FPS-Fantalk: "Von Fabián können sich einige Spieler eine dicke Scheibe abschneiden"

Der Knoten ist geplatzt, die 40 Punkte überschritten und der Klassenerhalt so gut wie unter Dach und Fach. Entsprechend erleichtert waren heute auch die Teilnehmer des FPS-Fantalks. Sie analysierten das Spiel gegen Augsburg genau und warfen schon mal eine Blick aufs Pokalhalbfinale in Gladbach.

Der Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesligawochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 12-14:30 Uhr auf SGE4EVER.de. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Telefonkonferenz geführt werden, dabei.

Am heutigen FPS-Fantalk nehmen teil: SGE4EVER.de-Redakteur Julian, Eintracht-Fan Jasmin Eckhardt und Paul Taaffe, Geschäftsführer von SGE4EVER.de-Partner FPS.

These 1: Die Maßnahme, Oczipka für Ordoñez in die Innenverteidigung zu verschieben, hat dem Spielaufbau mehr Struktur und Qualität gegeben.

Paul: „Über die erste Halbzeit brauchen wir nicht reden, diese war schlichtweg grausam und ideenlos. Die zweite Halbzeit war besser, die Mannschaft kam motivierter aus der Kabine und spielte wesentlich strukturierter. Ich war sehr verwundert, dass Oczipka nicht schon von Beginn an auf der Innenverteidigerposition zu finden war und Tawatha auf Links. Ordonez hat meiner Meinung nach definitiv das Potential, aber er ist noch nicht so weit.“

Julian: „Ordonez hat für mich durchaus die Qualität, in der Bundesliga zu spielen, aber er braucht einfach noch Zeit, das merkt man ihm an. Gerade, wenn die Verunsicherung zusätzlich noch von anderen Teilen der Mannschaft ausgestrahlt wird, wirkt sich das auch auf ihn und sein Spiel aus. Er hat sich gestern sehr wenig zugetraut, fast ausschließlich Sicherheitspässe gespielt, das spiegelte sich im Aufbauspiel wider. Nichtsdestotrotz ist er in den Zweikämpfen stark, recht schnell, aber er muss sich mehr zutrauen. Dann kann er uns auch helfen. Für mich war es die richtige Entscheidung, Oczipka in die Innenverteidigung zu ziehen und ich würde mir wünschen, dass dies die restlichen Spiele so beibehalten wird.“

Jasmin: „Ich habe das Vertrauen von Ordonez gestern auch vermisst. Es fehlte jeglicher Mut und das Spiel wurde nur über Sicherheitspässe aufgebaut. Er hat definitiv das Potential, aber er braucht Spielerfahrung. Oczipka war gestern sehr wichtig. Er war ruhig im Aufbauspiel und hat mehr Selbstvertrauen ausgestrahlt und hatte oft einen guten Blick für das Spielgeschehen. Ich war auch überrascht, dass Oczipka nicht schon von Beginn an in der Innenverteidigung aufgelaufen ist.“

Paul: „Die Sicherheitspässe von Ordonez waren sehr eindeutig. Ich verstehe unterdessen nicht, wieso Kovac nicht viel mehr auf Tawatha vertraut. Er hat sich mittlerweile eingespielt und wird immer besser.“

Julian: „Er war letzte Woche verletzt und hat noch etwas gebraucht, um zurückzukommen. Im Zusammenspiel mit Oczipka läuft es meines Erachtens richtig gut, da Tawatha seine Stärken auch in der Vorwärtsbewegung hat. Hinten muss er noch ein bisschen lernen.“

Paul: „Ich bin der Meinung, dass Oczipka auch sehr unterschätzt wird. Er ist ein wichtiger Spieler für uns. Ich kann mich nicht erinnern, dass er als Innenverteidiger schon mal ein schlechtes Spiel gemacht hat.“

Julian: „Dass das Flügelspiel ohne Oczipka an Qualität verliert, würde ich nicht sagen, da es in den letzten Wochen mit der Einwechslung von Tawatha oftmals deutlich besser wurde. Seine Flanken kommen an und er arbeitet auch offensiv mit. In seinen ersten Spielen war er etwas nervös und sein Stellungsspiel war nicht immer optimal. Aber er arbeitet an sich.“

