VehGeht nicht? Gibt’s nicht! Den Werbeslogan, der 2000 von der ehemaligen Baumarktkette Praktiker geprägt wurde, lässt sich derzeit wohl auch auf die englische Premier League anwenden. Manchester City ließ sich beispielsweise den Jungnationalspieler Raheem Sterling, an dem angeblich auch der FC Bayern München Interesse gehabt haben sollte, 68 Millionen Euro kosten. Frisches Geld also für den FC Liverpool, der zuvor schon 41 Millionen Euro für den Ex-Hoffenheimer Roberto Firminho bezahlte. Auch Shinji Okazaki (10 Millionen Euro, Leicester City), Joselu (mit Bonuszahlungen 10 Millionen Euro, Stoke City) und Bastian Schweinsteiger (18 Millionen Euro, Manchester United) gingen den Weg aus der Bundesliga über den Ärmelkanal nach Großbrittanien. Droht jetzt also der große Ausverkauf? Es war eine zentrale Frage beim Stadtgespräch der Frankfurter Rundschau zum Thema „Fußballmacht Rhein-Main“. Armin Veh, Rüdiger Fritsch (Präsident SV Darmstadt), Christian Heidel (Manager 1. FSV Mainz 05) und Clemens Krüger (Manager FSV Frankfurt) diskutieren mit den Redakteuren Jan Christian Müller und Ingo Durstewitz unter anderem über diese problematische Situation.

Obwohl der neue TV-Vertrag, durch den der Tabellenletzte in England mehr verdient als der deutsche Abonnementmeister aus München, noch nicht angelaufen ist, geben die Klubs aktuell schon wahnsinnige Summen für neue Akteure aus. Heidel jedenfalls mahnt zur Gelassenheit: „Angstmacherei? Dafür gibt es keinen Anlass.“ Der Verantwortliche des Nachbarn aus Rheinland-Pfalz sieht viel eher sogar die positive Seite: „Wenn England anruft, gibt es einen Zuschlag.“ Er freue sich daher, wenn das Telefon klingelt und am anderen Ende der Leitung ein englischer Verein zu hören sei. Außerdem könnten die Teams auch keine Kader mit 30 bis 40 Akteuren zusammenstellen. Und die größten Stars würden nicht zu den Mittelfeldclubs wechseln. Zustimmung für diese These erhielt der Manager da von Veh: „Die Spitzenspieler bleiben hier. Kein Spitzenspieler wird zu Stoke City gehen.“ Aber spüren nicht auch gerade die Bayern derzeit, wie heiß der Atem ist, der aus der Premier League zu spüren ist? Thomas Müller, Robert Lewandowski oder Mario Götze – sie alle bekommen von Manchester United Angebote, bei denen selbst die so sorgfältig wirtschaftenden Münchener an ihre Grenzen stoßen. Schon im Kampf um Spitzenkräfte wie Angel di Maria oder Paul Pogba von Juventus Turin müsse der Spitzenclub, so Veh, zurückstecken , „wenn Chelsea oder Paris Saint-Germain im Rennen wären.“ England sei der Bundesliga bei der Auslandsvermarktung eben 20 Jahre voraus. Einen großen Teil dazu trage auch die Sprache, die überall gesprochen wird, bei. Egal wie innovativ man auch sei, dieser Abstand lasse sich nicht mehr verkleinern.

28.09.2010, Fussball, 1. BL, Training FSV Mainz 05Wie aber kann die höchste deutsche Liga noch mehr Gelder generieren, um wenigstens etwas näher heranzukommen? Von der Idee, noch mehr exklusive Sendeplätze anzubieten und die Bundesliga auch am Sonntagnachmittag um 13.30 Uhr und Montagabend um 20.30 Uhr spielen zu lassen, hält Veh dabei nicht sonderlich viel. Besonders ersteren Termin beäugt der Trainer der Hessen sehr skeptisch. Aus seiner ersten Spielzeit mit der Eintracht in der 2. Bundesliga konnte er diesbezüglich bereits (negative) Erfahrungen sammeln: „Mir haben diese Spiele am Samstagmittag um 13 Uhr nicht gefallen. Da mussten die Spieler schon relativ früh essen und um 9 Uhr Nudeln zu sich nehmen. Das hat mir gar nicht gefallen.“Den Termin am Montagabend sieht der 54jährige hingegen deutlich gelassener: „Der ist vergleichbar mit Freitagabend.“ Grundsätzlich aber hält der Coach nicht viel von diesem Plan. „Ich glaube nicht, dass uns das wirklich viel mehr Geld bringt„, sieht Veh hier keine großen Vorteile. Viel mehr müsse die Konferenz am Samstag weiter im Zentrum bleiben: „Eine Konferenz mit zwei Teams bringt recht wenig.“ Kritisch beäugen die Macher auch die Entwicklung in der Champions- und Europa-League. Die Diskrepanz zwischen den Wettbewerben sei deutlich zu groß. Das ganze System mache gar keinen Sinn, wenn man am Ende erleichtert darüber sei, sich nicht für die Europa-League qualifziert zu haben, weil die Bundesliga einfach zu schwer sei. Da laufe etwas schief.

