Finanzvorstand Oliver Frankenbach hofft auf einen Europa-League-Einzug.
Finanzvorstand Oliver Frankenbach hofft auf einen Europa-League-Einzug.

Als Marketingvorstand Axel Hellmann im September 2015 gefragt wurde, ob die Frankfurter Eintracht ein schlafender Riese sei, der geweckt werden müsse, huschte ein verschmitztes Grinsen über die Lippen des Juristen. Negieren wollte er dies nicht, allerdings verwies der 45-Jährige sofort auf die komplizierten Stadion- und Vermarktungsverträge. Die Kernaussage war und ist eindeutig: Bis 2020 laufen die Vereinbarungen. Solange sind keine großen finanziellen Sprünge möglich. Mit einer Summe von geschätzt neun Millionen Euro müssen die Hessen für ihr Stadion so viel Geld bezahlen, wie kein anderer Klub in der Bundesliga, ferner partizipieren sie kaum von den Cateringeinnahmen. Die Folge: Der Etat muss knapp gehalten werden, darf die aktuell angestrebte 39-Millionen-Euro-Grenze nicht übersteigen.

Erst die erhofften Erfolge bei der Neuaushandlung der Verträge könnten den Verein tatsächlich nach vorne bringen. Intern wird ab Juni 2020 mit einer Entlastung gerechnet, durch die rund zehn Millionen Euro mehr Geld in den Kader gesteckt werden könnte. Finanzvorstand Oliver Frankenbach geht ab diesem Zeitpunkt gegenüber dem „Finance Magazin“ ganz konkret von höheren Einnahmen und geringeren Kosten aus: „Unter dem Strich wird uns das um viele Millionen Euro im Jahr besser stellen.“ Rund dreieinhalb Jahre müssen bis dahin noch überbrückt werden.

Ein vorläufiges Lösungsmodell wäre der Verkauf von Genussscheinen. Die sportlich positive Entwicklung hat den Klub deutlich attraktiver werden lassen, allerdings wollen die Verantwortlichen noch bis zum Sommer abwarten und nicht überstürzt handeln. Im Zentrum dieser Gedankengänge steht dabei vor allem die Stärkung des Eigenkapitalpolsters. Derzeit ist dieses 12,2 Millionen Euro dick – und wird dann schmelzen, sobald der Bau der neuen Geschäftsstelle beginnt. Von den 25 bis 30 Millionen Euro, die hierfür anfallen sollen, müssen die Hessen „rund 25 Prozent aus Eigenmitteln beisteuern“, wie Frankenbach vorrechnet. Diese sechs bis neun Millionen Euro sind aus dem Spielbetrieb nur schwer zu erwirtschaften, wenn zugleich die Qualität der Mannschaft darunter nicht leiden soll. Sprich: Das Geld aus möglichen Transfers soll in das Team und weniger in die Infrastruktur gesteckt werden.

Eine große Hilfe in Richtung Mehreinnahmen ist der positive sportliche Weg, den die Eintracht aktuell unter Trainer Niko Kovac geht. Die Teilnahme an der Europa League, die nicht mehr im Bereich der Utopie anzusiedeln ist, könnte vor der Saison nicht einkalkuliertes Geld in die Kasse spülen. „Der wirtschaftliche Hebel einer Europa-League-Qualifikation wäre enorm“, gibt Frankenbach zu. Der positive Nebeneffekt: Die Qualifikation für den europäischen Wettbewerb hätte zufolge, dass womöglich der FC Augsburg und  der SV Werder Bremen in der TV-Geld-Tabelle überholt werden würden. Der bereits für die vergangene Saison angepeilte Sprung von Rang zwölf auf zehn in diesem Ranking wäre somit vollbracht, sodass dieser Umsatzposten dank des neuen TV-Vertrags von rund 34 Millionen Euro auf bis zu 50 Millionen Euro ansteigen könnte.

Und dann spielt der Eintracht auch das bislang erfolgreiche Abschneiden im DFB-Pokal in die Karten. Sollte gegen Hannover 96 der Sprung ins Viertelfinale gelingen, würde dies rund 1,5 Millionen Euro an Zusatzeinnahmen einbringen, während die Kosten nicht weiter steigen. Obwohl in dieser Saison deutlich mehr Prämien als geplant ausgezahlt wurden, „sieht es aktuell danach aus, dass wir unsere Etatplanung einhalten.“