Jasmin: „Ich habe nicht mehr daran geglaubt, dass wir das Spiel drehen. Die erste Halbzeit war definitiv eine Katastrophe. Das hatte mit Fußball recht wenig zu tun. Wir haben den Augsburgern das Tor optimal aufgelegt und waren enorm verunsichert. Es wurden zu wenige klare Pässe gespielt, Bälle nicht angenommen, das einfache Fußball-Einmaleins war teilweise nicht vorhanden.“

These 2: Ein gut aufgelegter Fabian ist für die Mannschaft Gold wert. Ohne ihn geht es einfach nicht mehr.

Julian: „Wenn Fabián in dieser Saison gespielt hat – das waren 20 Spiele – dann haben wir im Schnitt 1,5 Punkte geholt. In den zehn Spielen, in denen er nicht dabei war, war es nur ein Punkt. Wenn man das mal auf 34 Spieltage hochrechnet, weiß man, welcher Klassenunterschied dabei herauskommt. Es ist eindeutig, dass Fabián enorm wichtig ist. Nach seiner Verletzung hat er etwas Anlaufzeit gebraucht. Aber mittlerweile ist er voll da und ich bin überzeugt davon, dass Eintracht Frankfurt es sich nicht leisten kann, solch einen Spieler nicht spielen zu lassen. Das Spiel gestern war klasse von ihm. Kovac hatte in den Wochen davor immer gesagt, dass ein Spieler den unbedingten Willen zeigen muss, ein Tor schießen zu wollen. Das hat keiner so gut gemacht, wie Fabián. Da können sich einige andere Spieler sich eine dicke Scheibe von abschneiden.“

Jasmin: „Fabián ist derzeit unersetzlich. Er ist durch seine Spritzigkeit und seine Ideen der wichtigste Spieler auf dem Feld. Er hat eine gute Technik und ist superschnell. Er wuselt sich immer irgendwie durch. Daher finde ich den Vergleich mit Speedy Gonzalez auch super. Er ist wirklich unverzichtbar und macht die Torchancen, die keine 100prozentigen sind.“

Paul: „Es ist gefährlich, wenn wir jetzt wieder einen Spieler haben, der unersetzlich ist. Er hat während seiner Verletzung sehr gefehlt. Er ist ein überdurchschnittlicher Bundesligaspieler. Bei Hrgota verliere ich langsam die Geduld. Er wirkt absolut hilflos und überfordert, Fabián gibt immer Gas und ist hochmotiviert. Seine Einstellung ist top. Am Anfang war er etwas übergewichtig. Aber er hat sich richtig gut gemacht.“

Jasmin: „Bei Fabián ist es die absolute Willensstärke. Er ist mental richtig stark. Gestern war gefühlt überall. Er hat alle Seiten gestern abgedeckt und war eine gute Anspielstation. Er hat die Bälle gut verteilt und sich gut durchgesetzt.“

Julian: „Durch seine zentrale Position ist er per se omnipräsent. Man muss aber natürlich auch immer erahnen können, wo der Ball hinkommen könnte. Das macht Fabián schon bemerkenswert gut.“

Paul: „Der Schuss zum 2:1 war sehr gut platziert.“

Julian: „Das fand ich auch bemerkenswert. Der erste Schuss ist ja abgeprallt. Und ich bin mir sicher, dass andere Stürmer nicht nachgesetzt hätten. Aber Fabián hat genau geschaut, wo der Ball als nächstes hinkommt und war gedankenschneller als seine Verteidiger. Das war brillant. Er hatte gestern eine Passquote von 93 Prozent. Das ist eine Wahnsinnsquote, da man in seiner Position die Bälle verteilen muss.“

Paul: „Fabián spielt immer nach vorne. Er ist das Kreativitätszentrum der Mannschaft. Er war Straßenfußballer, das merkt man. Fabián ist immer mit Herzblut dabei. Er liebt das Publikum. Es war schön, wie gestern zu den Fans gerannt ist. Er ist ein geiler Typ und war für mich gestern der Leader der Mannschaft.“

