Stolzer Präsident der SGE: Peter Fischer. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

„Europaaaaacup, Europacup, Europacup in diesem Jahr!“ – Dieser Fangesang schwappte in der vergangenen Saison unzählige Male durch das Frankfurter Stadion und durch die Arenen, in denen die SGE auswärts spielte. In der kommenden Spielzeit gibt es dann aber einen weiteren Song, der durch die Arenen, in denen die SGE spielt, hallen wird und einigen Spielern, Verantwortlichen und Fans eine Gänsehaut bescheren wird: Die Hymne der Champions League, für die sich die Eintracht durch den Europa League-Triumph zum ersten Mal qualifiziert hat.

Auch für Eintracht-Präsident Peter Fischer ist diese Hymne etwas ganz Besonderes, wie er im Interview mit der „Sport Bild“ zugab. Dabei hat er derzeit schon etwas Training für diese Momente mit der Hymne: „Meine zwei Söhne spielen sie zu Hause ständig – und haben Tränen in den Augen. Die haben mich schon immer gefragt, was ich machen würde, sollte die Hymne mal bei uns im Stadion kommen. Ich habe ihnen geantwortet, dass ich dann eine Riesengänsehaut haben werde. Jetzt kümmere ich mich darum, dass mir jemand die Hymne als Handy-Klingelton einstellt.“

Besondere Glückwünsche aus Thailand

Nach dem Sieg im Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers gab es für die SGE und ihren Präsidenten hunderte und tausende von Glückwünsche. Dabei seien auch für Fischer sehr emotionale dabei gewesen: „Diese kamen aus Thailand von den Überlebenden des Tsunamis 2004, den ich selbst dort erlebt habe. Wir, mein Freund Mike Kuhlmann und ich, haben die Überlebenden seinerzeit mit einer Hilfs-Initiative unterstützt. Diese haben mir nun von dem Strand, an dem damals Schlimmes passiert ist, ein Gruppenbild geschickt. Das war für mich am emotionalsten.“ Emotional wurde es natürlich auch nach dem Finale, als der Pott endlich in Frankfurter Händen war. Wobei Fischer hier eine Ankündigung, nämlich, dass er aus dem Pokal trinken will, nur halb erfüllte, indem er nur ansetzte, wie er zugab: „Das war ehrlicherweise nur ein symbolisches Trinken. Mir haben alle gesagt, das schmeckt daraus sowieso nicht, das wäre ein metallischer Geschmack. Ich habe aber viel Energie daraus getrunken (lacht).“ A propos Energie oder Energy: Nach dem DFB-Pokalgewinn schüttete die Mannschaft aus Leipzig einen Energy-Drink in den DFB-Pokal und trank tatsächlich daraus. Für diese Aktion gab es nicht nur im Internet viel Abneigung, auch Fischer hat eine klare Meinung. „Hierzu erspare ich mir jeglichen Kommentar. Lassen Sie mich nur sagen: Für mich wäre das nichts gewesen“, erklärte er.

Rund um das Europa League-Finale gibt es sicher viele Anekdoten zu erzählen, jeder der Spieler, Verantwortlichen und Fans dürfte einige auf Lager haben. So auch Fischer, der sagte, dass das Finale „alkoholmäßig nicht so groß“ gewesen sei, so aber trotzdem eine besondere Erinnerung entstand: „Als ich mich morgens nach der Party in meinem Hotelzimmer noch einmal in den Garten mit Whirlpool setzen wollte, gab es im Hotel und in der MiniBar gar nichts mehr zu trinken. Da saß ich dann mit Leitungswasser aus dem Zahnputzglas und meiner Zigarette und habe den Moment genossen.“

