NikolovMit hin und her beziehungsweise auf und ab kennt sich Nikolov bestens aus. Insgesamt stieg er mit der SGE viermal ab und wieder auf. Der unnötigste Abstieg war sicherlich der in der Saison 2010/11. Nachdem sich Ralf Fährmann in der Saisonvorbereitung verletzte, setzte der damalige Trainer Michael Skibbe im Tor auf Nikolov. Beim Spiel gegen Mainz am 15. Spieltag verletzte sich dieser jedoch und musste bis zur Winterpause aussetzen. Vor dem 24. Spieltag schlug das Verletzungspech erneut zu und setzte ihn für mehrere Wochen außer Gefecht. Neu-Trainer Christoph Daum hielt aber auch nach Nikolovs Genesung an Ralf Fährmann fest, weshalb Nikolov den Abstieg seines Teams von der Bank aus verfolgen musste. Mit ihm im Kasten wäre der bittere Gang in Liga 2 vielleicht zu vermeiden gewesen, da der junge Fährmann mehrmals entscheidend patzte. Nikolov, erfahren im Abstiegskampf, ruhig und besonnen, wäre in diesen schwierigen Wochen höchstwahrscheinlich die bessere Option gewesen. Im folgenden Zweitligajahr stellte das „Steh-auf-Männchen“ dann aber einmal mehr unter Beweis, wie wertvoll er für die Eintracht ist. Er bestritt 31 Spiele und war ein wichtiger Rückhalt beim sofortigen Wiederaufstieg.

Kevin Trapp kam zur neuen Bundesligasaison 2012/13 an den Main und wurde Frankfurts neue und unumstrittene Nummer eins. Nikolov nahm die Rolle des Ersatzkeepers ohne Murren an. Er arbeitete im Training eng mit dem jungen Trapp zusammen und gab viel von seiner Erfahrung an ihn weiter. In einem späteren Interview mit DFB-TV sagte Nikolov über diese Zeit: „Da habe ich gemerkt, weil er auch was angenommen hat, das es mir Spaß macht, jüngeren Torhütern zu helfen. Das ist der Reiz. Das ist natürlich auch irgendwo eine Erfüllung. Und wenn man dann von Monat zu Monat Verbesserungen sieht, ist das so eine kleine Bestätigung.“ Trapp spielte eine sehr gute Saison. Doch als er sich vor dem 27. Spieltag die Hand brach und bis Saisonende ausfiel, schlug wieder einmal die Stunde des Oka Nikolov. Zuletzt wurde er im August bei der 0:3 Pokal-Niederlage in Aue eingewechselt und nun kam der inzwischen 38-jährige Nikolov beim Spiel in Fürth (3:2) zu seinem 222-sten Einsatz in der Bundesliga. Vor der Partie gestand er, ein wenig aufgeregt zu sein: „Aber wenn das nicht mehr wäre, wäre ich fehl am Platz. Anspannung muss immer da sein. Man darf nicht vergessen: Ich habe neun Monate kein Spiel gemacht.“

Drei Spieltage später, beim Heimspiel gegen Schalke (1:0), wurde Nikolov erneut zu einem Siegesgarant, als er einen Elfmeter und die Eintracht damit im Rennen um die Europacupplätze hielt. Der erfahrene Torhüter sagte nach dem Spiel sehr gelassen: „Psycho gibt es nicht. Man hat schon eine Ahnung. Man entscheidet sich für eine Ecke, aber zu 90 Prozent ist es beim Elfmeter Glück.“ Dabei war dies die Schlüsselszene des Spiels. In seiner letzten Saison für die Eintracht wurden drei Elfmeter gegen ihn nicht verwandelt. Eine Statistik, die für sich spricht. Generell war Nikolov als Elfmeterkiller bekannt. In seiner gesamten Karriere in Frankfurt scheiterten die Gegner ganze 16 von 52 Mal gegen ihn bei einem Strafstoß. Auch die Bayern verzweifelten vom Elfmeterpunkt gleich mehrfach gegen ihn und haben keinen ihrer drei Elfer gegen Nikolov verwandelt: In der Saison 1998/99 verschoss Stefan Effenberg am 27. Spieltag, 2006/07 scheitere Pizarro am 9. Spieltag an Nikolov und auch Alaba traf bei seinem Strafstoß gegen Nikolov 2013 nur den Pfosten. Es hat zwar punktemäßig nichts gebracht, da alle drei besagten Spiele dennoch verloren gingen. Aber der Schlussmann hat gegen die Bayern das Tor zu verhexen gewusst.

