Am Ende genügt es für die Frankfurter Eintracht trotz einer 0:2-Niederlage bei der AS Rom für Platz fünf und damit den direkten Einzug in das Achtelfinale der Europa League. Wie ist also die Niederlage in der ewigen Stadt einzuordnen und was ist für die Hessen in diesem Wettbewerb noch möglich? Für die Offensive wurden die Frankfurter Verantwortlichen um Markus Krösche auf dem Transfermarkt tätig und reagierten mit der Verpflichtung von Elye Wahi auf den Marmoush-Abgang. Schafft es der 22-jährige Franzose, in die großen Fußstapfen seines Vorgängers zu treten und seiner Rolle gerecht zu werden? Oder sollte die SGE die Zeit nutzen und den Transfermarkt in den verbleibenden Stunden nach einer weiteren Offensivverstärkung sondieren, um ihre Saisonziele zu erreichen?
Darüber diskutierten die Teilnehmer im heutigen SGE4EVER.de-Fantalk.
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Der Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesliga-Wochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr auf SGE4EVER.de und im Laufe des Tages auch auf YouTube. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Online-Videokonferenz geführt werden, dabei.
An der heutigen Debatte nehmen SGE4EVER.de-Redakteur Emre Erdem und die beiden Eintracht-Fans Stefan Schnabel und Michael Schermeier teil. Die Moderation übernimmt SGE4EVER.de-Chefredakteur André Eichhorn.
These 1: „Dass die Eintracht sich eine solche Niederlage wie die gegen Rom ohne Probleme leisten kann, zeigt, welch starke Saison sie bisher spielt. Mit der bisher gezeigten Einstellung ist auch der ganz große Coup möglich.“
Emre: „Ja, das sehe ich auch so. Wir sind im Achtelfinale und da hätte einiges zusammenkommen müssen, dass die Eintracht in die Playoffs muss. Der Druck lag eher auf der römischen Seite und das hat man auch gemerkt. Ich denke, dass der Kopf schon bei Wolfsburg war. Das ist ein wichtigeres Spiel, als gegen die Roma und darum ist diese Niederlage eine, die am wenigsten weh tut. Das muss man abhaken und gegen Wolfsburg die nächsten drei Punkte holen. Vor allem nach dem Spiel gegen Hoffenheim, wo du kein gutes Spiel gemacht hast und wenigsten noch einen Punkt geholt hast. Jetzt ist es wichtig, dass du den Flow beibehältst und gegen Wolfsburg die drei Punkte holst.“
Michael: „Wenn man an die letzten Jahre zurückdenkt: Wir haben 37 Punkte und die hatten wir teilweise nicht am 34. Spieltag. Ich bin begeistert von der Eintracht, es läuft super und jetzt muss abgewartet werden, wie das ohne den Abgang läuft. Dass man gegen Rom nicht Vollgas gibt, das ist logisch, denn dann fehlt die letzte Spannung. Dann gewinnst du dieses Spiel einfach nicht.“
Stefan: „Kein Fußballer oder Sportler geht in ein Spiel, um zu verlieren, nicht gut zu spielen oder sich nicht zu präsentieren. Mir war schon als Mario Götze nicht aufgestellt wurde klar, dass er für Wolfsburg geschont wird. So war das auch bei anderen Spielern. Wir haben nicht mit schlechten Leuten gespielt. Jeder hatte die Chancen, sich zu präsentieren – auch über längere Zeit. Ich sehe das ähnlich wie Michael: Ich bin total begeistert. Wann hatten wir das letzte Mal das Gefühl, dran zu sein? Insgesamt bin ich sehr zufrieden, denn das ist eine der schönsten Saisons momentan.“
Emre: „Rom ist eine klasse Mannschaft: Hummels, Ndicka oder Namen wie Dybala. Das ist eine sehr gute Mannschaft. Natürlich musst du das Spiel anders angehen und ich bin auch mit einer anderen Erwartungshaltung herangegangen, aber das kann passieren. Rom und Lyon waren bockstarke Gegner und ich würde das nicht auf die Goldwaage legen. Ich denke, dass die Eintracht in der Europa League einen guten Job machen wird und wenn es darauf ankommt, wird sie da sein. Ich bewerte die Niederlage nicht so hoch.“
Michael: „Denk doch mal drüber nach: Vor zwei Wochen haben die Bayern auch das Champions League-Spiel verloren. Ich bin der Meinung, dass die Mannschaften in der europäischen Spitze so ausgeglichen sind, dass du verlierst, wenn du keine 100 Prozent gibst. Ich dachte mir:Wunderbar, sie halten mit und mal schauen, was dabei rauskommt. Vielleicht gibt das noch ein Unentschieden. Dann bekommen sie noch das Tor und es fehlt der Drive vorne draufzugehen. Warum? Wir haben ein Spiel in Wolfsburg, das ist viel wichtiger. Das ist in den Köpfen drin.“
