Zum Inhalt Zum Hauptmenü

Sebastian Rode verfolgt die Eintracht weiterhin. Foto: Imago / Sportfoto Rudel

SGE-Legende Rode und sein Kampfgeist: „Will ein Vorbild für meine Kinder sein“

Ex-Eintracht-Profi und Europa League-Held, Sebastian Rode, war nicht nur auf dem Platz als defensiv-zentraler Mittelfeldspieler ein großer Kämpfer, auch abseits des Feldes engagiert er sich sozial und kämpft um das Leben krebskranker Kinder. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung verriet Rode, was er für ihn heißt, sowohl auf als auch neben dem Fußballplatz zu kämpfen.

„Ich möchte für positive Dinge kämpfen“

Auf Sebastian Rode war nicht nur stets auf dem grünen Rasen Verlass, sondern auch nach seiner aktiven Karriere als Profifußballer beweist die Eintracht-Legende, dass er das Herz am rechten Fleck hat. Rode wurde zurecht der „DUMUSSTKÄMPFEN!“-Preis der gleichnamigen Darmstädter Initiative verliehen. Damit werden Sportler geehrt, die gegen Widerstände und Rückschläge ankämpfen und sich sozial engagieren. „Für etwas kämpfen. Nicht gegen etwas. Das war für mich der Fußball“, erklärte der 34-Jährige seine persönliche Definition des Begriffs „kämpfen“. „Nach Verletzungen, die mich immer wieder zurückgeworfen haben, war für mich immer klar: Du musst kämpfen, um wieder auf den Platz zurückzukommen. Und natürlich musst du auch auf dem Platz kämpfen – im Rahmen von Fair Play und Respekt vor allen Beteiligten. Das ist auf den sportlichen Aspekt bezogen.“ Kämpfen spielt für den Ex-Profi auch im echten Leben eine wichtige Rolle. „Auf das ganze Leben bezogen, möchte ich für Werte einstehen, möchte ich für positive Dinge kämpfen. Das ist für mich, was Kämpfen auf allen Ebenen ausmacht.“ Für Rode, der als fairer Sportsmann bekannt ist, gibt es dennoch klare Grenzen. „Auf dem Platz hat vieles mit Emotionen zu tun, die man unter Kontrolle halten muss. Es gilt, für die Mannschaft alles herauszuholen, was in einem steckt, und den Gegner an seine Grenzen zu bringen und zu bekämpfen, aber auch da war für mich der Aspekt Fair Play immer enorm wichtig.“ 

Rodes Appell an die Vorbildfunktion

Kämpfen und gleichzeitig auf Fair Play zu achten, steht für den Ex-Adler derweil nicht im Widerspruch, wobei die Grenzen nicht eindeutig sind. „Du versuchst natürlich schon vieles. Aber im Laufe meiner Karriere ist das immer weniger geworden. Im Mittelpunkt steht, dass du alles gibst, was möglich ist. Das kann respektvoll und fair ablaufen“, erklärte Rode, der nie Gedanken daran verschwendet hat, seine Gegenspieler absichtlich zu verletzen. „Nein, das war nie meine Absicht“, betonte der gebürtige Seeheim-Jugenheimer, der sich trotzdem auch von Emotionen leiten ließ. „Es gab Situationen, in denen man wütend wurde, wenn der andere dich gefoult hat und du denkst, du bist unfair behandelt worden. Dann kann es schon passieren, dass du ihm auch mal eine mitgibst. Ich glaube, da gibt es keinen, der nicht mal so einen Gedanken hatte.“ Emotionen sind für den ehemaligen Spieler des FC Bayern und von Borussia Dortmund Teil des Sports, wie er deutlich machte. „Die Leute wollen auch sehen, dass du Emotionen zeigst, dass du vielleicht auch mal energischer reingehst und deinen Gefühlen freien Lauf lässt.“ Dennoch dürfen sie nicht die Oberhand gewinnen und in Gewaltexzesse münden, weshalb Rode an die Vorbildfunktion appelliert. „Es ist mittlerweile ja so, dass auf der Amateur-Ebene Gewalt und negative Äußerungen gegenüber Schiedsrichtern zunehmen, und sie verlieren ihren Spaß. Als Profi hast du auch eine Vorbildfunktion. Alle schauen dir zu, und die Kids machen am nächsten Tag auf dem Schulhof nach, was du ihnen vormachst“, warnte er. Kampfgeist spielte schon immer eine große Rolle in Rodes Leben. Fußball war somit der genau der Sport, der sich für den Kämpfer am besten eignete. „Da kann man sich auspowern. Fußball ist die einfachste Sportart, die du machen kannst. Du brauchst einen Ball. Sportplätze gibt es überall. Ein paar Fußballschuhe dazu, mehr brauchst du nicht.“ Dabei spielte der ehemalige Frankfurter zunächst auf einer ganz anderen Position, wie er verriet. „Ein Filigran-Techniker war ich nie. Aber als Kind habe ich im Sturm angefangen und bin dann immer weiter zurück ins Mittelfeld.“

