Wir schreiben den 15. Dezember 2024. Die Frankfurter Eintracht ist am 14. Bundesligaspieltag der Saison 2024/25 zu Gast in Leipzig und verliert knapp mit 1:2. Retrospektiv hat diese Partie keine Relevanz mehr, erwähnenswert ist aber mit Blick auf die Aufstellung dennoch, denn ein gewisser Mo Dahoud stand in der Startelf und durfte knapp 50 Minuten auf dem Feld stehen. Was viele und sicherlich auch der Spieler selbst zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt haben: Es sollte der letzte Startelfeinsatz für fast ein ganzes Jahr sein. Ab da begann Dahouds persönliche sportliche Talfahrt, der seitdem keine Rolle mehr spielte. Bis zum Ende der vergangenen Saison stand für den Zugang aus Brighton & Hove Albion nur mickrige 42 Einsatzminuten zu Buche. In den letzten sechs Bundesligaspieltagen verzichtete Dino Toppmöller sogar auf eine Kadernominierung.
Topmöller erklärt Dahouds schweren Stand
Dahoud bezeichnete deshalb seine Zeit bei der Eintracht damals im Februar 2025 in einem vereinseigenen Interview als „wechselhaft“. Diese abrupte Entwicklung in die negative Richtung überraschte, zumal der in Deutsch-Syrer immer solide Leistungen zeigte, wenn er auf dem Platz stand. An fehlender Einstellung konnte es jedenfalls nicht liegen, betonte Dahoud im ebenjenen Interview, dass er sich in der Mainmetropole wohl fühlt. Trotzdem griff Cheftrainer Dino Toppmöller ganz ganz selten nach den Diensten des 29-Jährigen, was auf die hohe Konkurrenz mit Ellyes Skhiri, Hugo Larsson und Oscar Höjlund zurückzuführen ist. Besonders auf das Duo Skhiri + Larsson setzte der Übungsleiter vermehrt, sodass für Dahoud nur das Zugucken blieb. „Wir hatten uns im Januar etwas mehr auf Hugo Larsson und Ellyes Skhiri festgelegt. Das ist aufgegangen mit der Platzierung auf Platz 3 am Ende“, bestätigte Toppmöller nachträglich auf der Pressekonferenz nach dem knappen 1:0-Sieg gegen Mainz 05 am vergangenen Sonntag. Im April berichtete außerdem Florian Plettenberg auf seinem „X“-Account, dass das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler nicht das Beste sei. Ein Abgang im vergangenen Sommer schien also alternativlos und tatsächlich reiste Dahoud nicht mit ins Trainingslager, um mit anderen Clubs zu verhandeln.
Toppmöller begründet Startelfeinsatz
Bekanntermaßen hat sich wie bei Aurelio Buta und Aurele Amenda jedoch nichts ergeben, sodass der zentrale Mittelfeldspieler der SGE erstmal erhalten blieb. Die Aussichten auf mehr Spielzeit in der neuen Saison haben sich aber in keinster Weise verbessert, im Gegenteil, größer wurde die Konkurrenz durch die Umschulung von Farès Chaibi auf die Achterposition. Ein Verkauf von Tuta stand zudem zu dem Zeitpunkt noch nicht fest, wie Toppmöller zu Protokoll gab: „Dann war das Angebot auf der Position im Sommer sehr hoch. Wir wussten, dass wir Farès Chaibi zurückziehen wollen, Tuta war auch noch da. Von daher wusste Mo (Dahoud, Anm. d. Red.) um seinen Stand.“ Auch von der anfänglichen Verletzung von Skhiri und der Stagnation von Höjlund konnte Dahoud nicht profitieren, der Fußballlehrer der Hessen vertraute auf Chaibi und Larsson im zentralen Mittelfeld. Aus diesem Grund bekam Dahoud zunächst nur sieben Minuten Einsatzzeit bei der traditi0nellen Auswärtsschlappe gegen Bayer Leverkusen und durfte hin und wieder Platz auf der Bank nehmen. Doch beim Rechtsfuß war keine Spur von Frust oder Enttäuschung zu sehen, weder im Training noch außerhalb des Trainingsbetriebs. Auch eine zerrüttete Beziehung zwischen Toppmöller und seinem Schützling war nicht wirklich zu vernehmen. Dahoud blieb dran, bewies Geduld und konnte nach seiner Einwechslung in Napoli in kürzester Zeit einen durchaus bleibenden Eindruck hinterlassen. Beispielsweise eroberte er den Ball und trieb ihn nach vorne, als Aurèle Amenda an der Torlinie seinen Gegenspieler entscheidend störte. Insofern überraschte zwar Toppmöller mit einem Startelfeinsatz von Dahoud für das vergangene Rhein-Main-Duell mit dem FSV Mainz 05, andererseits schien die Entscheidung, Dahoud nach gefühlter Ewigkeit wieder das Vertrauen zu schenken, als eine logische Konsequenz. „Er ist immer drangeblieben, wusste um seinen etwas schwierigeren Stand im Sommer, hat sich aber nie hängen lassen und ist immer da für die Truppe“, begründete Toppmöller seine Entscheidung im Vorfeld der Partie bei „Dazn“.