Stefan: „Ich denke, jetzt können alle mit frischer Kraft gegen Wolfsburg spielen. Das wird ein Spiel sein, dass du gewinnen willst und musst. Natürlich hätten wir den Abstand noch weiter vergrößert nach hinten, wenn wir in Hoffenheim gewonnen hätten. Wir haben es aber immer noch in der Hand. Ich hatte nie das Gefühl, dass insgesamt etwas passiert. Das Spiel gegen Wolfsburg wird ein Kracher.“
These 2: „Die SGE steht am Scheideweg. Die Integration von Wahi und das Auffangen des Marmoush-Abgangs entscheiden über die ganze Saison.“
Michael: „Ja, das kann man so sagen. Ich kann mich erinnern, dass Krösche gesagt hat, dass der Erfolg vor dem Geld steht. Ich hätte den Marmoush nicht verkauft. Wir haben eine Riesenchance in die Champions League zu kommen und ganz oben mitzuspielen, den Fans auch richtig Spaß zu bereiten. Denke ich ein Jahr zurück, hatten wir bis Januar gefühlt 20 Unentschieden. Die Spiele, die man letztes Jahr dann verloren hat, wurden dieses Jahr gewonnen. Jetzt ist Marmoush weg. Nach wenigen Wochen spricht bei dem schnelllebigen Geschäft niemand mehr darüber. Ich kenne Wahi nicht und habe den Namen auch noch nie gehört. Ich habe ein Interview gesehen und er sieht fit aus. Er hat gesagt, er sei ein guter Stürmer und will das der Eintracht beweisen. Wie ich gehört habe, spielt er morgen nicht. Auch ein Marmoush hat gebraucht, bis er in Frankfurt angekommen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ihn einfach austauscht. Das kann dauern und auch in die Hose gehen. Wir wünschen uns natürlich wünschn, dass es alles passt, aber da steckst du nicht drin. Auch Uzun kann etwas werden, aber das braucht alles seine Zeit.“
Stefan: „Ich erwarte von Wahi, dass er einen guten Job macht. Er ist ein anderer Spielertyp als Marmoush. Dass ein Verein wie die Eintracht einem Spieler, der viel Integration gezeigt und Spaß gemacht hat, einen solchen Wechsel nicht verwehrt, auch weil die Kohle dann noch gestimmt hat. Es wäre fatal gewesen, ihn zu halten. Wenn wir uns überlegen, dass letztes Jahr noch eine andere Mannschaft aus England an ihm dran war und jetzt hat er seinen Traum wirklich erfüllt.“
Michael: „Und er verdient das Vielfache im Vergleich zu Frankfurt. Dass die Transferphase im Januar geöffnet hat, ist für mich Wettbewerbsverzerrung. Wenn die nur im Sommer auf wäre, wäre er nicht auf die Idee gekommen zu wechseln. Mitten in der Saison finde ich das schwierig.“
Emre: „Man sollte als Mannschaft die Chance haben, sich zu verstärken. Man kann darüber sprechen, dass die Zeitpunkte, an denen die Transferfenster schließen, nicht gleich sind und nicht fair sind. Grundsätzlich sollte man schon die Chance haben, nachjustieren zu können. Wahi wird entscheidend sein, aber auch seine Zeit brauchen. Er ist jung, kommt in eine neue Liga und in ein neues Land. Vielleicht schlägt er auch direkt ein, aber ich glaube das ist nicht die Erwartung. Ich sehe Ekitiké in der Verantwortung sich ins Rampenlicht zu schießen. Er möchte sicherlich im Rampenlicht stehen und das ist seine Chance. Irgendwann kommt dann auch noch Wahi ins Spiel und er kann die Rückrunde nutzen. In der neuen Saison werden die beiden dann harmonieren. Doch nicht nur das, sondern auch die Abwehr wird entscheidend sein. Es wirkt so, als hätte die Mannschaft bislang den Marmoush-Abgang kompensiert. Man hat gezeigt, dass man auch ohne ihn Tore schießen kann. Gegen Dortmund waren es zwei, auch gegen Hoffenheim und Ferencváros. Jetzt wird die Abwehr entscheidend, denn in Hoffenheim darfst du diese Tore nicht kassieren.“
Stefan: „Wir haben den Omar auch nach vorne gehoben. Hugo hat nicht viel weniger Treffer. Er braucht nun einen Mitspieler, der seine Tricks und Spielchen mitmacht und der auch im Kopf mitkommt. Seine Ideen waren auch in Rom da, doch keiner konnte seine Ideen mitgehen. Diese Harmonie, die die beiden hatten, ist noch nicht da. Aber das wird kommen. Wer das übernimmt, wird sich noch zeigen.“
