Trainer Niko Kovac richtet den Blick auf Wolfsburg.

Es lief die 82. Minute und ein langer Befreiungsschlag aus der eigenen Hälfte landet beim Schweizer Haris Seferovic, der sich einen intensiven Zweikampf mit Kevin Voigt liefert, der ihn am Ende gerade noch so am Torabschluss hindern kann. Es hätte das 1:0 sein können, es war die beste Chance der Eintracht im Spiel bei den Kraichgauern und es hätte die Belohnung sein können für eine ordentliche Defensivleistung und eine spielerische Steigerung in Halbzeit zwei: „Die Mannschaft hat sich heute leider nicht belohnt für die harte Arbeit“, stellte Niko Kovac fest. Am Ende sind es die Hoffenheimer, die sich in einem Spiel, das bis zum Schluss nach einer klaren Nullnummer aussah, belohnen.

Taktisch einwandfrei, am Ende aber zu langsam

So bleibt am Ende das Tor von Bruno Hübners Sohn Benjamin hängen. Ein Tor, zu dem Kovac sagt: „Im Fall von Benjamin Hübner kann uns keiner Vorwürfe machen, dass es da Absprachen gibt. Er macht das, was er machen muss.“ Die Standards der Hoffenheimer waren bis dato schlecht ausgespielt, die Eintracht verteidigte gut und konzentriert: „Es ist nicht einfach gegen Eintracht Frankfurt Fußball zu spielen bzw. Torchancen zu kreieren. Dass wir nur 35 Gegentreffer haben spricht für die Qualität nach hinten.“ In der Schlussminute lief aber einiges schief, was Kovac im Nachgang analysierte: „Wir hatten ein zu schlechte Ordnung, in dem Fall eine zu langsame. Wir haben zu lange gebraucht!“ Das sei aber definitiv auch der Müdigkeit geschuldet gewesen, „sonst hätte Marco Benjamin Hübner sehr viel früher aufgenommen.“ Man habe dort schlichtweg insgesamt zu lange gebraucht, um die Zuordnung zu organisieren.  Die Kopfballstärke des Tabellendritten war den Mannen von Niko Kovac bekannt und man habe mit David Abraham, Marco Russ und Michael Hector bewusst auf Akteure gesetzt, die das Potential für Lufthoheit besitzen. Bis auf diese eine Situation haben diese es auch gut umgesetzt. Besonders Michael Hector, der zuletzt noch einen Rüffel von seinem Trainer erhalten hatte, bekam von Kovac ein Sonderlob: „Die letzten beiden Spiele hatte er ein sehr hohes Niveau.“ Als Innenverteidiger käme es auf die hundertprozentige Konzentration an, die der Jamaikaner im Laufe der Saison nicht immer auf den Platz gebracht hat. Taktisch entschied sich das Trainerteam vor allem für eine stabile Grundordnung in der Zentrale: „Denn eins ist klar: Wer die Mitte dominiert, dominiert das Spiel.“ Auf Grund dieser Überlegungen habe man sich auch gegen Danny Blum und Ante Rebic, der laut Kovac müde wirkte, entschieden und mit Chandler, Stendera, Fabian und Barkok auf eine kompakte Mitte gesetzt. Am Ende löste Kovac die Mitte jedoch auf, um mit den beiden genannten Außenbahnspielern „zwei richtige Raketen“ zu bringen, die sich in den letzten Minuten aber nicht mehr entscheidend in Szene setzen konnten. Auch wenn das Spiel sicherlich kein Gaumenschmauß für Fußballästheten gewesen sei, habe das Team die defensiven Vorgaben der Trainer nahezu perfekt umgesetzt: „Wir haben taktisch nichts, wirklich nichts falsch gemacht.“

Chandler überrascht neben Comebacker Stendera

Marc Stendera und Timothy Chandler überzeugten am Sonntag gemeinsam auf der Doppelsechs.

