Viele Momente braucht er nicht, um einem Spiel den Stempel aufzudrücken. Das hat Ritsu Doan am vergangenen Wochenende gegen den FC Augsburg wieder unter Beweis gestellt. Lange Zeit hing der Japaner vollkommen durch, nichts war von ihm zu sehen. Dann fasst er sich in der 68. Minute ein Herz, dribbelte die halbe Hintermannschaft der Fuggerstädter aus und vollendete zum 1:0 Endstand. Auch wenn der Abschluss abgefälscht und daher glück war: Nur wer abschließt, kann Tore schießen. Frei nach dem Motto: „You miss every shot you don’t take“ („Du verfehlst jeden Schuss, den du nicht abgibst“). Genau diese Qualität geht der SGE aber dieser Tage ab. Zu selten kommen die Adlerträger in Abschlusssituationen. Zu oft scheitert es am letzten Pass. Oder am Vorletzten. Oder dem davor. Kurz gesagt: Das Offensivspiel der Hessen funktioniert nicht, seit Jonathan Burkardt verletzt zuschauen muss.
Systemfehler in der Taktik?
In der vergangenen Saison spielte Doan noch beim SC Freiburg und war mit zehn eigenen Toren und acht weiteren Vorlagen maßgeblich daran beteiligt, dass die Breisgauer beinahe die Champions League erreicht hätten. Er war Topscorer, Spielmacher und Zielspieler. Im Frankfurter Starensemble ist er zwar immer noch einer der besten Offensivleute, aber er ist nicht mehr alleine für den Erfolg verantwortlich – zumindest sollte er das nicht sein. Defacto muss man aber sowohl die drei Punkte gegen Augsburg, als auch die drei Punkte gegen den FSV Mainz 05 auf Doans Konto schreiben. In beiden Spielen spielte die Eintracht offensiv bestenfalls pomadig und jeweils eine Einzelaktion des 27-Jährigen reichte aus, um den Sieg zu erringen. Angenommen beide Spiele wären stattdessen 0:0 ausgegangen, hätte Frankfurt nun vier Zähler weniger auf dem Konto. Mit 20 statt 24 Punkten hätte man Platz sechs nun aus den Augen verloren und die Kritik um die SGE und ihren Trainer Dino Toppmöller wäre noch größer als ohnehin schon.
Zu oft muss Doan auf dem rechten äußeren Flügel spielen, weil Topmöller Ansgar Knauff als Ersatzstürmer auserkoren hat. Auf Rechtsaußen verbaut man dem dribbelstarken Doan aber eine seiner größten Stärken: Das Ziehen nach innen, um den Abschluss zu suchen. Sportvorstand Markus Krösche erklärt dies wie folgt: „Oftmals ist er (Doan, Anm. d. Red.) weit auf der Außenbahn, wo er gedoppelt wird. Das ist nicht einfach gegen einen Gegner, der sehr tief steht, Räume eng macht und gut verteidigt.“ Relativ unverständlich ist in einer solchen Situation, weshalb man nicht im Sturm auf einen echten Neuner wie Jessic Ngankam oder auch mal einen Alexander Staff (so er als bereit für die Bundesliga eingeschätzt wird) setzt und Doan auf seiner angestammten Position, nämlich als nach rechts versetzten Zehner spielen lässt. Auf dieser Position trug er Freiburg in der vergangenen Saison von Sieg zu Sieg. Wenn Knauff aber vorne in vorderster Reihe ran muss, dann ist Doan der zweitbeste Spieler auf dieser Position. Knauff hingegen kann gegen tiefstehende Gegner aber seine große Stärke, das Tempo, ebenfalls nicht auf den Rasen bekommen. Zu wenig Wiese liegt dann zwischen ihm und dem Tor. Außerdem verfügen tiefstehende Mannschaften häufig über eine solide Robustheit in der Innenverteidigung. Dort hat Knauff schon aufgrund seines Körperbaus, der auf Geschwindigkeit und nicht auf Wandspielerqualitäten ausgelegt ist, häufig das Nachsehen.
Das kommende Spiel gegen den Hamburger Sportverein wird aller Voraussicht nach wieder eines mit einem tiefstehenden Gegner werden. Warum also nicht einmal versuchen, eine Doppelzehn aus Mario Götze und Doan zu bilden mit Ngankam oder Staff vorne drin? Gegen müde Hamburger Beine kann je nach Spielverlauf ein Knauff dann auch ab der 60. Spielminute wirbeln.