„Zum Glück kam Eintracht“

Kampfgeist kann dabei aus dem Kopf, aber genauso auch aus dem Herzen kommen. Für Rode ist es eine Mischung aus beidem. „Es muss von innen kommen, dass du auch mal deinen Schweinehund überwinden kannst und willst. Aber du brauchst auch die mentale Stärke im Kopf, um das durchzuziehen. Wenn der Kopf nicht mitspielt, macht der Körper zu. Und umgekehrt ist es genauso. Es ist ein Balanceakt. Ich glaube aber schon, dass man vieles über den Kopf steuern kann: Wenn du etwas positiv angehst, hast du eine viel größere Chance, es zu erreichen, als wenn du denkst, das Glas ist halb leer.“ Es gibt Spieler, die auch in ihrer Außendarstellung als Kämpfer wahrgenommen werden, beispielsweise durch auffällige Frisuren. Rode, stets bescheiden und authentisch, war nie dieser Typ. „Für mich war immer entscheidend, so zu sein, wie ich bin“, unterstrich er. „Und mit dem Kampf allein ist es ja auch nicht getan. Du erkämpfst den Ball, aber dann musst du auch Fußball spielen. Du musst Dinge antizipieren, Löcher stopfen. Du musst nach vorne spielen, du brauchst Übersicht, Ruhe am Ball. Das alles kommt mit der Zeit. Ich definiere mich jedenfalls nicht nur über den Kampf. Gerade in meiner Zeit bei Bayern München habe ich fußballerisch viel dazugelernt. Am Ende meiner Karriere war ich nicht nur der Kämpfer, sondern auch ein Fußballer, von dem viele Fans gesagt haben: Wenn du auf dem Platz bist, dann hat das Struktur und Ordnung.“

Rode, der die Frankfurter Eintracht als Kapitän 2022 zum Euro-League-Triumph führte, bleibt zweifelsohne als Adler-Legende in Erinnerung. Vor seiner Rückkehr an den Main war der damalige zentrale Mittelfeldakteur auch für die deutschen Schwergewichte FC Bayern und Borussia Dortmund aktiv. Rode blickt auf diese Zeit gerne zurück. „Ich bin stolz, für diese Vereine gespielt zu haben. Von Eintracht Frankfurt zu Bayern München – raus aus dem Rhein-Main-Gebiet, das war ein Riesenschritt Menschlich wie sportlich habe ich dort viel gelernt“, rekapitulierte er. In Dortmund hatte der Ex-Profi jedoch mit Verletzungen zu kämpfen, wodurch er sportlich den Anschluss verlor und kaum eine Rolle mehr spielte. Glücklicherweise sprang sein ehemaliger Verein, die Eintracht, für Rode in die Bresche. „Es war ein schwerer Kampf. Zum Glück kam dann das Interesse von Eintracht Frankfurt. Trainer Adi Hütter hat mir sofort Vertrauen geschenkt. Ich war komplett fit – was man mir in Dortmund nicht mehr zugetraut hätte. Da merkst du, welchen Einfluss das passende Umfeld auf die Gesundheit hat – geistig wie körperlich.“

Rode kritisiert den heutigen Fußball

Mit Verletzungen hatte Rode immer wieder während seiner gesamten Fußballkarriere zu kämpfen. Bereits bei seiner ersten Profistation, beim Erzrivalen Kickers Offenbach, riss er sich das Kreuzband. Zwar war Rode nach einem halben Jahr wieder fit, der nächste Rückschlag ließ jedoch mit dem Wechsel zur SGE nicht lange auf sich warten. Ein Knorpelschaden im linken Knie warf ihn erneut zurück. Aufgeben wollte Rode aber nie. „Ich war bereit zu kämpfen, um meine Gesundheit, um den Fußball. Die erste Reha war wichtig. Sie hat mir gezeigt, dass es funktioniert, dass du deinen Körper wieder in Form bringen kannst. Dadurch entwickelst du Vertrauen in deinen Körper. Und in der Reha siehst du auch andere Schicksale: den Achtzigjährigen mit künstlichem Knie, Motorradunfälle. Da lernt man Demut, gewinnt Stärke.“ Wichtige Inspiration holte sich Rode dabei von zwei ehemaligen erfahrenen Profis. „Sehr beeindruckend war für mich Heiko Herrlich, mein U-21-Nationaltrainer, der einen Hirntumor hatte. Auch Matthias Sammer, der wegen Knieverletzungen aufhören musste, sprach viel über Demut. Das hat mich geprägt.“ Kämpfen bedeutet für Rode auch, Leidenschaft zu zeigen. Ein Attribut, das aus seiner Sicht im heutigen modernen Fußball kaum noch zu sehen ist. „Du brauchst das Brennen. Du musst dich quälen wollen. Ribéry und Robben sind immer aufs Feld gegangen und haben gebrannt. Die wollten jedes Spiel gewinnen. Das ist pure Leidenschaft. Die fehlt mir heute manchmal im Fußball!“

