Gibt es bald schon keinen Grund mehr zum lamentieren? DFB plant Einführung des Videobeweises.
Gibt es bald schon keinen Grund mehr zum lamentieren? DFB plant Einführung des Videobeweises.

Gibt es die große Revolution im Fußball? Bekommen die Schiedsrichter in diesem Spiel, welches immer schneller und dadurch undurchschaubarer für das menschliche Auge geworden ist, die nötigen technischen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt? Im Gespräch bei Sky90 gab es gestern eine große Überraschung: Herbert Fandel, Chef der Unparteiischen, verschließt sich dem Videobeweis nicht mehr. „Nachdem es einige Entscheidungen gegeben hat, die durch den Videobeweis hätten geklärt werden können, meine ich, dass wir an der Spitze dieser Entwicklung stehen sollten„, fordert Fandel ganz konkret.

Zum Umdenken führte das Handtor des Hannoveraners Leon Andreasen gegen den 1. FC Köln. Der Siegtreffer war klar irregulär – wie alle im Stadion sahen. Alle? Nein, fast alle – das Schiedsrichtergespann erkannte das Tor fälschlicherweise an. „Die Szene in Köln mit dem Handtor von Andreasen und der öffentliche Umgang mit unseren Schiedsrichtern danach war für mich der Schlüssel. Das tut unseren Schiedsrichtern nicht gut. Sie sind eigentlich erste Klasse.“ Bedauerlicherweise häuften sich die gravierenden Fehlentscheidungen in den vergangenen Wochen. Es gab beispielsweise Elfmeter, die keine waren – dafür blieben strafstoßwürdige Vergehen ungeahndet.

Armin Veh nimmt die Schiedsrichter in Schutz: "Das Spiel ist immer schneller geworden."
Armin Veh nimmt die Schiedsrichter in Schutz: „Das Spiel ist immer schneller geworden.“

Auch die Eintracht musste am Wochenende gegen die TSG Hoffenheim mit einer solchen Fehlentscheidung leben. Makoto Hasebe wurde im Strafraum der Kraichgauer klar von den Beinen geholt – der Pfiff von Knut Kircher aber blieb aus. Freilich war es schwer zu sehen – der Videobeweis aber hätte schnelle Abhilfe geleistet, ohne das viel Zeit vergangen wäre – ein wichtiges Argument für Fandel: „Der Videoschiedsrichter muss ein Assistent sein, der dem Schiedsrichter zuarbeitet. Aus meiner Erfahrung dauert es etwa elf Sekunden, bis man eine Szene per Video bewertet hat.“ Ob diese Einschätzung realistisch ist, wird sich in der Realität dann noch zeigen. Fakt ist – die Zeit, die durch endlose Diskussionen verstreicht, könnte gespart werden. Ein kurzer Kontakt mit dem fünften Mann, der nach Ansicht verschiedener Zeitlupen schnell entscheiden könnte und die Szene wäre zügig – und vor allem richtig – entschieden.

Der Videobeweis, findet auch Eintracht-Coach Armin Veh, könnte den Unparteiischen helfen. „Das Spiel wird einfach immer schneller“, nimmt der Trainer die Gilde in Schutz. Auch Lothar Matthäus, der am Sonntag ebenfalls in der Gesprächsrunde von Sky90 saß, hält die Einführung dieses technischen Hilfsmittels für alternativlos: „Es ist in den letzten Jahren viel passiert, das man mit einem Videobeweis hätte lösen können. Trotz eines Videobeweises würde es trotzdem weiter Diskussionen geben. Selten ist etwas so klar wie das Handtor von Andreasen oder das Abseitstor von Wolfsburg.“ Wenigstens könnten diese klaren Fehlentscheidungen beseitigt werden. Jetzt müsse sich nur noch die FIFA bewegen. Der DFB jedenfalls werde nicht blockieren – und somit auch den Wunsch von 55% der SGE4EVER.de-User, die damals an der Umfrage zu disem Thema teilnahmen, erfüllen. Und auch die 36 Bundesligavereine stimmten mehrheitlich zu – 75% sagten bei einer Sky-Umfrage ja zum Videobeweis. Es ist tatsächlich Zeit für die nächste große Revolution im Fußball.

