Viel Zeit zum Durchatmen hat Elias Baum nach einer intensiven Saison nicht. Noch vor ein paar Tagen kämpfte er mit seinem Leihverein SV Elversberg in der Relegation zur ersten Bundesliga, jetzt liegt sein voller Fokus auf der anstehenden U21-Europameisterschaft. Komplett verdaut hat das 19-Jährige Eigengewächs der Frankfurter Eintracht den knapp verpassten Aufstieg gegen Heidenheim aber noch nicht: „Vielleicht ist das gar nicht so schlecht, dass ich kaum Pause hatte. In dem Moment war es wirklich sehr bitter und schwer zu verkraften“, erklärt Baum im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“. „Da hilft es, hier bei der U21 direkt eine neue Herausforderung zu haben. Eine willkommene Ablenkung. Dann komme ich gar nicht erst dazu, alles zu sehr zu durchdenken. Ich bleibe im Flow. Ich hatte, glaube ich, einen Tag Pause – das reicht mir auch völlig. Ich spüre da keine Probleme, was die Kraft oder die mentale Energie betrifft. Im Gegenteil, ich finde es gut, in meinem Rhythmus zu bleiben.“ Trotz des nicht vergoldeten Abschluss in Elversberg blickt der gebürtige Frankfurter auf eine Bilderbuch-Leihe zurück. Etwas, womit der Rechtsverteidiger selbst anfangs gar nicht unbedingt gerechnet hatte. „Ich wurde direkt voll integriert, konnte mich in der Vorbereitung mit guten Leistungen empfehlen – und war dann in der Saison fester Bestandteil der Mannschaft. Dass ich tatsächlich 37 Spiele gemacht habe, hat mich selbst ein wenig überrascht.“ Baum verpasste als absolut gesetzter Stammspieler das ganze Jahr nur ein Pflichtspiel und steuerte drei Treffer und acht Vorlagen bei. Starke Offensivwerte für einen eigentlich defensiven Außenbahnspieler. „Wir haben uns während der Saison auf den dritten Platz gespielt – trotz mancher Rückschläge. Auch unter Bedingungen, die in Elversberg nicht mit denen anderer Zweitligisten vergleichbar sind, haben wir konstant unsere Leistung gebracht. Wir hatten vielleicht nicht die individuell stärkste Mannschaft, aber eine unglaubliche Gemeinschaft. Diese Erfahrung hat mich geprägt.“ Als Belohnung folgte die Einladung zur U21 vor der EM in der Slowakei: „Als Ziel haben wir ausgegeben: Wir wollen nach Bratislava. Ob dann schon zum Halbfinale oder Finale, je nach Turnierverlauf, werden wir sehen. Ich habe mir gar nicht so viel vorgenommen. Mein Ziel war, gut anzukommen – das hat geklappt“, berichtet ein unbeschwerter Baum. „Für mich zählt dann in jedem Training: Vollgas geben. Natürlich wäre es schön, wenn ich am Ende im EM-Kader stehe. Aber egal, ob auf dem Platz oder daneben: Ich möchte meinen Beitrag für die Mannschaft leisten.“
Königsklasse? „Traue ich mir zu“
Zum Start der Vorbereitung wird der 19-Jährige schließlich zur SGE zurückkehren. Am Main durchlief Baum seit 2015 alle Jugendmannschaften und sammelte hier auch in der Saison 2023/24 erste Erfahrungen in der Profimannschaft. Schon jetzt wird klar, dass der U21-Nationalspieler mit einem gesunden Selbstvertrauen zurückkehrt. „Ich habe viel gelernt in diesem Jahr und viele Erfahrungen gesammelt. Natürlich ist der Schritt zur Eintracht ein großer, besonders wenn man bedenkt, dass der Verein jetzt in der Champions League spielt. Aber ich bin überzeugt, dass ich mich in Frankfurt individuell weiterentwickeln kann. Ich freue mich auf den Konkurrenzkampf – und will möglichst viele Einsätze bekommen.“ Bei der Eintracht ist man ohnehin vom Potenzial des Rechtsverteidigers überzeugt. Sportvorstand Markus Krösche betonte immer wieder, dass man ab Sommer mit Baum plane, auch ein Gespräch mit Cheftrainer Dino Toppmöller soll Eindruck hinterlassen haben. „Das war ein gutes Zeichen für mich. Auch die anderen Verantwortlichen haben mit mir sehr gute Gespräche geführt. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass man mir vertraut – dass ich nicht sofort wieder außen vor bin, wenn es mal nicht läuft. Sie haben gesehen, was ich in der Saison geleistet habe, und wollen mit mir arbeiten – an meinen Stärken und Schwächen. Das Vertrauen spüre ich. Und deshalb ist es der richtige Schritt, zurückzukehren.“ Nichtsdestotrotz ist der Sprung aus der zweiten in die erste Bundesliga und die Champions League ein unheimlich großer. Baum zeigt sich aber auch hier kämpferisch: „Das traue ich mir zu.“
Fan und Anwärter im Konkurrenzkampf