Personell hatte sich die Mannschaft auch im Vergleich zu den letzten Wochen deutlich anders formiert und Niko Kovac eine Überraschung aus dem Hut gezaubert: Timothy Chandler beispielsweise fand sich auf einmal auf der Position im zentralen Mittelfeld wieder. Eine Überlegung, die vor allem dem Co-Trainer Armin Reutershahn geschuldet sei, der den Deutsch-Amerikaner aus seinen Nürnberger Zeiten kennt und darüber hinaus auch die Hoffenheimer Mannschaft durch seine Tätigkeit dort: „Ich habe ja Armin bei mir im Staff, der den Timmy auch in Nürnberg gehabt hat und da hat er auch schon auf der Acht gespielt. Er hat das außerordentlich gut gemacht!“ Auch die Möglichkeit zur Kommunikation auf Deutsch habe eine Rolle gespielt, weil die Position eben auch beinhaltet, Nebenleute zu organisieren. Guillermo Varela, der nach seiner Einwechslung in Mönchengladbach auf der Position spielen durfte, war zwar auch in der Verlosung, aber „er war auch lange nicht dabei und da ist es besser, er spielt auf seiner angestammten Position.“ Eine Entscheidung, die im Nachgang keiner mehr kritisieren dürfte, haben beide doch auf ihren Positionen für Stabilität gesorgt. Auch Marc Stendera, den Kovac ausdrücklich lobte für sein imponierendes Comeback, konnte neben Chandler Akzente setzen und fügte sich kämpferisch nach seiner langen Zwangspause überraschend gut in die Mannschaft ein. Er besitzt das Potential der Mannschaft im Saisonendspurt weiterzuhelfen. Vorwürfe kann man der Mannschaft sicher keine machen für die leidenschaftliche Leistung in Sinsheim. Das sieht der Trainer genauso: „Die, die heute gespielt haben, haben es trotzdem sehr gut gemacht. Ich muss meine Mannschaft klipp und klar loben für die Art und Weise wie sie diese Woche angenommen und heute taktisch agiert hat.“

Erstmal durchpusten – gegen Wolfsburg ohne Abraham, mit Gacinovic

Mijat Gacinovic steht seinem Coach am Samstag sehr wahrscheinlich wieder zur Verfügung.

Doch wie sind die Aussichten in dieser Woche für das Spiel am Samstag gegen die Wolfsburger, die mitten im Abstiegskampf stecken und die Punkte dringend benötigen? Zunächst steht erst einmal Regeneration auf dem Programm: „Die Jungs müssen jetzt mal durchpusten. Wir müssen zusehen, dass wir die nötige geistige und körperliche Frische wiederherstellen, um in den nächsten drei plus eins Spielen auf einem sehr guten Niveau zu sein.“ Doch wie sieht die personelle Situation aus? Wie im Rahmen des Spiels in Hoffenheim bekannt wurde, hat sich Taleb Tawatha verletzt. Der Israeli war überraschend für viele gar nicht im Kader gewesen und der Trainer klärte anschließend auf: „Ein Band ist leicht angerissen oder angerissen, deshalb haben wir ihn nicht mitgenommen.“ Die Verletzung habe er sich im Pokalhalbfinale zugezogen. Kovac zeigte sich aber optimistisch, dass der 24-jährige noch in dieser Saison für die Hessen auflaufen wird. Mijat Gacinovic hingegen wird gegen die Wolfsburger ziemlich sicher wieder dabei sein können, bei ihm handelte es sich mehr um eine Vorsichtsmaßnahme: „Er hatte sich besser gefühlt, aber das Risiko war einfach viel zu groß, dass wir in noch einmal verbrennen.“ Sein Pendant auf der Sechserposition, Omar Mascarell, dürfte hingegen noch keine Alternative für das kommende Wochenende sein: „Wir versuchen jetzt alles, um erstmal die Entzündung rauszubekommen. Vorher kann man nicht davon ausgehen, dass er Training oder Spiele mitmachen kann.“ Das Ziel ist hier nach wie vor das Pokalfinale in Berlin, bei dem auch Alex Meier im Optimalfall mit dabei sein soll. Für beide gilt aber, dass die Verletzung nicht berechenbar ist und es entsprechend keine Progonse gebe. David Abraham wird gegen die Norddeutschen definitiv ausfallen. Er sah gegen seinen Ex-Klub gestern die fünfte gelbe Karte und fehlt entsprechend gesperrt. Auch bei Andersson Ordonez sind die Wadenprobleme noch nicht abgeklungen, sodass er mehr als fraglich sein wird. Dazu gesellen sich die Langzeitverletzten Makoto Hasebe und Jesus Vallejo, was bedeutet, dass die komplette zentrale Defensivachse mit Vallejo, Abraham, Hasebe und Mascarell ausfallen wird. Kovac betrachtet die Situation allerdings nüchtern: „Wer nicht da ist, ohne den müssen wir auskommen.“ Die Marschrichtung, die der Kroate für das Spiel gegen die Jonkers-Elf vorgibt, ist auch so eindeutig: „Die Mannschaft muss zusehen, dass sie daheim gegen Wolfsburg das Maximum rausholt. Wir spielen zu Hause vor unseren Zuschauern und möchten ihnen was liefern, was bieten, was wir größtenteils in dieser Saison zu Hause auch gemacht haben.“

