Boateng beruhigt das Spiel seiner Mannschaft und gibt die Richtung vor.

Sechser, Zehner, Stürmer, Leader und Ziehvater. Knapp vier Monate ist Kevin-Prince Boateng in Frankfurt und hat schon einige Rollen inne (gehabt). Der 30-Jährige ist nach kurzer Zeit Dreh- und Angelpunkt eines neuformierten Teams und ein Mann der klaren Worte. Aus dem letzten Heimspiel möchte er vor allem die Reaktion in Halbzeit Zwei mitnehmen: „Wir müssen uns daran hochziehen, dass es eine Reaktion gab, dass die Mannschaft lebt. Sie will.“

Boateng liebt „Tiki-Taka“ – Hoffnung auf Mascarell und Fabian

Ein erfahrener Routiniert wie Kevin-Prince Boateng weiß natürlich auch um das aktuelle Manko: „Der Trainer weiß es, die Mannschaft weiß es. Wir wissen, dass es unsere Schwäche ist. Wir sind keine Mannschaft, die achtzig Prozent Ballbesitz hat in jedem Spiel. Wir haben andere Stärken, die wir sehr gut ausspielen. Das Ballhalten müssen wir noch verbessern.“  Von heute auf morgen werde die Mannschaft aber nicht zur Übermannschaft in Puncto Ballbesitz: „Es gibt nur einen Pep Guardiola auf der ganzen Welt und einen FC Barcelona. Der Rest macht das so ein bisschen nach. Aber keiner hat das so perfekt drauf.“

Natürlich liebe Boateng es den Ball zu haben, „deshalb spiele ich auch auf der Sechs. Ich bin ein Spieler, der es mag, den Ball zu halten und das Tiki-Taka.“ Aber auch er befinde sich auf der neuen, alten Position in einem Lernprozess. Hoffnung machen ihm zwei Rekonvaleszenten, die in der Rückrunde wieder für mehr Ballsicherheit sorgen sollen: „Mascarell und Fabian werden uns dabei hoffentlich sehr bald helfen. Die beiden haben eine sehr hohe fußballerische Qualität.“ Dann hoffe man in der zweiten Halbserie den Ball wieder länger in den eigenen Reihen zu halten, „damit die Fans auch zufrieden sind und es alles super aussieht“, wie er mit einem Lächeln zu Protokoll gibt. Das Ganze ist selbstverständlich auch nicht ganz uneigennützig, wie er zugibt: „Ich habe Omar schon gesagt, ich freu mich, wenn er endlich mal wieder kommt. Dann kann ich vielleicht ein bisschen weiter vorne spielen.“ 

Gefahrenpotenzial Riesenkader – Extraschichten für Boateng

Unabhängig von der Position auf dem Spielfeld, nimmt er als Führungspersönlichkeit immer mehr eine wichtige Rolle ein. In Sachen Teamgeist sieht der ehemalige Dortmunder die Mannschaft gut aufgestellt: „Ich bin erst ein paar Monaten hier, aber ich kann sagen, dass die Mannschaft wirklich zusammen hält. Jeder probiert dem anderen zu helfen.“ Ein Geben und Nehmen wie er deutlich macht: „Ich weiß, dass die Mannschaft auch für mich da ist, wenn irgendwann mal die Tage kommen, wo ich sie brauche.“ Denn es werde nicht immer alles so rosig sein wie aktuell: „Es werden auch Tage kommen, wo es ungemütlich wird.“ Einen potenziellen Gefahrenherd sieht er jetzt schon: „Es ist kompliziert so viele Spieler zu haben. Und jetzt sind fast alle fit. Dann sind viele nicht im Kader. Dann kann es auch mal ganz schnell passieren, dass es auch mal knallt.“ Die Problematik gebe es zwar derzeit noch nicht, „denn jeder probiert den anderen zu unterstützen und freut sich, wenn er dabei ist. Wenn er nicht dabei ist, dann weiß er, dass er härter arbeiten muss.“ Aber langfristig sieht er seinen Trainer vor großen Aufgaben: „Bei so vielen Spielern, die wir haben, ist es nicht einfach, so ein positives Feedback über das ganze Jahr zu haben. Das wird schwierig.“

