Knackt die Eintracht schon dieses Jahr erstmals die "40-Millionen-Euro-Etat-Marke"?
Knackt die Eintracht schon dieses Jahr erstmals die „40-Millionen-Euro-Etat-Marke“?

Das Thema Finanzen ist bei Eintracht Frankfurt ein hochsensibles und sorgt oftmals für Ernüchterung. Als Sportvorstand Fredi Bobic zuletzt mitteilte, dass auch im Sommer nicht mehr Geld zur Verfügung stehe, als es letztes Jahr der Fall war, sorgte dies im Umfeld für Verwunderung. „Vielleicht wollte Fredi Bobic den einen oder anderen da etwas wachrütteln“, vermutete Finanzvorstand Oliver Frankenbach im Gespräch mit der „Frankfurter Neuen Presse“. Der Herr der Zahlen bei den Hessen nahm etwas Wind aus dieser Diskussion und erklärte: „Wir müssen nicht zwingend Transfererlöse erzielen, wenn es sportlich und wirtschaftlich Sinn macht. Wir haben nicht wesentlich mehr, das stimmt, aber ein bisschen wohl schon.“

Die letzten Wochen der aktuell laufenden Spielzeit werden darüber entscheiden, wie viel Geld die Eintracht einnimmt. Im Mittelpunkt steht die TV-Tabelle. Die Frankfurter haben es selbst in der Hand, einen Sprung nach oben auf Platz zehn zu machen. Dafür muss der Klub sechs Plätze vor dem FC Augsburg stehen und darf nicht mehr als einen Rang hinter dem 1. FC Köln landen: „Beides ist aktuell der Fall, wir bewegen uns genau auf dieser Schnittstelle.“ Eine andere Option, die noch im Bereich des Möglichen liegt, aber für Frankenbach unrealistisch erscheint, wäre ein Abstieg vom VfL Wolfsburg oder den 1. FSV Mainz. Dadurch könnte sogar der Sprung auf Rang neun gelingen. Für die letzten Wochen gibt der langjährige Eintracht-Mitarbeiter deshalb klar die Richtung vor: „Wir müssen sportlich wieder in die Gänge kommen.“

Neben der Platzierung im TV-Geld-Ranking spielt auch der DFB-Pokal eine Rolle. Mit Einrechnung des Halbfinales haben die Hessen bislang Brutto sechs und Netto etwa 4,5 Millionen Euro eingenommen. Sollte das Finale in Berlin erreicht werden, „müssten unter dem Strich aber noch mal vier Millionen bleiben.“ Das Eigenkapital, welches momentan bei rund zehn Millionen Euro liegt, soll damit nicht weiter gestärkt werden. „Wenn wir über Eigenkapitalstabilität sprechen, müssen wir uns eher über Maßnahmen von außen unterhalten, als dass wir sie innen finanziert bekommen“, sagte Frankenbach. Vielmehr sollen die Mehreinnahmen durch den neuen TV-Vertrag dafür sorgen, dass im operativen Geschäft wieder eine schwarze Null erzielt wird. Vor allem, so betonte er mit Nachdruck, müsste ein „Großteil der Mittel, die wir aufgrund unserer sportlichen Erfolge in dieser Saison mehr, in die Mannschaft“ gesteckt werden.

Helfen würde dabei die Qualifikation für die Europa League. Noch zerrt die Eintracht von der Teilnahme aus der Spielzeit 2013/14. Bis zur nächsten Saison fließt durch die Fünfjahreswertung noch immer Geld in die Kasse der Hessen. Frankenbach sieht eine große Chance, weil Topteams wie der FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach oder Bayer 04 Leverkusen schwächeln. Der Verein könnte sich somit neu positionieren und im harten Wettbewerb Bundesliga womöglich dauerhaft in andere Gefilde streben, wenn diese Saison der Sprung unter die ersten sechs oder sieben (der siebte Platz führt zur Qualifikation, wenn Bayern München oder Borussia Dortmund den DFB-Pokal gewinnen) gelingt.

