Axel Hellmann zieht seine Lehren aus der Unruhe der letzten Wochen. (Foto: Heiko Rhode)

Etwa eine Woche nach dem sportlich bedeutungslosen Saisonfinale gegen den SC Freiburg sind bei Eintracht Frankfurt die Würfel um die sportliche Führung gefallen. Nach der Aufregung um den Abgang von Trainer Adi Hütter und Sportvorstand Fredi Bobic konnten Axel Hellmann und der Vorstand nach Markus Krösche, nun Oliver Glasner als neuen Trainer vorstellen. Im Interview mit „BILD“ lässt Axel Hellmann die letzten Ereignisse Revue passieren und äußert sich zur Verpflichtung Glasners sowie über Ausstiegsklauseln bei Trainern.

„Wollen die bestmöglichsten Kandidaten“

Hellmann sei nach den Turbulenzen zunächst froh, dass die Saison beendet ist und man bereits alle vakanten Schlüsselpositionen mit neuem Personal füllen konnte. Dass es bei der Suche durchaus etwas länger gedauert hat, habe auch mit den „problematischen Timings“ der Abgänge von Hütter und Bobic zu tun gehabt. „Insofern haben wir versucht, aus einer schlechten Situation das Beste zu machen. Wir haben immer gesagt, wir wollen die bestmöglichen Kandidaten, und so was kostet Zeit.“

Bei einem Austausch, den es zwischen Hütter und seinem Nachfolger Glasner laut „BILD“ gegeben haben soll, ist sich Hellmann sicher, dass Hütter die SGE als sehr attraktiven Verein beschrieben habe. „Ich bin mir auch sicher, dass es genau das ist, was Glasner reizt. Ich spüre, dass ihn dieses wuchtige, lebendige und gut aufgestellte sportliche Gebilde Eintracht Frankfurt sehr reizt.“ Auf der anderen Seite habe es Hellmann imponiert, wie Glasner trotz der Gerüchte und Nachfragen über einen möglichen Abgang immer seiner Linie treu geblieben sei: „Er hat sich von niemandem treiben lassen.“ Anders als manch andere Vereine in der Bundesliga, sei es der Eintracht immer wichtig die Wechsel möglichst Stilvoll zu gestalten, ohne dabei in den sportlichen Wettbewerb einzugreifen. Dies sei sowohl bei Glasner und Krösche, als auch damals bei Hütter gelungen. „So werden wir das auch in Zukunft handhaben, auch wenn das vielleicht nicht immer gelingen wird. Wir haben am eigenen Leib erlebt, welche Auswirkungen es haben kann, wenn es anders ist.“

Die Lehren aus dem Hütter-Abgang

Nicht nur die Fans werden wohl noch einige Zeit brauchen um die Geschehnisse und Emotionen der letzten Wochen zu verarbeiten. Auch Hellmann werde Zeit brachen, „dass emotional hinter sich zu lassen„. Viel wichtiger sei es jedoch, dass die Eintracht die richtigen Schlüsse aus dieser Saison ziehe. „Erstens: Wenn schon eine Ausstiegsklausel gezogen wird, ist es dann zwingend notwendig, das im Laufe einer Saison zu verkünden? Ich denke, nein! Es hätte Möglichkeiten gegeben, das zu einem späteren Zeitpunkt zu machen. Damit es klar ist: Dass Adi Hütter für sich eine Wechsel-Entscheidung getroffen hat, ist nicht das Thema. Die Art und Weise der Bekanntgabe zu diesem Zeitpunkt schon.“ Des Weiteren müsse man einsehen, dass sich neben der klassischen Trainingssteuerung auch Sachen wie beispielsweise Glaubwürdigkeit auf die Leistung der Spieler auswirken könne.