Boateng muss sich um seinen Stammplatz sicherlich keine Sorgen machen. Obwohl er aktuell noch Extraschichten klotzen muss, wie der Trainer fordert: „Einen Tag die Woche trainiere ich individuell, um die Grundlagenausdauert so nah wie möglich an die 100 Prozent zu kommen.“ Laufen, Fahrradfahren, Krafttraining. „Das was Spaß macht eben“, schwingt eine gehörige Portion Sarkasmus bei Boateng mit. Von nichts kommt nichts. So ist es auch beim gesamten Team. Und doch möchte der ehemalige Schalker die Messlatte nicht zu hoch hängen: „Ich denke, wir werden auch nach der Saison nicht bei 100 Prozent sein. Wir haben so viele neue Spieler, die alle in ihren Vereinen ein anderes System gespielt haben.“ Das Trainerteam gibt zwar sein Bestes, um die Mannschaft „auf die 100 Prozent zu bringen.“ Aber das sei ein schwieriges Unterfangen, weshalb man schon mit weniger mehr als zufrieden sein könne: „Wenn wir auf 80, 90 Prozent kommen, dann ist das schon ein riesiges Erfolgserlebnis. Und wenn wir das Spiel, diese Linie, die wir gehen, konstant halten können.“

Kovac und Boateng unisono – Wiedersehen mit der ähnlichen Ex

Der 19-Jährige Kevin-Prince Boateng für die Hertha im Duell mit dem damals 23-Jährigen „Fußballgott“ Alex Meier.

Konstanz ist das altbekannte Stichwort, was der Eintracht immer wieder zu größeren Erfolgen fehlte. Von denen möchte auch Boateng, wie sein Coach, aktuell noch nichts wissen: „Ich freue mich, dass die Spieler Träume haben und das offen sagen. Wir wissen aber auch, dass man von viel reden nicht dahin kommt“, klingt er wie ein Double seines Trainers. Dennoch seien die Spieler auch bereit für ihre Ziele zu arbeiten, wie er anmerken muss. Er selbst sei nicht nach Frankfurt gekommen, um Träume zu schüren, die nicht erreichbar sind, „aber natürlich gucken wir auch nach oben. Das ist ganz klar.“ Nach der Serie von sechs ungeschlagenen Spielen habe man Blut geleckt: „Es ist schön, dass man da oben mit dran ist.“ Aber man wisse eben, wie eng es zu geht und „dass es ganz schnell nach unten geht.“ Tabellenplätze interessieren den ehemaligen ghanaischen Nationalspieler nicht: „Am Ende will ich so hoch wie möglich stehen und so konstant wie möglich mit der Mannschaft Fußball spielen.“

Das Ziel führt Boateng in der nächsten Etappe in seine alte Heimat. Am Sonntag geht es nach Berlin (15:30 Uhr) gegen seine Ex, die Hertha. Für ihn und seine Familie ein besonderes Spiel. In dem Stadion, in der er auch sein erstes Bundesligaspiel absolviert hat: „Das werde ich nie vergessen.“ Ebenso wie sein Chef, Niko Kovac, stammt Boateng aus Berlin und ist bei der Hertha groß geworden. Die beiden verbindet sogar eine gemeinsame Zeit bei der alten Dame. Der Trainer des Gegners, Pal Dardai, war früher gar Konkurrenz des heutigen SGE-Trainers: „Das wird auch spannend. Dardai und Niko. Das wird lustig, die haben damals auch die gleiche Position gespielt“, sieht Boateng Potenzial für ein brisantes Aufeinandertreffen. Bei der Hertha erkennt er einige Parallelen zum eigenen Team: „Die sind so ein bisschen wie wir, eklig zu bespielen. Die stehen gut, laufen viel, hauen mal dazwischen.“ Mit Ibisevic und Kalou haben die Berliner auch zwei Spieler in ihren Reihen, die Spiele allein entscheiden können „und als Mannschaft funktionieren sie auch. Ähnlich wie bei uns. Aber ich denke, wir haben ein bisschen mehr Qualität in den eigenen Reihen.“ Der Mann der klaren Worte gibt aber die Marschrichtung, nahezu identisch wie bei seiner Präsentation, vor: „Hinfahren, drei Punkte holen, wieder nach Hause kommen.“ Das Wichtigste sei hinten die Null zu halten, „wenn wir das schaffen und unser Spiel spielen, denke ich, dass wir gewinnen werden.“

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13 Kommentare

  1. Kleine Einstimmung zum Thema Berlin und Standards allgemein:

    Hertha Spitze, Köln erneut Letzter: So viele Tore schießt dein BL-Verein nach Standards via @OnefootballDE. Hier kannst du ihn lesen:

    https://1.ftb.al/zNTc/1aoEtHvwuI

    Ansonsten kann ich mich nur dem ersten Kommentar anschließen. Besser gewinnen als Sprüche klopfen. 🙂

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  2. Hinfahren, leidenschaftlichen Fußball spielen, kämpfen und mit einer gewissen Endspiel-Mentalität auftreten und hoffentlich die resolutere Mannschaft nach 90+Minuten sein, die Punkte mit heim nimmt.
    Das würde ich mir jedenfalls für das Spiel wünschen.
    ForzaSGE

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  3. Hertha hat mit Ibesevic, Leckie, Kalou und Selke excellente Angreifer. Hoffe das Kovac vor allem ein Augenmerk auf Ibesevic setzt. Dem seine Formkurve zeigt nach oben.

