Moppes Petz (Mitte) war beim einzigen Sieg der Eintracht in Mainz dabei - als Torhüter des FSV.
Moppes Petz (Mitte) war beim einzigen Sieg der Eintracht in Mainz dabei – als Torhüter des FSV.

Die rasante Entwicklung des Profi-Fußballs in den vergangenen Jahren hin zu einem Millionengeschäft und einem weltweit gefragten Boom-Produkt wird immer dann so richtig spürbar, wenn der Blick zurück geht auf die Spiele in Zeiten vor dem Pay-TV und den modernen Top-Arenen. Der einzige Sieg der Frankfurter Eintracht beim kommenden Gegner, FSV Mainz 05, datiert beispielsweise vom 26. Oktober 1986. Es war seinerzeit die 2. Runde des DFB-Pokals in einer Saison, die aus Frankfurter Sicht wenig erfolgreich verlief und gemessen an heutigen Maßstäben absolut unwirklich erscheint.

Die Eintracht ging mit Trainer-Legende Dietrich Weise in die Bundesliga-Serie und verpflichtete in der Sommerpause mit Reinhold Jessl unter anderem einen Stürmer aus der Landesliga (!). Jessl war dort stets Top-Torjäger mit einem Schnitt zwischen 20 und 30 erzielten Treffern. Grund genug für die Verantwortlichen der Eintracht, 28.000 DM in die Sturmhoffnung zu investieren. In der Vorbereitung wusste Jessl dann auch zu überzeugen und kam von allen Eintracht-Profis auf die meisten Tore. Der Sprung vom Amateurbereich mit zwei Trainingseinheiten pro Woche hin zu den Profis, die ein ähnliches Pensum an einem Tag absolvierten, er schien dem Angreifer auf Anhieb zu glücken. „Billig-Bomber“, titelte die BILD. „Bulle von der Bundespost“, nannte ihn die Abendpost. Der Grund: Jessl war vor seinem Engagement bei der Eintracht als Beamter bei der Post angestellt und ließ sich für seinen Traum vom Profi-Fußball zunächst von seinem Dienst beurlauben.

Das Märchen vom Postangestellten, der in der Fußball-Bundesliga durchstartet, sollte sich am Ende für Jessl nicht erfüllen. Er kam lediglich auf einen Bundesliga-Treffer und erlebte im Trikot der SGE auch nur eine echte Sternstunde. Im DFB-Pokalspiel beim FSV Mainz 05 erzielte der ehemalige Landesliga-Torjäger als Joker den 1:0-Siegtreffer in der Verlängerung. Im Kasten der Mainzer stand damals der heutige Frankfurter Torwartrainer Manfred „Moppes“ Petz. „Es ist schon ärgerlich, wenn man durch ein solch saudummes Tor rausfliegt“, ärgerte sich der Keeper nach der Partie. In der 98. Spielminute brachte Frankfurts Smolarek einen Eckstoß gefährlich in den Strafraum, Petz verschätzte sich und „Der Bulle von der Bundespost“ netzte zum Endstand ein. „Das Tor war ganz klar ein Fehler von mir“, machte Petz sich im Nachhinein dafür verantwortlich, dass die Mainzer die große Pokal-Sensation gegen die Eintracht verpassten. Für die Rhein-Hessen stellte das Kräftemessen mit den Frankfurtern den Höhepunkt der Saison dar. Der FSV spielte zu dieser Zeit in der Oberliga vor durchschnittlich 500 Zuschauern und zog mit dem Bundesligisten das sprichwörtlich große Los. Bei einem Unentschieden, und das wäre an diesem Herbsttag gegen eine schwache SGE durchaus möglich gewesen, wäre es zu einem Wiederholungsspiel in Mainz gekommen und der FSV hätte doppelt kassieren können. So blieb es dank eines beurlaubten Postbeamten für die Karnevalskicker bei einem einmaligen Erlebnis vor der Rekordkulisse von 16.000 Zuschauern.

Die Eintracht schied im Frühjahr 1987 nach einem 1:3 gegen die Stuttgarter Kickers aus dem DFB-Pokal aus und landete in der Bundesliga auf einem schwachen 15. Tabellenplatz. Dietrich Weise musste im Laufe der Saison seinen Trainerstuhl am Main räumen.

Tor: 0:1 Reinhold Jessl (98.). Zuschauer: 16.000. Schiedsrichter: Helmut Krug.
Eintracht Frankfurt: Gundelach – Körbel, Kraaz, Berthold, Sievers, Binz (60. Sarroca), Möller, Müller, Münn, Friz (80. Jessl), Smolarek. Trainer: Dietrich Weise.

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1 Kommentar

  1. Das waren noch Zeiten, mit Charlie und Susi, auch nicht so erfolgreich, aber wenigstens mit Herzblut dabei

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