Die saarländische Gemeinde Spiesen-Elversberg ist rund 140 Kilometer Luftlinie von Frankfurt entfernt. Trotz dieser Entfernung hat Baum natürlich die abgelaufene Spielzeit der SGE genauestens verfolgt. „Ich habe die Spiele meistens zu Hause geschaut, gegen Saisonende war ich gegen Heidenheim und gegen St. Pauli im Stadion. Es hat Spaß gemacht, zuzusehen. Man sieht, welche individuelle Qualität jeder einzelne Spieler hat. Aber es war auch eine Saison der Mentalität – das hat sich beim Kampf um Platz vier gezeigt. Für mich war es natürlich umso schöner: Ich komme jetzt in eine Champions-League-Mannschaft. Als Fan freut man sich da doppelt.“ Dass der Konkurrenzkampf auf seiner Position hart umkämpft sein wird, ist ihm klar. Mit Spielern wie einem Rasmus Kristensen, Nnamdi Collins und möglicherweise auch einem Ansgar Knauff haben mehrere Akteure Anspruch angemeldet. Ein Umstand, der Baum aber keine großen Bauchschmerzen bereitet: „Klar, das wird eine Umstellung. In Elversberg hatte ich keinen direkten Eins-zu-eins-Konkurrenzkampf. Aber ich freue mich darauf. Die Jungs haben in der vergangenen Saison starke Leistungen gezeigt – das muss man neidlos anerkennen. Aber genau daran will ich wachsen. Ich möchte mich täglich neu fordern. Das bringt mich weiter. Ich gehe mit offenem Visier in diesen Konkurrenzkampf und will mich durchsetzen“, gibt sich der 19-Jährige selbstbewusst. „Ich bin 2015 zur Eintracht gekommen – damals ging es um den Klassenerhalt. Wenn man sieht, was sich seither entwickelt hat: einfach beeindruckend. Diese Entwicklung ist das Werk vieler – der Fans, der Spieler, des gesamten Umfelds. Ich freue mich sehr darauf, Teil davon zu sein.“ Am siebten und achten Juli startet die Frankfurter Eintracht mit den Leistungstests in die Vorbereitungen auf die Spielzeit 2025/26. Elias Baum wird erst später dazustoßen, je nachdem wie lange er mit der Nationalmannschaft unterwegs sein wird. Klar ist, dass die SGE mit ihm einen weiteren spannenden Spieler im Kader haben wird, der zudem ein Eigengewächs ist. „Hoffentlich geht es weiter steil bergauf. Ich kenne die offiziellen Ziele noch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es wieder um die Champions-League-Qualifikation geht. Und natürlich will man in der Champions League so weit wie möglich kommen. Auch im DFB-Pokal ist sicher wieder das Ziel, so weit wie es geht zu kommen. Der Anspruch ist definitiv gewachsen.“
9 Kommentare
Bin sehr gespannt auf Baum, das war wohl die ideale Leihe.
Bellingham will wohl zum BvB. Macht nix, Maggus wird andere Jobes finden, indeed...
Moin moin, nettes Interview… die Aussage man ist bereit für die CL ist aber eher pfeifen im Wald für jemanden der ja bislang keine 40 Spiele in Liga 2 absolvierte. Ich denke den Satz sollte er noch mal überdenken…. Hab ihn nun etliche Male spielen sehen, der Junge macht’s recht gut, aber da kommen nun halt demnächst mal Kaliber ganz anderer Kategorie auf ihn zu… da fehlt zumindest in den Aussagen die Realität…. Wie gesagt, er ist ein guter, aber da ist noch viel, viel Luft nach oben und er wird sich in allen Belangen bessern müssen. Das wird hart… Ich drücke dem Jungen die Daumen, es wäre klasse ein richtiges Eigengewächs zu etablieren…auf geht’s, Elias.
Wieso genau sollte er die Aussage überdenken? Habe dazu kein logisches Argument in deinem Kommentar gefunden.
Sehe ich auch so, hat ja nicht gesagt er ist besser als Alle die da rumlaufen
Ich kann es kaum erwarten Elias bei der Saisonvorbereitung und dann in einem ersten Pflichtspiel zu erleben.
Warum sollte er nicht sofort zünden, die Anlagen hat er jedenfalls in meinen Augen, schauen wir mal, die anderen kochen auch nur mit Wasser.
Es gab und gibt genügend Beispiele wo Spieler relativ schnell in höheren Klassen bis zur CL funktionieren.
@—)3&4 ich habe nicht geschrieben, dass er gesagt hat er ist besser als Alle die da rumlaufen sondern habe geschrieben er solle die Aussage noch mal überdenken, dass er bereit ist für die CL !
Diese Aussage ist für mich weit hergeholt für einen der keine 40 Spiele in der zweiten Liga bislang gemacht hat aber nun mit 19 bereit für die CL ist.
Das empfinde ich einfach als vermessen, denn etliche gestandene Bundesliga Spieler haben noch nicht ein mal cl gespielt. Da stehe ich auch zu, dass ich sage dass ich das einfach vermessen empfinde. Wir fangen mal an das Talent auf die Piste zu bringen und fangen mal mit kleinen Brötchen backen an.