Toppmöller schwärmt von Dahoud: „Paradebeispiel, weiterzumachen“
In der ersten Halbzeit zahlte Dahoud zunächst das Vertrauen nicht zurück, denn er tat sich im Spiel nach vorne schwer und spielte auffallend viele Fehlpässe. Nicht wirklich verwunderlich, Dahoud fehlte schlicht der Spielrhythmus und die -Praxis, das hat man dem ehemaligen Nationalspieler Syriens und Deutschlands angemerkt. Zudem ähneln sich Skhiri und Dahoud zu sehr vom Spielertyp, sodass wenig Bewegung im Spiel nach vorne war und die Abstände zu groß waren. Toppmöller tat aber das Richtige und gab seinem Spieler weiter die Chance, seine Chance zu nutzen. Mit den Einwechslungen von Hugo Larsson und Jean-Mattéo Bahoya kamen deutlich mehr Dynamik und Bewegung ins Spiel der Adler, gerade im Mittelfeld, wo sich Dahoud und Larsson gut ergänzten. Den jungen agilen Schweden neben sich zu haben tat Dahoud enorm gut, der eine verbesserte Leistung zeigte. „Wir waren immer in offenen Gesprächen, aber Mo (Dahoud, Anm. d. Red.) hat gesagt, dass er sich hier durchbeißen will. Er hat von uns auch immer die faire Chance bekommen“, betonte Toppmöller und lobte den Auftritt des Routiniers. „Er hat ein ordentliches Spiel gemacht und hat uns das gegeben, was wir von ihm sehen wollten. Für ihn freut es mich und auch für die Mannschaft, weil wir ein gutes Team sind“, so der Coach, der im Fall Dahoud ein perfektes Beispiel sieht, warum es sich lohnt, geduldig zu sein und nie aufzugeben. „Er ist ein Paradebeispiel, weiterzumachen, auch wenn die Situation mal über eine längere Zeit nicht ganz so angenehm ist. Es freut mich, dass er dazu beitragen konnte, dass wir das Spiel gewonnen haben.“ Toppmöller ist ein intelligenter Trainer, der nicht nur gut zuhört und sich lernwillig zeigt, sondern auch Situationen antizipieren und sich darauf vorbereiten kann. Dahoud wieder in die Mannschaft zu integrieren, macht vor allem aus taktischen Gründen Sinn, da der ehemalige Dortmunder besonders mit Beginn des Afrika Cups am 21. Dezember gefragt sein wird. Ellyes Skhiri (Tunesien) und Farès Chaibi (Algerien) werden mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sein und somit Toppmöller temporär nicht zur Verfügung stehen. Umso wichtiger wird es für den Coach sein, nach den Diensten und der Erfahrung eines Mo Dahoud zu greifen. Mo Dahoud und Eintracht Frankfurt – die Wiederbelebung einer eigentlich schon kaputten Liaison.






3 Kommentare
Wie habt ihr den Auftritt von Mo Dahoud gesehen? Und glaubt ihr, dass er nochmal wichtig werden kann?
Daß Dahoud eine Alternative ist, war am Sonntag neben den drei Punkten eine positive Nachricht. Klar, er hatte auch 2-3 Schnitzer drin (Fouls und Ballverluste), aber die schlechte SGE-Performance lag nicht allein an ihm. Er wird sicher kein Weltfußballer mehr, aber für den Alltag der Liga reicht es, also Einsätze und Einwechslungen gegen schwächere Teams. Wenn auch sein Gehalt zu hoch für die Leistung ist.
Kurzfristig, also im Wintertransferfenster, würde ich trotzdem noch Sofort-Verstärkung holen (Janelt ist die ökonomisch darstellbare Option). Vor allem gute Genesung an Chaibi. Langfristig hoffe ich, daß Höjlund, Fenyö und Bekir Is hier durchstarten.
Off Topic: Wir haben schon Glück mit neuen Trainern bei den gegnerischen Mannschaften. :-) Leverkusen, Gladbach und bald Wolfsburg und Bergamo. Allesamt Trainer rausgeworfen und wir spielen kurz danach gegen die.
Du musst eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.