Ex-Adler zeigt Herz für Kinder

Es ist nicht erst seit gestern bekannt, dass ein barmherziger Mensch wie Rode für Menschlichkeit und Respekt steht. Seit Jahren engagiert er sich für die Kinderkrebsstation der Uniklinik in Frankfurt. „Ich bin seit 2012 Botschafter des Landes Hessen für Gewaltprävention. Zu meiner Vorstellung kam ich damals mit einem blauen Auge. Ich hatte am Wochenende zuvor im Spiel einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen. Das war der Startschuss, auch neben dem Platz etwas zurückzugeben. Dafür bin ich extrem dankbar“, erzählte er. „Dann war ich auf einem Termin im Eintracht-Museum, wo es darum ging, Kindern Mut zu machen, gegen Riesen zu kämpfen. Krebs ist so ein Riese. Ich wurde gefragt, ob ich mal auf die Station kommen wolle. Ich tat es. Und da bekommst du Gänsehaut. Da wird dir klar, wie klein deine Verletzungen im Vergleich zu dem Kampf der Kinder sind. Seitdem bin ich am Ball geblieben. Die Kinder sind stark, sie inspirieren dich. Es kostet manchmal auch Überwindung, in diese Welt hineinzuschauen, gerade wenn man eigene Kinder hat.“

Der Ex-Kapitän der Hessen genießt die Zeit nach seiner aktiven Karriere und nutzt sie sinnvoll, etwa für seine Familie. „Ich verstehe die Jungs, die nach ihrem Karriereende in ein Loch fallen, weil ihnen Spiel, Kabine und Wettkampf fehlen. Aber mir geht es gut damit. Mit einer tollen Familie, mit unseren Freunden. Ich bin mit mir im Reinen“, so der bescheidene Rode. „Ich fahre viel Rad – Mountainbike, Gravel. Ich brauche das Auspowern. Und dann ist da der tägliche Kampf mit zwei kleinen Kindern (lacht). Da brauchst du Geduld und Gelassenheit. Situationen wie auf der Kinderkrebsstation helfen dir, alles einzuordnen. Wenn dein Kind beim Essen rumrennt – nicht cool, aber es gibt Schlimmeres. Für meine Kinder lohnt es sich zu kämpfen. Ich will ihnen ein gutes Vorbild sein, ihnen gute Werte mitgeben.“

 

 

4 Kommentare

Fallback Avatar 1. astropulpa 29. September 25, 13:49 Uhr

Rode ist die Inkarnation des anständigen, bodenständigen und noch lokalen Fußballers.
Eine Spezies die aussterben wird, will man zu den Top-Five gehören. Das ist der Preis für den
ständigen Erfolg.
Danke Sebastian Rode, dass Du uns an dieser Fußballromantik mitgenommen hast. Ich wünsche Dir nur das Beste für Deine Familie und Dich. FORZA SGE

0
Fallback Avatar 2. Liederbacher Adler 29. September 25, 14:06 Uhr

So ein Rode würde uns auch sehr gut tun auf der 6 !!!
Dann wären wir stabiler !!!

0
Fallback Avatar 3. Barth 29. September 25, 17:58 Uhr

Ich habe gerade in den YT-Shorts das Handspiel von Gladbach gesehen. Ehrlich ? Wie kann das kein Elfer sein ? Mehr Handspiel geht ja fast nicht. Vollkommen egal wie das Spiel verlaufen ist. Das ist ja wohl mal eine bodenlose Frechheit! Die Bayern bekommen gefühlt in jedem Spiel einen Elfer!

0
Fallback Avatar 4. derbysieger59 30. September 25, 00:30 Uhr

Simply the best !!! Danke Sepp'l und nur das Allerbeste für dich und deine family !!!

0

Du musst eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.