Hellmann stellt weiter klar, dass sich auch in Zukunft Ausstiegsklauseln nicht immer vermeiden ließen, sie aber auch grundsätzlich „kein Teufelszeug“ seien. Viel wichtiger seinen dabei die vereinbarten Fristen sowie Verschwiegenheitspflichten, welche weiter in der Vordergrund rücken sollen als bisher. Medienberichten zufolge soll es so auch bei Glasners Ausstiegsklausel geregelter sein, als noch bei Hütters. Wenn ein Wechsel dann doch in die Öffentlichkeit gerät, gäbe es immer noch die Möglichkeit keine Aussage zu den Gerüchten zu treffen. „So hältst du die Flamme im Team am Leben. So schaffst du es auch, dass die Wagenburg-Mentalität, die im Mannschaftssport so wichtig ist, erhalten bleibt.“

„Adi, wie klein wird deine Welt“

Anders als Marko Rose, hat Hütter bis dato nie öffentliche zugegeben, dass sein Wechsel mit dem Leistungsabfall der Mannschaft in Verbindung stand. Dies habe bei Rose „von Größe und Souveränität“ gezeugt, so Hellmann. Ob auch Hütter sich dies inzwischen selbst eingestehe, könne Hellmann nicht beurteilen. Er ist sich aber sicher, dass der Österreicher Zeit brauchen werde um seine Kritik und die Medienkritik an seiner Person zu verarbeiten. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Freiburg hat sich Hütter nochmals namentlich bei allen Führungskräften der Eintracht bedankt – Axel Hellmann blieb dabei jedoch unerwähnt. „Ich habe mir gedacht: ‚Adi, wie klein wird deine Welt‘. Das hätte er nicht nötig gehabt und ich glaube, dass haben viele so empfunden.“ Dies habe jedoch in keiner Weise der Gesamtbild, welches er von Hütters Zeit in Frankfurt hat, verfärbt. Fredi Bobic sei mit Hellmanns Kritik auch bei Verabschiedung noch sehr professionell umgegangen. Bereuen, tut Hellmann seine Kritik jedenfalls nicht: „Beide müssen verstehen, dass es schlicht meine Aufgabe ist, das öffentliche Ansehen und die Ambitionen des Klubs über alle anderen Interessen zu stellen. Das konnte man vielleicht einmal, zweimal laufen lassen, aber spätestens nach der Niederlage auf Schalke war das nicht mehr vertretbar. Und es gibt viele, die sich hier viel früher ein öffentliches Eingreifen von mir gewünscht hätten.“

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14 Kommentare

  1. Leider hat Hellmann auch nicht ( mit) rechtzeitig die Reißleine gezogen, trotzdem hat er früh eine andere Position als AH und FB eingenommen und auch Tacheles geredet und Ihnen Contra gegeben. Das fande ich persönlich mutig und stark, auch als Sprachrohr für die viele unzufriedene Fans draußen. Einer der in der „Führungskrise“ auf jeden Fall auch nach außen die Interessen des Vereins würdig vertreten hat. Dafür meine Anerkennung. Hoffe es werden auch tatsächlich die entsprechenden Schlüsse gezogen, wobei OG sich ja im Prinzip vorbildlich verhalten hat bei WOB.

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  2. Schön, dass die Erkenntnis gereift ist, zukünftig früher einzugreifen und auch auf den Tisch zu hauen.

    Und zu sehen, dass Adolf ab jetzt ein Konkurrent ist und auch so behandelt wird.

    Aus meiner Sicht: Anständigen Schlussstrich gezogen.

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  3. FC Villareal hat ja die Europa League gewonnen. Ist mal jemandem aufgefallen, dass sie sich in der Saison davor als 5. der Spanischen Liga mit genau 60 Punkten qualifiziert haben? 😉

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  4. @3 Lebbe: ich hoffe, dein Post wird um diese Zeit im kommenden Jahr reposted werden!

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  5. Find ich gut, dass Hellmann das jetzt noch einmal so klar äußert und Hütters Verhalten nicht einfach so stehen lässt. Ich bin zuversichtlich, dass bei Glasners Vertrag entsprechende Klauseln bereits hinterlegt sind.