- Werbung -

12 Kommentare

  1. wie herr Metzelder in einem interview nach einem unserer spiele gesagt hat :“ wir brauchen nicht die kamera auf das tor, die entscheidenen situationen passieren vor der torlinie, da muss eine kamera hin.“ so ähnlich hat er sich ausgedrückt. und recht hat er, was nützt mir die torlinien technik wenn haufenweise elfmeter nicht gegeben oder abseits tore am band fallen…eben da muss ne kamera her, und einem zitat von lahm zufolge sagte er: …wie stellen sie sich das vor, man kann ja nicht alle 5 sekunden abpfeifen und nach dem video schauen“…das ist kinder denken, es passieren ja nicht alle 5 sekunden entscheidene situationen in denen man das video anhalten müsse. Spielentscheidene situationen heißt das zauberwort, und die hat man ja wohl kaum alle 5 sekunden wie vom lahm kritisiert, ich denke die bayern werden es verfluchen eine torkamere im 16er zu installieren, denn dan ists vorbei mit den geschenkten toren 😀
    cu

    0
    0
  2. An der Spitze dieser Bewegung, sagt Fandel? 2014 schon wollten Holland, England, Rettig von der DFL und sogar Sepp Blatter den Videobeweis haben. Holland hatte da schon testeeise 24 Erstligaspiele mit Videoschiri getestet und für gut befunden. Fandel hatte bisher aber immer abgeblockt. Und die Torlinientechnik hat der DFB auch erst eingeführt, nachdem Fifa und Uefa wichtige Wettbewerbe umgestellt hatte.
    Das kommt mir vor wie die Diskussion und die Einführung um Elektroautos, da steht Deutschland ja lt. unserer Regierung und unserer Autohersteller ja auch „an der Spitze der Bewegung“, aber eigentlich will man sie nicht haben und forciert die Entwicklung nicht, sondern versucht die marktgerechte Einführung hinauszuzögern.

    0
    0
  3. Auf jeden Fall muss es gelbe und rote Karten hageln, wenn Spieler für jeden Mist den Videobeweis einfordern. Dies darf einzig und alleine eine Sache zwischen den Schiedsrichtern sein. Allerdings sehe ich jetzt schon den Aufschrei, wenn die Schiedsrichter sich sicher sind, das Spiel weiterlaufen lassen und das Video beweist später das Gegenteil. Denke wir werden dann von Nachspielzeiten von 10 bis 15 Minuten sprechen, oder das ganze zählt zum Spiel, dann wird die effektive Spielzeit nochmals leiden und ein Spiel dauert dann im Zweifelsfall nur noch 75 Minuten. Was Jemand wie hoch heutzutage die effektive Spielzeit ist?

    0
    0
  4. @4
    Nettospielzeit in der Bundesliga war 2013 durchschnittlich 57 min (lt. SPORTBILD).
    Du hast recht, wenn Spieler dann Videobeweis ausnutzen sollten/könnten, muss es Karten und empfindluche Strafen regnen

    0
    0
  5. es kommt drauf an, wie man das ganze zeug umsetzt. wenn abseits gepfiffen wird und der spieler nicht im abseits war hilft das ganze ja auch wenig. das kann wirkilch nur auf relativ wenige entscheidene szenen zutreffen. zb. elfmeter oder nicht. und selbst dann gibt es ja noch eine sehr hübsche grauzone. ich bin mal gespannt.

    0
    0
  6. @4 Ich denke nicht, dass es Aufgabe der Spieler sein wird, den Videobeweis für einzelne Szenen zu fordern. 3 Time-outs pro Spiel, die der Trainer nehmen darf wenn das Spiel ohnehin unterbrochen ist, sind vollkommen auseichend. Ich denke auch nicht, dass sich dadurch die effektive Spielzeit verkürzt. In unserem Spiel gegen Hoffenheim gab es z.B. soweit ich zurückdenken kann ohnehin nur 2 Szenen (der Elfmeter und das unberechtigte Abseits). So lange wie Hasebe am Boden lag – da wäre das längst ausgewertet gewesen und der Elfer versenkt worden…
    Die Torlinientechnik ist totaler Mumpitz . Wenn man die 2x pro Saison braucht ists schon viel. Der Videobeweis kann diese komplett ersetzen und legt den Focus auf die wirklich wichtigen Szenen. Schön, dass auch Fandel das einsieht. Das Spiel wird, wie beschrieben immer schneller, es geht um zu viel Geld und auch um persönliche Schicksale der Schiedsrichter, deren Karriere durch 2-3 entscheidende Fehlpfiffe sich auch ganz schnell negativ entwickeln kann, was sie auch privat angreifbar macht und für die Psyche auch nicht ganz so leicht zu verarbeiten ist (denkt zurück an den Kollegen Rafati…)