Stiller Protest gegen Feldmann

Besonders emotional wurde es dann noch einmal am Tag darauf, als die Mannschaft und der Staff im Autokorso durch Frankfurt fuhr. „Wenn dir bei so einem Autokorso keine Tränen runterrollen, dann ist was falsch gelaufen. Wie Zehntausende einen über Stunden feiern, selbst heulen, deinen Namen rufen: „Peter, ich will ein Kind von dir.“ Ich erinnere mich an zwei ältere Damen über 70, die sich Platz verschaft haben, um mit mir zu sprechen und zu sagen: „Wir lieben Sie so sehr.“ Die waren extra beim Friseur dafür und hatten sich ein Kostüm angezogen. Schwangere haben gerufen: „Wenn es ein Junge wird, heißt er Peter!“ Das ist eine Tonne von unendlich vielen Emotionen. Und das, obwohl ich da nicht ein Tor geschossen oder einen Elfmeter gehalten habe. Ich bin nur ein Symbol für diesen Titel und für diesen Verein“, erinnerte sich der 66-Jährige. Weniger emotional, dafür deutlich schlimmer und mit einigem Fremdscham versehen, wurde es dann im Römer und auf dem Balkon, wo Oberbürgermeister Peter Feldmann seine mittlerweile bekannte Show abzog. „Ich habe das nur am Rande mitbekommen, aber hatte ohnehin später noch einmal mit ihm gesprochen, denn die Co-Trainer hatten mir gesagt, dass sie nicht auf den Balkon dürfen. Und da habe ich gesagt: Meinst du das ernst? Die dürfen drauf, sonst sind die Spieler in weniger als einer Minute hier weg. Es war alles seltsam“, erinnert sich Fischer, der gleichzeitig eine besondere Form des Protests an den Tag legte: „Ich habe mich vor
Ort auch nicht ins Goldene Buch eingetragen, das war mein kleiner, stiller Protest. Ich fand das für mich nicht passend, weil ich nicht zufrieden war, wie man mit dem Anlass umgeht.“

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9 Kommentare

  1. Jaja der Peter und die minibar 🙂
    Trotz manch fragwürdigen Aussagen bin ich froh ihn als Präsi zu haben… ist einfach ein original….
    Nur die SGE

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  2. Ich mag OB Feldmann auch nicht (mehr). Auf seine Kappe gehen gravierende kommunale Fehlentscheidungen, die uns noch wesentlich länger beschäftigen werden als die Peinlichkeiten bei der Pokalfeier. Jedoch ist die Bildzeitung mit Sicherheit nicht das richtige Medium, um sich darüber auseinanderzusetzen. Wenn Feldmann von Bild angegriffen wird, bin ich beinahe automatisch auf der Seite des OB. Diese medienpolitische Erkenntnis ist leider noch nicht bis zu den Eintracht-Verantwortlichen vorgedrungen.
    Außerdem war die Situation an jenem Abend auf dem Römer-Balkon auch für den/die Gastgeber nicht gerade einfach. Der Platz ist nicht jeden Tag mit 13000 Menschen gefüllt, und noch seltener kommt es vor, dass mitten in einer solchen dichtgedrängten Menge alle Pyro-Vorräte der letzten Spielsaison abgefackelt werden. Dabei war die aktive Teilnahme einiger Balkonisten am dämlichen Feuerwerk alles andere als hilfreich. Das muss dann eben auch diskutiert werden, wenn man darauf besteht, auf einigen unerfreulichen Begleiterscheinungen weiter herumzuhacken.

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  3. Genosse der Bosse oder was? Wie kann man denn son megafail noch verteidigen..

    Und Pyro ist ja nicht mit Böllern vergleichbar, klar ist das grundsätzlich verboten, um die Stadien familienfreundlich zu machen und vor allem die Gesetzgeber des Events, die TV Sender, nicht zu verärgern, aber insbesondere an der frischen Luft ist dagegen eigentlich nichts zu sagen. Man muss doch auch nicht Regeln um der Regeln Willen durchziehen, gerade an so nem besonderen Tag.

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  4. Mal ehrlich ey, wer an so nem Tag noch die Pyro verbieten will, der würde wohl genauso auch Abistreiche -wie dem Direktor die Krawatte abschneiden etc.- verbieten. Es wurd doch keiner verletzt, wtf, kommt mal runter. Wenn wir schon beim Verbieten sind, übrigens ist so ein Autokorso eine Verkehrsbehinderung und Hupen eine Ruhestörung! Öffentliches Trinken und Rumgeschreie ist ein schlechtes Vorbild und gehört ohnehin verboten! Die Liste könnte man so unendlich weiter führen, das nur als Beispiel, um manchen Leuten mal ihre Überkorrektheit, Kleingeistigkeit und Spießigkeit vor Augen zu führen.