    Und nein, ich denke Hellmann hätte mit einer Freistellung Hütters nichts erreichen können. Im Zweifel wäre erst so richtig Chaos im Verein ausgebrochen, und die Medien hätten sich tierisch gefreut. So bringt
    man keine Ruhe in die Mannschaft. Und außerdem sind wir keine Diva mehr, sondern ein durch und durch professionell geführter Verein.

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  6. Schön dass Hellmann klarstellt, dass bei der SGE Abgänge anständig über die Bühne gebracht werden.
    Die Gladbacher haben auf unsere Kosten Druck von ihrem Kessel genommen. Gebracht hat das niemanden etwas, außer dass Eberl sich öffentlich mehrmals selbst auf die Schulter klopfen konnte, seinen Toptrainer geholt zu haben. Ob der das immer noch so sieht????
    Die Sympathiewerte bei uns sind auf Grund der ganzen Geschichten unterm Strich gewiss deutlich gestiegen. Bobic, Ãœbungsleiter und Ponys kommen da eher schlecht weg.
    Danke an unseren professionellen Vorstand!!!!

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  7. sehr wichtig diese Art der Klarstellung nochmals zu wählen.
    Der Rest ist Vergangenheit und nicht mehr zu ändern. Die Zukunft gilt es zu gestalten und wir sind auf einem guten Weg.
    @3 , wie schön , wie deckungsgleich und auch -vor- dem Spiel klarer Verlierer. Glückwunsch an den FC Villareal ! Wie schön, daß es noch die Kleinen gibt. Ansporn genug für unsere Eintracht.
    Forza SGE !

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  8. Das wirklich Missliche an der Situation war aus meiner Sicht, dass der Sportvorstand mit seinem aktuellen Verein quasi abgeschlossen hatte und so nicht mehr entscheidend eingreifen wollte oder konnte. Ob eine Ankündigung eines Trainerabgangs vor Saisonende (oder generell der Zeitpunkt) alleine derart entscheidend ist, bezweifele ich. Entscheidender wird sein, was nach Vertragsunterschrift in Kopf und Herz des Trainer vorgeht und im übernächsten Schritt, wie dessen Vorgesetzte darauf reagieren, wenn erforderlich.
    Ich stelle mir lieber nicht vor, was passiert wäre, wenn der potenzielle Grund für Leistungsabfall erst nach Saisonende bekannt geworden wäre.
    Man muss die richtigen Lehren hinsichtlich eines effektiven „Krisenmanagements“ ziehen, in dem es gilt, sachlich analytisch, zielorientiert und nicht anhand von Befindlichkeiten zu handeln. (Wie es nicht geht, konnte man u.a. bei einem großen Industrieunternehmen vor ca. sechs bis sieben Jahren sehen.)
    Viel Erfolg dabei, Axel und Kollegen 😉

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  9. Das ist jetzt alles, was er noch machen kann. Ich kaufe ihm das ab. Und jetzt ist das Thema auch durch für mich. Alles gut mit Hellmann. Weiter geht’s.

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  10. ‚Adi, wie klein wird deine Welt‘. Das hätte er nicht nötig gehabt und ich glaube, dass haben viele so empfunden.“
    Her Hellmann hat alles richtig gemacht.
    Der Lügner hat die Fassung, seine Ehre und den geilsten Verein verloren.

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  11. Welch schöne, mit Bedacht gewählten Worte:
    „Anders als manch andere Vereine in der Bundesliga, sei es der Eintracht immer wichtig die Wechsel möglichst Stilvoll zu gestalten, ohne dabei in den sportlichen Wettbewerb einzugreifen.“
    Damit kann sich jeder Verantwortliche Gedanken machen, welche Werte e(be)r(l) vertritt.

    Gruß SCOPE

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  12. Herr Bobic hat leider versäumt den Vertrag mit Barkok zu verlängern. Der hat nur noch 1 Jahr Vertrag.

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