Es waren merkwürdige Wochen für Eintracht-Neuzugang Michael Zetterer. Erst die aufkommenden Gerüchte über einen Wechsel nach Frankfurt, dann das letzte Spiel für Ex-Klub Werder Bremen und nachfolgend sein erstes Pflichtspiel im Adlerdress. Ausgerechnet gegen, wie sollte es auch anders kommen, seine ehemaligen Kollegen von der Weser. Im Podcast „Eintracht vom Main“ gab der Torhüter Einblicke in diese Zeit: „Die letzten Wochen waren eine emotionale Achterbahnfahrt. Paar Wochen vor dem Wechsel habe ich noch mein erstes Kind bekommen. Auch mit dem Hin und Her, ob ich wechsle oder nicht. Ich wollte mich dann mit einem guten sportlichen Bild beim Spiel gegen Bielefeld verabschieden.“ Das klappte bekanntlich nicht ganz: Die Norddeutschen verloren mit 0:1 und schieden aus dem Pokal aus. Ebenfalls endete das Wiedersehen mit Zetterer für sie nicht gut. Mit 4:1 gewannen die Hessen das erste Spiel der neuen Bundesliga-Saison.
Zetterer besuchte seine Ex-Kollegen noch am Abend vor dem Spiel in Frankfurt. Eine besondere Situation, die sich dann auch vor und nach dem Spiel zeigte. Die Gästefans aus Bremen zeigten ihrem ehemaligen Schlussmann mit einem Banner ihre Dankbarkeit. Vor und während des Spiels versuchte „Zetti“, wie ihn seine Mitspieler nennen, die Emotionen auszublenden. „Ich habe eine Reaktion bewusst auf nach dem Spiel verschoben. Wenn man jetzt drüber spricht oder ich die Bilder sehe, habe ich Gänsehaut. Als Sportler hat man es nicht so oft, dass man so wertschätzend gehen darf. Dann geht man in einem für Bremen schwierigen Transfersommer als Leistungsträger. Umso mehr hat es mich gefreut, was die Fans da gemacht haben“, sagte der 30-Jährige.
Über Kollege Santos: „Nehme unser Miteinander total positiv wahr“
Im Vorhinein diskutierten Viele im Umfeld über die Aussichten auf Spielzeit für den neuen Frankfurter Rückhalt. Mit Kaua Santos hat der Verein noch ein riesiges Talent in den eigenen Reihen, das durch möglichst viel Spielzeit gefördert werden soll. Klar war, dass der Ex-Bremer und -Unterhachinger am Anfang der Saison einige Spiele machen wird, weil Santos sich in der Schlussphase der letzten Spielzeit das Kreuzband riss. Nun steht sein Comeback bevor, der Brasilianer ist wieder einsatzfähig. Unlängst betonte Sportvorstand Markus Krösche aber, dass die Torhüter sich die Rolle als Nummer 1 durch Leistung verdienen müssen: „Es ist keine automatische Konsequenz, dass Kaua sofort ins Tor zurückkehrt. Bei uns gilt das Leistungsprinzip – auch für das Tor.“
Das scheinen beide verinnerlicht zu haben und einen gesunden Konkurrenzkampf zu führen, wie Zetterer verriet: „Ich nehme unser Miteinander total positiv wahr. Ich habe mich vorher informiert, weil ich keine Lust hatte hierher zu kommen und dann hier einen zu haben, wo es zwischenmenschlich nicht passt. Es bringt nichts, sich zu bekriegen. Als Torwart spielt eben immer nur einer.“ Es sei nur förderlich, wenn man sich gegenseitig zu Bestleistungen pushen würde. Insgesamt sei der gebürtige Münchner offen von seinen neuen Kollegen empfangen worden. Im Training merke man direkt die vorhandene Qualität, wenn es darum geht, taktische Vorgaben umzusetzen.