    0
    0
  7. wie gesagt, ich bin gespannt. was sich dadurch aber prima ändern könnte ist, dass man nicht mehr auf schwalben hineinfallen muss. gepiffen ist und wenn man dann sieht, dass es doch nix war kann man einfach gelb und abstoß geben.

    0
    0
  8. Ich denke persönlich, dass man den Videobeweis ganz realistisch einschätzen muss. Er wird nicht verhindern können, dass es weiter Fehlentscheidungen gibt – so wird bei einer getroffenen Abseitsentscheidung, wie in der 42. Minute bei Stefan Aigner, auch ein Videobeweis nicht weiterhelfen. Die Szene ist schon unterbrochen und alle hören auf, sobald die Fahne nach oben schnellt.

    Eine andere Situation bietet allerdings die erste Abseitsentscheidung, die getroffen wurde, als er nach Kopfballverlängerung einnickte. Sagen wir mal hier geht die Fahne hoch und es war kein Abseits – dann kann kurz geschaut werden – man sieht, dass es kein Abseits ist – und entscheidet auf Tor. Hier wurde kein Spielfluß und nichts unterbrochen und alle haben 100%ige Klarheit – und die Schiedsrichter wurden entlastet.

    Oder bei der Situation mit Makoto Hasebe – das Spiel war unterbrochen, der Spieler liegt verletzt am Boden – Kircher fragt nach – Assistent hat 4 Zeitlupen, sieht, dass es Foul war – Hasebe wird rausgetragen und behandelt und der Elfmeter in Ruhe ausgeführt. Kein Zeitverlust, aber eine richtige Entscheidung.

    Natürlich gibt es die Grenzfälle – und hier würde ich nach dem Motto „in dubio pro reo“ handeln. Wenn man sich unschlüssig ist, ob es ein Foul war oder nicht – dann gibt es keinen Elfmeter! Beim Angreifer bzgl. Abseits gilt weiterhin – im Zweifel für den Angreifer. Ich denke, man würde den Schiedsrichtern damit das Leben ungemein erleichtern – und hätte trotzdem am nächsten Tag genug Themen, über die diskutiert werden kann!

    0
    0
  9. @christopher: die wird es sicher immer geben. es gibt einfach zuviele 50:50 entscheidungen die so oder so ausgelegt werden könnten 😉

    0
    0
  10. Man könnte überlegen die Uhr bei jeder Unterbrechung anzuhalten und damit auch keine Spielzeit mehr gewähren.
    In vielem anderen Sportarten. Handball, Eishockey hat es sich bewährt.
    Falls der Videobeweis kommen sollte, ist es denk ich unausweichlich die Uhr anzuhalten.

    Gegen hoffenheim waren 2 klare Fehlentscheidungen gegen uns. Klar sowas kostet Punkte und im Endeffekt auch viel Geld womöglich, aber die Eintracht hatte daruber hinaus genug Chancen ein torchen zu erzielen.

    0
    0
  11. Freunde, den „Videobeweis“ haben wir doch schon längst.
    Bei sky werden wir doch sofort mit mehreren Zeitlupen informiert.
    Auch viele Zuschauer im Stadion schauen sofort auf ihre Smartphones mit den
    Live Streams und wissen was los ist. Das gilt auch für viele Trainerbänke.
    Das heißt, in den meisten Fällen sind alle bereits perfekt informiert,
    während die Schiedsrichter noch auf dem Platz mit aufgebrachten Spielern diskutieren.
    Das Schlimme daran ist, dass in 90 % aller Fälle sofort klar ist, was wirklich passiert ist.
    Die einzigen Ahnungslosen sind die vier armen Schweine auf dem Platz und an der
    Seitenlinie und bleiben bei ihrer Fehlentscheidung.
    Ich finde dieser Zustand ist nur noch ärgerlich und hat nichts mit Romantik zu tun.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -