Sie stachen zuletzt besonders hervor: Marco Fabián und Jesús Vallejo.
Sie stachen zuletzt besonders hervor: Marco Fabián und Jesús Vallejo.

Es gibt viele Gewinner bei Eintracht Frankfurt in den ersten Wochen der neuen Saison. Da ist Timothy Chandler, der auf der Verkaufsliste stand und inzwischen nicht mehr aus der Startelf wegzudenken ist. Oder Bastian Oczipka, der auf der linken Abwehrseite stabile Leistungen zeigt und seinen Offensivdrang aus der Saison 2012/13 wiedergefunden hat. Auch die Entwicklung von Ante Rebic kann sich trotz Verletzungspausen absolut sehen lassen. Doch zwei Akteure stechen besonders hervor und können als die absoluten Gewinner unter vielen Gewinnern bezeichnet werden: Marco Fabián und Jesús Vallejo. Sie haben in den engen Partien den Unterschied ausgemacht und mit ihrer individuellen Klasse dafür gesorgt, dass die Hessen sich schon frühzeitig in den gesicherten Bereich der Tabelle absetzen konnten und nach Abpfiff der Partie beim Hamburger SV sogar für rund 19 Stunden den Champions-League-Qualifikationsrang vier belegten.

Dabei war diese Entwicklung vor allem bei Fabián nicht absehbar. Die Geschichte des Mexikaners ist häufig erzählt worden und taugt wohl als Musterbeispiel für die Wandlung vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan. Der 27-Jährige kam im vergangenen Winter für 3,7 Millionen Euro als großer Hoffnungsträger von Deportivo Guadalajara, bestens bekannt unter dem Namen „Chivas“, und musste schnell erkennen, dass die Umstellung auf den deutschen Fußball Zeit brauchen würde. Dabei wünschten sich alle sehnlichst, dass der Mann mit der Nummer 10 auf dem Rücken das Spiel der Hessen stante pede ankurbeln und das Team zum frühzeitigen Klassenerhalt führen könnte. Neben vereinzelt guten Szenen – etwa einer siegbringenden Vorlage gegen den VfL Wolfsburg (18. Spieltag/3:2) war allerdings erkennbar, dass dem mexikanischen Volkshelden noch einiges fehlt, um in der Bundesliga tatsächlich Akzente setzen zu können.

Die lange Wartezeit hat ihr abruptes Ende am 17. September gefunden. Fabián kam gegen Bayer 04 Leverkusen erstmals in dieser Saison zum Einsatz und glänzte beim 2:1-Heimsieg sofort als Torschütze und Vorbereiter. Drei Tage später ließ er beim FC Ingolstadt (2:0) wieder durch einen Assist aufhorchen, um dann zum Abschluss der englischen Woche gegen Hertha BSC (3:3) einen Sahnekonter über Szabolcs Huszti und Danny Blum sehenswert zu vollenden. Wenn die Hessen Tore erzielten, waren die Füße – oder gegen den FC Bayern München gar der Brustkorb – von Fabián nicht weit entfernt. Es sind nicht nur die direkten Assists, sondern auch die vorletzten Pässe, die der Offensivmann spielt. Der HSV konnte den spielfreudigen Nationalspieler zu keinem Zeitpunkt bremsen und musste immer wieder hinterherlaufen, wenn er im letzten Drittel des Feldes für Gefahr sorgte. Kapitän Alex Meier, der gegen Leverkusen von einer tollen Flanke des Mittelamerikaners profitierte, schwärmte im „kicker“: „Marco ist ein super Spieler, der uns in der Offensive sehr helfen kann. Es tut uns gut, dass er Lücken reißt, ballsicher ist, gute Pässe spielen kann und immer gute Ideen hat.“ Auch Trainer Niko Kovac zeigt sich zufrieden mit der aktuellen Form seines Mittelfeldspielers: „Das ist der Marco, den wir uns alle wünschen. Ich hoffe, dass er das fortsetzen kann“

Drei Tore und vier Vorlagen sind eine starke Bilanz des Mexikaners.
Drei Tore und vier Vorlagen sind eine starke Bilanz des Mexikaners.

Dabei können sich die Frankfurter glücklich schätzen, dass sie Fabián überhaupt in ihren Reihen wissen dürfen. Der Volksheld, der das mexikanische FIFA-16-Cover zusammen mit Lionel Messi schmückt und im schönen Sachsenhausen wohnt, stand bereits bei Ex-Trainer Armin Veh auf der Liste, als dieser zu Beginn der Saison 2014/15 noch den VfB Stuttgart trainierte. Zehn Millionen Euro wollte Chivas haben – zu viel für die klammen Schwaben. Es war nicht der einzige deutsche Verein, der in den letzten Jahren in Mexiko anklopfte und Fabián gerne verpflichtet hätte, wie sein Berater Björn Bezemer von der Agentur arena11 im „kicker“ erklärte: „Auch Felix Magath und Ralf Rangnick waren vor einigen Jahren sehr bemüht, den Spieler zu bekommen. Finanziell ließ sich das aber nicht realisieren.“ Als der VfL Wolfsburg anklopfte, soll der Klub gar 30 Millionen US-Dollar aufgerufen haben. Und im vergangenen Winter setzten sich die Frankfurter gegen den FC Schalke 04 durch, weil der Offensivmann am Main bessere Einsatzchancen für sich erkannte.

Die Geduld, die er aufbrachte, hat sich ausgezahlt. Statt im Sommer in Richtung China, Katar oder Heimat zu flüchten, biss er sich durch und ließ den Kopf nie hängen. Lebenslange Mitgliedschaft bei der Eintracht, die Sprache schnell gelernt und inzwischen auch voll auf dem Feld angekommen: Fabián befindet sich auf dem Weg dahin, einer der Topstars in der Bundesliga zu werden. Sein Vertrag läuft noch bis 2019 und beinhaltet – so die diversen Medienberichte – keine Ausstiegsklausel. Für die Eintracht könnte sich dieser Transfer doch nur als großer Glücksfall ereignen. Fabián wirkt komplett austrainiert, er ist spritzig, dynamisch, laufstark, torgefährlich und extrem ehrgeizig: „Ich will mir nach oben keine Grenze setzen.“ Wenn es derzeit überhaupt etwas zu bemängeln gibt, dann die Tatsache, dass er seine drei Saisontreffer allesamt innerhalb des Strafraums erzielte und seine große Stärke noch nicht zum Tragen kam: „In Mexiko habe ich die Mehrzahl meiner Tore aus der zweiten Reihe erzielt. Das zählt zu meinen Spezialgebieten, auch wenn es mir hier noch nicht
geglückt ist.“

Auf Seite 2: Kovac schwärmt von Vallejo

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11 Kommentare

  1. Wer meine Einstellung zu den vielen Leiharbeitern kennt- und ohne, dass ich am frühen Morgen wieder diese ergebnislose Diskussion neu starten möchte, den wird es nicht überraschen zu hören, dass ich mich emotional nicht auf die Personalie Vallejo einlassen kann. Es ist schön, ihn jetzt dabei zu haben und er ist definitiv einer der besten Verteidiger, die ich in Frankfurt je habe spielen sehen, aber er ist auch so schnell wieder weg wie er gekommen ist. Die Brüder der Vereinsführung sollten, nein müssen, jetzt schon Namen für seinen Nachfolger auf dem Zettel haben.
    Ganz anders Fabian. Und da zeigt sich einfach mal DER Unterschied: Beide herausragende Akteure, die uns nicht nur national sondern auch europäisch, wenn es so weiter läuft (was wir natürlich hoffen und erwarten 😉 ) in den Fokus rücken. Bei dem einen steift der Blick nur wehmütig das Trikot, bei dem anderen steckt man quasi selbst mit drin. Der eine ist halt Madrilene, im Kurzeinsatz im Ausland, der andere ist ein frankfurter Jung!
    Und sollte dieser frankfurter Jung irgendwann mal doch sein Trikot tauschen und Europa erobern wollen, dann tut er das als Eintrachtler, der eine Geschichte hinterlässt… und voraussichtlich ein dickes Ablösegeschenk.
    Bei allem Unterschied wünsche Ich beiden alles erdenklich Gute, dann werden wir endlich wieder etwas realistischer träumen dürfen, von schönem Fußball und vielleicht von einer neuen sportlichen Ära.

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  2. Hier kann ich mich mal wieder outen, im guten wie im „schlechten“. Bei Fabian habe ich immer gesagt, wenn der endlich mal auf der 10er Position zwei, drei Spiele machen darf, wird er einer. Natürlich hatte er defizite was den europäischen speziell deutschen Fußball angeht. Sehe noch noch die Grätsche im eigenen Strafraum die zu einem Elfmeter führte vor mir. Problematisch war halt auch die Situation, dass wir einen Spieler aus der eigenen Jugend haben, der halt automatisch mehr gehypt wird, war aber immer der Meinung das Fabian uns mehr hilft als Stendera (sorry!). Hoffe natürlich das Stender recht bald wieder mitmachen kann, und er noch einen Entwicklungssprung macht und vor allem in einem (zurzeit) besseren Team auch selbst besser wird.