Bis 2020 sind den Frankfurtern ansonsten die Hände gebunden. Dann wird über Vermarktungsverträge und die Stadienmiete verhandelt. „Die Vermarktung des Stadions liegt jetzt bei Lagardère. Ab 2020 sind wir in der Lage, das eigenständig umzusetzen. Der Kuchen kann vielleicht noch ein bisschen größer gemacht werden. Vor allem muss der Kuchen dann aber nur noch zwischen uns und der Stadt verteilt werden“, blickt Frankenbach zuversichtlich in die Zukunft. Im Bereich der Internationalisierung sieht er heute schon Wachstumsmöglichkeit, etwa bei der „Nutzung der virtuellen Banden Vermarktung.“ Der 49-Jährige führt aus: „Dies bedeutet, dass in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Bandenwerbung zu sehen ist.“ Ein anderes Stichwort lautet Digitalisierung. Hier stehe die Eintracht vor der Initialisierung einer CRM-Software – Customer-Relationship-Management – was die Kommunikation mit Partnern und Fans weiter vertiefen soll. „Das wird aber nicht von heute auf morgen zu heben sein“, dämpft Frankenbach überzogene Erwartungen.

Mit Bobic kommt es bei diesen Gesprächen nicht zu Reibereien, schließlich denkt der Ex-Profi ebenfalls über das rein Sportliche hinaus. Der 45-Jährige wusste genau, worauf er sich in Frankfurt einlässt und das die finanziellen Mittel im Gegensatz zu vielen Konkurrenten arg begrenzt sind. Umso wichtiger wäre ein Kauf von Ante Rebic. Der Kroate hat gezeigt, welche Qualitäten in ihm stecken, der Klub würde somit genau wissen, welche Qualitäten er für rund drei Millionen Euro bekommt. „Die Summe ist jetzt auch nicht so, dass wir uns vollständig aller Reserven entledigen müssten. Ich denke, dass wir da eine gute Option verhandelt haben“, zeigt sich Frankenbach optimistisch, dass dieser Deal gestemmt werden kann.

Und die Vertragsverlängerung von Lukas Hradecky? Die Vertragsgespräche mit dem Finnen sind noch immer am laufen, eine Entscheidung lässt noch auf sich warten. „Wenn für wen auch immer ein Angebot käme, wie wir es nie wieder bekommen würden, denken wir sicher scharf darüber nach, ob wir den Spieler auf dem Markt platzieren“, erklärt der Finanzchef keinen Akteur für unverkäuflich. Wichtig sei es, bereits einen Ersatzmann im Blick zu haben. Frankenbach vertraut hier der sportlichen Leitung: „Das hat ja im Fall von Kevin Trapp mit Lukas Hradecky auch gut geklappt.“

Sollte es mit einer Europa-League-Qualifikation tatsächlich klappen, würde wohl auch der Finne eine schnelle Entscheidung pro Eintracht treffen –  und womöglich auch ein Hauptsponsor? Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren, „wegen der Planungssicherheit sehe ich da keine Probleme“, will sich Frankenbach nicht unter Druck setzen lassen. Und der Etat? Die Frankfurter müssten, sollte das internationale Geschäft erreicht werden, den Tresor öffnen und etwas mehr Geld an die Spieler auszahlen. Letzte Saison lag der Etat bei rund 36,5 Millionen Euro, „jetzt werden wir wohl irgendwo bei 39 Millionen rauskommen. Wir haben mehr Punkte geholt, waren im Pokal besser.“ Das nächste Jahr hänge auch davon ab, wo die Hessen im TV-Ranking landen. „Wenn es dann Platz hen bleibt, könnten wir deutlich erhöhen, wären dann bei 42 Millionen Euro – auch ohne Europa League.“ Das erste Mal also die 40-Millionen-Euro-Marke knacken? „Das könnte auch dieses Jahr schon passieren“, so Frankenbach, der darauf verwies, dass „noch ein bisschen was zu tun“ wäre.

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11 Kommentare

  1. Wohin verschwinden denn die Mehreinnahmen durch den neuen TV-Vertrag?
    Das sollten doch über 10 Mio. mehr sein.
    Oder zahlen die das erst am Ende der Saison? Also zum 30.06.2018?