    Aber egal wie es aus geht. Entweder war der Gegner schlecht und wir haben nur mit Glück Punkte geholt, da wir ja laut vielen Kommentatoren eh schlechter sind. Oder wir haben gegen einen schlechten Gegner verloren weil wir unter Kovac die falsche Taktik gewählt haben oder Kovac falsch trainieren lässt oder oder oder….

    Ich werde dem wie immer widersprechen.

    Hertha hat in den letzten 4 Heimspielen nicht verloren. Darunter Bayern München und Leverkusen. Es wäre für mich eine positive Überraschung wenn wir einen Punkt holen.

    Aber gefühlsmässig sehe ich das wie @3: Gebt alles, dann holen wir auch was.

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  4. Also wenn wir verlieren, dann höchst wahrscheinlich durch eine gegnerische Standardsituation. Zu mindest ist das statistisch gesehen, die höchste Wahrscheinlichkeit, da Hertha BSC Berlin das relativ gut beherrscht und offensichtlich auch trainiert/ einstudiert. 🙂

    Keine Frage Hertha ist eine absolute Topmannschaft. Ein Unentschieden wäre ein Riesenerfolg und natürlich ein wichtiger Punkt um die Klasse zu halten.

    Achja möchte noch anmerken, dass Hertha keine Laufkundschaft ist und wir auch das Quäntchen Glück brauchen. 🙂

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  5. Wie manche hier schreiben müsste man denken wir hätten nur 2 Punkte und wären abgeschlagen letzter. Aber es haben tatsächlich noch 9 andere Mannschaften geschafft noch schlechter als wir zu spielen. Und das die Mannschaften vor uns wie Dortmund Hoffenheim Augsburg und Schalke erfolgreichen traumfußball spielen kann ich auch nicht sehen. Selbst bei Bayern läuft es nicht wirklich rund wenn auch auf einem anderen Niveau als bei uns 🙂

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  6. Zu @5
    Ja und Plattenhardt und macht schon seit Jahren Traumtore aus Standardsituationen.

    Bei uns gab es vor vielen Jahren auch mal so einen der das konnte: Nickel.

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  7. Auf jeden Fall wird es im Kühlschrank Olympia-Stadion ein Grottenkick.

    Das Mascarell zum Tiki-Taka beitragen soll, halte ich für ein Gerücht. Ball erkämpfen ist sein Job und dann wird es schon schwierig für ihn, den Ball über 3 m zum Mitspieler zu bringen.

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  8. @Grantler

    Genau so denke ich auch darüber, nur geschrieben habe ich das nicht. Der Spielaufbau ist auch nicht seine Stärke. Ganz nebenbei hast Du dich mit Deinem Kommentar dem Bashing schuldig gemacht. Und weil ich Dir recht gebe, werde ich wohl auch wieder einmal schuldig gesprochen. 🙂

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  9. Boateng ist der Typ, der selbstbewusst in eine Disco geht,
    um sich das schönste Mädchen zu schnappen.
    Gefällt mir.
    Finde ich besser, als sich in der dritten Reihe an der Bar
    anzustellen und abzuwarten, was passieren wird.
    Wenn wir gewinnen, kann Kovac immer noch zur Demut
    mahnen und wenn nicht, gehts eben mit voller Power ins
    nächste Spiel.

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  10. @ 8 + 9

    wow. Also ich denke gerade das Gegenteil ist der Fall, aber gut. Vielleicht habe ich keine Ahnung von Fussball.

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  11. @8+9

    Die 6er Pos. hat 2 wesentliche Aufgaben, lapidar gesagt , ( Gegen den Ball ) den Spielaufbau des Gegners zu verhindern oder so schwer wie möglich zu machen und bei eigenem Ballbesitz den Spielaufbau mit zu gestalten. Beide Aufgaben hat OM in der letzten Saison mit Bravur erledigt und zählte nicht nur deswegen zu den Besten 6ern der Liga. TSG H. wäre sicher nicht hinter ihm her gewesen, würde er den Merkmalen von (8 + 9 ) bestätigen.

    Er ist wie auch MF als 8er , wie KPB besagt defintiv ein Hoffnungsträger für die Rückrunde , wenn es um die Spielgestaltung geht. Warum er hier nun dermassen kritisiert wird mir ein Rätsel…

    Ich freue mich auf jeden Fall , wenn er endlich wieder auf dem Platz ist…er fehlt uns DEFINITIV!

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