Julian: „Der Jubel mit den Fans hat mich überrascht, da auch die ausgewechselten Barkok und Hrgota in voller Ausrüstung auf dem Zaun standen. Das war echt beeindruckend. Die scheinen über 30-40 Meter dort hingesprintet zu sein. Es war ein tolles Bild.“

Jasmin: „Ich möchte Rebic noch einmal kurz ansprechen. Es ist total positiv, dass er in der 91. Minute noch einmal so da ist, wo er vorher wieder einige Chance hat liegen lassen. Das zeugt von einer enormen Willensstärke, vor allem wenn man bedenkt, wie verunsichert er nach dem Fehler in der ersten Halbzeit war, das zum Gegentor führte. Es ist ihm ganz schwergefallen, ins Spiel zu kommen. Es hat mich für ihn gefreut, dass er so nachgesetzt hat und ein positives Erfolgserlebnis hatte. Er war in einer Negativspirale, wo es nur schwer ist, rauszukommen.“

Paul: „Er ist immer extrem hektisch. Ich weiß nicht, ob ich für ihn drei Millionen hinlegen würde.“

Jasmin: „Ich würde gerade definitiv keine drei Millionen für ihn hinlegen. Ich glaube, er isr so hektisch, weil er verunsichert ist.“

Julian: „Da muss ich meinen Vorrednern etwas widersprechen. Für mich hat Rebic eigentlich alles, was man auf dieser Position braucht. Er ist enorm energisch in Zweikämpfen und setzt gut mit seinem Körper nach. Er hat auch eigentlich einen strammen Schuss. Nur er trifft das Tor nicht. Das ist das Einzige, was man anprangern kann. Und ja, dann wirkt er oft ein bisschen hektisch. Ansonsten ist er für mich ein klasse Spieler. Er ist auch erst 23 Jahre alt. Da kann immer noch etwas kommen. Ich sehe kein Grund, warum man das Geld für ihn nicht investieren sollte.“

Paul: „Die Frage ist, ob er diese Kaltschnäuzigkeit lernen kann.“

These 3: Die Eintracht ist für das Pokalhalbfinale gegen Gladbach gerüstet.

Jasmin: „Über die These habe ich mir lange Gedanken gemacht, weil ich von Woche zu Woche, fast schon von Stunde zu Stunde eine andere Meinung dazu hatte. Die Eintracht ist vom spielerischen Potential und den Qualitäten der Einzelspieler definitiv für das Pokalfinale gerüstet. Jedoch weiß ich nicht, wie der eine oder andere Spieler mental darauf eingestellt ist. Es wird auf jeden Fall ein ganz harter Brocken und definitiv schwer werden. Das hat man schon im letzten Spiel gegen Mönchengladbach gesehen: Wir waren spielerisch um Welten besser, haben nur die hundertprozentigen Chancen nicht genutzt. Aber ich bin ganz optimistisch.“

Paul: „Ich wünschte, ich könnte Jasmins Optimismus da teilen. Ich sehe Gladbach als Favorit. Es hängt sehr von der Tagesform ab. Die Gladbacher haben wieder viele Spieler in der Mannschaft, die verletzt waren und gegen uns Anfang April gerade erst zurückgekommen waren. Hecking meinte nach dem 0:0, dass dies vielleicht doch noch zu früh gewesen ist. Sie sind allerdings auch nicht sehr konstant. Schaffen könnten wir das schon, aber von der individuellen Qualität sind die Fohlen vor uns. Fabian und Rebic sind bei uns noch die kreativen Posten, aber dann, muss man fairerweise sagen, ist viel Durchschnitt unterwegs. Wenn die nicht über ihre durchschnittliche Form hinauswachsen, dann wird es eng.“