Je erfolgreicher das Team spielt, desto wertvoller wird auch das Tafelsilber im Verein. Marco Fabián – Leistungsträger in der Hinserie – konnte seinen Marktwert steigern, Offensivmann Mijat Gacinovic (auch wenn der Spieler an ein dubioses Vertragswerk gebunden ist) ebenfalls. Selbst die vor der Spielzeit im Fan-Umfeld abgeschriebenen Bastian Oczipka und Timothy Chandler konnten mit spürbaren Leistungssteigerungen auf sich aufmerksam machen. Ferner stehen mit den Talenten Aymen Barkok und Max Besuschkow hoffnungsvolle Rohdiamanten im Kader. Torhüter Lukas Hradecky und Abwehrspieler David Abraham dürfen in dieser Rechnung ebenfalls nicht vergessen werden, genauso wenig wie Stürmer Branimir Hrgota, der bereits drei Treffer erzielte. Sollte es nötig sein, könnten im Sommer weitere Millionen erwirtschaftet werden, denn: „Transfererlöse gehören inzwischen zum Geschäftsmodell von Eintracht Frankfurt.“ Womöglich ist es dem Sportvorstand Fredi Bobic in Zusammenarbeit mit Sportdirektor Bruno Hübner, Trainer Kovac und den Vorstandskollegen Hellmann und Frankenbach gelungen, ein Mittel zu finden, wie sich der Riese Eintracht Frankfurt konstant erfolgreich auf den Beinen hält und nicht mehr in den Tiefschlaf zurückfällt.

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17 Kommentare

  1. Wenn ich lese, dass „Transfererlöse gehören inzwischen zum Geschäftsmodell von Eintracht Frankfurt.“, dann bitte den Vertrag von Heinz Lindner verlängern. Ich weiß nicht, ob wir Lukas im Sommer halten können und der Ösi hat es in Leipzig und auf Schalke gut gemacht.

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  2. Würde hätte könnte zählt alles nicht. Ich sehe uns weder (sicher!) weiter im DFB Pokal, noch in der EL.
    EuroLeague auf gar keinen Fall. Da werden wir noch zu viele Punkte lassen. DFB gegen Hannover kann klappen. Wird aber auch n enges Spiel.

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  3. Ja, es macht richtig Spaß zu träumen.

    Und endlich gibt es bald auch wieder ein Heimspiel!

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  4. Wir sollten uns ersteinmal darauf konzentrieren die 40 Punkte voll zu machen…..
    Alles andere kommt dann von allein. Sicher ist der internationale Wettbewerb eine lukrative Sache,
    aber erst so richtig in der „fetten“ CL, und die wäre für uns min. eine Nummer zu groß.
    Deshalb soll die Mannschaft ersteinmal Fakten schaffen (40 Pkt.) bevor wir hier alle Luftschlösser bauen.
    DA muß auch erst besiegt werden dann halten wir den 3. Platz am kommenden Spieltag.
    Forza Eintracht!!!

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  5. @4 Stimme dir komplett zu, dass erstmal die 40 Punkte geknackt werden müssen.
    Allerdings kann ich die Aussage zur CL nicht nachvollziehen. Wir sind letzte Saison fast abgestiegen, das vergessen wohl einige hier gerne aufgrund der aktuellen Tabellensituation. Deshalb wäre die EL schon ein Traum. International vertreten zu sein wäre bei der Suche nach einem neuen Hauptsponsor mehr als lukrativ. Dazu kommt der Mehrwert für die Fans, wenn man zB an Bordeaux zurückdenkt. Außerdem gibts ja auch in der EL gutes Geld, was wir aufgrund der vielen Leihspieler und des anstehenden Neubaus mehr als gut gebrauchen können.

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  6. Wo träumt Oliver Frankenbach eigentlich…? Suche immer noch die Passagen dafür… Und das man jetzt vielleicht intern mal über die 40-Punkte-Marke hinausschaut erwarte ich jetzt auch!! Das darf gar nicht mehr Ziel sein, wenn man 32 Zähler nach 18 Spielen hat. Gerne nach außen so verkaufen, aber intern muss eigentlich schon der Zettel mit der 50 an der Wand hängen.

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  7. @4 warum ist die CL eine Nr zu groß wenn wir uns dafür qualifizieren sollten? Wenn ich Mannschaften wie Apoel Nikosia sehe die wir im eigenen Stadion mit 3:0 besiegt haben kann ich die Aussage nicht nachvollziehen. Außerdem ist das ja auch vollkommen egal wie wir in der CL abschneiden würden, die Kohle allein für die Teilnahme würde ich gerne mitnehmen auch wenn es erstmal nur ein Traum ist. Wenn wir von der EL träumen, können wir das auch von der CL. Träumen ist erlaubt.