    Bei den Leihspielern, die aus unterschiedlichen B bzw. C-Teams kamen, war ich und bin es im Prinzip immer noch der Meinung, dass man lieber Spieler verpflichtet, die einem gehören vorzugsweise aus der 2. auch 3. deutschen Liga. Scheinbar sind solche Spieler nicht zu bezahlen, was ich nicht so ganz glaube, aber okay. Vallejo spielt natürlich bombig und ich hoffe das wir ihn noch ein Jahr ausleihen können. Falls Real ihn noch nicht braucht denke ich auch, dass er bleibt. Beide Parteien sind wohl nicht so gestrickt, dass sie für ein paar Euro mehr den Ausbildungsverein wechseln würden, also Real nicht weil sie vielleicht woanders mehr Leihgebühr bekommen und Vallejo nicht weil er mehr Gehalt bekommt. @1. Die Eintracht weiß, dass sie von den Leihspielern weg kommen muss, aber ein, zwei Spieler sind auch perspektivisch immer tragbar.

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  3. Mit Tarashaj hat es erneut ein Frankfurter in die „Elf des Tages“ des Bonner „General-Anzeiger“ geschafft.

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  4. @KUB: Warum dort Vallejo und Fabián fehlen bleibt aber deren Geheimins, oder? 😉 Im kicker sind die beiden in der Elf des Tages – und bei den Topfeldspielern der liga belegen sie Platz 2 (Fabian – 2,33) und 6 (Vallejo – 2,64). Dennoch natürlich eine tolle Sache, dass wir inzwischen überregional so wahrgenommen werden :).

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  5. Ich weiß ja, dass wir Vallejo nicht behalten können. Er begeistert mich aber als Fußballer, so wie ich Hummels bspw. in seinen besten Dortmunder Zeiten auch sehr gern gesehen habe (nicht, dass ich Vallejo jetzt schon mit Hummels vergleiche).
    Aber bei Vallejo bin ich mir 100% sicher, dass er im ersten Team von Real auftachen wird. Schaut mal nicht nur darauf, welche „spektakulären“ Aktionen er hat, wie gegen Halilovic. Schaut mal darauf, wie er seine Position hält, wie er antizipiert, wie schnell er den Ball nach vorne spielt, wie er unter Druck agiert. Der Typ ist der Wahnsinn. Manchmal ist er noch ein bisschen überhastet und stürmisch, aber mit mehr Erfahrung kann er einer der besten Verteidiger der Welt werden.

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  6. Beide Spieler helfen uns ungemein. Fabian ist sogar Mitglied der Eintracht nur um Grantlers Aussage zu bekräftigen.
    Wäre Ballett ein Deutscher wäre er unbezahlbar und würde wohl bei Bayern oder Dortmundstamm spielen;)
    Daher stimmt die Aussage der Verantwortlichen, dass wohl eher die Nationalität als die Qualität den Preis bestimmt.
    Off topic
    Könntet ihr sge4ever Redakteure euch der Kritik Kovacs vllt mal annehmen und nachhaken? Bisher nirgends einen Artikel dazu gelesen. Selbst die Fr dichtet lieber ein Politikum um Meier.
    Würde gern wissen inwieweit die Kritik stimmt. Wer verantwortlich für die Behebung ist und wie überhaupt soweit kommen konnte. Wäre ein interessanter und lesenswerter Artikel.

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  7. Am Freitag im Irish Pub in FFM das Spiel verfolgt. Bei dem Anblick hat sogar der Cider geschmeckt 😉

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  8. Fabian und Vallejo spielen zur Zeit sehr guten Fussball. Das macht einen Riesen Spaß denen zu sehen. Aber die sind nur so gut weil die Anderen entsprechend mitspielen. Daher ist für mich der eigentlich Star der Mannschaft Kovac, der ein Team geformt hat, in denen die Beiden so glänzen können.
    Nochmals: Lieber Vorstand / Aufsichtsrat ! Was macht die Vertragsverlängerung von Kovac. Wenn die zeitlich vertändelt wird, trägt der Aufsichtsrat mit Schuld.

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  9. Für „4. Christopher“: Schön, daß ich Dir mit meinem kleinen Beitrag eine Freude bereiten konnte.

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