat, weiß ich nicht aber nachvollziehen kann ich seine Entscheidung zu 100%. Aber trotz Tränen, fällt ihm der Abschied vielleicht ein wenig leichter, wenn man so schnell vom Trainergott zu jemandem gemacht wird, der keinen Charakter hat, dessen Trainings- und Spielweise angeblich kaum Spieler vorangebracht hat und der als Verräter oder Lügner beschimpft wird. Die Hamburger feiern Ihren Coach nach nem 0:3 obwohl der erste Abstieg ever kaum mehr abzuwenden ist und unsere Fans pfeifen unseren Coach aus oder strafen ihn bestenfalls mit Nichtbeachtung, nach all dem, was er die letzten Monate für die SGE getan hat. Das ist wirklich kein Business für Zartbesaitete.

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  11. Wenn der Bobic nach Wolfsburg geht ist ihm nicht mehr zu helfen. Emotionslose Autobauer, ein nichtssagender Verein, keine Stimmung und Fans die zum Besuch eines Championsleague Spiels animiert werden müssen !!! Das glaube ich im übrigen nicht, evtl muß ich beim Postillion nochmal nachlesen 🙂
    Irgendwie werden bei uns ständig neue Nebenkriegsschauplätze aufgemacht. Mich würde viel mehr interessieren ob der Rebic und der Chandler in der Spur sind. Jetzt nochmal alle Kräfte bündeln und alles raushauen !!!!

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