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  8. @7 das sehe ich auch so. Falls man die CL erreichen sollte, was wirklich arg optimistisch ist, sollte man sich einfach nur ein Loch in den Bauch freuen, drei geile Heimspiel mitnehmen und die Kohle einsacken! Diese 40 Pkt glaubt doch kein Mensch mehr, vor allem wenn man sich die letzten drei Mannschaften anschaut. Wer will den da noch min.17 Pkt holen? Man sollte probieren so gut wie möglich abzuschneiden, wofür es am Ende reichen wird, werden wir sehen!

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  9. GrabbiGrabbi: Platz 6 ist jetzt ein sehr realistisches Ziel. Zudem nächste Rund DFB-Pokal. Mit Losglück Halbfinale. Voraussetzung: wir haben kein Verletzungspech, da Kader arg dünn zur Zeit. Platz 6 sollte aber jetzt auf alle Fälle machbar sein.

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  10. Humbug,Unsinn
    Europaleague ist auf alle fälle drin,auch cl quali.
    wenn wir die 40 punkte schnell erreichen wäre es gelogen nicht zu zu geben das wir die cl erreichen könnten .
    mein Tipp platz 3-5 am ende .

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  11. dfb pokal halbfinale bis zum Pokal Sieger je nach Auslosung.spielen wir zwei mal daheim bis zum 1/2 finale,dürfen wir für berlin planen(doppelt :-D) 😀

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  12. EL ist auf jedenfall drin, CL ebenfalls- wenn ich das hier so lese, werden wieder alte Diva-Verhaltensmuster zu Tage gefördert…
    Natürlich würde ich beides sofort unterschreiben und träumen darf man, aber ganz ehrlich, wir haben ne super Hinrunde gespielt und das Glück somit auch erzwungen.
    Es waren trotzdem auch immer wieder knappe Spiel dabei, die auch leicht mal in die andere Seite kippen können und auch mal werden – beispielsweise gegen LEV(verschossener Elfer etc.)
    Desweiteren sind Vereine wie LEV, Gladbach, Hoffenheim, BVB, und dann ggf. auch Berlin und Schalke, Vereine die vorne rein drängen wollen/werden…

    Versteht mich nicht falsch, ich würde sehr gern wieder international dabei sein, aber wir müssen uns sehr schön sehr strecken um solche eine Serie noch mal zu bestätigen, gerade bei Verletzungen wie Fabian und möglichen Abgängen wie Huszti.

    Deshalb, wirklich erstmal die 40 voll machen, dann hoffen das wir ähnlich stark in die Rückrunde starten um weiterhin den Flow in der Mannschaft zu haben. Dann Hannover schlagen, was ein hartes Stück Arbeit werden wird! Und hoffentlich bald konkurenzfähige Businessdeals abschließen um neben dem Platz auch Gelder generieren zu können.

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  13. Es ist schön , das Beiträge mit folgenden Sätze beginnen. „Erstmal 40 Punkte….“ Hätte, wäre, könnte….“, Auf keinen Fall …..“ denn diese Beiträge kann ich getrost links liegen lassen.
    Die Realität haben sich geändert. Punkt. Und sie werden auch so bleiben. Dafür ist man Fan mit einer Vereinsbrille. Ende.

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  14. @seppiro: Es hat, finde ich, wenig mit Divazügen zu tun, wenn ich sage, dass ich erwarte, dass intern die Ziele höher gesteckt werden. Und einmal Hand aufs Herz: Würdest du nach dem Verlauf noch vion einer Topsaison sprechen, wenn sie 9. oder 10. werden? Wenn ich mir vornehme, einen Marathonlauf in 4 Stunden zu absolvieren, nach 2 Stunden aber schon 20 Minuten unter der kalkulierten Zeit bin, dann kann ich doch zum Schluss auch nicht mehr so richtig jubeln, wenn nur 4 Std werden.

    Ich glaube einfach, dass es eine Typsache ist, wie jeder persönlich mit dem Erfolg umgeht. Aber das Team wirkt auch jetzt noch so brutal gefestigt und die vielen Eindrücke, die ich durch den Besuch der Einheiten gewinnen konnte, verstärkt mein Vertrauen in Trainerteam und Mannschaft.

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  15. @seppiro: Und gegen Darmstadt wurden 3 Punkte verschenkt. DIe anderen drängen oben rein.Aber wenn ich sehe wie Schalke gegen uns und Dortmund gegen Mainz gespielt haben, sind das keine übermächtigen Gegner. Leverkusen ist an guten Tagen eine Aufgabe, aber sie haben genug schlechte Tage. Gladbach, Hoffenheim und Berlin sind auch nicht besser als wir. Nach 18 Spieltagen kann man schon sagen ,die Tabelle lügt nicht. Ja,40 Punkte sind das erste Ziel. Aber dann geht es weiter. Und wenn wir Platz 3 halten, ist das finanziell und sportlich so wichtig.Daher bin ich ein realistischer Träumer der 40 Punkte will und auf die CL hofft.

