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Auf und abseits des Platzes verstehen sich Nathaniel Brown und Nnamdi Collins blendend. Foto: IMAGO / HMB-Media

Wie Collins und Brown bei der SGE zu Stammkräften reiften

Sie stehen sinnbildlich für den SGE-Weg junge Spieler zu holen und zu echten Leistungsträgern zu entwickeln: Nnamdi Collins und Nathaniel Brown haben im letzten Jahr bei der Frankfurter Eintracht ihren Durchbruch gefeiert und sind mittlerweile aus der Defensive nicht mehr wegzudenken. Im ersten Teil ihres Doppel-Interviews mit dem „kicker“ sprechen die beiden Youngster über ihre Vorfreude auf die Königsklasse, ihre Startschwierigkeiten in Frankfurt und die verschiedenen Wege als Nachwuchsspieler.

„Ich freue mich extrem auf das Spiel und allgemein auf die Champions-League-Saison. Wir wollen zeigen, was wir können. Die Champions League ist für einen Fußballer mit das Größte“, schwärmt Nathaniel Brown über das anstehende Königsklassen-Duell gegen Galatasaray Istanbul am kommenden Donnerstag. „Mir geht es genauso, ich spüre überhaupt keine Nervosität“, pflichtet ihm Nnamdi Collins bei. „Es gibt keine negativen Gedanken, einfach nur Vorfreude. Wir sind gut drauf und wollen dieses Gefühl ins Spiel am Donnerstag mitnehmen.“ Mit dem aktuellen Tabellenführer der Süper Lig kommt ein absolutes Schwergewicht an den Main. Spieler, wie Victor Osimhen, Leroy Sané und auch Ilkay Gündogan, stehen für die Qualität der Türken. „Es wird eine spannende Herausforderung“, erklärt Collins, der es als Innenverteidiger möglicherweise mit Osimhen zu tun bekommen könnte. „Bisher kenne ich ihn auch nur aus dem Fernsehen und von Videos. Vor dem Spiel werde ich sicher noch ein paar Clips sehen und Tipps bekommen, wie wir ihn stoppen können.“ Weitaus bekannter im deutschen Raum ist Sané, auf den Brown direkt treffen könnte. „Ein überragender Spieler. Wie man den stoppt, ist eine gute Frage. Wir werden Gala vorher genau analysieren. Es wird auch viel auf die Tagesform ankommen, die gesamte Teamleistung muss gut sein.“

Aber auch allgemein ist der gebürtige Amberger heiß auf die knackigen Aufgaben, die vor der SGE liegen. Mit Liverpool, Neapel, Tottenham, Atlético Madrid, Bergamo und dem FC Barcelona hat man in der Verlosung einige Spitzenteams des Weltfußballs zugewiesen bekommen: „Wir treffen ohne Frage auf absolute Top-Gegner. Aber wir sind ehrgeizig genug, dass wir in jedes Spiel mit der Einstellung reingehen, es gewinnen zu wollen. Wir fahren nicht nach Barcelona oder Neapel, weil es dort schön ist. Wir wollen zeigen, was wir können.“ Für Collins dürfte vor allem das Spiel gegen die Reds ein ganz besonderes werden. Denn deren Kapitän Virgil van Dijk ist der Lieblingsspieler des ehemaligen Dortmunders. „Bei der Auslosung habe ich mir Liverpool gewünscht“, freut sich der 21-Jährige. „Van Dijk ist meiner Meinung nach der beste Innenverteidiger der Welt. Von ihm kann ich mir eigentlich alles abschauen: das Kopfballspiel und Timing, die Ruhe und physische Präsenz, die Aura.“

„Heki und Omar waren Künstler“

Mit Omar Marmoush und Hugo Ekitiké sind zwei überragende Offensivkräfte der letzten Saison weggebrochen. Jonathan Burkardt, Elye Wahi und Ritsu Doan haben jetzt die Aufgabe ein schweres Erbe anzutreten. Ist der Kader nun also schwächer, als im Vorjahr? „Das ist schwer zu sagen. Mit Heki und Omar haben wir zwei Top-Spieler verloren, die neuen Spieler machen es aber auch richtig gut. Außerdem haben wir jungen Spieler einen Schritt nach vorne gemacht. Ich würde uns etwa gleich stark einschätzen“, erklären die beiden Defensivkräfte. „Heki und Omar waren Künstler, die ein Spiel allein entscheiden konnten. Sie gingen anders ins Eins-gegen-eins als beispielsweise Jonny, der ein anderer Stürmertyp ist. Doch auch er gibt uns als Mannschaft sehr viel, weil wir wissen, dass wir in der Box jemanden haben, der die Bälle sauber verwertet. Wir müssen ihn nur finden. Er ist ein anderer Stürmertyp hat aber auch eine enorme Qualität.“ Für Brown spielt es eine große Rolle, dass es insofern keinen großen Umbruch gab, wie teilweise in den Jahren davor. Das habe man schon im Trainingslager gesehen. Collins, der nun schon ein Jahr länger den Adler auf der Brust trägt, weiß wie herausfordernd große Fluktuation auf der Spielerseite ist: „Vor zwei Jahren gab es einen größeren Umbruch, da war es ein bisschen schwieriger, was ganz normal ist. Man sieht das auch bei anderen Mannschaften. Trotz der großen individuellen Qualität ist so ein Umbruch nicht immer leicht und braucht Zeit. Fußball ist ein Mannschaftssport, Top-Spieler müssen immer auch als Team funktionieren. Das fühlt sich bei uns richtig gut an.“