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  2. Offtopic.
    Habe gelesen, dass Dadashov morgen für Aserbaidschan spielt. Soweit ich weiss steht der ja bei uns unter Vertrag , aber man hört nicht mehr viel von ihm!? Scheint aber die Saison nicht schlecht zu sein. Option für Kovac demnächst!?

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  3. @euroadler: Er hat zuletzt drei Tore für die U19 erzählt, was wir auch berichtet haben. Es lohnt sich auch nicht, die Jungs permanent zu überfrachten ;). Sollte er im Training auftauchen und sich für höhere Aufgaben anbieten, berichten wir darüber – er ist ja schließelich erst seit Dezember wieder hier…

    @Spiderschwein: Ich finde die Ausführungen von Frankenbach hier sehr detailliert: Ein Teil in den Kader, ein Teil in die Infrastruktur und die Teilbereiche Internationaliserung und Digitalisierung, dazu wird im operativen Geschäft die Null angepeilt. Da sind 10 Mio Mehreinnahmen Ruckzuck aufgebraucht…

    LG

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  4. @Christopher
    Ist ja richtig. Bei der schon bewegten Vergangenheit von ihm ist es ja eigentlich gut wenn man nicht soviel von ihm hört. Hat mich trotzdem sehr gewundert, dass der schon jetzt bei der A- Nationalelf von Aserbaidschan mitspielt. Dann warten wir einfach mal ab wie er sich weiter entwickelt.

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  5. @euro: Das werden wir auch noch aufgreifen nach der Länderspielwoche :). Mal sehen, wie er sich morgen anstellt, da können wir uns ja alle von ihm überzeugen, sollte er da zum Einsatz kommen. Kovac hat bei Barkok gezeigt, dass ihm das Alter – wenn die Qualität stimmt – egal ist. Ich bin mir sicher, dass er bei Dadachov oder unserem Mandela da nicht von seiner Linie abweicht :).

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  6. Dadashov soll knapp eine Million Handgeld und ein Haus bekommen haben, damit er für Aserbaidschan spielt – soweit meine Informationen!

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  7. ? Ich muss mich hier wundern! Wurden unter Bruchhagen über 50 Mio Euro Schulden abgebaut und ein Eigenkapital von 15 Mio aufgebaut, und trotzdem jede Saison mehr in die Mannschaft investiert als in der letzten. Wir haben Mehreinnahmen durch eine warscheinlich bessere Platzierung, durch den neuen TV Vertrag, der mehr als 10 Mio mehr bringen müsste, durch den DFB-Pokal. Ausserdem sparen wir durch die vielen Verletzten wieder jede Menge Gehälter ein. Ich hatte das auch so verstanden, dass zum Beginn der Saison 7 Mio erwirtschaftet werden mussten, weil unter Bobic das Team hinter dem Team ausgetauscht wurde, und dass es eine Ausnahme war. Und jetzt wird mittgeteilt, dass wir nächste Saison nur ähnlich handeln können? Wird der neue Bürokomplex auf einen Schlag bezahlt oder wo wird hier das Geld verbrannt? Und ein Etat über 40 Mio ist auch schon letzte Saison geplant gewesen, der wurde nur nicht erreicht, da wir auch da wieder so viele Verletzte hatten…
    Und zu Dadashov, habt ihr eigentlich mitbekommen, dass der eigentlich nach Leipzig gewechselt war, dort in ungnade geraten ist und erst jetzt in der Winterpause zurückgekommen ist? Das ist wohl der Grund dass man so wenig, ausser halt diese Wechselgeschichten in den letzten Jahren von ihm gehört hat. Ich Frage mich aber eher warum wir in der aktuellen Saison bisher so wenig von Nelson Mandela Mbouhom gehört haben. Gilt er doch als absolutes Toptalent, das einst in Barcelona ausgebildet wurde. Von dem hatte ich mir schon erhofft, dass man ihn diese Saison öfter im Kreis der Profis antrifft, wenn mittlerweile sogar schon B-Jugendliche mit ins Trainingslager dürfen…