Julian: „Eintracht Frankfurt muss immer mindestens am Limit spielen, um ihre Gegner besiegen zu können. Was passiert, wenn wir unter unserem Limit spielen, haben wir die letzten Wochen zur Genüge gesehen. Wir müssen ein gutes Spiel abliefern, um in Gladbach etwas zu holen. Die Ausgangslage ist für Dienstag ziemlich gut. Wir sind gestern rechtzeitig aus dem Winterschlaf erwacht. Während die Gladbacher recht frustriert waren, dass sie das Spiel am Abend gegen Dortmund noch verloren haben. Sie sind gut zurückgekommen, haben 2:1 geführt und es dann trotzdem noch vergeigt. Die Stimmung war schon schlecht bei denen. Ich glaube, dass solche Situationen wichtig sind: Wie ist das Selbstvertrauen, wie waren die letzten Spiele. Auf dieser Ebene haben wir jetzt schon einen kleinen Vorteil.“

Jasmin: „Dass Gladbach gestern verloren hat, ist schon in Teilen positiv für uns. Es ist immer schwer, wenn man mit einer Niederlage in das nächste Spiel geht, das kann sich durchaus auf das Selbstvertrauen auswirken.“

Paul: „Es ist sicher kein Nachteil für uns. Wir brauchen nur die richtige Einstellung und Oczipka sollte für mich wieder in der Innenverteidigung neben Abraham auflaufen. Was mir nicht gefällt ist die Kombination Gacinovic und Mascarell. Da fehlt es an Kreativität und darunter leidet unser Spiel auch enorm Ich würde mir wünschen, dass Marc Stendera eine Chance bekommt. Wir haben eine sehr gute Verteidigung, das sagt auch die Statistik. Aber im Mittelfeld fehlen die gestalterischen Elemente.“

Jasmin: „Stendera von Beginn an zu bringen, wäre nach meinem Gefühl noch etwas zu früh. Er ist ein Spieler mit Klasse und war immer wichtig für die Eintracht, aber ihn jetzt von Beginn an in die Mannschaft zu werfen, wäre zu überfordernd und würde dem Spiel nicht guttun.“

Julian: „Ich würde mir wünschen, dass wir mit Tawatha und Oczipka in der Innenverteidigung bis zum Saisonende weiterspielen. Was das defensive Mittelfeld mit Mascarell und Gacinovic angeht, sehe ich dort derzeit aber auch keine Alternative. Stendera von Beginn an wäre für mich auch die falsche Option. Im Sturm würde ich eher Seferovic statt Hrgota sehen wollen, weil er mir gestern wieder sehr gut gefallen.“

Paul: „Barkok war gestern nicht im Spiel, jedoch würde ich Stendera nur bringen, wenn er wirklich richtig fit ist. Von Anfang an natürlich nicht. Im Sturm fände ich Seferovic statt Hrgota, genau wie Julian, eine gute Möglichkeit, da er immer eine große Kämpfermentalität aufweist. Gacinovic und Mascarell schaffen es nicht, das Spiel zu gestalten. Da gilt es, eine Lösung für die kommende Saison zu finden.“

Jasmin: „Ich kann mir Seferovic von Beginn an auch sehr gut vorstellen. Auch gerade nach dem Spiel gestern und im Hinblick auf seinen Kampfgeist. Er hat gestern endlich wieder symbolisiert, dass er Fußball spielen will und, dass es auch klappt, was er sich vorgenommen hat.“

Wie lautet eure Prognose für das Pokalspiel am Dienstag?

Paul: „Was den Ausgang des Spiels am Dienstag angeht, könnte ich mir eine Verlängerung gut vorstellen. Ich habe noch nie gegen meine Eintracht getippt, damit werde ich auch nicht anfangen. Wir kommen weiter. Meine Karten für Berlin sind bereits gebucht.“

Julian: „Ich glaube, wir haben eine Chance gegen Gladbach. Ich bin optimistisch, dass wir weiterkommen. Aber es kann durchaus auch erst in der Verlängerung entschieden werden.“

Jasmin: „Ich bin ebenso der Meinung, dass wir das Spiel für uns entscheiden werden. Jedoch glaube ich, dass es sich erst in der 80., 90. Minute oder in der Verlängerung entscheiden wird, die wir dann vielleicht sogar mit zwei Toren für uns entscheiden könnten.“