Mit Nikolov im Tor gelang 2013 der Einzug in den Europapokal. Zu gern hätten die Fans ihren „ewigen Oka“ in der kommenden Saison noch einmal international für die Eintracht spielen sehen. Er bestritt 2006 in Vigo (1:1) sein einziges Europapokalspiel. Doch nur einen Monat, nachdem er seinen Vertrag bei der Eintracht um ein weiteres Jahr verlängerte, bat er um dessen Auflösung. Er erfüllte sich seinen langgehegten Traum und wechselte in die amerikanische MLS zu Philadelphia Union. Nach einem knappen halben Jahr kehrte er vorerst in die Heimat zurück und wurde vor dem letzten Heimspiel in der Hinrunde 2013/14 gebührend verabschiedet. 46.000 Fans feierten den Mann, der seit 1991 ein Teil der Eintracht war und einer ganzen Generation ein Vorbild und Idol ist. Im März 2014 wagte Nikolov dann noch einmal den Schritt über den Atlantik und heuerte bei den Fort Lauderdale Strikers an. Dort spielte er als Stammtorwart die Spring Season und hängte danach endgültig die Torwarthandschuhe an den Nagel. „Florida war zum Abschluss noch mal eine klasse Erfahrung, mit einem brasilianischen Torwart-Trainer und südamerikanischem Touch. Am Ende häuften sich aber die Wehwehchen“, sagte er nach seiner Rückkehr der Bild-Zeitung.

Im Sommer 2014 übernahm er als Honorar-Trainer einen Job bei der U-19-Nationalmannschaft des DFB. Charly Körbel band ihn zudem in die Fußballschule ein und beim Nachwuchs des JFC Frankfurt fing er als Co-Trainer der U15 an. Heute ist er zwar nicht mehr beim DFB tätig, hat aber bereits den B-Trainerschein gemacht und ist Assistenztrainer der mazedonischen Nationalmannschaft. „Ich bin sehr viel unterwegs, aber die Aufgaben machen mir eine Menge Spaß und ich lerne viel Neues. Als nächstes werde ich versuchen, einen Trainerjob in den USA zu ergattern, um dort mehr Erfahrung zu sammeln und, um dann hoffentlich eines Tages als Trainer in der Bundesliga tätig zu sein“, verrät er seine aktuellen Pläne. Über seine Trainertätigkeiten hinaus arbeitet er seit Frühjahr 2015 wieder für die Eintracht und organisiert internationale Projekte des Vereins. Natürlich verfolgt er auch das aktuelle Bundesligageschehen. „Wenn ich zu Hause bin, versuche ich bei jedem Spiel im Stadion zu sein. Wenn ich unterwegs bin, finde ich auch fast immer einen Weg, die Spiele zu schauen. In Amerika wird die Bundesliga seit diesem Jahr komplett übertragen. Im April habe ich in Kalifornien ein Spiel gemeinsam mit dem EFC-Pazifik geschaut, um 6:30 Uhr am Morgen, in einer Kneipe, das war schon früh“, erzählt Nikolov lachend. Bis heute gilt also: einmal Eintracht – immer Eintracht für den „ewigen Oka“.

Daten zu Oka Nikolov:
1. Bundesliga
– 229 Spiele
– 342 Gegentore
– 51 Mal zu Null

2. Bundesliga
– 150 Spiele
– 161 Gegentore
– 52 Mal Null

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3 Kommentare

  1. Toller Charakter und einer der weiß, was wichtig ist im Leben. Einer meiner Helden.

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  2. Absolut. Da kommen in meiner Zeit als Eintracht Fan (seit ca. 1994) kaum jemand auch nur in die Nähe, nur Bindewald, Schur, Weber (was macht der jetzt eigentlich), jetzt wohl auch Meier…

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  3. Meier gehört auch dazu. Er bekennt sich zu Stadt und verein und ist ja auch ewig dabei. Weber ist in Charly Körbels Fussballschule dabei

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