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  16. @Chris – (Marathon) – es sei denn man hätte sich übernommen und ist dann froh im Ziel zu sein 🙂

    Weiß schon was Du meinst, klar strebt man dann irgendwann nach mehr. Ich kann jetzt nur für mich sprechen, wenn man Ende Europa rauskommt (Euro League), dann freue ich mich riesig, ABER ich freue mich generell an dieser Saison riesig, auch wenn wir am Ende 8er oder 9er werden. Wir spielen halt die gesamte Saison am absoluten Limit und gewinnen häufig im richtigen Moment (Du hast es mal richtig gesagt -> Momentum ist auf unserer Seite) und das kann so bleiben, aber es kann auch mal andere Phasen geben…wir werden sehen.
    NIchts desto trotz sieht es momentan wirklich gut aus und sollten wir gegen die Lilien gewinnen, dann ist ein weiterer Schritt gemacht.

    Generell was das Them „schlafender Riese angeht sowie Wachstum/Mehreinnahmen“ so wurde es ja die Tage schonmal angerissen und ich finde es klasse, dass (gerade Du) dieses Thema auch immer mal wieder ansprichst, da es eben in den heutigen (Fußball-) Zeiten elementar wichtig ist. Denn die Mannschaften, die finanziell gut darstellen, haben nachhaltig (Ausreisser durch gute Arbeit sind immer möglich) einen Vorteil gegenüber den Mannschaften, die das nicht machen und daher ist es neben dem kurzfristigen sportlichen Erfolg (in meinen Augen Klassenerhalt dieses Jahr – kommendes Jahr mal sehen – und alles was mehr ist, ist super, aber Bonus) das Ziel, finanziell zu wachsen um mittelfristig (nachhaltig) etwas aufzubauen, von Leihspielern weg zu kommen, Werte zu generieren, etc…

    Das geht wie beschrieben i.W. über:

    CL Quali -> das erreichen wir glaube ich nicht (aber wer weiß schon 🙂 ). Bayern, Leipzig, Dortmund landen sicher vor uns. Hoffenheim und auch Hertha sind stärker besetzt als wir und ich denke, dass mindestens einer vor uns landen wird, d.h. CL geht dieses Jahr nicht und die nächsten Jahre wird es auch nicht leicht.

    Euro Quali -> Sind niedrigere Einnahmen als CL (deutlich), aber es sind Mehreinnahmen und das ist dieses Jahr möglich. Wir halten uns bislang stabil da oben und zwar über einen recht langen Zeitraum. Wir sind keine Mannschaft die nicht ernstgenommen (weil unterschätzt) wird, sondern die Gegner wissen um unsere Stärken (spielen also 100 %) und trotzdem setzen wir uns oft durch. Können wir das bis zum Ende halten, dann wird es möglicherweise ein Euro Platz und da könnten wir tatsächlich einiges einnehmen.

    Stadion Geschichte (oben beschrieben) -> Ist natürlich blöd, dass der SGE da offenbar noch 3,5 Jahre die Hände gebunden sind. Man hat leider auch nicht wirkliche Druckmittel in der Hand, sonst könnte man da mit der Stadt verhandeln…das muss man jetzt einfach so schlucken und sehen, dass man die Einnahmen anderweitig steigern kann.

    Sponsoring -> denke nach dieser (guten) Saison hat die Eintracht andere Möglichkeiten auslaufende Sponsoring Verträge neu zu verhandeln. Da dürften die Karten besser sei um mehr herauszuholen. Zudem wird man eventuell für neue Sponsoren attraktiver. Auch hier ist etwas drinnen.

    Verkaufserlöse (also operatives Geschäft -> in meinen Augen der wichtigste Gereicht, da man nirgends so schnell wachsen kann wie hier). Hier ist man nicht von anderen abhängig, sondern hier kommt es nur auf die eigene „gute Arbeit“ an. Scortet man gut, hat man eine gute Jugendarbeit, dann bekommt man Spieler günstig/umsonst. Hat man einen guten Trainer (Kovac ist so einer), dann kann man diese Spieler entwickeln und dann irgendwann teuer verkaufen, um sie im Anschluss wieder günstig zu ersetzen. Andere Vereine haben dies vorgemacht und daran sollten wir uns orientieren. Denn das ist ein gutes, weil nachhaltiges Konzept.

    Es bleibt spannend um die SGE, mal schauen wie die Saison weiterverläuft und wie die Planungen darüber hinaus sind.

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