Keine Euro League und Start in Regionalliga

Auch wenn beide Youngster mittlerweile in der Mannschaft von Cheftrainer Dino Toppmöller wichtige Stützen sind, verlief ihr Einstand in Frankfurt alles andere als rund. So kamen beide in der vergangenen Saison erstmals am neunten Bundesliga-Spieltag zu einem Startelfeinsatz. „Alle Fußballer müssen für diesen Moment bereit sein. Dafür reißt man sich im Training jeden Tag den Hintern auf“, beschreibt es Collins. „Wer nicht spielt, darf den Kopf nicht hängen lassen, sondern muss weiterarbeiten und sich bestmöglich vorbereiten. Uns ist das im letzten Jahr sehr gut gelungen. Wir hatten vorher schon im Training gemerkt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können. Dass wir das auch im Spiel geschafft haben, gab uns ein sehr gutes Gefühl. Das war der Dosenöffner für die weitere Saison.“ Brown war erst im Sommer aus der zweiten Bundesliga an den Main gewechselt und schaffte es nach einer eigentlich guten Vorbereitung nicht in den Kader für die Europa League. „Das war schon hart. Auch in der Liga stand ich anfangs nicht im Kader. Ich redete mit meiner Familie, Freunden und dem Trainerteam über diese schwierige Situation. Die Gespräche waren sehr wertvoll. Niemand ließ mich im Stich, das machte es etwas leichter. Ich war ein paar Tage traurig, habe das dann aber abgeschüttelt und Gas gegeben.“ Zweifel kamen beim 22-Jährigen aber zu keiner Zeit auf. „Es waren ja nur zwei, drei Monate, in denen ich nicht spielte. Ich vertraute dem Verein und glaubte an mich selbst.“

Der ein Jahr früher aus Dortmund gekommene Collins hingegen musste sich ein ganzes Jahr weitestgehend mit der zweiten Mannschaft und der Regionalliga begnügen. „Im ersten Moment fühlte ich mich ein bisschen wie im falschen Film, schließlich hatte ich in Dortmund für die zweite Mannschaft bereits in der dritten Liga gespielt. Statt in Frankfurt höherklassig zu spielen, ging es zunächst in die Regionalliga. Doch die Kommunikation bei der Eintracht war immer offen und ehrlich. Mir wurde Vertrauen entgegengebracht und ein klarer Plan aufgezeigt. Im Endeffekt ist alles genau so gekommen, wie es mir gesagt wurde. Ich vertraute der Eintracht, das zahlte sich aus.“ Von der Qualität des physisch-beeindruckenden Defensivspezialisten war und ist man am Main überzeugt. Daher stand zwischenzeitlich 2023 auch eine Leihe im Raum, um auf hohem Niveau Spielpraxis zu sammeln. Gerüchteweise waren Vereine wie Utrecht oder Linz im Gespräch. Letztlich kam aber kein Transfer zustande. „Im Rückblick ist es gut, dass alles genau so gekommen ist, wie eben jetzt. Die Erfahrungen im ersten Jahr bei der Eintracht brachten mich als Persönlichkeit deutlich weiter.“