    Bin ich froh, dass nicht solche Leute in der Verantwortung sind, sondern Peter Fischer Präsident ist, der noch n Herz für Ultras und Spitzbuben hat, weil er selber mal einer war, sonst wäre dieser Spirit nicht möglich gewesen, der jetzt zum Europa Pokal Triumph geführt hat. Danke Peter!

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  5. Da hat wohl einer zuviel Redbull aus dem Pokal getrunken…
    Was ein purer Egoismus wer Pyro in einer Menschenmenge zündelt. Sollen dies doch in ihrem Zuhause machen, wo sie den Rest nicht nerven. Aber bitte Fenster zu lassen, vielleicht merken sie dann warum es einen Unterschied gibt zwischen Pyro und Hupen oder Kravatten abschneiden.

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  6. Aktueller denn je, Zitat Ansgar Brinkmann:
    „Die Straße holt sich den Fussball zurück.“
    Keine Pointe!!

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  7. @5 es gibt garantiert mehr als genug Leute, die das Hupen genauso nervt, also wo ist da der große Unterschied? Viele Menschen mögen es einfach generell keinen Fußball oder auch generell keine ausgelassen feiernden Menschen, das ist die Wahrheit und auch die haben irgendwelche Argumente. Ich selbst bin übrigens auch starker Asthmatiker by the way, ich bin nicht der, der zündelt, kein Grund allen anderen alles zu verbieten.

    Während dem Autokorso muss irgendwo gerade ein Kind schlafen oder die Mama frisch nach der Geburt, überall bleibt Müll übrig und kaputte Flaschen und irgendein süßer Fiffi tritt später in die Scherben, kommt alles vor.

    Anstatt Verbotskultur sollte man das als Fankultur einfach integrieren, wie eben auch den Autokorso und das Römerfest. Pyro im Stadion kann man offiziell vom Verein von Feuerwerksprofis machen lassen, wie das übrigens z.B. 2020 schon mal in Hamburg gemacht wurde. Man könnte festlegen, welche Leuchtmittel/Rauchmittel (wie Diskonebel) erlaubt sind im Stadion und genau die im Fanshop verkaufen, um Leute eben nicht in die Illegalität zu drängen. Das geht alles, wenn man „die anderen“ nicht automatisch als Feinde betrachtet, die es zu bekämpfen gilt.

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  8. @7
    Das Problem war aber das willenlose Abbrennen. Die Fans warten Stunden auf die Mannschaft und dann wird alles so eingenebelt,dass man 10-15 Minuten gar nichts sieht. Deswegen gab es auch zurecht Pfiffe von vielen Fans. Muss ja irgendwie ein bisschen geordnet ablaufen ,sonst verkommt so etwas zur Werbeveranstaltung der Feuerwerk-Industrie. Bin nicht gegen Pyro allgemein, aber so überwiegen für mich die Nachteile,als die Vorteile.

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  9. @8
    Danke für die Antwort als Augenzeuge, ich war nicht dabei, weil ich 500 km weit weg wohne und n kleines Kind habe, aber dein Punkt ist durchaus gerechtfertigt. Mir geht’s nur darum, dass manche das generalisiert verurteilen wollen, was ich nicht in Ordnung finde.

    Anderen die Party zu versauen, geht natürlich gar nicht. Nachdem illegale Fan Anstürme zu dem schrecklichen Unglück von Liverpool ’89 geführt haben, hatte das weitreichende Wellen. Man hat alle Hooligans aus den Stadien verbannt – und hey – plötzlich war das alles familienfreundlich und plötzlich kriegen se halt ne Milliarde mehr Fernsehgelder. Da sollten sich diejenigen bei den Ostklubs, die die Nazis viel zu oft als Teil der unverzichtbaren Fan Community sehen, wohl mal Gedanken machen…

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