Emre: „Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Eintracht einen Leistungsträger verliert. Wir haben die Büffelherde verloren und dann redete man von einem Abstiegskandidaten. Dann hat man eben André Silva geholt und er hat alles vergessen gemacht. Anschließend Borré oder Kolo Muani. Spieler kommen und gehen. Das ist kein neues Szenario und darauf hat sich auch Krösche vorbereitet. Ich sehe das gelassen.“
Michael: „Die Jungen sind immer schnelllebiger und es wird keinen Körbel mehr bei der SGE geben. Ich mag das nicht, aber so ist das nun mal. Auf dem Arbeitsplatz ist es dasselbe. Nur meine Welt ist es nicht.“
These 3: „Die Doppelbelastung sowie die Formtiefs von Chaibi und Matanovic zeigen: Der aktuelle Kader ist offensiv zu schwach besetzt, daher sollte sich die Eintracht auf dem Transfermarkt nach einer weiteren Offensivkraft umschauen.“
Stefan: „Da stehe ich zu 99,9 Prozent dahinter. Bei Chaibi frage ich mich oft, wieso er spielt. Am Donnerstag hat er wieder so lange gespielt und hat nichts gezeigt. Er war zwar da, aber irgendwie dann doch nicht. Die Körpersprache hat nicht zum Spiel und seiner Aufgabe gepasst. Ich will ihn nicht schlecht machen. Er ist ein guter Fußballspieler und erst 22 Jahre alt. Da muss aber noch etwas passieren. Zwischen erster und zweiter Liga ist dann doch ein großer Unterschied, wenn man sieht, wie Matanovic in der zweiten Liga eingeschlagen ist. Das System, das wir spielen, ist nicht auf Matanovic zugeschnitten. Er braucht Flanken, Flanken, Flanken! Ich schäme mich, wenn ich einen Eckball sehe oder eine Flanke, die eigentlich keine hätte werden sollen. Das ist schlimm. Wir haben keinen Filip Kositc mehr, der 100 Stück reinschlägt. Matanovic wäre als Abnehmer geeignet. Da ist zu sehen, dass wir noch einen brauchen, der Ekitiké und Wahi Druck macht.“
Emre: „In der Breite sind wir super aufgestellt. Was aber nicht sein darf, ist, dass du einen solchen Qualitätsverlust hast, wenn du einen Chaibi, Matanovic oder Nkunku reinbringst. Da spielst du gefühlt mit acht Mann. Das muss ich so deutlich sagen. Chaibi und Matanovic sind junge Spieler, die sicherlich Potenzial haben. Ich will ihnen ihre Bemühungen nicht absprechen, aber da sieht man, dass der Schritt zur Eintracht zu groß war. Was beiden gut tun würde, wäre noch einmal eine Leihe. Vielleicht in die die zweite Liga zu einem ambitionierten Zweitligaverein wie dem HSV, Köln oder Düsseldorf oder einer Mannschaft in der ersten Liga, die unten drinsteckt. Ein dritter Stürmer, der Impulse setzt, würde der Eintracht definitiv nicht schaden. Durch den Verkauf von Marmoush hast du dafür auch den finanziellen Spielraum.“
Michael: „Da stimme ich voll und ganz zu. In den 1980er-Jahren gab es mal einen Dieter Schatzschneider, der bei Hannover 96 in der zweiten Bundesliga über 40 Tore geschossen hat. Ein Jahr später in der ersten Bundesliga klappte überhaupt nichts mehr. Matanovic ist ein fantastischer Zweitligaspieler. Der kann bei Braunschweig oder Karlsruhe Tore schießen, aber zu Frankfurt passt er nicht. Er wirkt wie ein Fremdkörper. Er ist ein netter Kerl, aber für die erste Liga reicht es nicht. Wenn er mal eine Viertelstunde reinkommt, da kann er auch nicht viel beweisen.“
Stefan: „Wenn du solch ein kopfballstarker Spieler bist und bis jetzt nicht einen auf das Tor bringst.. Bei Chaibi frage ich mich, wieso er einen solchen Absturz hingelegt hat. Ist etwas passiert? Es ist seltsam.“
Emre: „Ich habe das Gefühl, dass es mit dem Afrika-Cup zusammenhängt. Davor hat er performed. Seit dem Afrika-Cup geht es bergab. Mein Gefühl ist, dass es ein mentales Problem ist, denn kicken kann er. Als er gegen Heidenheim eingewechselt wurde und das Tor gemacht hat, war das ein Moment wo du dir dachtest „Du kannst es doch!“ Das konnte er aber nicht öfter zeigen. Das ist eine mentale Sache bei ihm. Die Fähigkeiten würde ich ihm niemals absprechen.“
Stefan: „Beim Thema Afrika-Cup fällt mir Skhiri ein, wie auch der zurückgekommen ist. Das kann schon damit zusammenhängen.“
Tipps gegen Wolfsburg:
Emre: „Gegen Wolfsburg haben wir uns oft schwergetan. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe, indem ich die Eintracht leicht favorisiert sehe. Es wird knapp, aber ich denke, es wird ein 2:1.“
Michael: „Die werden Vollgas geben. Du musst ein solches Spiel gewinnen: 3:0.“
Stefan: „Es wird mit einem 4:1 enden.“
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