23.08.2014, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - SC FreiburgEs hat den Anschein, als wollte Bruno Hübner die fehlende Leidenschaft seiner Mannschaft während des Spiels gegen Mainz durch gesteigerte Emotionalität nach dem Spiel kompensieren. Jedenfalls schlug er nach allen Seiten um sich, kritisierte in erster Linie die Schiedsrichter und nahm sich dann ausgerechnet Alexander Meier vor.

Vor allem die Kritik an Schiedsrichter Felix Brych wird für Hübner aller Voraussicht nach teuer werden. „Ich habe ihn mal für einen guten Schiedsrichter gehalten, aber er ist schlechter geworden“, wird er nach dem Spiel in mehreren Medien zitiert. „Er verliert total seine Linie im Spiel, das ist außergewöhnlich für so einen erfahrenen Mann.“ Brych habe der Eintracht viele Punkte gekostet: „Er kann es einfach nicht.“ Unmittelbar nach dem Schlusspfiff war Hübner auf Brych zugelaufen, hatte lautstark auf ihn eingeredet und sich dabei wohl in der Wortwahl vergriffen (laut BILD: „So eine Rotze zu pfeifen, ist eine bodenlose Frechheit.“) Die Folge: Die unangemessenen Äußerungen Hübners finden sich im Spielbericht wieder und werden wohl die Gremien der DFL auf den Plan rufen. Îmmerhin scheinen sich die Streithähne in der Schiedsrichterkabine ausgesprochen zu haben. Hübner wird im Anschluss an die Unterredung in der FR mit durchaus selbstkritischen Tönen wiedergegeben: „Er sieht es anders, kein Problem. Vielleicht hat er ja recht, ich bin ja nicht allwissend.“

Dies ist nicht der Ort, über die Motivation des Sportdirektors für seine Ausbrüche zu spekulieren. Vermutlich wurde er vom Frust seiner Spieler über die Leistung gegen Mainz angesteckt und verlor die Nerven. Tatsache ist, dass Brych beiden Mannschaften einen Elfmeter verweigerte, aber bei der Bemessung der persönlichen Strafen gegenüber Eintracht-Spielern – v.a. Carlos Zambrano – eine bemerkenswerte Milde walten ließ. Und auch wenn die Vorwürfe gegen die Spielweise des keineswegs fairen Mainzer Sportsmanns Okazaki sicherlich teilweise berechtigt sind, ist es unverständlich, dass Hübner die zum Teil brutalen Attacken unseres Abwehrchefs auch noch öffentlich legitimiert („Das ist halt wie mit einer Fliege: Dreimal wischst du sie weg, beim vierten Mal schlägst du zu“). Der Peruaner hat mittlerweile nicht nur die Gegenspieler und Schiedsrichter, sondern nun auch die Mitspieler gegen sich aufgebracht. In Mainz hat Zambrano die Grenze des Erträglichen mehrfach überschritten und seiner Mannschaft nachhaltig geschadet.

30.09.2014, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtNoch rätselhafter ist Hübners Ansatz, Eintrachts Top-Torjäger Alexander Meier zum Sündenbock für den dürftigen Auftritt in Mainz auszuwählen: „Wir wissen ja: Wenn Alex kein Tor schießt, ist er unauffällig. Diese Kröte müssen wir schlucken und das machen wir auch.“ Ohne Zweifel hat Meier am vergangenen Samstag keine gute Leistung gezeigt, aber sein läuferischer und kämpferischer Einsatz stand außer Frage, er zog sich immer wieder zurück, um Bälle zu bekommen, war um Spielaufbau, stopfte Löcher, die die zuweilen indisponierten Russ und Stendera zuließen und war sich nicht zu schade, in der Innenverteidigung auszuhelfen, als Zambrano mit der Ampelkarte vom Platz musste. Wie die Replik von Meier („Er versucht ja schon seit längerer Zeit, sich negativ zu meiner Person zu äußern, wenn er die Gelegenheit hat„) zeigt, scheint Hübners öffentliche Kritik an Meier eine Vorgeschichte zu haben. Meier möchte sich zu den Beweggründen nicht äußern, schürt damit aber die Spekulationen: „Ich weiß, warum das gemacht wird. Aber dazu möchte ich nichts sagen.

Den Spielern und Verantwortlichen ist es innerhalb einer Woche gelungen, durch unprofessionelles Verhalten auf dem Spielfeld und außerhalb des Platzes die großartige Stimmung, die vor Wochenfrist durch eine beeindruckende Choreografie und den Sieg gegen Schalke 04 erzeugt wurde, zu zerstören. Bruno Hübner wäre gut beraten, sich in der Öffentlichkeit zurückzunehmen und wenig substanziierte Rundumschläge in Richtung Schiedsrichter, gegnerische Spieler und eigene Leistungsträger einzustellen. Sinnvoll wäre eine selbstkritische Aufarbeitung der wankelmütigen Leistungen, des blutarmen Auftritts in Mainz und der fehlenden Konstanz im Verlauf der bisherigen Saison. Vor allem sollte er damit aufhören, Nebenkriegsschauplätze zu errichten und den Spielern Alibis für ihre dürftigen Auftritte zu liefern.

Autor Ralf

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