Fast einen ganzen Monat fiel der etatmäßige Stammkeeper und Kapitän der Frankfurter Eintracht, Kevin Trapp, in der Rückrunde der vergangenen Saison aus. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, verpasste der 35-Jährige doch sieben Pflichtspiele aufgrund einer Schienbeinverletzung. Darunter wichtige Europa League-Duelle gegen Ajax Amsterdam und Tottenham Hotspur. Bereits zuvor hatte der Routinier mit schwankenden Leistungen zu kämpfen. Hin und wieder leistete sich der erfahrene Schlussmann ungewohnte Patzer. Sein unumstrittener Status geriet bei Fans und Medien in die Diskussion. „In dem Fall hat er im Dienst der Mannschaft zu lange auf die Zähne gebissen und immer mit Schmerzen gespielt“, erinnerte sich Torwarttrainer Jan „Zimbo“ Zimmermann im vereinseigenen Podcast „Aufstehen mit der Eintracht“ an die Gründe für die teils durchwachsenen Leistungen.
Wie der Ex-Profi verriet, konnte Trapp in der Vergangenheit gut mit Schmerzen umgehen. Zum Beispiel habe er mit einer angerissenen Sehne im Handgelenk den Titel im Europapokal geholt. Der Leader ging also immer wieder voran und biss für sein Team auch mal auf die Zähne, wenn es sein musste. Im Fall der letzten Rückrunde aber zu lange, wie Zimmermann bewertete. Der ehemalige PSG-Spieler war merklich nicht immer topfit. Öffentlichen Spekulationen, wonach die Verletzung nur eine Ausrede für die schwankenden Leistungen war, schob der 40-jährige ehemalige Torhüter einen Riegel vor: „Der ein oder andere hat die Verletzung infrage gestellt, was mir extrem leidgetan hat und das hat ihn [Trapp; Anm. d. Red.] auch beschäftigt. Es spricht komplett gegen sein Naturell, dass er da irgendwas vorschiebt. Er war schwer verletzt und hatte extreme Schmerzen.“
Trapp-Comeback in der Saison-Schlussphase
Nachwuchstorwart Kaua Santos vertrat die Nummer 1 der Hessen, als die Schmerzen zu doll wurden und es ins wichtige Schlussdrittel der Spielzeit ging. Nach sieben Partien, in denen Trapp verletzungsbedingt passen musste, zog sich Santos im Rückspiel gegen die Spurs einen Kreuzbandriss zu. Sofort war Trapp wieder zur Stelle. Nur drei Tage nach dem Ausscheiden gegen die Nordlondoner kehrte der ehemalige deutsche Nationalspieler zwischen die Pfosten zurück und hielt die Null in der Liga gegen Augsburg. In den letzten fünf Begegnungen musste der 325-fache Bundesligaspieler nur viermal hinter sich greifen und war so wichtiger Faktor für die Qualifikation für die Champions League.
Dennoch: Der junge Konkurrent und Kollege Santos machte insgesamt 14 Saisoneinsätze und zeigte in seinen Vertretungspartien, dass mit ihm zu rechnen ist. Zwar streute auch der 22-Jährige vereinzelt Patzer in sein Spiel, die man einem jungen Torhüter aber zugestehen muss, wie Zimmermann feststellte: „Natürlich wird er auch weiter nicht immer nur top, top, top sein, weil er ein junger Mensch ist, der erst noch seinen genauen Stil finden muss. Fehler gehören dazu.“ Allerdings zeigte der Brasilianer, dass er das Potenzial hat, um die Trapp-Nachfolge im SGE-Kasten anzutreten.
Bei Santos: „Haben geschafft, Phase der Verletzung zu nutzen.“
Anders als befürchtet, verlief die Genesung des 1,97-Meter-Mannes rasch. Er reiste mit ins Trainingslager in den USA und möchte sobald wie möglich wieder voll mit der Mannschaft trainieren. Auch die schwere Verletzung bringt dem Rechtsfuß wichtige Erfahrungswerte ein, wie „Zimbo“ einschätzte: „Wir haben es, denke ich, geschafft, die Phase der Verletzung zu nutzen, das ganze körperlich und mental zu reflektieren. So ist er ein Stück weiter in seiner Entwicklung.“ Zugezogen hatte der Hüne sich den Kreuzbandriss im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League, als er aus seinem Tor eilte, um einen hohen Ball aus der Luft zu fischen und dabei Spurs-Spieler James Maddison abräumte. Durch das nachfolgende Elfmetertor war das Aus des Bundesligisten besiegelt.