Besuch bei Mourinho

Dass Collins einiges an Potenzial mitbringt, war schon vor seiner Zeit bei der Eintracht weithin bekannt. So durchlief der gebürtige Düsseldorfer alle Jugend-Nationalmannschaften und spielte auch beim BVB weitestgehend in den älteren Jahrgängen mit. Trotz Anfragen aus der Premier League von Chelsea und Manchester City blieb der Innenverteidiger während seiner Jugendzeit in Dortmund. „Damals wollte ich es unbedingt beim BVB packen. Ich hatte damals nur Augen für Dortmund, das war mein Traum. Doch dann kam der Wechsel nach Frankfurt, über den ich sehr froh bin.“ Dabei hatte die SGE mit der AS Rom namhafte Konkurrenz, die sich ebenfalls in Gesprächen mit dem neuen deutschen Nationalspieler befand: „Das Trainingsgelände und die Atmosphäre waren sehr schön. In positiver Erinnerung blieb natürlich auch das Gespräch mit Mourinho, der so viel erreicht und mit so großen Spielern zusammengearbeitet hat. Das war beeindruckend, er hat eine spezielle Aura. Aber ich entschied mich dafür, dass ich es erst mal in Deutschland packen wollte.“ Der Abschied von seinem Jugendklub fiel im trotzdem alles andere als leicht. „Bei der Eintracht ist die Kommunikation immer sehr offen und transparent. Ich bin ein Typ, der Ehrlichkeit braucht, um zu wissen, woran ich bin und wo ich mich verbessern muss. Auch in Dortmund gab es viele Gespräche, aber mir wurde nie konkret gesagt: Du kannst das besser machen, indem du dieses oder jenes tust. Ich habe in der Jugend immer performt, meinen Mund gehalten und weitergemacht. Ich bin kein Typ, der schmollt und sagt, dass er keinen Bock mehr hat. Ich habe dann ja auch in der dritten Liga gespielt und immer Vollgas gegeben. Aber ich bin weit davon entfernt, gegen irgendjemanden nachzutreten. Denn auch die Zeit in Dortmund war eine lehrreiche Zeit, die ich nicht missen möchte.“ 

Anders sah es bei Brown aus, der in Nürnberg zum Profi reifte, trotzdem aber lange Zeit eher unter dem Radar flog. „Ich hatte nie wirklich Angebote, zumindest keine, von denen ich wüsste. Ich hatte es da entspannter“, lacht der U21-Nationalspieler. Im Nachhinein war das aber genau das richtige für den Linksverteidiger. „Ich wohnte 40 Minuten von zu Hause entfernt und hatte immer die Familie da. Ich hatte Freunde in Nürnberg, kannte die Stadt. Das war echt top. Dort konnte ich schon in jungen Jahren in der zweiten Liga spielen und hatte immer gute Trainer. Das lief ziemlich ideal.“ Bei der SGE sind Nathaniel Brown und Nnamdi Collins zusammen mit Can Uzun auch freundschaftlich eng zusammengewachsen. Ihre Gruppe wurde von Rasmus Kristensen liebevoll „die Nürnberger“ getauft. Auf die Frage welche Eigenschaften die beiden gerne jeweils vom anderen hätten, lacht Brown: „Nnamdis Wucht und Körperlichkeit. Wenn ich die noch in meinem Spiel hätte, dann … puh.“ Collins hingegen wünscht sich: „Nenes Übersicht und die Cleverness, mit der er manche Situationen löst.“

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4 Kommentare

Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. Der User ist ein Dauersupporter und drückt seine Wertschätzung gegenüber SGE4EVER.de durch einen monatlichen oder jährlichen Betrag aus - der Bembel ist also stets gefüllt - Prost! 1. zeno 15. September 25, 17:14 Uhr

@Peka - gehört hier nicht hin aber der alte Artikel ist zu lange zurück

„Gefühlt ist es bei mir so, wenn jeder Gegner vor dem Spiel gegen die Eintracht den Trainer wechselt, würden wir mit 0 Punkten absteigen.
Gibt's da ne Statistik?“

Dein Bauchgefühl hat eine wissenschaftliche Grundlage. Der Trainerwechsel-Effekt ist real und messbar - auch wenn er meist nur kurzfristig anhält. Bleibt zu hoffen, dass Gladbach Seoane noch ein paar Spiele länger das Vertrauen schenkt.

Sportwissenschaftler der TU Kaiserslautern haben rund 4.000 Spiele um 149 Trainerwechsel in der Bundesliga, Premier League und La Liga (2010-2019) ausgewertet. Die Ergebnisse sind eindeutig:
72% aller Vereine in Europas Top-5-Ligen erlebten nach einem Trainerwechsel den berühmten “Bounce”

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Fallback Avatar 2. frankfurter jung 15. September 25, 17:33 Uhr

Natürlich sind das tolle Geschichten, die Entwicklung ist schon beachtlich.
Der Reifeprozess muss und wird noch viel Fahrt aufnehmen bis zum höchsten Level.
Collins wurde viel zu früh von Nagelsmann ins Feuer geworden und dann zusätzlich fehltaktisch angsengt. Aber, wenn es einen Club gibt, der beide auf ein noch konstant höheres Level heben kann, dann ist das unsere Eintracht.

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Fallback Avatar 3. hessiejames 15. September 25, 17:48 Uhr

Gladbach trennt sich von Trainer Gerardo Seoane

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Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 4. rob 15. September 25, 19:34 Uhr Zitat - hessiejames Gladbach trennt sich von Trainer Gerardo Seoane Path

War ja klar...

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