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7 Kommentare

  1. Wenn man mit 10 Leuten hinten verteidigt dann bekommt man auch nur 35 Gegentore in der Bundesliga weil viele Vereine nicht die Qualität haben gegen so ein Bollwerk anzukämpfen. Daraus resultiert aber auch das wir nur 32 Tore geschossen haben! Nur 3 Vereine haben weniger geschossen. Somit ist es keine Stärke, sondern eine logische Konsequenz wenn man alle Spieler hinten reinstellt, dass man so wenig Gegentore kassiert hat…

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  2. @ alpi,

    wir sollten uns jetzt auf die letzten Spiele freuen und nicht rumnörgeln was man hätte besser machen können. Das nur 3 andere Vereine weniger …..ist mir egal , das ist Schnee von gestern. Kovac wird es nicht allen rechtmachen koennen. Du sagst hinten reingestellt…….. hätte er alles nach vorne zitiert, wären mehr Tore geschossen worden ,ok und dann wären hinten noch mehr gefallen, dann wäre das Geschrei gross gewesen.
    ich bin mit der Saison bis jetzt sehr zufrieden, hätten ein paar Punkte mehr sein können, aber mit dieser, teilweise Nottruppe, bin ich zufrieden. Klasse Leistung, dafür das sie ständig in anderer Formation spielen mussten. Und nicht zu vergessen, bei den vielen Verletzten mussten Spieler immer und immer wieder ran, Kovac hätte ihnen bestimmt auch einmal 1 Spiel Pause gegönnt.

    Europacup ???? Wenn wir ihn erreichen, freue ich mich. wenn nicht dann eben nicht. Saisonziel ist erreicht. Klassenerhalt. Mühsam ernährt sich das Eichhorn. Bobic stellt bestimmt eine gute MS nächstes Jahr zusammen. Dann sehn wir weiter.

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  3. wir qualifizieren uns über den DFB Pokal entweder ganz oder gar nicht. Wenn wir 7. werden dann müssen wir in unserer Saisonvorbereitung die Quali spielen. Das kann kurzfristig (Qualifikation) und langfristig (keine normale Vorbereitung und Planung) in die Hose gehen. Von daher wenn dann sich fest ohne Qualifikation durch den DFB Pokalsieg qualifizieren oder gar nicht ! Finde es auch gar nicht so tragisch wenn wir nicht europäisch spielen, es ist viel wichtiger die Klasse zu halten und nur das wir in den nächsten 3 Jahren das Ziel sein. Es ist überlebensnotwendig, dass wir 2020 Bundesligist sind und vor den neuen Verhandlungen bzg. Stadion einen guten Verhandlungsstand haben und das geht nur als Bundesligist !

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  4. Fürs Endspiel schon mal ein gutes Omen:
    ‚Die Eintracht wird in extra fürs Endspiel designten weißen Hemden, schwarzen Hosen und weißen Stutzen spielen, der BVB ganz in Gelb. Streit gab es um die Hosenfarbe. Beide wollten in schwarzen Hosen spielen. Per Losentscheid hat sich die Eintracht durchgesetzt und kann so in der gleichen Zusammenstellung spielen wie bei ihren Pokalsiegen 1974, 1975, 1981 und 1988. ‚

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  5. Danke braumerganedruebberedde.
    Interessanter Beitrag. Hast Du hierzu vielleicht noch eine Quellenangabe? GLG

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