Stimmung im Waldstadion als Wechselgrund
Am Ende seien mehrere Faktoren ausschlaggebend für seine Entscheidung pro Wechsel gewesen: positive Gespräche mit den Verantwortlichen, die aufgezeigte Vision und der Aspekt mit seiner Familie in Deutschland bleiben zu können. Immerhin ist erst vor wenigen Wochen seine Tochter geboren worden. Zudem sei auch die Stimmung im Waldstadion ein Argument gewesen: „Auswärtsspiele waren immer der Wahnsinn hier. Es war immer eins der geilsten, vielleicht sogar das geilste Auswärtsspiel. Das hat mich schon gepackt. Es ist jetzt bei Heimspielen geil, das richtige Trikot zu tragen.“
Das Torwartspiel des 65-fachen Bundesligaprofis lebt auch von seinen fußballerischen Fähigkeiten. Er kann das Spiel seines Teams von hinten aufbauen. Er liebe es „zu zocken“ und ist durchaus bereit ein gewisses Risiko einzugehen. „Wartet man länger mit dem Zuspiel, geht vielleicht noch ein Passfenster auf. Das macht es auch für die Jungs vor mir leichter und die Aktion geht zielgerichteter in Richtung gegnerisches Tor. Da muss man dann auch mal das Risiko nehmen. Natürlich mit Sinn und Verstand“, erklärte der Keeper, der Oliver Kahn und Manuel Neuer zu seinen Vorbildern zählt. Zusammen mit seinem Coach Jan Zimmermann hat Zetterer einen klaren Plan, was er in seinem Spiel noch optimieren will. Das Torwarttraining sei hart, es gehe oft um Details.
Vorfreude auf Königsklasse in Frankfurt
Dass der ehemalige deutsche Juniorennationalspieler überhaupt nochmal den Schritt zu einem Champions League-Verein machen kann, war nicht immer klar. „Ich war schonmal ganz weit weg vom Traum Bundesliga. Natürlich wegen der ganzen Handverletzungen. Man weiß nicht, ob es nochmal wird und es hat mich zurückgeworfen. Die Hand war zweimal akut gebrochen und beim dritten Mal hat sich eine Pseudoarthrose gebildet. Das ist für einen Torhüter nicht so geil“, blickte er auf seine Verletzungen aus den Jahren 2015 und 2016 zurück. Erst 2022 feierte Zetterer dann sein Debüt in der Bundesliga. Vorher ging er per Leihe Umwege über Austria Klagenfurt und PEC Zwolle. Dieser lange Weg habe ihn reifen lassen. Er habe positive und negative Seiten des Geschäfts Profifußball gesehen und habe heute einen gesunden Blick auf die Dinge, reflektierte der Neuzugang.
Umso vorfreudiger zeigte sich der beidfüßige Spieler auf die kommenden Aufgaben im Herzen Europas: „Die Vorfreude auf das erste Champions League-Spiel mit der SGE ist enorm. Es ist auf Vereinsebene als Spieler das absolut Größte. Dann noch für einen Verein wie Eintracht Frankfurt und noch in einem Heimspiel. Die Vorfreude könnte nicht größer sein.“ Wer dann am ersten Spieltag der Königsklassen-Ligaphase zu Hause gegen Galatasaray Istanbul im Kasten der SGE stehen wird, Zetterer oder Santos, muss sich noch zeigen.






9 Kommentare
Er scheint sich wirklich mit uns zu identifizieren und hat Bock auf den Verein, finde ich super
Den Eindruck habe ich auch und es spricht auch nichts dagegen, wenn der Torwart und seine Spielweise auch auf den Gegner und die Ausrichtung der Mannschaft immer angepasst/gewechselt wird. Das ist bei keinem Verein üblich, aber warum nicht mal neue Wege gehen!
Mal kurz etwas anderes. Wir haben etwas über 150.000 Mitglieder. 50.000 Karten sind ca. schon weg. Dann konnte man heute ab 14:00 Restkarten erwerben. Um Punkt 14:00 Uhr waren 96.237 Personen vor mir in der Warteschlange. Hatten heute alle Mitglieder frei? Das kommt mir schon irgendwie komisch vor. Hat einer von euch vielleicht eine Erklärung?
Ich werde das als hervorragendes Zeichen, wenn wir hier im Forum anfangen wie die Sprachpolizisten aufzutreten. Das Ganze hier läuft ehrenamtlich, da kann man doch ein paar Fehler verzeihen und ob das ne Übungsleiter oder sonst wie heißt, ist doch wirklich völlig egal. Es zeigt, dass wir wirklich im Moment kaum Sorgen und Probleme bei der Eintracht haben - also sehe sich das doch ganz positiv.
OT: Geht bei euch Eintracht TV um die Frauen zu schauen ?
Sehr sympathischer Typ, dazu bisher tadellos gehalten. Und dafür, dass er kurz vorher ein Kind bekommen hat, hat er sich auch wieder ordentlich in Form gebracht.
Läuft bei mir ohne Probleme
Top Keeper + Top Typ !!! Zetti und Eintracht das passt super :-)
So sehr ich Kevin „geliebt“ habe und vom plötzlichen Abgang irgendwie schockiert war, bin ich jetzt mit dem Tausch und der Perspektive für Kaua echt zufrieden. Und Zetti ist 100 % der Richtige dafür. Ich würde ihm jetzt erstmal noch zwei oder drei Spiele wünschen.
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