Ich weiß nicht welch logischeres Argument nun für ein wenig mehr Demut vor dem Wettbewerb der Wettbewerbe steht…
So ein Quatsch, die Zitate werden auch aus dem Zusammenhang gerissen. Wenn du in einem Interview gefragt wirst, ob du dich bereit für die Champions League fühlst, sagst du da etwas "Nein"?? Man kann auch alles schlecht reden. Er hat eine ganze Saison verletzungsfrei Stamm gespielt 98% der Spielzeit gemacht und war an vielen, wichtigen Toren, wie bereit soll er denn noch sein?!? Soll man etwas erst dann mental bereit für die Champions League sein, wenn man bereits viele Saisons auf höchstem Niveau gespielt hat?!? Was ist denn dann mit dem alten Ronaldo, mit Jamine Yamal und Désiré Doué?? Was ist mit Thomas Müller?? Die sind alle sofort durchgestartet, viele Spieler haben sogar ihre Prime in den ganz jungen Jahren, wenn sie noch richtig spritzig und leichtfüßig sind, bevor die schweren Verletzungen kommen, danach werden sie vielleicht taktisch noch klüger wie Matthäus, aber schweben nicht mehr so über den Platz, dass es jedes Mal eine Augenweide ist und geradezu übermenschlich wirkt. Jobe Bellingham kommt auch aus der zweiten Liga , darf der etwa nicht mit Selbstbewusstsein in die Saison starten? Wenn man nicht den Glaube daran hat, dass etwas klappen kann, dann kann es nicht klappen, genau deswegen! Der Glaube daran, dass etwas klappen kann, ist die absolute Grundvoraussetzung für absolut jede Unternehmung, egal was und wo im Leben. Man kann einem auch aus allem einen Strick drehen, echt eh...es wäre vollkommen bescheuert, dem jetzt den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Das ist eh so ein Unding, wenn einer selbstbewusst wie Nnamdi Collins an die Sache heran geht und bereits zur Winterpause sagt "Platz 3 lassen wir uns jetzt nicht mehr nehmen", dann gibt es bereits wieder Leute, die das schlecht reden. Und jetzt haben sie das alle wieder vergessen. Er hat Wort gehalten, sie haben es geschafft und das eben insbesondere wegen den Spielern, die mit so einer positiven "Challenge accepted"-Mentalität heran gegen und nicht hadern und heulend im Kammerlein hocken wegen all dem Druck (verstärkt durch dicke Sesselfurzer, die ihre Unzufriedenheit mit ihrem Leben an anderen heraus lassen). Es ist niemals arrogant oder abgehoben, zu wissen, was man kann und sich auf seine Aufgabe zu freuen!
Wenn einer mit Demut an die Situation ran geht, dann wird ihm anders herum unterstellt, dass es ihm an der Einstellung mangelt. Genau du, handkaes, bist es ja oft, der anderen vorwirft, sie wären zu kritisch, durchaus zu Recht, aber oft viel zu sehr von oben herab, dass die Leute zu kritisch sind.
Hier ein sehr gutes Interview dazu mit dem durchaus hoch veranlagten Deniz Undav darüber, wie einen übermäßige Fan-Kritik runterzieht:
https://www.transfermarkt.de/undav-auf-einmal-war-doner-essen-ein-problem-quot-10-scorer-weniger-als-in-vorsaison/view/news/454901
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Das sollten sich einige Leute, die aus irgendwelchen Gründen immer unsere Spieler schlecht reden, mal richtig auf der Zunge zergehen lassen. Anstatt alles schlecht zu reden und die Spieler noch zusätzlich zu demotivieren, sollte man sich auf das zu konzentrieren und darauf aufbauen, wo der Spieler schon gut war und was funktioniert, besonders nach langen Phasen ohne Spielzeit, nach Verletzungen oder wenn ein Spieler gerade nur Kurzeinsätze kriegt. Wenn du deinem Kind sagst "schaffst du sowieso nicht", "das kannst du nicht", "lehn dich ja nicht so weit aus'm Fenster", dann traurves sich gar nichts mehr und dann wird nie was besonderes aus ihm.
Wenn ich mir das durchlese, was Elias Baum so erzählt, dann merke ich, der brennt richtig für die Sache, der ist richtig "on fire", der liebt die Eintracht, der erfüllt sich gerade seinen größten Traum, sehr überzeugend in den Profifußball bei der Eintracht in die erste Mannschaft aufzusteigen und ausgerechnet in dem Jahr qualifiziert sich "seine" Eintracht für die Champions League, das ist doch eine Geschichte wie aus dem Märchen. Elias Baum ist unser heiliger Auserwählter, der die Romantik zurück ins Waldstadion bringt und so soll er auch empfangen werden, wer weiß, wie weit ihn diese Welle tragen kann. Jeder Satz von ihm ist macht mir Lust auf mehr, der hat die Fähigkeiten und das nötige Selbstbewusstsein, um auf der großen Bühne bestehen zu können. Das wird er wird es allen zeigen.
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