Der Profi aus Rio De Janeiro pflegt ein teilweise riskantes Torwartspiel. Immer wieder verlässt er entschlossen seinen Posten im Tor, um hohe Bälle in der Luft zu fangen oder wegzufausten. Für seinen Trainer allerdings ein Pluspunkt: „Ich denke, dass diese mutige Spielweise unterm Strich über eine Saison einer Mannschaft eher mehr bringt, als schadet. Es ist absolut meine Philosophie und Überzeugung. Das ist auch einer der Gründe, warum ich ihn bei uns haben wollte“, begründete Zimmermann, warum man den damals 20-Jährigen vor rund zwei Jahren von der Flamengo U20 holte. So unterscheiden sich Trapp und Santos in ihrem Torwartspiel. Sicher ist: Sobald sich der Brasilianer vollständig fit zurückmeldet, wird der Kampf um die Frankfurter Nummer 1 aus der vergangenen Saison fortgesetzt. Ausgang offen.






5 Kommentare
Man wünscht sich Spieler, die alles für den Verein geben und auf die Zähne beisst...Trapp hat das getan und wurde dennoch von vielen direkt "abgesägt"...auch bei Amanatidis, der damals quasi nur mit einem Knie ein mega wichtiges Tor gegen den KSC erzielte, war die Kritik groß, weil er aufgrund der Verletzung zeitweise nicht mehr auf sein Niveau kam
Ich sehe das immer noch etwas verzwickt. In der Nachbetrachtung und mit Abstand rückt das Interview die Situation schon nochmal in ein etwas anderes Licht. Aber man muss rückblickend sagen, dass Trapp das wirklich ca. 2-3 Wochen (wer weiß es schon genau...) zu lange gebissen hat. Das muss man auch mal professionell als Fehlentscheidung einräumen können. Passiert hier ja auch so halb. Alles gut. Die Situation hat Santos wahnsinnig viel in seiner Entwicklung geholfen. Und Trapp hat bei seiner Rückkehr gezeigt, dass wir auf der Torwartposition echt nicht jammern dürfen. Trapp wird in die Saison starten, als Kapitän, so ist es beschlossen. Bleibt er gesund, wird er spielen. Passt für mich. Aber die Saison drauf kann ich mir das kaum vorstellen. Ich wünsche mir ja, dass Trapp sich nächste Saison auf die Bank setzt und unser Rückhalt wird und dadurch Santos Stamm spielt. Ob man sowas realisieren kann ist natürlich eher unwahrscheinlich. Aber jetzt ist Trapp da und wird unterstützt! Eintracht!
Ich trau ihm das schon zu, am Ende Kapitän auf der Bank wie Seppl Rode zu sein, warum nicht, da hat's ja gut geklappt. Er hat auch schon nach Verletzung, als er wieder fit war, nicht seinen Stammplatz wieder eingefordert bis zu Santos' Verletzung. Er macht es eben Kaua nicht zu leicht, das ist ja eine optimale Situation, wenn der erstmal so einen erfahrenen Nationalspieler übertreffen muss. Trapp hat aber wohlgemerkt nur noch Vertrag bis 2026 mit Option auf ein weiteres Jahr(Bei Götze ist die gleiche Vertragssituation, das wird auch noch spannend). Vielleicht geht Trapp ja doch noch irgendwann in die USA, dann ist Koch Kapitän. Insofern muss man nicht allzu besorgt sein.
1. Ich denke es ist aus Trapps Sicht schwer gewesen, einzuschätzen, ob es besser ist auf die Zähne zu beißen oder nicht. Die Tatsache, dass er auch EL-Finale verletzt war und trotzdem eine Topleistung abliefern könnte, dürfte seinen Blick verstellt haben.
Auch wenn es am Ende vermutlich besser gewesen wäre, sich richtig auszukurieren, finde ich es aber aller Ehren wert, dass er sich so in den Dienst der Mannschaft gestellt hat - ein echter Captain eben.
2. Ich glaube, sollte Trapp diese Saison ausfallen und Santos wieder so stark halten, wird es für Toppi sehr schwer, ihn wieder herauszunehmen. Da müsste Trapp davor schon auf Weltklasseniveau gespielt haben. Denn wenn Santos seines Unkonzentriertheiten abstellt, ist er in meinen Augen genau auf dem Weg dorthin - Weltklasse. Zumindest was seine Fähigkeiten als Torwart angeht. Bei seinen Abstößen hatte er teils eine gehörige Streuung drin, da waren messerscharfe genau Abspiele/Abwürfe ebenso wie ganz krumme Gurken dabei.
Ich bin mir sicher, dass Trapp der erste wäre, der sich über einen starken Kaua freuen würde...er ist Profi genug und hängt zu sehr an der Eintracht, als das er da irgendwelche Probleme machen würde...so schätze ich ihn ein
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