Fingerzeig von Krösche?
„Gerade dann, wenn er nach innen zieht, hat er seine Qualitäten“, fasst Krösche die Situation um Doan weiterzusammen. „Dann spielt er nicht mehr ab, sondern sucht den Abschluss. Wir müssen ihn noch öfter in diese gefährlichen Räume bekommen.“ Gerade in einer Situation, in der die Offensive ohnehin lahmt, sollte man seine besten, fitten Spieler nicht ihrer größten Stärken berauben. Zudem kann man Krösches Statement durchaus als Fingerzeig in Richtung Trainer interpretieren, sich mehr auf die Stärken seiner Spieler zu besinnen.






12 Kommentare
Ist doch bei Uzun oft das Gleiche. Sobald er zentral um den Strafraum spielt, brennt es sofort lichterloh. Statt dessen klebt er ständig irgendwo auf der Außenbahn und der Weg zum Tor ist viel zu weit.
Man schaut sich das Woche für Woche an und kann es eigentlich kaum fassen!
Dino wird sich schon was dabei gedacht haben. Oder auch nicht.
Immerhin, die Eintracht-Verantwortlichen erkennen, dass
Doan nur "suboptimal' positioniert wird und finden aber keine optimale Lösung, unglaublich.
Warum nicht auch mal Uzun, Götze und Doan, ich frage mich ob man nicht auch mit 4-5 offensiven Akteuren spielen kann, der Erfolg würde sich einstellen, da bin ich mir ganz sicher...
Vielleicht weil man in der Rückwärtsbewegung dann Probleme bekommt. Die genannten Spieler sind jetzt nicht dafür bekannt, dass sie über 90min übers ganze Spielfeld rennen können
Ich würde mir einen grasfressenden 6er wünschen, der auch unter Druck einen geordneten Spielaufbau/Angriff einleiten kann. Denn wenn wir aus der Mitte heraus die Aussenbahnen mehr unterstützen könnten, hatten die dortigen Spieler auch die Möglichkeit sich mehr nach vorne zu fokussieren. So lange die Mitte zu offen ist, wird auch die Abwehr nicht stabiler werden. Derzeit haben wir vom Spielertyp entweder das eine (Verteidiger) oder das andere (Spielaufbau) auf dem Platz. Wenn man sich jetzt exemplarisch mal FC herauspickt, dann wird er im Lebtag nie der große Absicherer/Verteidiger werden. Dafür liegen seine Stärken halt in der Gestaltung, wo andere wiederum Defizite haben. Ich weiß, solche Spielertypen sind rar und teuer, aber neben dem Sturm und der Abwehr sollten wir die 6 nicht aus den Augen verlieren
Wenn du einen der besten offensiven Außenbahn Spieler der vergangenen Saison holst und dieser dann überwiegend Defensiv Aufgaben erledigen muss, dadurch seine eigentliche Stärke verliert - dann weißt du dass was falsch läuft….
Ohne die Statistiken zu lesen.
Es ist die Hälfte der Saison fast erreicht.
Man rechne das auf die Saison um dann ist er so gut wie in Freiburg.
Trotzdem bin ich der Meinung das knauff auf rechts und doan auf links da brauchte man halt einen Strafraum Spieler.
ist ja auch leicht zu finden, solch einen Spielertyp..oder?
Ich kann das Gemecker und die Zweifel hier überhaupt nicht nachvollziehen. Wir sollten Dino und seine Taktik nicht infrage stellen, sondern einfach nur glücklich sein, dass er unseren Doan nicht ins Tor stellt.
Darüber hinaus hat er seine Fans, die seine Taktik Woche für Woche unterstützen...egal, was passiert oder eben nicht passiert oder was offensichtlich falsch läuft.
Ich glaube es besteht ein kleiner aber feiner Unterschied, ob man als SGE Fan einer Taktik und den ausgestellten, eigenen SGE Spielern eine Chance gibt oder ob man schon vor dem Spiel pauschal DT und seine Entscheidung in Frage stellt. Aber das muss jeder für sich entscheiden, wie er es handhabt.
Nur eine kleine Randnotiz , der erste Supercomputer sieht uns im Abschlussranking nur auf Platz 7 hinter Hoffenheim.
Muss ja noch nichts heißen, der weiß ja noch nicht was DT noch so alles aus der Taktikkiste kramt was Positionen, Aufstellungen, Ausrichtung etc. betrifft und Neuzugänge im Wintertransfer-Fenster.
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