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  8. „Wir müssen nicht zwingend Transfererlöse erzielen“
    Mir fällt auch nicht ein, wer einen solchen Erlös denn generieren sollte. Ohne die Leihspieler haben wir schließlich keinen allzu großen Kader. Der Rest ist entweder außer Form (Gacinovic,Oczipka,Stendera,Hrgota), zu alt (Meier,Russ,Hasebe) oder ist viel zu wichtig für die eigene Mannschaft (Abraham, Fabian).
    Für Mascarell gäbe es ja nur 4Mio, das wäre ein schlechter Deal für uns.
    Einzig über Hradecky könnte man nachdenken, wobei da für einen zumindest annähernd gleichwertigen Ersatz auch wieder eine ordentliche Summe auf den Tisch müsste.
    Auf der anderen Seite werden aber 3 Mio für Rebic fällig und ein vernünftiger Stürmer kostet auch nicht wenig.
    Unter diesen Umständen sollten wir auf einen Verbleib von Vallejo, das Weiterkommen im Pokal und die ablösefreie Rückkehr von Schwegler hoffen. Ansonsten gibts wieder nur Leihspieler und Ende nächster Saison geht das Gebastel von vorne los.

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  9. @7 Dein Einwand zu Dadashov mag insgesamt berechtigt sein, aber ich denke man kann das Thema schon mal aufgreifen wenn Deutschland gleich spielt und ein ( neuer alter) Frankfurter ist dabei.

    Zum anderen Thema: Ich denke die ganze Umkrempelung von Bobic und Co hat mehr gekostet als man denkt. Vielleicht wirkt es sich langfristig wieder positiv in Zahlen auch aus, momentan leider wohl nicht.

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  10. Ich finde sge4ever könnte neben der Zusammenfassung von Interviews auch auf das komplette Interview direkt verlinken. Nicht, dass es nur als valide Quellenangabe fungiert, sondern man kann auch etwas mehr herauslesen als in einer Zusammenfassung und wertet den Artikel so m.E. journalistisch qualitativ auf.
    Ihr macht eure Arbeit top, aber ich fänd es in solchen Fällen besser, wenn es einfach im laufenden Text einen Direktlink (in diesem Fall http://www.fnp.de/sport/eintracht/Wie-die-Eintracht-an-mehr-Geld-will;art785,2543138) gibt so wie ihr es macht, wenn ihr auf eure eigenen Artikel verlinkt.
    Oftmals stellten User in der Vergangenheit berechtigte Fragen, die in der Quelle schon beantwortet wurden.
    Ich muss auch dazu sagen, dass ich Medien liebe, die ihre Quellen in die Texte einarbeiten, so dass man sich als Medienkonsument noch tiefer mit einem Thema beschäftigen kann. Ein zufälliges und spontanes Beispiel, wie so etwas laufen kann (nur um es mal bildlich darzustellen): https://www.heise.de/tp/news/Gruene-wollen-nicht-mehr-gehasst-werden-3664668.html
    Es muss mit den Links ja nicht mal so vielfältig sein und so oft eingesetzt werden wie in diesem Fall. Aber wenn es in dem Artikel wie in diesem Fall fast nur um dieses Interview geht dann könnte man schon zur Originärquelle verlinken, falls eine vertrauenswürdige vorhanden ist.
    Es ist schon was anderes, ob man sich im Bsp Kovac einen Zeitungsartikel durchliest, in dem Kovac zitiert wird, wie er ‚Tretertruppe Nr. 1 in Deutschland‘ sagt oder sich das Originalinterview anschaut und die Ironie dahinter versteht. NK war in besagtem Bsp ja noch zu schlau hinzuzusagen, dass es ironisch gemeint war. Ansonsten hätten so manche Blätter wahrscheinlich verbreitet, dass Kovac wirklich so über seine Mannschaft denkt.
    Vielleicht bin ich aber auch der Einzige, der so denkt und die meisten anderen bevorzugen diesen Style (ohne verlinkten Quellenangaben) hier. Oder es gibt andere, vielleicht sogar rechtliche Gründe, dies zu unterlassen. Dann ist das halt so und alles ist gut 🙂

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