Ferner könne es auch nicht sein, dass der Vierte der Topligen die Chance habe, die größte europäische Trophäe zu gewinnen. Es fehle an Abwechslung und Spannung, wenn immer nur dieselben Teams in der Runde der letzten 8 aufeinandertreffen würden. „Ich liebe Fußball„, so der Coach der Hessen, „aber ich schaue mir das nicht mehr an, wenn zum zehnten Mal Chelsea gegen PSG spielt.“ Es werde immer schwieriger, diese Abstände aufzuholen, wenn man dann keinen Investor oder Sponsor habe, der richtig Geld in den Verein pumpe. Trotz dieser kritischen Betrachtung träumt der Übungsleiter weiter vom Einzug in die Europa League, auch wenn er Platz 7 zunächst (was bei glücklicher Fügung auch langen kann!) durchaus unterschreiben würde. Ob es aber für die Topplätze langt? „Im Normalfall sind die ersten sechs Plätze vergeben.“ Die oft genannten Beispiele Augsburg, Mainz und auch die Eintracht oder Freiburg müssen an dieser Stelle allerdings nicht mehr näher genannt werden. Aber da müsse „schon sehr viel Gutes zusammenkommen.“

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6 Kommentare

  1. Wie sieht es eigentlich auf unserem Konto aus? Konnte in den letzten Wochen nicht alles so richtig verfolgen. Stimmt meine folgende Rechnung ungefähr, wenn man Gehälter mal außer acht lässt?

    Etwa 3 Mio standen zur Verfügung, eingekauft wurde für 4,5 Mio, dann kamen die Trapp-Millionen ca. 9,5 Mio.
    Bleiben ca. 8 Mio. auf dem Festgeldkonto waren bereits 7 Mio, oder? Denke man wird 3 Mio dazu geben (klar ist Spekulatius!) Dann hätte man noch 5 Mio. für Torwart und LA.

    Oder liege ich komplett daneben?

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  2. Da hat AV leider wohl Recht. Die einzigste Chance um den Abstand zu verkürzen ist quasi die Seele des Vereins zu verkaufen und ein Investor ins Boot zu holen. Die Maßnahmen von der Fifa bezüglich Financial Fair Play werden doch auch weiter aufgeweicht. Also Geld regiert die Welt und leider auch den Fußball. Ich finde es aber auch von Seiten mancher Profis auch traurig freiwillig in die 2.Liga zu gehen weil es da mehr Geld gibt oder einen gut dotierten Vertrag auszusitzen. Da stimmt manchmal auch die Einstellung nicht. Richtige Identifikationsfiguren in einem Verein gibt es doch immer seltener. Jeder wechselt überall hin -Hauptsache die Kohle passt. Nur der Erfolg zählt noch-alles andere ist egal. Da gibt es langjährige Spieler im Verein, sobald die Leistung nachlässt fliegen die sang und klanglos raus-egal wie lange die beim Verein gespeilt haben. Bestes aktuelles Beispiel ist Iker Casillas von Real. Wie Geld einen Verein verändert sieht man doch aktuell beim FC Bayern. Ich bin manchmal echt stolz (selbst wenn man nicht die riesen Erfolge hat), dass es bei der Eintracht noch passt und es Identifikationsfiguren im Verein gibt oder selbst verdiente Spieler (z.B. Schur, Preuß und evtl. auch Oka) weiterhin an den verein gebunden bleiben und man diese zu schätzen weiß. Da verliere ich auch lieber zweimal in der Saison gegen den zusammengewürfelten spanischen Haufen vom FCB, bei dem nur noch der Vereinsname bayrisch ist.

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  3. Financial Fairplay ist doch echt für die Tonne….bewirkt gar nix. Echter Wettbewerb könnte meiner Meinung nach nur mit einem Salary Cap wie in den USA hergestellt werden um den Gehaltsirrsinn zu stoppen.

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  4. AV gibt ein armseliges Bild ab und ist noch arrogant dazu. Das selbe Gesülze wie HB. Das kann kein Mensch mehr hören, wie werden wieder viel Spaß mit ihm haben…

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  5. @4 und wie sieht dein Patentrezept aus um die Misere der ungerechten Mittelverteilung innerhalb der Liga und erst recht auf europäischer Ebene zu retten?
    War es nicht Armin Veh der damals mit der B-Elf gegen die Bayern gespielt hat um sich auf die wichtigeren Aufgaben danach zu konzentrieren. Den ganzen Tag jammern bringt nix aber es ist halt nun mal Fakt das man trotz der miesen Stimmung bei Bayern und den tollen Transfers der SGE bisher einfach jetzt schon davon ausgehen kann, dass Bayern am Ende der Saison vor uns steht, ebenso wie mindestens 5 weitere Teams. Damit muss man umgehen können und man muss es irgendwie akzeptieren – ob als Spieler, Trainer oder als Fan – nerven tut es trotzdem. Würde man die Einnahmen bei der CL um 50% kürzen und bei der EL um 50% hoch gehen, dann wäre die Durchmischung ein kleinwenig interessanter. Ich find die BL trotzdem spannend. Ich denke Wolfsburg kann dieses Jahr um die Meisterschaft mitspielen und vielleicht bleibt auch Leverkusen länger dran. Beim Kampf um die CL seh ich mindestens 6-7 Teams, ähnlich bei der EL und auch der Abstiegskampf ist immer spannend.

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